Rise of the Tomb Raider (PC) im Test

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Releasetermin: 28.01.2016

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure
Entwickler: Crystal Dynamics
Herausgeber: Square Enix

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Die Tomb Raider-Reihe hat bereits viele Jahre auf dem Buckel und konnte in der Vergangenheit große Erfolge verbuchen. Allen voran die ersten Teile auf der Playstation 1 galten als revolutionär und machten aus Lara Croft die Größe im Showgeschäft, die sie heute ist. Während die PS2-Ableger der Serie ebenfalls noch viele Fans für sich gewinnen konnten, fingen die PS3-Spiele an zu straucheln. Tomb Raider brauchte eine neue Richtung mit neuen Impulsen, was das gleichnamige Reboot im Jahre 2013 geschafft hat. Mit einem erwachsenen Ton und verstärktem Fokus auf filmreife Actioneinlagen konnte das Spiel überzeugen. Rise of the Tomb Raider knüpft an diesen Erfolg an und baut die Stärken des Reboots weiter aus. Bereits im letzten Jahr erschien das Spiel für Xbox One, auf der PS4 ist es erst Ende 2016 so weit. Mit dem Release auf dem PC hat sich der Titel nun aber einer breiteren Masse geöffnet und auch wir haben jetzt schon einmal reingeschaut. Lohnt sich das Warten für PS4-Spieler? Wir finden es heraus.

Rise of the Tomb Raider findet rund ein Jahr nach den Ereignissen des letzten Spiels statt. Lara ist besessen vom Gedanken, die Funde und Entdeckungen ihres Vaters weiter zu verfolgen und zu beweisen, dass er etwas Großem auf der Spur war – in der Öffentlichkeit wird er posthum nämlich hauptsächlich als Verrückter verspottet. Lara jedoch teilt die Vorstellung, dass die Welt voller Mythen und urzeitlicher Geheimnisse ist und so verschlägt es sie durch Informationen in den Notizen ihres Vaters nach Syberien. Schnell merkt Lara allerdings, dass auch andere Parteien von den etwaigen Geheimnissen Wind bekommen haben und es allen voran auf ein Artefakt absehen, das Unsterblichkeit verspricht. So liefert sich die Protagonistin einen Wettkampf um den sagenumwobenen Fund mit der Organisation Trinity, mit dem verrückten Anführer Konstantine an der Front, der mit dem mystischen Objekt nichts Gutes plant…

Durchwachsene Story, die dennoch unterhält

Grundsätzlich bietet die Handlung nichts Besonderes an und hat vielmehr so einige Schwachstellen. Der Bösewicht ist langweilig dargestellt und auch vermeintlich überraschende Wendungen sind vorhersehbar. Die meisten Nebenfiguren bleiben farblos und emotional geplante Szenen ließen mich kalt. Dennoch konnte mich die Story gut unterhalten. Viel Substanz hat sie zwar nicht, doch sorgen einige Aspekte für spaßige Momente. Wir lernen atemberaubende Schauplätze kennen, kriegen spannende Schätze präsentiert und werden Zeuge von brachialer Action. Die Handlung ist voll und ganz als Mittel zum Fortschritt genutzt und setzt selbst nur wenig Akzente – das ein oder andere visuelle Highlight macht den Storydurchgang dennoch zum unterhaltsamen Abenteuer. Lediglich verschiedene Schriftrollen und Notizen, die unterwegs gefunden werden können, überzeugten mich narrativ so richtig. Die Hintergrundinformationen zum Artefakt sind wirklich interessant gestaltet, doch als optionale Fundstücke werden sie wohl von vielen Spielern gar nicht erst entdeckt werden.

