Mittelerde: Mordors Schatten im Test

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Releasetermin: 02.10.2014

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure
Entwickler: Monolith Productions
Herausgeber: Warner Bros. Entertainment Interactive

 

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Mittelerde: Mordors Schatten ist für mich bislang die positive Überraschung des Jahres. Wirklich auf dem Schirm hatten die wenigsten Spieler den Titel – schließlich ist man bei Lizenztiteln immer etwas skeptisch, was sich in der Vergangenheit des Öfteren schon gerechtfertigt hat. Das neue Spiel im Herr der Ringe-Universum belehrt mich aber eines besseren. Was mir am neusten Titel von Monolith Productions, den F.E.A.R.-Machern, gefällt, erfahrt ihr in folgendem Test.

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Die Rettung für Mordor?

Dunkle Zeiten herrschen in Mittelerde. Die Kraft von Sauron wird zunehmend größer, seine Einflussnahme wächst und Mordor zerfällt unter seiner Hand. Am Schwarzen Tor von Mordor widersetzen sich die Waldläufer von Gondor dem gefürchteten Sauron, unter ihnen der Hauptmann Talion. Doch es sieht nicht gut aus für die Waldläufer: Das Schwarze Tor wird überfallen und Talion wird samt Frau und Sohn von der Schwarzen Hand Saurons getötet. Ein düsterer Start ins Spiel, der allerdings auch den Startschuss für ein spannendes Racheabenteuer darstellt. Talion ist nicht tot, jedenfalls noch nicht so richtig. Ein Rachegeist erweckt ihn wieder zum Leben und erfüllt unseren Protagonisten mit Zorn. Dadurch stehen Talion neue Fähigkeiten zur Verfügung und so kann er von riesiger Höhe springen ohne Schaden zu nehmen, geisterhafte Pfeile verschießen, aus Feinden Informationen herauskitzeln und später im Spiel sogar die Gedanken von Gegnern umpolen. Die Handlung wird dem J.R.R. Tolkien-Universum gerecht und uns bietet sich ein fulminanter Einstieg gefolgt von einem episch inszenierten Rachestreifzug. Es gibt zwar kaum Überraschungen in der Story zu erwarten, doch unterhält die Handlung dennoch ausreichend über den Verlauf des Spiels.

 

Jede Menge Tätigkeiten

Mittelerde findet, wie der Titel „Mordors Schatten“ schon verrät, vollständig in Mordor statt. Doch anders als die öde und unfruchtbare Darstellung des Gebiets in den Herr der Ringe-Filmen von Peter Jackson ist Mordor hier vielfältiger präsentiert. Saurons Finsternis breitet sich zwar aus, doch sind viele Stellen von Mordor noch grün und gesund. Das Spiel gibt uns die Möglichkeiten, all diese Stellen bis ins letzte Detail zu erforschen, denn Mordors Schatten bietet eine große offene Welt. Die Spielwelt wurde in einem ähnlichen Prinzip wie in den Assassin’s Creed-Spielen konzipiert. Wird ein neues Areal betreten, muss der Schmiedeturm des Gebiets gefunden und erobert werden. Dadurch werden viele Aktivitäten innerhalb dieses Bereichs frei, die eine Stärke des Spiels darstellen. Es gibt nämlich wirklich zahlreiche und abwechslungsreiche Tätigkeiten, mit denen wir uns die Zeit in Mordor vertreiben können. Die Suche nach Artefakten oder Kräutern und die Jagd bzw. Rettung von Sklaven sind nur einige der verfügbaren Aufgaben. All diese Missionen werden mit virtuellem Geld belohnt, mit dem wir Talions Fähigkeiten aufrüsten können. So kann z.B seine Lebensanzeige oder der Umfang an Bogenmunition erhöht werden. Besonders hilfreich ist das Upgrade von Waffen durch eine Art Zauberspruch. Den Waffen können auf diese Weise bestimmte Boni hinzugefügt werden, darunter die Chance auf Heilung, Betäubung eines Gegners oder Aufstockung des verrichteten Schadens. Wir können Talion also ein wenig auf unseren Spielstil anpassen. Die Möglichkeiten sind nicht allzu umfangreich, doch bieten sie genug Optionen, um ein wenig mehr Tiefe zum Gameplay hinzuzufügen.

