Releasetermin: 06.09.2017

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Plattformer
Entwickler: SIE Japan Studio
Herausgeber: Sony

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Ich war bei der Ankündigung von Knack 2 ehrlich gesagt ziemlich überrascht. Zwar hat sich der Vorgänger als PS4-Launchtitel sicherlich nicht schlecht verkauft, den Qualitäten des Spiels ist dies aber nicht zwingend zuzuschreiben. Im Gegenteil: Knack musste teilweise wirklich herbe Kritik einstecken. Sehr viel verschenktes Potenzial, eine schwache Geschichte und monotones Gameplay waren die Gründe für die vielen durchwachsenen Reviews des Titels. Doch SIE Japan Studio möchte aus den Fehlern des Erstlings lernen und mit Knack 2 einen neuen Versuch starten. Kann die Fortsetzung die Probleme von Knack ausmerzen?

Prügeln, Springen, Rätseln

Im Grunde handelt es sich bei Knack 2 um einen sehr traditionellen Prügel-Plattformer. Ihr steuert den Protagonisten Knack durch die verschiedenen Level, müsst eure Geschicklichkeit in Sprungpassagen auf die Probe stellen und in typischer Hack’n’Slay-Manier auf Gegner einprügeln. Soweit – so unbesonders. Die Besonderheit stellt beim Spiel in erster Linie der Charakter da, mit dem wir es zu tun haben. Bei Knack handelt es sich um eine Art Golem, der aus vielen umherschwirrenden Relikten und unterschiedlichsten Materialien zusammengebaut ist. Dank seiner Größe ist Knack ein durchaus mächtiger Charakter, der seinen Widersachern mit gezielten Hieben und Tritten den Garaus machen kann. Steckt er Angriffe ein, verliert er einige Bauteile, zerstört er entsprechende Boxen in der Umgebung wächst er in seiner Größe allerdings noch weiter an, sodass er sogar die 5-Meter-Marke übersteigen kann. Was zunächst wie eine coole Lebensanzeige klingt, ist in der Realität aber mehr Schein als Sein – verlorene Bauteile erlangt man nach wenigen Sekunden bereits automatisch zurück und zu Riesengrößen wächst man nur an, wenn das Spiel dies auch möchte – spielerische Vorteile oder Alternativwege durch geschicktes Spielen in vorherigen Spielabschnitten gibt es leider nicht.

Aber das braucht Knack 2 auch nicht zwingend. Mir persönlich haben besonders zwei weitere Fähigkeiten des Protagonisten gefallen. Erstens kann sich dieser auf Knopfdruck in eine Mini-Version verwandeln – dies klappt fix und unkompliziert und ermöglicht es Knack sich durch enge Schächte zu quetschen oder über kurze Vorsprünge zu klettern. In dieser Verfassung ist er zwar Feinden ausgeliefert, der ständige Größenwechsel tut aber der Verbindung aus Kämpfen, Jump’n’Run-Einlagen und kleinen Rätseln sehr gut. Letztere sind zwar nie wirkliche Kopfnüsse, werden jedoch mitunter kreativ eingebunden und verwenden verschiedenste Spielmechaniken. Die zweite großartige Fähigkeit von Knack ist seine Möglichkeit, sich in bestimmten Situationen durch entsprechende Relikte in Spezial-Formen zu verwandeln. Damit vergrößern sich Knacks Angriffsmöglichkeiten und einige Rätselideen erhalten ganz neue Kniffe. Metall-Knack kann zum Beispiel eine Statue hinterlassen, die als Gewicht für Schalter genutzt werden kann. Interessant ist auch Tarn-Knack: in Mini-Form kann dieser ungesehen durch Überwachungs-Laser stolzieren und so in Gebiete gelangen, die seinem „großen Bruder“ verwehrt blieben.

