Grand Kingdom im Test

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Releasetermin: 17.06.2016

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Strategie-Rollenspiel
Entwickler: Monochrome
Herausgeber: NIS America

 

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Entwickler Monochrome lieferte mit Grand Kingdom im Sommer ein J-SRPG ab, das auf den ersten Blick zwar gut in das Aufgebot von NIS America passt, aber keine Besonderheiten zu bieten scheint. Diesen Eindruck hat der Titel jedenfalls auf mich gemacht, bevor ich mich wirklich mit dem Spiel beschäftigt hatte. Der grafische Look hat durchaus seinen Charme, doch wie steht es um das Spielgeschehen? Ich habe mir den Titel nun etwas genauer angeschaut und kann eins vorweg sagen. Im Gesamtpaket macht das Spiel einen guten Eindruck und es lohnt sich, trotz der unscheinbaren Wirkung einen Blick zu wagen!

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Fantasy-Erzählung mit deutlichen Schwächen

In Sachen Story erfüllt Grand Kingdom leider jedoch die Befürchtung, die ich im Voraus hatte. Die Fantasy-Erzählung setzt auf jahrelang bekannte Stereotypen und bringt die Geschehnisse mit einer langweiligen Präsentation über den Bildschirm. Es geht um Jahrhunderte alte Königreiche, die im zornigen Krieg miteinander stehen. Der Spieler ist Teil der großen Schlacht, doch ist die Rolle des Spielers durchaus interessant umgesetzt – um auch einmal etwas Positives über die Story zu sagen. Als Kopf einer Söldner-Bande ist es unser Vorhaben, vom Krieg zu profitieren und Geld aus der Situation zu schlagen. Der Spieler nimmt dabei eine äußerst passive Rolle ein und agiert als Drahtzieher der Gruppierung im Hintergrund. So sind wir als Leiter der Truppe weder im Kampf aktiv noch überhaupt in den Storysequenzen zu sehen.

Eines Tages verändert ein Ereignis nicht nur unser Schicksal, sondern das des gesamten Kontinenten… Klingt spannend, ist es allerdings nur bedingt. Insgesamt plätscherte die Erzählung vor sich hin, kommt viel zu spät in Fahrt und konnte mich nur in wenigen Momenten wirklich gut unterhalten. Mit 12 Kapiteln und einer Spielzeit von rund einer Stunde pro Sequenz ist das Abenteuer zudem verglichen mit Genre-Kollegen nicht allzu lang. Es lohnt sich keineswegs, Grand Kingdom aufgrund der Geschichte zu spielen – doch hat der Titel genügend andere Vorzüge.

Gelungenes Tutorial bringt Navigationssystem bei

Die Stärken von Grand Kingdom liegen eindeutig im Gameplay, das sich aus vielen verschiedenen Aspekten zusammensetzt. Angefangen wird mit einem hilfreichen Tutorial, das auch bitter nötig ist. Zu Beginn können die vielen Elemente nämlich überwältigend wirken. Es gilt zu erfahren, wie wir einer Fraktion beitreten. Wie neue Söldner engagiert und ausgerüstet werden. Und natürlich wie das Geschehen auf dem Schlachtfeld abläuft. Im Kern ist der Titel ein rundenbasiertes Strategie-Rollenspiel, das einer Art großem Spielbrett stattfindet. Die Navigation ist der erste große Punkt, den Spieler mit Geschick angehen sollten. Schritt für Schritt schreiten wir voran und bewegen uns auf dem Brett fort, das beispielsweise mit Schatztruhen und Ressourcen verziert ist.

Doch auch Feinde sind auf dem Feld verteilt, die sich wie auch wir auf dem Brett fortbewegen. In der Theorie ist das Navigationsprinzip simpel, doch wird es durch knifflige Eigenschaften aufgefrischt. So haben viele Missionen ein Rundenlimit, sodass wir nicht beliebig viele, sondern nur eine vorgegebene Anzahl an Schritten machen können. Unsichtbare Gegner, die sich nur jede dritte Runde zeigen, tragen dazu bei, dass wir stets mit Bedacht das Spielbrett entlang gleiten sollten.

