Tom Clancy’s Rainbow Six Siege im Test

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Releasetermin: 01.12.2015

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: First-Person-Shooter, Taktik
Entwickler: Ubisoft Montreal
Herausgeber: Ubisoft

 

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Tom Clancy’s Rainbow Six-Reihe hat nun schon mehr als 17 Jahre auf dem Buckel und brachte in dieser Zeit 18 Spiele zum Vorschein. Der neuste Ableger lautet auf den Titel Siege und führt das Konzept um Taktik-basierte Shooter fort. Das Spiel legt großen Wert auf die Online-Anbindung und lässt Spieler sowohl in die Rolle von Terroristen als auch diverser Spezialeinheiten schlüpfen. Geht das Vorhaben von Ubisoft auf, die Serie mit einem Online-Ableger neu aufzufrischen? Wir sind ins Gefecht gezogen und finden es heraus.

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Gefährliche Situationen

Hatten die indirekten Vorgänger der Rainbow Six-Serie zumeist noch umfangreiche Kampagnen zu bieten, zeichnet sich Siege hingegen hauptsächlich durch den Online-Multiplayer aus. Es gibt keinen Story-Modus, was für Liebhaber von Singleplayer-Erfahrungen sicherlich schon die erste Hürde ist. Ganz ohne Offline-Inhalt kommt Siege allerdings nicht daher. Der Titel bietet zehn „Situationen“, die darauf ausgelegt sind, neuen Spielern sämtliche Mechaniken und Konzepte des Titels zu vermitteln. Diese Tätigkeiten beginnen mit einem recht einfachen Ziel, doch ziehen sie schnell hinsichtlich Komplexität und Handlungsfreiheit an. Zumeist gilt es, eine Geisel aus einem bewachten Gebäude zu befördern oder eine Bombe ausfindig zu machen und zu entschärfen. Siege gibt Spielern dabei die freie Wahl über die Vorgangsweise. Kommen wir vom Dach, platzen wir durch ein Fenster ins Geschehen herein oder suchen wir einen unterirdischen Eingang? Von Mission zu Mission werden immer weitere Gadgets vorgestellt, die uns die Suche nach unserem Zielobjekt und die Behauptung gegen Bösewichte erleichtern. Die Situationen erweisen sich als fantastische Tutorial-Möglichkeit: In zehn Aufgaben wird nicht nur das grundsätzliche Spielprinzip erklärt, sondern auch viele Optionen zum Vorgehen präsentiert. Jede Situation kommt zudem noch mit drei optionalen Zielen daher, die die Spieler motivieren, weitere Möglichkeiten auszuprobieren. Ich hatte großen Spaß mit diesen Einleitungsmissionen, die ich wirklich jedem Einsteiger als erstes empfehle. Die Situationen sind nicht implementiert, um sich auf dem Papier mit Singleplayer-Inhalt zu schmücken, sondern um die Spieler Schritt für Schritt in das Geschehen einzuweisen. Dies wird nahtlos mit einer elften Situation weitergeführt, die bei Absolvierung aller Aufgaben frei wird. Hier gehen wir erstmals mit anderen Online-Spielern auf eine Mission, die es wirklich in sich hat. Nach den Solo-Tätigkeiten macht Siege mit dieser elften Mission klar, dass individuelle Stärke ohne ein funktionierendes Team nichts wert ist – denn in jeder Pore des Spiels steckt der Teamaspekt. In den anderen Modi kommt man ohne funktionierende Zusammenarbeit nicht weit, weshalb diese elfte Situation nur im Team auszuführen und dazu noch besonders knackig ist. Der Titel weist zwar nicht konkret darauf hin, doch schon bald merken Spieler, dass Kommunikation der Weg zum Ziel ist. Ich hatte große Probleme, die Mission zu beenden, bis ich in eine Truppe gesetzt wurde, die vollständig mit Mikrophonen ausgestattet war. Ich griff ebenfalls zu meinem Headset und merkte erstmals, wie hilfreich sich die Nutzung von Kommunikation miteinander gestaltet und wie viel unterhaltsamer der Durchgang fortan war. Wir benötigten zwar immer noch einige Anläufe, da die Mission wirklich knackig ist. Doch lernten wir stets neue Aspekte der Umgebung und der Aufgabe hinzu und konnten uns gegenseitig Ratschläge geben. Nach einigen Versuchen hatten wir es geschafft, was sich als überschwängliches Erfolgserlebnis in mir breit machte. Erst wer diese Mission geschlagen hat, weiß das Konzept des Spiels wirklich zu begreifen – schade, dass laut Trophäe für die Bewältigung der Mission zum Zeitpunkt des Reviews erst 6,5% aller PS4-Spieler dazu gekommen ist.

