Lost Dimension im Test

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Releasetermin: 28.08.2015

Medientyp: Karte, Download
Genre: Strategie-Rollenspiel
Entwickler: Lancarse
Herausgeber: NIS America

 

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Ich hatte Lost Dimension bis vor kurzem kaum auf dem Schirm. Der Titel erscheint auf der PS3 und der PS Vita und vereint Strategie-Elemente, die stark an Valkyria Chronicles erinnern, mit einer Verurteilungsmechanik, die in ähnliche Form die Danganronpa-Spiele beliebt gemacht hat. Eine durchaus interessante Mischung! Ich habe das Spiel nun auf Herz und Niere testen können und berichte, ob der Titel zurecht so wenig Aufmerksamkeit bekommt oder ob hier ein regelrechter Geheimtipp schlummert.

Zu Beginn von Lost Dimension erwacht der Spieler in einem mysteriösen Turm. An unserer Seite finden sich 10 weitere Leute vor. Die Figuren merken schnell, dass sie mit übernatürlichen Kräften ausgestattet sind – das ist das Werk des ominösen Feindes The End. Dieser wartet auf der Spitze besagten Turms und will die Welt in den Abgrund reißen. Doch The End will die Erdbewohner nicht kampflos vernichten und legt das Schicksal des Planeten in die Hände der 11 Personen. Sie müssen sich den Turm kämpfend erklimmen, um die Chance zu haben, gegen The End persönlich anzutreten. Die Handlung ist nicht besonders kreativ, hat mich aber durchaus unterhalten. Die fiktiven Figuren werden zwar nicht mit allzu viel Leben gefüllt, doch reichen die Interaktionen und Konversationen aus, um die Charakter schnell ins Herz zu schließen.

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Spielerisch ist Lost Dimension grob in zwei Abschnitte unterteilt. Fangen wir mit dem Aspekt an, der die wohl größere Spielzeit ausmacht: Das Kämpfen. Auf dem Weg zur Turmspitze präsentieren sich uns jede Menge Feinde, die in Missionen ausgeschaltet werden müssen. Hier kommt ein rundenbasiertes Kampfsystem zum Einsatz, das mich wie erwähnt an Valkyria Chronicles erinnert hat. Dreh- und Angelpunkt stellen Bewegung und Entfernung zu den anderen Figuren auf dem Schlachtfeld dar. Die Entfernung, sowohl zu Feinden als auch zu Mitstreitern, beeinflusst stark das Geschehen. Sind wir zu weit von einem Gegner entfernt, verfehlen wir mit großer Sicherheit unsere Attacke. Sind wir jedoch zu nah an einem Feind positioniert, winkt ein Konterangriff. Stehen wir in direkter Nähe zu Kameraden, besteht die Chance auf einen mächtigen Team-Hilfen-Angriff. Auf der anderen Seite können sich jedoch auch schlau platzierte Feinde für ein starkes Manöver verbünden. Es ist stets vom Vorteil, das Schlachtfeld gut im Auge zu haben und die vielen Faktoren bei seinen Aktionen zu berücksichtigen. Das Kampfsystem ist nicht unnötig komplex gestaltet, überzeugt hingegen mit angenehmen Tiefgang. Ein Tutorial erklärt zu Beginn die grundlegenden Elemente des Kampfes. Jede Figur verfügt über eine Waffe, die im Vorfeld bestimmt wird. Mit dieser wird die Standard-Attacke vollzogen. Zudem beherrschen alle Figuren übernatürliche Kräfte, die im Spiel als „Gift“ bezeichnet werden. So kann ein Charakter fliegen, wodurch sämtliche Hindernisse auf dem Spielfeld quasi irrelevant werden. Eine andere Figur hat die Fähigkeit zum Teleport, sodass diese bestimmte Tore und Absperrungen umgehen kann. Die Hauptfigur hat das Talent der Vorahnung: Bevor Gegner ihre Attacke abschließen können, funken wir schon dazwischen oder können geschickt ausweichen. Diese „Gifts“ peppen das Geschehen auf – ich hatte großen Spaß mit den von The End geschenkten Gaben.

Ein weiteres tolles Feature stellt die Möglichkeit dar, seine Energie an die anderen Figuren weiterzugeben. Wir können in jeder Runde auf die Benutzung unseres Spezialmanövers verzichten und damit eine andere, nahe stehende Figur doppelt agieren lassen. Auf diese Weise können besondere Strategien ausgedacht werden, die sich auf einen bestimmten Kämpfer fokussieren, der mehrfach an der Reihe ist. Doch die Nutzung der speziellen Fähigkeiten kommt mit einem Haken daher – das „Sanity“-System ist aktiv, das verhindert, dass die übernatürlichen Kräfte zu oft genutzt werden. Wird das Limit dennoch gesprengt, verfällt die genutzte Figur in einen unkontrollierbaren Berserker-Modus. In wenigen Fällen kann dies sogar nützlich sein, doch in den meisten schadet diese Unkontrollierbarkeit nur. Die Elemente des Kampfgeschehens harmonieren toll miteinander, sodass mir das Gameplay gut gefallen hat. Erst zum Ende hin hatte ich meine Probleme mit dem Spiel, da die Schwierigkeit der letzten Kapitel rapide ansteigt. Um hier zu bestehen, ist jede Menge Grinding vergangener Missionen nötig, um mehr Geld zu verdienen. Ein Shop bietet bessere Waffen und hilfreiche Items, was den Ausgang der Kämpfe stark verändern kann. Der Weg zu einer deutlich besseren Waffe ist gegen Ende hin jedoch ein langer, sodass der Titel unnötig zu Frust führt.