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Kreatives Kampfsystem

Treffen wir auf einem Feld einen Gegner an, beginnt ein vielseitiges Kampfsystem. Eine seitliche Ansicht des Schlachtfeldes enthüllt drei Reihen, in denen die Spieler-Truppe und auch die verschiedensten Gegner ihre Formationen annehmen. Unsere Gruppe kann mit bis zu vier Kämpfern gefüllt werden, die ebenfalls nach rundenbasiertem Konzept ihre Manöver vollführen. Das System hat mich stark an Valkyria Chronicles erinnert. Übernehmen wir die Kontrolle über eine Figur, bestimmt eine sich bei Bewegung leerende Leiste, wie weit wir mit dem Charakter innerhalb des überschaubaren Kampffeldes kommen. Allen voran bei Nahkämpfern kommt dieses Konzept oft zum Einsatz. Denn richten unsere Angriffe aus nähester Nähe natürlich den größten Schaden an. Ein großer Teil des Spaßes am Kampfgeschehen wird durch die unterschiedlichen Kämpferklassen verursacht.

Mit 17 an der Zahl ist die Auswahl durchaus überzeugend. So ist es unterhaltsam, die verschiedenen Stärken und Schwächen der Figuren herauszufinden. Die Gruppen-Zusammenstellung ist stets von immenser Bedeutung und so verbringen Spieler viel Zeit damit, nicht nur die richtige Formation für den Kampf vorzulegen, sondern die Truppe fortlaufend zu verbessern. Gold stellt hier den tragenden Faktor dar, mit dem neue Söldner beauftragt und mitgenommen werden können. Die Auswahl an anheuerbaren Kämpfern in der Basis wechselt im Laufe der Handlung, sodass es sich lohnt, hier öfters einen Abstecher zu machen. Je weiter wir fortschreiten, desto mächtiger werden die Kämpfer, die gegen Gold für uns in die Schlacht ziehen. Doch sollten wir darauf achten, nicht unser gesamtes Gold für neue Figuren auszugeben. Neue Waffen und Rüstungen können ebenso über Sieg und Niederlage entscheiden, was einen guten Umgang mit der verfügbaren Währung zur Voraussetzung macht.

Abwechslung durch viele Figuren

Die 17 Klassen bieten von klassischen Nahkämpfern über Tanks bis hin zu Medics und Fernkämpfern alle vorstellbaren Einheiten des Genres, die das Geschehen entsprechend unterschiedlich gestalten. Die Figuren nutzen zum Angriff beispielsweise ihre primäre Waffe wie ein Schwert, einen Bogen oder eine Schußwaffe. Doch stehen auch variierende Fähigkeiten zur Benutzung bereit, die uns in so mancher Situation den Allerwertesten retten können. Neben den mächtigen Fertigkeiten helfen zudem Fallen, Barrieren und äußerst hilfreiche Luftangriffe in Form von Katapult-Schüssen auf dem Weg zum Sieg. Das eigentliche Geschehen ist dabei recht simpel und so basiert das Kampfprinzip auf der Schere-Stein-Papier-Idee. Dennoch sind die Kämpfe gar nicht so leicht zu beherrschen. Die angesprochene Formation bestimmt unsere Ausgangslage in den drei Reihen und kann ganz schnell für einen Vor- oder Nachteil im Kampf gegen Feinde sorgen.

Große Schwierigkeiten hat mir anfangs die grundlegende Ausführung der Angriffe bereitet. Denn vollführen in den meisten rundenbasierten Rollenspielen die Figuren nach Auswahl der Attacke ihr Manöver automatisch, kommt in Grand Kingdom ein wirklich unterhaltsames System zum Tragen. Der Spieler muss die Angriffe manuell ausführen und manuell zielen. Das kann allen voran bei Fernkämpfern zu verzwickten Situationen führen. Denn ist es gar nicht so leicht, die Entfernung für einen guten Treffer abzuschätzen. Das manuelle Anvisierkonzept hat mich ein wenig an die Worms-Reihe erinnert und so besteht sowohl ein großer Teil des Spaßes als auch der Herausforderung darin, dieses System zu meistern.

