Rory McIlroy PGA Tour im Test

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Releasetermin: 16.07.2015

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Sportspiel / Simulation
Entwickler: EA Tiburon
Herausgeber: Electronic Arts

 

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Nachdem das Team von EA Tiburon ein Jahr Pause mit der PGA Tour-Serie eingelegt hat, ist es nun mit Rory McIlroy PGA Tour wieder am Start. Vorbei sind die Tage des Tiger Woods. Stattdessen ziert nun das 26-jährige Phänomen Rory McIlroy, so jung bereits vierfacher Major-Champion und derzeitiger Weltranglistenerster, das Cover. Nicht nur durch den neuen Coverstar, auch durch die neuen Konsolen wird eine neue Ära eingeleitet. Denn der aktuelle PGA Tour-Ableger ist der erste auf der PS4 und Xbox One. Hat sich das Jahr Pause gelohnt? Ist der Einstieg in die neue Konsolengeneration gelungen oder präsentiert EA uns ähnlich wie beim ersten Madden und NFL für die neuen Konsolen einen Rückschritt? Wir finden es auf dem virtuellen Golfplatz heraus.

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Tutorial löblich, modifizierbare Steuerung vorbildlich

Da ich mit dem Golfsport weder im echten Leben noch auf der Konsole bisher in Berührung gekommen bin, kam mir der Tutorial-Modus sehr gelegen, den das Spiel Neueinsteigern anbietet. Neben einigen Grundlagen des Sports werden hier allen voran die verschiedenen Steuerungsmöglichkeiten vorgestellt. Es gibt drei hauptsächliche Varianten, die auf unterschiedliche Spielweisen zugeschnitten sind. Über die Arcade-Steuerung lässt sich per Ball per Hoch-und-Runter-Bewegung des linken Sticks schlagen, zudem lässt sich die Richtung des Balls in der Luft geringfügig ausbessern. Der Classic-Schwungstil mit „3-Klick-Anzeige“ orientiert sich an Klassikern wie Everybody’s Golf oder Mario Golf. Schlagstärke und Richtung werden per simplem Knopfdruck im richtigen Moment bestimmt – das Timing zu treffen ist jedoch gar nicht mal so leicht. Die Tour-Variante der Steuerung ähnelt der vom Arcade-Stil, doch ist das Spiel hier gnadenlos mit der Ausführung der Stick-Bewegung. Sind in der Arcade-Steuerung noch etliche Hilfen aktiv, muss in der Tour-Ausführung der Stick extrem präzise bewegt werden, um den Ball entsprechend zu schlagen. Während die drei verschiedenen Kontrollschemata schon viele Spielstile abdecken, haben Spieler zusätzlich die Möglichkeit, die Stile zu modifizieren und miteinander zu kombinieren. Arcade ist mir zu leicht, doch ich bin kein Fan der Classic-Klick-Steuerung? Dann nehme ich einige Hilfen wie z.B. Spin oder den Zielbogen heraus, um mir selbst eine größere Herausforderung zu schaffen. Dass die Steuerung derart variabel ist, gefällt mir wahnsinnig gut. Jeder Spieler kann durch Ausprobieren und Experimentieren eine bevorzugte Steuerungsart finden, durch die das Spielgeschehen durchaus spaßiger ausfallen mag. Zudem ist der Tutorial-Modus zu loben, dieser führt uns bereits solide an Grundlagen und die verschiedenen Schwungstile heran.

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Frostbite 3-Engine erstmalig in einem Sportspiel: Kompromiss = weniger Inhalt?