Tomb Raider wird dem Namen gerecht

Da die Story maximal durchschnittlich ist, hat es mich umso mehr erfreut, dass das Spielgeschehen sehr gut ausgefallen ist. Rise of the Tomb Raider nimmt sich grob das Konzept des 2013er-Ablegers als Basis, fügt allerdings Elemente hinzu, die die Serie groß gemacht haben. Waren geheime Grabstätten und Höhlen im Vorgänger noch rar gesät, hat Crystal Dynamics in dieser Hinsicht dieses Mal alles besser gemacht. Es gibt zahlreiche Orte, an denen Lara ihren Titel als „Tomb Raider“ beweisen kann. Diese sind zumeist optional und dauern zwischen 15 und 45 Minuten. Diese Tombs bieten fantastische Rätseleinlagen und erfordern viel Geschick beim Platforming, was mir wahnsinnig gut gefallen hat. Die verschiedenen Umgebungsrätsel sind clever gestaltet und erinnerten mich an die frühen Stärken der Serie. Da die Entwickler dem Spiel mehrere weitläufige Areale verpasst haben, spielt sich Rise of the Tomb Raider alles andere als linear. Hier und da werden wir zwar in schlauchartigen Levels vorangetrieben, doch ein Großteil der Spielwelt bietet uns offene Plätze mit diversen Routen. Neben den Grabstätten sind in der Umgebung auch weitere Schätze versteckt, die es sich zu finden lohnt und die Erkundung zum zentralen Spielaspekt machen. Zur Abwechslung tragen auch eine handvoll Nebenaufgaben bei, die NPCs im Gespräch aufgeben. Diese sind wie die Grabstätten optional, warten aber mit hilfreichen Belohnungen wie beispielsweise eine Art Dietrich, mit dem sich besondere Kisten öffnen lassen, auf den Spieler. In meinem ersten Story-Durchgang habe ich mir weitestgehend Zeit gelassen, aber auch nicht alle Aufgaben und Orte in Angriff genommen. Eine Spielzeit von rund 12 Stunden bei etwa 65% Vollendung lässt sich sehen: Wer alle Nebenaufgaben angeht und keinen Schatz auslässt, sieht einer Spielzeit von über 20 oder gar 30 Stunden entgegen.

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Spielerisch weitestgehend am Vorgänger orientiert

Rise of the Tomb Raider schickt Lara natürlich nicht in eine seelenruhige Gegend zur Entdeckung, denn hin und wieder stehen auch gefährliche Begegnungen mit Anhängern des fanatischen Bösewichts oder auch mit tödlichen Tieren auf dem Plan. Dazu stehen der Protagonistin diverse Mittel zur Verfügung, um die Gefahr zu bändigen. Neben dem ikonischen Bogen hat sie nach und nach im Spielverlauf Zugriff auf mehrere Schusswaffen. Hier stehen Spieler vor der Wahl: Schleiche ich von Busch zu Busch, erledige Feinde lautlos im Nahkampf und nutze Pfeil und Bogen, um unentdeckt zu bleiben? Oder liegt mir die Rambo-Spielweise mehr und ballere ich mich mit Schrotflinte und Maschinenpistole durch die Feindesscharen? In wenigen Situationen können wir eine actionreiche und brachiale Begegnung nicht umgehen, doch weitestgehend bleibt uns überlassen, wie wir das Kampfgeschehen angehen. Ganz nach Vorbild MacGuyver nutzt Lara zudem Funde in der Umgebung, um hilfreiche Waffen und Gadgets herzustellen. Findet sie eine Dose, kann sie daraus ein explosives Wurfgeschoss oder eine blendende Rauchgranate herstellen – was vor allem im Kampf gegen große Gruppierungen oder stark bepanzerte Feinde hilft. Weiterhin kann sie mit gefundenen Umgebungsobjekten verschiedenartige Pfeilmunition anfertigen und neben Explosions- und Brandpfeilen auch Giftmunition beschaffen. Die gefundenen Ressourcen eignen sich nicht nur zur Herstellung von einmaligen Verbrauchsobjekten wie auch Heilmitteln, sondern lassen sich auch zur Aufwertung der Waffen und Anfertigung von neuen Outfits nutzen. Einige Erweiterungen des Bogens oder der Kletteraxt finden sich im Storyverlauf automatisch und machen neue Arten der Fortbewegung möglich. Sämtliche anderen Upgrades sind allerdings optional. Selbiges gilt auch für das Erfahrungssystem, was einmal mehr mit einem Skillbaum auf die Spieler wartet. Ähnlich wie im vorherigen Tomb Raider schaltet Erfahrung Skillpunkte frei, die wiederum in drei verschiedenen Kategorien die Fertigkeiten von Lara erweitern und verbessern können. Diese RPG-Elemente sorgen für Motivation und können auch den Wiederspielwert erhöhen: Ich habe nach meinem Durchgang bei weitem noch nicht alles zusammengesammelt und fertig aufgestuft, was mich zum Weiterspielen angeregt hat. Interagiert Lara in der Umgebung mit antiken Funden und Schriften, wächst zudem ihr Sprachwissen. Mit neuem Wissen ausgestattet lassen sich neue Geheimnisse freilegen, die eine Rückreise zu bereits erkundeten Orten anregen – was durch die vielen Lagerfeuerstellen mit Schnellreisefunktion ermutigt wird. Das Spielgeschehen ähnelt dem des Vorgängers sehr, woran auch feine Änderungen am Upgrade- und Entdeckungssystem nichts ändern. Durch die weitläufigeren Areale und die größere Abwechslung kommt das Gameplay allerdings besser zum Ausdruck, was dem Abenteuer wahnsinnig gut tut. Während der Vorgänger noch mit einem Multiplayer-Modus daherkam, fällt dieser hier weg. Stattdessen hat Crystal Dynamics den Expedition Modus hinzugefügt, der dem Sammeln aller Schätze gezollt ist. Ein Spielkarten-System stellt das Spielgeschehen hier zudem auf dem Kopf: Im Storyverlauf schalten sich mehrere Karten automatisch frei, weitere können mit der InGame-Währung erworben werden. Die Spielkarten modifizieren das Gameplay und können nicht nur für Vorteile, sondern auch für erschwerte Bedingungen als zusätzliche Herausforderung sorgen. Für den einen oder anderen Spieler wird dies sicherlich für einen erhöhten Wiederspielwert sorgen.

