Releasetermin: 16.05.2017

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Beat’em up
Entwickler: Netherrealm Studios
Herausgeber: Warner Bros.

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Beat’em-up-Fans erleben aktuell eine wirklich rosige Zeit. Letztes Jahr bereicherten unter anderem Spiele wie Street Fighter V oder Dragonball Xenoverse 2 das Genre und auch 2017 geht es aufregend weiter. Neben Tekken 7 erschien mit Injustice 2 kürzlich auch die Fortsetzung eines der beliebtesten Beat’em ups der letzten Jahre. Erneut führten die Netherrealm Studios Figuren aus diversen DC-Comics und -Filmen zusammen, damit sich diese in packenden 2D-Kämpfen messen können. Doch zündet das Konzept erneut?

Brachialer Storymodus

Normalerweise ist es in Spielen dieses Genres nicht unüblich, dass man sich bereits nach kürzester Zeit ausschließlich auf die Mehrspieler-Komponente stürzt. Injustice 2 hingegen zeigt, dass es auch anders gehen kann, und inszeniert einen großartigen Storymodus, der nicht nur vernachlässigbares Beiwerk ist. In der Fortsetzung der Geschichte aus Injustice: Gods Among Us stellen die Entwickler eine epische Handlung auf die Beine, die nicht nur durch Charakterentwicklungen, Humor und unklare Gut-Böse-Einteilungen brilliert, sondern nebenher auch fantastische Zwischensequezen bietet. Was hier in der Unreal Engine an Schauplätzen, Kampfszenen und Explosionen abgefeuert wird, schlägt in der Inszenierung nicht nur den Großteil aller von mir bisher gespielten Prügler, sondern auch einige Kampfszenen aus DC-Blockbustern auf der Kinoleinwand.

Abseits der Zwischensequenzen gibt es in bekannter Hau-drauf-Manier eine Folge von über 70 Einzelkämpfen. Durch die umfassende Verflechtung der einzelnen Charaktere innerhalb der umfangreichen Handlung schlüpft ihr dabei in die Rolle diverser Charaktere, sodass auch eine große spielerische Abwechslung geboten ist. Dadurch dient der Storymodus wie gewohnt auch als deutlich erweitertes Tutorial – zwar gibt es ein solches in recht trockener Version zum erstmaligen Kennenlernen der Spielmechaniken bereits, durch die gezwungene Auseinandersetzung mit den verschiedenen Charakteren lernt man die Kämpfer in der Story aber bedeutend besser kennen. Zwar ist auch Injustice 2 in erster Linie ein Multiplayer-Titel, was die Entwickler hier jedoch als komplexen Einzelspieler-Modus vorsetzen, ist weit über dem Standard des Genres. Sowas würde ich gerne öfter sehen!

Einsteigerfreundliches Kampfsystem mit Tiefgang

Im eigentlichen Kampfsystem würde ich Injustice 2 als nicht sonderlich innovativ beschreiben. Wer sich ein bisschen mit der Konkurrenz auskennt, wird sämtliche Elemente des Spiels schon einmal irgendwo gesehen haben: unterschiedlich starke Angriffe, diverse Kombos, eine Special-Leiste zum Verstärken normaler Move-Kombinationen, Kontermöglichkeiten und nicht zuletzt Special-Moves in übertriebener Darstellung. Doch auch wenn Injustice 2 das Rad nicht neu erfindet, so wirkt das Kampfsystem des DC-Prüglers sehr ausgefeilt. Dazu kommen insgesamt drei Faktoren, die Injustice 2 für mich zu einem der spaßigsten Beat’em ups machen, die ich in der letzten Zeit gespielt habe. Zunächst wäre da die Eingängigkeit der Spielmechaniken: Injustice 2 ist spielerisch nicht unnötig überladen und somit sehr einsteigerfreundlich. Schon früh erzielt man befriedigende Erfolge und absolviert einfache Kombos, mit denen sich schon viele taktische Möglichkeiten für den Kampf offenbaren. Doch trotzdem bietet das Spiel Tiefgang: gerade über umfangreichere Kombos, Timing-Lernerei und perfektes Meistern der einzelnen Movesets wird Injustice 2 zu einem Langzeitprojekt, das auch für kompetitiv-interessierte Spieler geeignet ist.