Auf dem Platz gibt das neuste PGA Tour eine besonders gute Figur ab. Durch den persönlichen Spielstil fühlt es sich an, als wäre das Gameplay auf mich zugeschnitten. Nach einiger Zeit hat man sich so gut eingespielt, dass Birdies und Eagles keine Seltenheit darstellen. Da sich der Spielstil jederzeit modifizieren lässt, können angehende Profis die Hilfen nach und nach deaktivieren. Hier kommt erstmals für die Serie die Frostbite 3-Engine zum Einsatz, die einst für Battlefield kreiert wurde, mittlerweile aber auch für Need For Speed, Mirror’s Edge Catalyst oder auch für Mass Effect Andromeda benutzt wird. Das führt dazu, dass die Ball- und Schlagphysik einen realistischen Eindruck hinterlässt – bei der Arcade-Spielvariante hingegen steht der Realismus hinten an. Die Spielmechaniken harmonieren in jeder Option gut mit den Leistungen der Engine, sodass Rory McIlroy PGA Tour spielerisch voll auftrumpft. Erst abseits des Golfplatzes macht sich bemerkbar: In vielerlei Hinsicht ist der neuste Ableger dennoch ein Rückschritt. Das zeichnet sich allen voran beim Umfang des Titels ab. Während der Vorgänger noch mit 20 originalgetreuen Plätzen daher kam, finden wir hier gerade einmal 8 reale Umgebungen vor. Zudem stehen 4 weitere „Fantasy-Courses“ zur Verfügung, es gibt sogar ein von Battlefield 4-inspiriertes Feld. Doch seien wir einmal ehrlich: Golf-Fans wollen auf den Original-Plätzen spielen, auch wenn die Fantasie-Kreationen durchaus spaßig sind. Beim Umfang der virtuellen Golfspieler sieht es noch düsterer aus. Vor 2 Jahren noch bot der letzte PGA-Teil 37 Spieler – diesmal sind lediglich 12 Golfer prominenten Vorbildern nachempfunden. Auch hier stoßen „Fantasy-Spieler“ zum Aufgebot dazu, 5 an der Zahl. Dennoch ist hier ein deutlicher Rückschritt zu beobachten.

Night Club – nette, aber unnötige Neuerung

Auf den ersten Blick wirkt die Anzahl an enthaltenen Modi solide. Neben dem Tutorial steht natürlich „Play now“ bereit, das Schnellspiele nach eigenen Regeln ermöglicht. „Head 2 Head“ bietet die Möglichkeit zum simplen Wettkampf mit einem anderen Online-Spieler und auch lokale Wettkämpfe sind möglich. „Online Tournaments“ erklären sich quasi von selbst: Hier präsentieren sich tägliche und wöchentliche Turniere mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Der Multiplayer funktioniert wie er soll und sowohl über das Internet als auch an einer Konsole macht das Spiel gegen bis zu drei Kontrahenten großen Spaß. Eine Abwechslung zum regulären Spielgeschehen bieten die „Night Club Challenges“, die eine Reihe von Herausforderungen darstellen. Insgesamt über 170 Aufgaben mit je drei zu erreichenden Medaillen sind in diesem Modus enthalten, die weniger auf Realismus als auf Spaß ausgelegt sind. Hier können Bälle zum Beispiel in der Luft durch Boosts einen Schub bekommen, um zielgenau in einem Eimer oder einem Zielfeld zu landen. Der Modus ist durchaus unterhaltsam, nutzt sich jedoch schnell ab. Der Hauptaugenmerk der meisten Spieler wird auf dem Karriere-Modus liegen – zu blöd nur, dass auch dieser im Vergleich zum Vorgänger abgeschwächt wurde.

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Karriere deutlich abgespeckt

Zunächst steht in der Karriere die Erstellung eines Charakters an, der fortan in der PGA Tour gegen die Profis des Sports antreten wird. Leider bietet der Charaktereditor weitaus nicht die Möglichkeiten, die noch der Vorgänger präsentierte. Das Feature EA Game Face, um das virtuelle Gesicht einem Foto nachzuempfinden, ist nicht präsent. Stattdessen stehen nur eine handvoll vorgefertigter Gesichter zur Auswahl. Ähnlich verhält es sich bei der Gestaltung des Körpers. Waren im letzten Tiger Woods-Ableger noch Schieberegler integriert, durch die viele Körperteile bis ins letzte Detail personalisiert werden konnten, lässt der erste Rory McIlroy-Teil uns lediglich Körpergröße und -gewicht sowie Figurtyp festlegen. Immerhin gefallen mir die Entwicklungsmöglichkeiten, mit denen man die Fähigkeiten des erstellten Golfers festlegen und verbessern kann. Auch die Freischaltung verschiedener Kleidungsteile motiviert. Abgeschlossene Events und unterschriebene Sponsor-Verträge werden oftmals mit neuer Ausrüstung oder Kleidung belohnt. Neben dem Spielen der anstehenden Turniere und der Verwaltung von Outfits und Golfschläger gibt die Karriere allerdings nicht viel her. Andere Sportspiele haben hier bereits bewiesen, dass solch ein Karriere-Modus durchaus mehr Tiefgang verkraftet und weitaus mehr Aspekte möglich sind. Zu allem Überfluss lässt sich nicht einmal ein richtiger Zeitplan aufrufen, sodass ich beim Spielen nicht wusste, ob ein unwichtiges Match ansteht oder doch ein umfangreiches Turnier, von dem meine Stellung abhängig ist. Auch kommt hier schnell die Schwäche des geringen Umfangs zur Geltung: Nach wenigen Stunden mit der Karriere wiederholen sich die ersten Schauplätze. Obwohl der Titel auf dem Rasen wirklich Spaß macht: Der Karriere-Modus und der Umfang im Generellen hinterlassen einen faden Beigeschmack. Im Vergleich zum Vorgänger bekommen wir nun einmal deutlich weniger Inhalt geboten.