Teamplay als A und O

Die elfte Situation bereitet Spieler perfekt darauf vor, was Siege im Kern zu bieten hat. In mehreren Spielvarianten gilt es, ein erfolgreiches Teamplay an den Tag zu legen. Fangen wir mit den PvP-Möglichkeiten an, die sich im Modus „Multiplayer“ präsentieren. Hier treten zwei Fünfer-Teams gegeneinander an. Eine Seite wird mit der Aufgabe betreut, ein bestimmtes Ziel zu beschützen (z.B. eine Geisel oder eine Bombe), während die angreifende Seite es auf diese Ziele abgesehen hat. Sterben alle Spieler eines Teams oder gelingt das Abschließen der Zielsetzung, ist die Runde vorbei. Gestartet wird jedes Match durch eine Vorbereitungsphase. Das verteidigende Team findet sich zumeist in einem Gebäude wieder, das es abzusichern gilt. Spieler können Fallen legen, diverse Überwachungsgagdets nutzen und Barrikaden errichten. Die Angreifer schwärmen während dieser Vorbereitungszeit mit kleinen Roboter-Kameras aus, die sich ferngesteuert durch die Areale bewegen lassen. Mit diesen kleinen Helfern versucht das angreifende Team, Gegner oder Fallen ausfindig zu machen und im besten Fall das gesuchte Ziel zu finden. Diese Phase vor dem eigentlichen Beginn jeder Runde ist enorm wichtig, da sie die Bedingungen der Runde festlegt. Eine bloßgestellte Defensive, die ihren Standort hat auffliegen lassen, ist sicherlich leichter zu bespielen, als eine clever verschanzte Truppe, die mit ihrer Aufstellung überraschen kann. Wie erwähnt ist Teamplay eine immens wichtige Komponente und so zeigen sich all die Vorteile von funktionierender Zusammenarbeit hier wieder. Selbst ein gefallenes Teammitglied ist hilfreich, wenn es auch nach dem Tod noch mit seinen Kollegen kommuniziert und über Kameras die Positionierung der Feinde herausfindet. Ein eigensinniger und unüberlegt handelnder Spieler reicht, um ein ganzes Team in den Abgrund zu ziehen. Gute Ausrüstung und Kenntnis über die Map sind sicherlich ebenfalls wichtig, doch die große Stärke von Siege liegt tief verankert in der Teamzusammenarbeit. Mit einem taktisch schlau agierenden, in Kommunikation stehendem Team spielt sich der Titel grandios – gleichzeitig bedeutet das allerdings auch, dass fehlende Zusammenarbeit den Spielspaß deutlich senkt. Wird man in ein Trupp platziert, in dem kein Spieler über ein Headset verfügt und scheinbar alle auf eigene Faust handeln, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man kläglich versagt und dementsprechend keinen Spaß hat. Siege steht und fällt mit der Qualität des Fünfer-Teams. Wer den Titel also mit mehreren Kollegen spielt, wird wahrscheinlich mehr Spaß haben, als Leute, die auf einen guten Trupp per Matchmaking hoffen. Dies trifft weitestgehend ebenfalls auf die PvE-Möglichkeiten zu, die das Spiel per Modus „Terroristenjagd“ bietet. Hier treten wir mit vier weiteren Spielern gegen Bots in verschiedenen Aufgaben an. Mal gilt es lediglich, alle Terroristen aufzufinden und zu eliminieren. Mal beschützen die Bots nach PvP-Vorbild ein Objekt, das es zu erobern gilt – mal gilt es, mehrere Wellen an Feindeshorden zu besiegen. Je nach Schwierigkeitsgrad kann das Spiel hier auch mal weniger bestrafend sein. Zufällig zusammengewürfelte Spieler dürften hier wahrlich besser abschneiden als im PvP gegen ein eingespieltes Team. Mit einer guten Truppe und etwas Glück beim Suchen nach dem Ziel hingegen sind die Runden manchmal schon innerhalb 3 Minuten zu vollenden. Wer sich vom Schwierigkeitsgrad „Normal“ nicht gefordert fühlt, hat noch zwei weitere Stufen zur Auswahl, die es dann durchaus faustdick hinter den Ohren haben können. Hier kann die Wahl der Klasse den Unterschied machen. Mit verdientem Geld durch bewältigte Missionen und Online-Matches lassen sich auf Seiten der Angreifer und Verteidiger verschiedene Klassen, genannt „Operator“, freischalten. Die Standard-Klasse bietet jede Menge Optionen hinsichtlich Waffenauswahl und Ausrüstung, doch wirklich spezifisch wird es erst mit den freizuschaltenden Operatoren. Jede Spezialisierung kommt nicht nur mit eigenen Waffen daher, sondern unterscheidet sich insbesondere hinsichtlich der Ausrüstung. Ein Operator bietet beispielsweise einen Hammer, der mit Leichtigkeit durch die Barrikaden der Gegner gleitet. Eine andere Auswahl kommt mit einem Schild daher, was aus diesem Spieler einen guten Wegweiser macht, der vorausgehend auch auflauernden Feinden durch den Schutz Paroli bieten kann. Eine gute Konstellation an Klassen und Spieler, die mit den Besonderheiten ihrer Auswahl auch umgehen können, bringen die besten Aussichten auf einen Sieg mit.

