Journey im Test

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Releasetermin: 21.07.2015

Medientyp: Download
Genre: Platforming / Puzzle
Entwickler: ThatGameCompany
Herausgeber: Sony Computer Entertainment Europe

 

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Ohne jegliche Infos werfen die Entwickler von ThatGameCompany die Spieler in die Wüste von Journey. Wir sehen nur einen Berg, dessen Spitze von einem Licht erhellt wird – dorthin geht unsere Reise wohl. Was den Spieler dort erwartet, wird offen gelassen. Nach den Erfolgen von Flow und Flower knüpfte das Studio mit Journey an die Erfolgsgeschichte an: Das minimalistische Abenteuer konnte Presse und Spieler gleichermaßen begeistern. Sony hat das hochgelobte PS3-Spiel nun auch für die PS4 veröffentlicht. Grund genug für mich, dem besonderen Titel erneut einen Besuch abzustatten.

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Minimalistische Mittel, große Wirkung

Im Kern ist Journey ein Third-Person-Abenteuer. Spieler bahnen sich ihren Weg durch die Wüste, durch gefrorene Landschaften und durch unterirdische Höhlen. Das Spiel gibt kaum Hinweise darauf, was die Spieler machen müssen oder welche Wege beschritten werden sollen. Lediglich das Ziel der Reise ist stets im Blick des Spielers. Wie er dort hin kommt, ist weitestgehend ihm selbst überlassen. Ganz im Stile der minimalistischen Herangehensweise gibt es im Spielgeschehen keine Menüs, Lebensleisten oder gar ein Inventar. Dennoch ist auf dem Bildschirm alles abgebildet, was für uns beim Spielen wissenswert ist. Unterwegs lassen sich Stoffstücke finden, durch die der Schal des Protagonisten wächst. Wird der Schal elektrisch geladen, können wir kurzzeitig in die Luft gehen und quasi fliegen. Je länger der Schal, desto länger und höher ist der Flug möglich. Diverse Stofffetzen in der Umgebung laden unseren Schal auf – es lohnt sich also, die Augen offen zu halten, um die Flugmechanik ausnutzen zu können. Hauptsächlich präsentiert sich Journey als Platforming- und Puzzle-Spiel. Spieler können eine Art Signal aussenden, mit dem mit der Umgebung interagiert wird. Zumeist muss eine bestimmte Interaktion stattfinden, damit sich der nächste Weg durch das Level errichtet. Wie auch sonst erhalten Spieler jedoch nur seichte Hinweise darauf, mit welchen Objekten und an welchen Stellen Interaktionen nötig sind. Das klingt im ersten Moment frustrierend, doch die Erkundung der Spielwelt reiht sich nahtlos in das ruhige Geschehen ein. Zudem ist der Fokus auf das endgültige Reiseziel stets eine Hilfe. Geht man dem weit entfernten Berg entgegen, geht es zumeist voran mit dem Geschehen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Die Einbindung eines Online-Multiplayers erweitert Journey um eine besondere Komponente. Unterwegs können wir nämlich auf einen Spieler treffen, der wie wir planlos in die Welt gesetzt wurde. Ein sanftes Lichtsignal am Rand des Bildschirms zeigt an, dass sich ein anderer Spieler in der Nähe befindet. Wir können uns entscheiden: Ziehen wir mit dem Fremden durch die Umgebungen oder sind wir lieber alleine unterwegs? Ich kann nur empfehlen, sich auf das Multiplayer-Erlebnis einzulassen. Denn Journey bietet eine Online-Erfahrung, die einzigartig ist. Es herrscht komplette Anonymität, wir lernen nichts über unser Gegenüber kennen. Zudem sind keine konventionellen Verständigungsmittel integriert: Kein Sprachchat, kein schriftlicher Chat. Die einzige Art der Kommunikation ist das Aussenden des Lichtsignals, mit dem man auch mit der Umgebung interagiert. Dadurch kann man seinem Partner beispielsweise versuchen mitzuteilen, dass man etwas entdeckt hat. Die Level sind nämlich voll gespickt mit sammelbaren Lichtwürfeln und weiteren Geheimnissen. Im Multiplayer herrscht nicht nur der Vorteil, dass man nun mit zwei Augen mehr unterwegs ist und leichter durch die unbekannte Welt streift. Auch wird bei Berührung mit dem anderen Spieler der eigene Schal wieder aktiv, sodass wir häufiger auf die Flugmechanik zugreifen können als beim Solo-Trip. Es lohnt sich also, sich mit dem Fremden zu verbünden. Das Spiel endet mit einer interessanten Wendung: Trotz der vorherigen Anonymität erfahren Spieler, mit wem sie das Abenteuer bestritten haben. Während meines ersten Durchgangs auf der PS3 ereignete sich diesbezüglich eine interessante Sache: Ich klammerte mich recht deutlich an meinen Mitspieler, auch wenn ich ihn ganz selten aus den Augen verloren hatte. Beendet man ein Level zusammen, beginnt man auch das nächste mit dem selben Kollegen. Ich baute eine Art Verbindung mit meinem stummen Gefährten auf. Wir zeigten uns gegenseitig, was wir in der Umgebung gefunden haben. Ich hatte in bestimmten Passagen Angst um den Kollegen, wollte fortan nicht alleine spielen, sondern weiterhin mit der mir unbekannten, aber erstaunlich intimen Person unterwegs sein. Nachdem die Credits über den Bildschirm rollten, fühlte ich so einiges. Ratlosigkeit, Betrübnis, aber auch Freude, dass ich den Weg mit jemanden teilen konnte. Ich staunte nicht schlecht, als mir der Titel erklärte, dass ich mit insgesamt drei verschiedenen Personen unterwegs war. Wie erwähnt, gelegentlich verliert man seinen Kollegen aus den Augen. Doch ich hätte aufgrund des konsistenten Verhaltens des Mitspielers und meiner Interaktion mit ihm schwören können, dass es sich durchgehend um ein und die selbe Person gehandelt hat. Es sind solche kleinen Erkenntnisse, die Journey so spielenswert und zum einzigartigen Erlebnis machen. Ist man weitestgehend oder gar vollständig allein unterwegs, fühlt sich das Abenteuer gleich ganz anders an. Die Art der Multiplayer-Einbindung ist genial und harmoniert wunderbar mit dem Konzept, dass das Spiel seine Spieler kaum an die Hand nimmt. Ich lernte dadurch einen Weggefährten mehr zu schätzen – da störte mich auch die fehlende Kommunikation keineswegs.