Einschläfernde Erzählung

Doch wozu eigentlich die ganze Kämpferei? Die Geschichte aus Knack 2 lässt sich im Grunde sehr knapp zusammenfassen: die Menschheit befindet sich im Krieg mit Kobolden, welche eine riesige Roboter-Invasion gestartet haben – und wer könnte da eher für eine Rettung sorgen als Knack? Natürlich werden im Laufe der Geschichte Antagonisten durchleuchtet, Beweggründe erklärt und einige Einblicke in das Fantasy-Universum gewährt, insgesamt bleibt die Story von Knack 2 aber sehr langweilig. Das liegt nicht nur an der recht simplen Prämisse, sondern vor allem an den austauschbaren Charakteren. Knack ist bei seinem Abenteuer in ständiger Begleitung von seinem menschlichen Freund Lukas und wechselnder Gefolgschaft, deren erzählerischer und spielerischer Sinn mir aber leider bis zum Ende unklar blieb. Viel mehr als die offensichtliche Situation und Knacks Aktionen zu kommentieren können diese nämlich nicht, zudem bleiben sie bis zum Ende ziemlich charakterlos und sehen auch äußerlich so aus als könnten sie aus jedem beliebigen Billig-Animationsfilm entsprungen sein. Knack 2 sieht seine Zielgruppe ganz klar bei einem eher jüngeren Publikum, was durchaus legitim ist und sich spürbar in den Dialogen widerspiegelt. Für diese Spielerschaft ist die simple Erzählung somit auch völlig geeignet, alle anderen werden den recycelten Witzen und der flachen Geschichte aber nicht viel abgewinnen können. Immerhin ist die deutsche Synchronisation recht gelungen.

Doch was die Story nicht kann, kann das Gameplay größtenteils wieder gut machen. Dass mir die Kämpfe Laune bereiten, liegt in erster Linie an der großen Gegnervielfalt, die Knack 2 zu bieten hat. Neben den Kobolden müsst ihr es auch mit verschiedenen Robotern oder auch tierähnlichen Monstern aufnehmen. Einige greifen euch aus der Nähe an, andere nutzen Fernangriffe und können nur über Block- und Konterangriffe ausgeschaltet werden. Wieder andere verfügen über einen Schutzschild, der zuerst mit einer speziellen Attacke durchbrochen werden muss. Dazu kommen besonders flinke Feinde, Gegner die ihr zunächst zu euch heranziehen müsst oder solche die ihr aus der Entfernung mittels Wurfangriffen ausschalten könnt. Wirklich knackig wird dies – besonders da ihr beim Ableben nur geringfügig zurückgesetzt werdet – zwar eher selten, sich ständig auf eine neue Kampfsituation einstellen zu müssen, unterhält aber definitiv.

Zu zweit macht’s doppelt Laune

Zusätzlich verfügt Knack 2 über ein gelungenes Treffer-Feedback, das eure Kämpfe noch spaßiger macht. Für weitere Abwechslung sorgen neben Knacks verschiedenen Formen auch die Verbesserungen, die ihr im Laufe des Spiels erhaltet. Haltet ihr ausreichend Ausschau nach versteckten Schatztruhen könnt ihr euch nach und nach mit zusätzlichen Gadgets ausrüsten. Zudem wird Knack dank eines Talentbaums zunehmend stärker: neben neuen Attacken könnt ihr auch eine Menge Verbesserungen eurer Werte freischalten. Leider ist dieser Talentbaum aber recht linear gehalten und bietet in vielen Punkten zu passive Fähigkeiten. Ein weiteres großes Plus ist hingegen der Mehrspielermodus von Knack 2. Anders als im Vorgänger lässt der Plattformer beide Spieler im lokalen Mehrspielermodus gleichwertig agieren und sorgt dafür, dass der Spielspaß in die Höhe schießt. Zwar ist Knack 2 auch im Einzelspielermodus unterhaltsam, im Mehrspielermodus macht es aber noch einmal deutlich mehr Laune!

Durchwachsene Technik

Über weite Strecken bietet Knack 2 auch gute Grafik. Das liegt vor allem an der sehr knallbunten Gestaltung, die erneut besonders für ein junges Publikum sehr geeignet ist. Während die landschaftlicheren Gebiete wie Wälder oder Wiesen durch ein detailreiches Design auffallen, sind anderen Umgebungen leider nach wie vor etwas austauschbar und lieblos gestaltet. Hier spielt auch erneut der generische Look des Plattformers eine Rolle – in den Zwischensequenzen macht dieser zwar eine sehr gute Figur, ein wenig mehr Eigenheit und Wiedererkennungswert hätte aber nicht geschadet. Zudem klappt die Kamera-Arbeit beim Spielen nicht immer optimal. Man entschied sich für eine automatisch gesteuerte Kamera, der Spieler hat also keine Möglichkeit, diese eigens zu justieren. Was den Entwicklern zwar einerseits ermöglicht, das Geschehen immer so einzufangen, wie sie es wollen, hat aber in der Praxis teilweise unnötig hektische Schnitte zur Folge. Zum Abschluss noch ein Lob: der Soundtrack war gerade im Genre-Vergleich überdurchschnittlich gut und überraschte mich mehrmals mit passenden Klängen zwischen mystischen Tönen und abenteuerlichen Fanfaren.

Wertung im Einzelnen
Story & Charaktere
6
Grafik
7
Sound
8
Gameplay
8
Mehrspielermodus
8
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