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Das eigentliche Kampfsystem stellt eine tolle Umsetzung eines Strategie-Rollenspiels dar, doch ist das noch nicht alles. Wie eingangs erwähnt besteht Lost Dimension aus zwei Teilen. Neben den Kämpfen gibt es eine Art Visual Novel-Aspekt, in der Verräter entlarvt werden müssen. The End treibt sein Spielchen nämlich nicht ohne Haken: Unter den 11 Figuren verstecken sich auch Maulwürfe, die es herauszufinden gilt. Zwischen den Kämpfen können wir uns mit anderen Charakteren unterhalten und mit ihnen agieren. Außerdem besitzt der Protagonist die Fähigkeit, nach Kämpfen die Gedanken anderer Mitstreiter zu hören. Haben wir eine Vermutung, wer ein Verräter sein könnte, stehen „Vision Points“ zur Verfügung, um kurze Gedankengänge der entsprechenden Figur aufzudecken. Diese Segmente werden nicht wiederholt, sodass wir genau auf die Hinweise aufpassen sollten. Außerdem stehen pro Stockwerk nur drei dieser Vision Points bereit, sodass wir diese bedacht einsetzen. Nach jedem wichtigen Abschnitt der Story steht die Verurteilung an. Hier diskutieren die Figuren über mögliche Verräter und wählen einen Charakter aus, der unser Abenteuer verlässt. Es ist nützlich, möglichst viel mit allen Figuren zu interagieren, um eine gewisse Stellung innerhalb der Truppe zu gewinnen. Sonst kommt es schnell einmal vor, dass sich das Kollektiv auf eine verdächtige Figur einigt und uns trotz Beweise, dass der Charakter unschuldig ist, nicht zugehört. Da mir die meisten Mitstreiter schnell ans Herz gewachsen sind, war ich tatsächlich das ein oder andere Mal traurig, wenn eine Person aus dem Spiel entfernt wurde. Mir gefielen diese Visual Novel-Abschnitte immer sehr und auch mit dem Verurteilungssystem hatte ich Spaß. Auch im Spielgeschehen konnte ich Auswirkungen des Verräter-Konzepts festmachen: Gegen Ende des Spiels kommt es zur Folge, falls immer noch Verräter unter dem Team sind. Insgesamt mag dieses System nicht mit der Raffiniertheit und Tiefe der Umsetzung der Danganronpa-Spiele mithalten können, doch hat mich auch dieser Aspekt des Spiels gut unterhalten. Übrigens werden bei jedem Spieldurchgang die Verräter zufällig bestimmt, wodurch sich auch unterschiedliche Enden ergeben. Lost Dimension ist mit einer Spielzeit von etwa 20-25 Stunden nicht das längste Spiel, doch besteht durch die stets geänderten Bedingungen bei Spielstart ein durchaus hoher Wiederspielwert.

Die Zwischensequenzen des Spiels präsentieren sich als qualitativ hochwertiger Anime. Die kurzen Schnipsel sind toll inszeniert und so freute ich mich jedes Mal aufs Neue auf diese Abschnitte. Auch die Spielcharaktere sind toll gestaltet. Während den Konversationen werden allerdings keine Anime-Clips genutzt, sondern die gerenderten Figurenmodelle gezeigt. Obwohl die Areale zumeist etwas karg wirken, gefällt mir die Grafik des Spiels äußerst gut! Der Soundtrack unterstützt sowohl die Gefechte als auch die Story-Sequenzen gekonnt. Die Atmosphäre wird stets unterstrichen und auch die Sprecher geben einen guten Eindruck ab. Leider sind nicht alle Sätze vertont, was Visual Novel-Fans allerdings gewohnt sein sollten. Übrigens liegt keinerlei deutsche Übersetzung vor, sodass man des Englischen mächtig sein sollte.

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Fazit

Lost Dimension hat viele gute Ideen. Das Strategie-Spielgeschehen bietet tolle Mechaniken und einen angenehmen Tiefgang. Die Verräter-Komponente ließ mich die Figuren ins Herz schließen, bevor sie das Spiel auch schon wieder verlassen mussten. Die Elemente der Verurteilung sind zwar nicht so toll ausgearbeitet wie in einem Danganronpa, doch hatte ich in meinem Spieldurchgang durchaus Spaß mit dem Konzept. Wäre gegen Ende hin nicht ein unnötiger Anstieg der Schwierigkeit festzustellen, hätte ich Lost Dimension jedem empfohlen, der an einer Kreuzung zwischen Valkyria Chronicles und Danganronpa interessiert ist. Wer mit Abstrichen leben kann – der Titel kommt qualitativ an keine der beiden Serien heran – wird dennoch mit einem Kauf zufrieden sein.

 

Positiv-Icon Strategie-Kampfsystem mit angenehmen Tiefgang

Positiv-Icon Fähigkeiten und Sanity-System harmonieren toll

Positiv-Icon Verräter-Konzept sorgt für Wiederspielwert

Positiv-Icon Anime-Sequenzen und Figurenmodelle überzeugen

Positiv-Icon Soundtrack und Synchronisation gelungen

Negativ-Icon Schwierigkeit steigt an, führt zu unnötigem Grinding

Negativ-Icon Areale sehen karg aus, zudem ähneln sich viele Umgebungs-Assets sehr

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)