Denn ist es besonders ärgerlich, mit einem Bogenschuss die eigenen Reihen zu treffen. Selbst die Nutzung von Items setzt auf dieses System und so ist es beispielsweise möglich, einen Gesundheitstrank zu weit nach vorne zu werfen und dem Feind damit die Gesundheitsleiste aufzufüllen. Sogar die Nahkampfangriffe richten sich nach dem manuellen Konzept und sorgen dafür, dass sich Grand Kingdom gelegentlich wie ein Hack’n’Slash spielt. Die verschiedenen Schlagmanöver laufen nämlich über manuelle Knopfdrücke ab, nachdem wir uns in Position zum Angriff begeben haben. Ein Timing-Bonus für erhöhten Schaden sorgt aber dafür, dass der hektische Hack’n’Slash-Aspekt nicht ausartet und der Spieler durchaus mit Vorsicht und Bedacht agieren sollte. Das manuelle Ausführungssystem, die Erweiterung durch Fallen und Barrieren sowie die gelungenen Möglichkeiten rund um die vielen Klassen sorgen für ein wirklich spaßiges Kampfgeschehen, das auch nach vielen Stunden nicht langweilig wird!

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Diverse Missionsarten und gar Online-Funktionen

Ausgangspunkt ist stets ein Missions-Menü, das sämtliche verfügbaren Aufgaben anzeigt. Hier lassen sich neben den 12 Story-Quests auch etliche Nebenaufgaben finden. Da die Geschichtskapitel durchaus große Schwierigkeitssprünge aufweisen, werden Spieler quasi dazu gezwungen, sich in nebensächlichen Erlebnissen auszutoben und dort die Truppe Schritt für Schritt zu stärken. Weil die EU-Version von Grand Kingdom mit sämtlichen DLC der japanischen Urfassung daherkommt, ist wahrlich für Umfang gesorgt! Aus den grob geschätzten 12 Stunden der Story-Kampagne wird also schnell eine größere Zeitspanne, denn dauert es schließlich einige Zeit, bis wir mit unserer Truppen-Konstellation zufrieden sind und in den Story-Missionen voran kommen. Die Quests bieten unterschiedliche Ziele und spielen sich daher auch abwechslungsreich. Während die “Travel”-Aufgaben beispielsweise kein Zuglimit zum Navigieren auf dem Spielbrett ansetzen, sind manche Missionen darauf bedacht, bestimmte Ressourcen oder Schatzkisten einzusammeln – oder eben bestimmte Feinde zu besiegen.

Zusätzlich bietet Grand Kingdom sogar eine Online-Komponente, die allerdings hätte besser ausfallen können. Das etablierte Konzept ist grundsätzlich gelungen. Wir entscheiden uns für eine Fraktion und bestimmen nicht nur über Strategien mit, sondern liefern auch finanzielle Hilfe. Dadurch können Spieler im Kollektiv für ein erfolgreiches Vorgehen der Fraktion sorgen – oder eben anderen Fraktionen unterliegen. In “Versus”-Quests können wir die Truppen anderer Online-Spieler bekämpfen – doch werden diese leider nicht von den entsprechenden Spielern kontrolliert. Stattdessen übernimmt die KI die Kontrolle über die feindliche Truppe eines anderen Spielers, was zwar auch seinen Charme hat, aber nicht mit richtigen Online-Schlachten zu vergleichen ist. Über eine tatsächliche PvP-Komponente hätte ich mich gefreut, doch lässt sich auch mit der KI-Lösung Spaß haben. Da sämtlicher Fortschritt, verdientes Gold und erspielter Loot hier über die verschiedenen Missionsarten übertragen wird, hatte ich durchaus Spaß daran, mir Gold für neue Söldner in diesen “Versus”-Quests zu verdienen.

Wer soll denn da durchblicken?

Auf den ersten Blick mögen die zahlreichen Aspekte des Spiels wie erwähnt einschüchternd wirken, woran auch das Interface schuldig ist. Denn auch wenn das grundlegende Geschehen nach Erlernung wirklich schlüssig ist, machen die vielen Menüeinträge das Gebotene komplizierter als nötig. In der Basis sind manche Funktionen nämlich hinter etlichen Menüs verschachtelt, sodass die simple Bestimmung über die Formation recht ermüdend sein kann. Allen voran zu Beginn wartet hier zudem so viel Text auf den Spieler, sodass der Spieler bestenfalls eine gewisse Resistenz gegenüber solch einschüchternden Aspekten mitbringen sollte. Ein übersichtlicheres Interface hätte dem Spiel gut getan, doch ist diese Kritik nach einigen Stunden der Eingewöhnung schon fast vergessen.