Tolle Grafik – harte Anforderungen

Nicht nur auf dem PC ist Rise of the Tomb Raider ein wahrer Hingucker! Ich habe den Titel auch auf der Xbox One laufen gesehen, wo er eine tolle Figur abgibt. Das Charaktermodell von Lara ist klasse und auch die Umgebungen sind detailliert gestaltet. Eine realistische Beleuchtung trägt zum guten Eindruck bei, der durch nette Wasser-, Feuer- und Windeffekte erweitert wird. Auf dem PC bietet der Titel jede Menge grafische Einstellungen und wird daher auf einer weiten Riege an Rechnern laufen. Wer allerdings plant, das Spiel mit maximalen Details zu spielen, braucht eine wirklich beeindruckende Hardware. Rise of the Tomb Raider hat einige durchaus anspruchsvolle Techniken im Einsatz wie Purehair, die Laras Haare zwar beeindruckend darstellt, allerdings auch so einige Frames kostet. In den weitläufigen Arealen geht das Spiel zudem das ein oder andere Mal mehr in die Knie als abseits auf linearen Wegen. Das stellt allerdings kein allzu großes Problem dar, denn selbst zwischen Medium und Hoch ergibt sich eine fantastische Optik! Die Screenshots, die ihr in diesem Review seht, wurden mit einer R9 390 GPU, i5 6600K CPU und 8GB RAM angefertigt – gute, aber sicherlich keine absolute High-End Hardware. Bei 1440p-Auflösung und einer gesunden Mischung aus mittleren, hohen und sehr hohen Einstellungen ergab sich mir eine tolle Optik bei durchschnittlichen 60 Frames pro Sekunde. Da die Xbox One-Version nur mit 30 FPS lief, wird wohl auch die PS4-Variante gegen Ende des Jahres nicht mehr Frames pro Sekunde bieten. Ich bin mir aber sicher, dass es auf der Konsole nicht viel schlechter aussehen wird, wodurch sich PS4-Spieler auf einen optisch beeindruckenden Titel freuen können. Auch akustisch gibt das Spiel übrigens eine gute Figur ab. Die Sprecher liefern sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Vertonung gute Arbeit ab. Der Soundtrack passt stets zum Geschehen und trägt zum Erkundungsdrang bei. Mit netten Umgebungseffekten wie peitschendem Wind rundet der Ton seine starke Umsetzung ab.

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Fazit

Rise of the Tomb Raider baut auf seinem soliden Vorgänger auf und verbessert das Spiel in vielerlei Hinsicht. Zu linearen Action-Passagen gesellen sich weitläufige Areale, die zur Erkundung einladen und zahlreiche klassische Grabstätten mit cleveren Rätseln bereit halten. Die Gefechte gehen gut von der Hand und ein RPG-Konzept motiviert, Waffen, Ausrüstung und Fertigkeiten stets aufzuwerten. Auch wenn die Story mich nicht überzeugen konnte, punktete das Spiel bei mir mit Abwechslung und nettem Umfang. Rise of the Tomb Raider gehört sicherlich zu den besseren Spielen der Serie und ist mit Sicherheit das hübscheste bis dato – PS4-Spieler können sich auf das Abenteuer freuen!

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)