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Kampfsystem und Stealth – alles schon bekannt?

Das Kampfsystem von Mordors Schatten erinnert an die Batman: Arkham-Serie. Die Kämpfe sind rasant und frei fließend, was sich in den Kombinationen der Aktionen zeigt. Hier kommt ein Trefferzähler zum Einsatz und es können Manöver freigeschaltet werden, die an diesen Treffer-Counter gebunden sind. Es gibt die Möglichkeit, Angriffe zu kontern, ebenso müssen wir vor stärkeren Attacken ausweichen. Sind unsere Feinde bereits genug bearbeitet worden, dass sie taumeln, können wir sie mit einer ansehnlich inszenierten Hinrichtung töten. Die Kampfmechaniken sind in ähnlicher Form zwar auch in anderen Spielen vorhanden, doch ändert das nichts an der Tatsache, dass sie solide implementiert sind und einfach Spaß machen! Hinzu kommt ein Stealth-System, das erstaunlich gut funktioniert. Während ähnliche Spiele wie die bereits angesprochene Assassin’s Creed-Reihe ebenfalls Stealth-Elemente bieten, ist hervorzuheben, wie einwandfrei das Konzept in Mittelerde gelungen ist. Als Assassine fliegt das Schleichen schnell auf, doch Talion ist mit seinem Stealth-Vorgehen äußerst effektiv. Es mag nach KI-Problemen aussehen, wenn sich der Hauptcharakter in Schleich-Position an Feinde annähert und nahezu immer den erfolgreichen Stealth-Kill landet. Es ist jedoch gewollt, dass das Schleichsystem derart effektiv wirkt. Denn grundsätzlich sind die gegnerischen Uruks schlau und fliehen gerne einmal oder rufen nach Verstärkung. Es passiert häufig, dass eine vermeintlich schwache Gruppe aus vier Uruks zu einem gefährlichen Mob aus 10 oder selten gar 20 Feinden wird. Solche Situationen können vermieden werden, wenn man die Stealth-Mechaniken entsprechend nutzt. Es hat mir großen Spaß gemacht, je nach Situation abzuwägen, ob ich mich vorsichtig an meine Gegner annähere oder ob ich einfach inmitten der feindlichen Gruppe auftauche und einen nach dem andere brutal umlege.

 

Der Star im Spiel: Das Nemesis-System

Hinsichtlich des Kampfsystems und dem Vorgehen in der offenen Welt haben sich die Entwickler bei bereits etablierten Konzepten bedient. Monolith hat allerdings einen Aspekt implementiert, an dem sich in Zukunft eventuell andere Entwicklerteams orientieren können: Das Nemesis-System. Im Pausen-Menü ist stets die Armee von Sauron zu sehen, die sich aus fünf Kriegshäuptlingen und mehreren Feldherren zusammensetzt. Zu Beginn des Spiels ist die Übersicht der Charaktere allerdings noch in Schatten gehüllt und wir müssen feindlichen Uruks Infos über die Feldherren entlocken. So gilt es, die Namen und die Positionierung der Feinde zu erfahren. Auch Feldherren können nach einem kniffligen Kampf verhört werden und plaudern gelegentlich Details über Kriegshäuptlinge aus oder verraten die Stärken und Schwächen von anderen Uruks. Manche Gegnerarten sind besonders anfällig für Bogenangriffe, manche sind so gut wie immun gegenüber Stealth-Angriffen. Es ist also durchgehend wichtig, dieses Verhörungssystem in Anspruch zu nehmen. Mir hat es sehr gefallen, dass mir nicht eine unbedeutende Gegnerhorde nach der anderen zur Bekämpfung geschickt wurde, sondern dass die Feinde näher beleuchtet, mit Namen versehen wurden. Während man in der ersten Hälfte des Spiels die Truppen von Sauron hauptsächlich ausschaltet, verändert sich das Geschehen im zweiten Abschnitt, wenn wir Feinde umpolen können. Wir bauen nach und nach selbst eine Armee auf, die nur aus Feinden besteht. Auch Feldherren können wir umstürzen, sodass sie sich gegen andere Feldherren stellen, Aufstände in den eigenen Reihen verursachen oder sogar Kriegschefs für uns den Titel streitig machen. Das große Ziel lautet, eigene Uruks in den Stellen der fünf Kriegshäuptlinge zu haben, damit wir die volle Kontrolle über alle Uruks haben und uns gegen die Schwarzen Feldherren stellen können. Dieses Konzept ist absolut gelungen, da die Feinde dadurch nicht nur einfache Scharen zur Bekämpfung darstellen, sondern durch die Umpolungs- und Unterwanderungsmöglichkeit zum wichtigen Element im Geschehen werden. Das Nemesis-System hat mir in Mittelerde mitunter am meisten Spaß bereitet. Einziger Wermutstropfen: Kämpfen Uruks an unserer Seite, müssen wir ungeheuer aufpassen, mit unseren Angriffen nur die Feinde anzuvisieren. Es ist nämlich möglich, die eigenen Uruks zu treffen und auch zu töten, wodurch wir auch den Rang verlieren, den wir uns mit diesem bestimmten Uruk erabeitet haben – äußerst nervig. Abseits dieses kleinen Minuspunktes aber bietet Mittelerde: Mordors Schatten ein unglaublich spaßiges Spielgeschehen, das sich an bewährten Konzepten zu bedienen weiß und gleichzeitig neue starke Elemente einbringt.