Interessante Optik und überzeugender Sound

Der grafische Stil des Titels macht ordentlich etwas her. Die farbenfrohe Darstellung wirkt einzigartig und präsentiert das Geschehen und seine Figuren mehr als gelungen. Auch wenn die Art der Geschichtserzählung in Form von Sprechblasen nicht gerade ansprechend ausfällt, sorgt die Optik stets für einen schönen Anblick. Die Figuren sind detailliert gestaltet und bringen viel Abwechslung in das Aufgebot ein. Während die Figuren zumeist im Vordergrund interagieren, zeigen sich im Hintergrund stets beeindruckende, handgezeichnete Landschaften. Auch im Kampf gibt der Titel einen netten optischen Eindruck ab. Zwar wirken die Effekte und Animationen nicht allzu anfordernd. Doch ist das Ergebnis zumeist gelungen und inszeniert die verschiedenen Manöver gelungen.

Die Figuren sehen nicht nur hübsch gestaltet aus, sondern geben auch akustisch ein gutes Bild ab. Die englischen Synchronsprecher haben einen tollen Job geleistet und bringen die humorvolle Art der handelnden Charaktere fantastisch herüber. Die Songs des Soundtracks gehen gut ins Ohr, doch fallen sie letzten Endes nicht sonderlich abwechslungsreich aus und so fühlt sich dieser Aspekt des Spiels nach einer Weile repetitiv an. Allerdings muss ich auch sagen, dass die Klänge stets zum Geschehen passen und zum Beispiel schnellere, gehetzte Songs einsetzen, sobald wir das Kampffeld betreten haben. Stimmige Soundeffekte runden das insgesamt überzeugende Akustik-Element ab.

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Fazit

Grand Kingdom vereint charmant gewohnte Mechaniken, was allen voran im Kampfsystem zu einem spaßigen Resultat geführt hat. Die Schlachten erfordern eine überlegte Planung im Voraus, doch spielen sie sich dank manueller Ausführung überraschend frisch und unvorhersehbar. Verschiedene RPG-Elemente sorgen für Motivation und so ist die Verwaltung der eigenen Truppe ebenfalls gelungen. Für jede Menge zu tun ist gesorgt und auch eine seichte Online-Komponente ist implementiert. Doch hat Grand Kingdom auch seine Schwächen. Allen voran richtige PvP-Kämpfe hätte ich gerne gesehen. Zudem ist das Interface überladen und schreckt mit etlichen Menüs eher ab. Die Geschichte des Spiels bleibt wahnsinnig blaß und wirft dem Spieler eine allzu bekannte Fantasy-Erzählung nach Schema F vor. Perfekt ist Grand Kingdom also bei weitem nicht, doch sorgt das kreative Kampfsystem für ein spaßiges Geschehen, an dem sich RPG-Fans erfreuen dürften.

Neben der PS4 Version gibt es zudem eine Vita-Fassung, die es dank Cross-Save Funktion ermöglicht, den Spielstand bequem mit unterwegs zu nehmen.

 

Positiv-Icon Viele Figuren, die sich unterschiedlich spielen

Positiv-Icon Durch Nebenaufgaben jede Menge zu tun

Positiv-Icon Klassische RPG-Elemente wie die Verwaltung der Truppe und Ausrüstung sorgen für Motivation

Positiv-Icon Rundenbasiertes Kampfgeschehen mit teils kniffligem Aktiv-System überzeugt vollends

Positiv-Icon Strategie-Aspekte erweitern das Geschehen gut

Positiv-Icon Grafik und Sound gelungen

Negativ-Icon Interface lässt zu wünschen übrig

 Negativ-Icon Story trällert völlig unspektakulär vor sich hin

Negativ-Icon Nette Online-Idee um Fraktionen, doch warum keine richtige PvP-Umsetzung?

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)