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Steife Waffen

In vielerlei Hinsicht gefällt mir Rainbow Six Siege richtig gut – nur in einem Bereich lässt der Titel zu wünschen übrig. Leider ist dieser Aspekt ein Kernelement des Spiels: Der Umgang mit den Waffen fühlt sich steif und altbacken an. Die Kontrolle per Controller fällt nicht so präzise aus, wie es andere Shooter handhaben. Es gibt zwar einige Optionen, um die Sensitivität der Sticks einzustellen. Doch das steife, leicht verzögerte Zielen ist eine Sache, an die man sich gewöhnen muss. Ich kann mir vorstellen, dass die Entwickler eine solch schwergängige Kontrolle implementiert haben, um realistisch das Gewicht der Waffen darzustellen. Schließlich bringen die Schusswaffen einiges auf die Waage und sind dementsprechend nicht federleicht zu bedienen. Dennoch hat mich dieser Aspekt anfangs einiges an Gewöhnung gekostet. Ich spiele den Titel mittlerweile auch auf dem PC, wo die Steuerung per Maus nicht derart schwerfällig ausfällt. Wer die PS4-Fassung also zu spielen plant, muss mit der steifen Kontrolle klar kommen. Im Vorfeld hatte ich weiterhin in einem anderen Aspekt Bedenken, denn die offene Beta vor Release hatte noch mit Verbindungsproblemen zu kämpfen. Die Online-Anbindung fällt mittlerweile allerdings absolut solide aus. Zwar lagen die Probleme auch noch in den ersten Tagen der Vollversion vor, doch ist es nun stets leicht, ein Spiel mit stabiler Verbindung zu finden. Bei einem Titel, der so sehr auf Online-Spiele setzt, ist dies aber auch das Mindeste, was Spieler erwarten können.

Optisch und akustisch weitestgehend unauffällig

Sowohl grafisch als auch akustisch schlägt der Titel sich solide. Die Areale und Waffen sind detailliert gestaltet, die Beleuchtungstechnik überzeugt. In geringem Maße lässt sich die Umgebung zerstören, was nette Effekte mit sich zieht. Wirklich herausstechen tut allerdings kein Aspekt der Optik. Der PvP-Aspekt läuft in flüssigen 60 FPS, die Terroristenjagd hingegen ist auf 30 Frames beschränkt. Wer oft zwischen den Modi hin- und herwechselt und empfindlich in dieser Hinsicht ist, wird den Unterschied eventuell negativ wahrnehmen. Ich muss Ubisoft allerdings loben, das Beste aus den jeweiligen Möglichkeiten herausgeholt zu haben. Der Soundtrack ist atmosphärisch, bleibt weitestgehend allerdings blass. Die unspektakuläre Grafik und die recht generische musikalische Untermalung tun ihr Bestes, um unauffällig zu bleiben und weitestgehend weder positiv, noch negativ aufzufallen.

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Fazit

Noch nie habe ich in einem Test so häufig die Wörter „Team“, „Truppe“ oder „Zusammenarbeit“ benutzt – und das aus gutem Grund. Rainbow Six Siege steht und fällt mit seinem Teamplay-Aspekt. Eine handvoll Solo-Aufgaben bereiten gut auf das Strategie-Konzept vor, doch der Fokus des Spiels liegt voll und ganz auf der Multiplayer-Einbindung. Rundenlang können die vielfältigen Möglichkeiten für ein fantastisches Taktik-Erlebnis sorgen, doch genauso stehen schlechte Runden auf dem Plan, die sich durch schreckliche Zusammenarbeit und fehlende Kommunikation auszeichnen. Wer den PvP- und PvE-Multiplayer mit Freunden angeht, hat eine grandiose Zeit vor sich. Wer allerdings stets durch das Matchmaking auf ein gutes Team hoffen muss, wird eine gemischte Erfahrung erleben. Je nach beteiligten Spielern schwankt Siege nämlich zwischen taktischer Meisterleistung und frustrierendem Erlebnis, was dem Spiel aber nur schwer anzukreiden ist. Denn die vielen Rambos, durch Call of Duty und Co. geschult, die unüberlegt in ihr Verderben rennen und damit ihr Team schwächen, lassen sich leider nicht ausklammern.

Positiv-Icon Vielfältige Möglichkeiten im Taktik-Vorgehen

Positiv-Icon Kommunizierende Teams werden mit Erfolg belohnt

Positiv-Icon Situationen erweisen sich als vorzüglicher Tutorial-Einstieg

Positiv-Icon Operatoren bringen Abwechslung ins Geschehen

Negativ-Icon Waffenkontrolle fühlt sich steif und verzögert an

 

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)