Technisch gut mit Luft nach oben

Neben der verbesserten Ballphysik hat die Frostbite 3-Engine auch eine hübsche Optik zum Resultat. Die Golfplätze sind authentisch gestaltet und dem Spieler wird der ein oder andere wirklich ansehnlich Anblick geboten. Die Umgebungen wirken recht detailliert, ebenso sehen die Charaktermodelle gut aus. Leider ist das Spiel von zu spät aufploppenden Texturen geplagt. Während also eine schöne Landschaft gezeigt wird, tauchen in der Ferne auf einmal neue Texturen auf, was den guten Eindruck etwas trübt. Schade ist auch, dass das Wettersystem nicht mehr vollends dynamisch ist. War man beim Vorgänger noch auf Regenstürme stolz, scheint es nun nichts anderes als Sonnenschein zu geben. Ich habe übrigens die Xbox One-Version gespielt, doch dürfte das Spiel auf der PS4 eine nahezu identische Figur abgeben. Frank Nobilo und Rich Lerner fungieren als englische Kommentatoren und liefern gute Arbeit ab. Blöd nur, dass es keine zwei Stunden dauert, bis sich die ersten Sätze wiederholen. Sowohl die Sprecher als auch sämtlicher Text sind übrigens lediglich auf Englisch enthalten – entsprechende Sprachkenntnis ist zum Spielen also gern gesehen. Die Soundkulisse auf dem Feld weiß zu überzeugen: Schläge und Publikum klingen, wie man es sich vorstellt. Technisch liefert EA ein solides Paket ab, das jedoch noch ordentlich Potential aufweist.

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Fazit

Rory McIlroy PGA Tour geht einige Schritte voran, leider aber auch so einige zurück. Dass die EA Sports Teams Probleme haben, die jährlichen Serien auf die neuen Konsolen zu bringen, hat der Konzern bereits mit NHL oder Madden gezeigt. Es ist aber nie der richtige Weg, Inhalt und Modus-Funktionen zu kürzen. Spielerisch und auch technisch ist der neuste Ableger ein Erfolg, doch aufgrund der abgespeckten Karriere sowie dem niedrigen Platz- und Golfer-Umfang kann ich das Spiel nicht vollends zum Vollpreis empfehlen. Über die kommenden Monate will EA per Updates wieder einiges gut machen. Ich bin also gespannt, was der erste Patch im September bringen wird. Mit den richtigen Inhalten können die Updates noch einiges herausholen – spätestens der Nachfolger dürfte ein rundum gelungenes Paket werden.

 

Positiv-Icon Die Spielstile sind modifizierbar, für Jedermann etwas dabei

Positiv-Icon Spielgefühl auf dem Rasen ist gelungen

Positiv-Icon Grafisch und akustisch weitestgehend gut

Positiv-Icon Online und lokal mit soliden Mehrspieler-Optionen

Negativ-Icon Inhalt der Karriere und Charaktereditor stark gekürzt

Negativ-Icon Umfang von Golfern und Plätzen enttäuschend

Negativ-Icon Texturen-Pop-ins trüben Grafik-Eindruck

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)