Der zweite Faktor ist für mich das prominente Charakterfeld, das nur so vor Diversität strotzt. Wo andere Prügler gefühlt gleiche Kämpfer in unterschiedliche Skins packen oder mich durch wenig optische Varianz langweilen, kann Injustice 2 mit Bravour punkten. Die Vorlage des DC-Universums hat schließlich eine riesige Anzahl spannender Charaktere vorzuweisen, die dank ihrer Superheldenfähigkeiten wie gemacht für ein Beat’em up sind. Doch das Spiel schafft es nicht nur den Figuren im Story-Modus ausreichend verschiedene Charakterzüge zu verpassen, sondern sie auch im Kampf sehr unterschiedlich zu gestalten. Genauso kann sich auch die Auswahl sehen lassen: fast 30 Superhelden und Schurken aus diversen Ecken des Universums sollten sowohl Standardkonsumenten als auch echte Kenner gleichermaßen zufriedenstellen. Charaktere wie Scarecrow oder Aquaman sind dabei auf sehr große Reichweite spielbar, während Gorilla Grodd sehr langsam agiert, dafür aber sehr wuchtige Angriffe ausführen kann. Wer gerne sehr schnell spielt, könnte hingegen zum Beispiel auf The Flash zurückgreifen. Doch genauso können sich Fans auf Allzeit-Favoriten wie Batman, Superman, Harley Quinn oder den Joker entscheiden, da das weitestgehend gute Balancing der einzelnen Kämpfer keine Figur stark benachteiligt. Einzig störend empfand ich die Tatsache, dass ich mich bereits jetzt darauf einstellen muss, in Zukunft für diverse DLC-Charaktere zur Kasse gebeten zu werden. Zwar ist das Charakterroster eigentlich groß genug, eine solche Beschneidung der Community ist aber trotzdem sehr nervig.

Die Umgebung als Element des Kampfes

Der dritte Aspekt ist schlussendlich die generelle optische Aufmachung der Kämpfe. Mir gefallen die Charaktermodelle und -animationen ebenso wie die hervorragend gestaltenen Stages. Generell besitzt Injustice 2 hier einen verhältnismäßig düsteren Look, der aber in meinen Augen hervorragend zum Spiel passt. Gerade Stages wie Jokers Spielplatz, der Todessumpf oder auch das Arkham Asylum spielen mit sehr dunkler Optik und fast schon gruseligen Nuancen. Sehr gut gefiel mir auch die Nutzung der einzelnen Stages für den Kampf: je nach verwendetem Charakter lassen sich gewisse Objekte der Kampfschauplätze taktisch nutzen. Ob eine zum Angriffswerkzeug umfunktionierte Mülltonne oder ein Greifhaken, der zur Flucht genutzt werden kann – Injustice 2 macht Interaktion mit den Stages möglich, ohne dabei zu überladen zu wirken. Schlussendlich sind auch die Special-Moves der einzelnen Charaktere ein wahrliches Feuerwerk für die Augen. Da rennt The Flash kurzerhand in der Zeit zurück um den Feind gegen einen Dinosaurier zu klatschen und das Schlachtfeld wird durch Aquaman komplett unter Wasser gesetzt – nicht nur kämpferisch ungemein effektiv, sondern auch sehr schön anzusehen.

Für langfristige Motivation ist in Injustice 2 auch gesorgt. Der lokale Mehrspielermodus lädt zu leicht modifizierbaren Einzelmatches und Turnieren ein, online warten unter anderem Ranglistenkämpfe. Das Matchmaking funktionierte dabei recht schnell, Verbindungsprobleme oder gar -abbrüche erlebte ich in meinem Testzeitraum nicht. Neben dem großartigen Story-Modus bietet Injustice 2 sogar noch mehr für Solisten. Im sogenannten Multiversum gibt es zeitlich begrenzte Missionen, in denen ihr unterschiedliche Kämpferabfolgen hintereinander besiegen müsst. Der Clou ist dabei, dass es oftmals Modifikatoren für die Stages gibt, zusätzliche Herausforderungen die Aufgabe erschweren oder Items den Kampf beeinflussen. Motivierend ist das besonders aus dem Grund, dass sich in diesen Missionen genauso wie in diversen anderen Modi des Spiels sogenannte Motherboxen von verschiedener Seltenheit verdienen lassen. In diesen sind neue Ausrüstungsgegenstände für die einzelnen Figuren enthalten, die euch sogar Wertevorteile für den Kampf bieten – der ständige Wunsch nach noch besserer Ausrüstung ist also schnell geweckt.

Wertung im Einzelnen
Einzelspieler
9
Mehrspieler
9
Sound
8
Grafik
9
Gameplay
9
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