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Artstil zum Verlieben

Schon auf der PS3 bestach Journey mit seinem fantastischen Artdesign, das nun auf der PS4 umso mehr punkten kann. Der Titel spielt sich bei Full HD Auflösung und dank 60 FPS butterweich. Das Leveldesign ist herausragend, ebenso überzeugen Sand-, Wasser- und Eiseffekte. Journey ist nicht nur inhaltlich ein zauberhaftes Werk, sondern liefert auch eine wahnsinnig hübsche Optik ab, die die Erkundung der Spielwelt umso spaßiger gestaltet. Dass der Soundtrack des Spiels 2013 für einen Grammy in der Kategorie „Bester zusammengestellter Soundtrack für visuelle Medien“ nominiert war und als erstes Videospiel diese Ehre hatte, spricht Bände. Der Komponist Austin Wintory hat für eine bombastische musikalische Untermalung gesorgt, die die Wirkung des Erlebnisses noch weiter verstärkt.

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Fazit

Journey nimmt einen speziellen Platz in meinem Herzen ein. Selten hat ein Videospiel dermaßen meine Vorstellungskraft angeregt. Die Handlung des Abenteuers ist simpel und zugleich eloquent, lässt viel Raum für Interpretationen. Ich stelle mir gern vor, dass die zweistündige Bewältigung des Spiels stellvertretend für das Leben steht. Wir erleben Höhen und Tiefen, verspüren beim Durchgang diverse Gefühlslagen und freuen uns darüber, einer Person über den Weg zu laufen, mit der wir unser Abenteuer zum unbekannten Ziel teilen können. Journey trifft sicherlich nicht jedermanns Geschmack – genau so gibt es Filme, die hochgelobt, aber einfach nicht jedermanns Ding sind. Wenn man sich auf die Eigenheiten des PSN-Spiel einlassen kann, wartet allerdings eine magische Erfahrung auf euch. Optisch wurde der Titel in dieser PS4-Version verbessert, sodass wir hier von der besten Ausführung von Journey sprechen. Wer die PS3-Fassung übrigens sein Eigen nennt, kann sich die aufgearbeitete PS4-Edition kostenfrei herunterladen – es gibt so einige Sachen freizuschalten wie zum Beispiel eine weiße Robe und zudem sorgt das Abenteuer auch beim zweiten, dritten und auch siebten Durchgang noch für denkwürdige Momente.

Positiv-Icon Simple Spielmechaniken mit großer Wirkung

Positiv-Icon Kreative Art der Multiplayer-Einbindung

Positiv-Icon „Story“ lässt viel Raum für Interpretation

Positiv-Icon Artdesign sorgt für Augenschmaus – auf der PS4 noch hübscher

Positiv-Icon Einer der besten Spiele-Soundtracks überhaupt

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)