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Wunderschöne Landschaften

Monolith Productions hat dem Spiel eine überzeugende Optik verpasst. Der Artstil ist wirklich gut gelungen und präsentiert das Spiel mit hübschen Landschaften und beeindruckenden Weitsichten. Die Umgebungen wurden interessant und abwechslungsreich gestaltet, besonders grüne und farbenfrohe Bereiche machen einen guten optischen Eindruck. Der Protagonist ist detailliert gestaltet und auch die Feinde können absolut mit dem Design von Talion mithalten. Die Führer der Uruks sind einzigartig entworfen und unterscheiden sich merklich voneinander. Auch akustisch spielt Mittelerde auf einem hohen Level mit. Der Soundtrack wird der Vorlage gerecht und auch die Synchronsprecher sind erstklassig. Im Original sind sowohl Troy Baker (als Talion) als auch Nolan North (als Schwarze Hand) zu hören – hier treffen also Joel aus The Last of Us und Nathan Drake aus Uncharted aufeinander. Bei solchen Hochkarätern im englischen Original ist es für die deutsche Sprachausgabe schwer, mitzuhalten. Die deutschen Stimmen sind gut gewählt, doch würde ich die englische Version all denjenigen empfehlen, die der Sprache mächtig sind.

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Fazit

Mittelerde: Mordors Schatten ist ein toll strukturiertes Sandbox-Spiel. Uns wird eine dem J.R.R. Tolkien-Universum würdige Story erzählt sowie motivierende Erforschungsmöglichkeiten und abwechslungsreiche Tätigkeiten geboten. Das Kampfsystem sorgt für actionreiche Gefechte und liefert mit den Stealth-Elementen eine hervorragend funktionierende Alternative. Auch wenn wir die meisten Aspekte im Gameplay schon einmal in ähnlicher Form gespielt haben, setzt sich Mittelerde zu einem sehr guten Gesamtbild zusammen. Das Nemesis-System ist das Highlight vom Monolith-Spiel, denn uns werden die sonst gesichtslosen Feinde auf eine interessante Art und Weise präsentiert. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, die feindlichen Uruks zu unterwandern und zum Ende der Story die Fäden in der Hand zu halten. Eine fantastische Optik und überzeugende Synchronsprecher runden den Überraschungshit ab, vor dem sich Genrekonkurrenten wie Assassin’s Creed und Co. in Acht nehmen müssen.

 

Positiv-Icon Fulminanter Story-Einstieg, epische Rachehandlung

Positiv-Icon Solide Kampfmechaniken mit effektivem Stealth-Aspekt

Positiv-Icon Spaßige Bewegungsmöglichkeiten in der offenen Welt

Positiv-Icon Jede Menge Aktivitäten

Positiv-Icon Nemesis-System revolutioniert die Feinde

Positiv-Icon Beeindruckende Grafik

Negativ-Icon Eigene Uruks können verletzt und getötet werden

 

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)