Releasetermin: 13.10.2016
Medientyp: Download
Genre: Geschicklichkeit
Entwickler: Frame Interactive
Herausgeber: Frame Interactive
Headmaster versucht, aus dem Spieler einen Kopfball-Experten zu machen. In verschiedenen Übungen fliegt uns ein Ball nach dem anderen vor die Linse, der ins Tor, durch Ringe oder auf Zielscheiben befördert werden will. Doch was benötigt es, um mit dem Kopf eines Weltklasse-Stürmers mithalten zu können? Erfahrt es in unserem Test. So viel vorweg: Ich habe nicht gedacht, dass ein dermaßen simples Konzept zu meinen spaßigsten VR-Erfahrungen zählen würde.
An der Football Improvement Centre Heading Facility wird Kopfballstärke groß geschrieben. Gar so groß, dass sich der gesamte Kurs dem Verbessern des Kopfstoßes widmet. In mehr als 40 individuellen Aufgaben werden Situationen nachgestellt, die darauf abzielen, unser Spiel mit dem Kopf zu stärken.
Die Ausgangslage ist simpel. Wir stehen je nach Übung etwa fünf bis 20 Meter vom Tor entfernt und versuchen die Bälle, die aus einer Art Maschine hinter oder neben dem Kasten auf Kopfhöhe für uns herausgeschossen werden, zu verwerten. Ein Treffer ins Tor bringt 10 Punkte ein, doch gibt es oftmals alternative Ziele. Verschiedene Scheiben tauchen in Nähe des Aluminiums oder außerhalb des Tores auf und belohnen Präzision mit wertvollen Punkten. Oftmals schaltet eine getroffene Zielscheibe die nächste mit noch mehr Punkten frei. Dadurch wird Konsistenz in den Treffern belohnt und es fühlt sich einfach fantastisch an, eine Scheibe nach der anderen zu treffen. Zudem spielt hier fast schon eine seichte Rätsel-Komponente mit ein. Gelegentlich müssen wir uns gut überlegen, in welcher Reihenfolge wir die die Zielscheiben erwischen, um die maximale Punkteausbeute zu erlangen. Denn verschwinden manche Scheiben, sobald andere getroffen werden. Meistens tastete ich mich deshalb an eine Übung heran, spielte zunächst frei drauf los. Ich beobachtete, welche Treffer welche Auswirkungen mit sich zogen – und überlegte mir dann, welches Vorgehen am meisten Sinn macht.
Das ist eng verknüpft mit der Tatsache, dass besondere Scheiben zur Folge haben, dass wir beispielsweise mit den folgenden Bällen die doppelte Punktzahl abräumen oder ein riesiger Strandball auf unseren Kopfstoß wartet. Mit diesen Sonderzielen hat man schnell einmal viele Punkte erreicht und so stellen diese Hilfen den Schlüssel zum Erfolg bei vielen Aufgaben dar. Unser Erfolg wird gemessen durch Sterne, die von eins bis drei reichen. Ein erlangter Stern reicht zum Bestehen, doch werden wir dazu ermutigt, so viele Sterne wie möglich einzufahren. Das kann oftmals aber zur Herausforderung werden, denn sind die Punktevorgaben für die höchste Sternausbeute zumeist recht hoch.
Und auch stellt der Aufbau der Übungen oftmals eine Herausforderung dar. Nur selten haben wir ein schlichtweg ein leeres Tor zum Ziel. Mal erschwert ein statischer oder sich bewegender Torwart aus Holz oder andere Torverdeckung unser Training. Mal steht ein Gabelstapler vor dem Tor und erfordert, dass wir den Ball durch Lücken hindurch köpfen. Mal kommt der Ball aus kniffligem Winkel mit hoher Geschwindigkeit, so dass eine Annahme viel Feingefühl erfordert. Mal sind farbige Ringe in bestimmter Reihenfolge zu treffen. Mit einer Menge Vielfalt in der Aufgabenstruktur ist sichergestellt, dass keine Langeweile auftritt und dass wir stets neuen Situationen ausgesetzt sind.
Das Köpfen des Balls ist wie im richtigen Leben komplexer, als es sich anhört. Denn wird mit jedem Zentimeter der Trefferfläche die Flugkurve des Balls beeinflusst. Treffen wir den Ball zu tief, köpfen wir ihn auf den Boden. Landet er deutlich über der Stirn, segelt er zumeist auch weit über die Latte. Headmaster versucht immer wieder, uns den richtigen Punkt nahezulegen, doch bringt erst die Praxis Übung in die Sache. Je weiter ich in meiner Ausbildung vorangeschritten bin, desto sicherer wurde ich mit dem Platzieren des Balls. Allen voran fiel es mir anfangs schwer, die Richtung des Spielgerätes so zu lenken, wie es mir vorgestellt habe. Doch mit zunehmenden Fortschritt wurde dies weniger zum Problem. Und auch mit den erschwerten Bedingungen wie steile und schnelle Flanken lernte ich nach und nach umzugehen. Die Ballphysik ist gelungen und spiegelt ein Ballverhalten wieder, das realistisch ist. Wenn ich einen Ball versiebt habe, gab ich nie dem Spiel die Schuld. In ganz wenigen Fällen setzt das Tracking beim Köpfen aus – allerdings weil ich vor lauter Elan außerhalb des Tracking-Bereichs geraten bin. Die Erfassung der Kopfbewegung funktioniert gut, solange man nun einmal in Sichtweite der Kamera bleibt.
Headmaster enthält 40 Übungen, die von drei “Examen” ergänzt werden. Sind genug Sterne verdient und die entsprechende 10er-Reihe an Aufgaben absolviert worden, stellen wir uns einen Test, der in seiner Struktur und seinem Umfang etwas mehr zu bieten hat. Denn geben uns die meisten Übungen nur etwa 10 bis 20 Bälle für das Erreichen einer Punktzahl, werden in diesem Prüfungen gerne einmal über 30 Bälle auf uns geschossen. Dementsprechend hoch ist allerdings auch das Ziel an Punkten, das wir für eine gute Note erreichen müssen. Mit aufwendigen und komplexeren Hindernissen haben mir diese Examen stets besonders gut gefallen.
Auch überzeugen konnte mich eine Art Kirmes-Schießstand nach der ersten Prüfung. Mit mehreren Treffern konnte ich eine Piñata zerbrechen, woraufhin viele weitere Zielscheiben aufgetaucht sind. Zur Motivation werden wir bei Erreichen von drei Sternen in einer Übung mit den unterschiedlichsten Objekten belohnt. So schmücken beispielsweise eine Gitarre, ein Kuscheltier, eine Statue und diverse andere Gegenstände meinen Umkleideraum, von dem aus die Übungen ausgesucht werden. Ich muss ehrlich sein: Mich hätten die Belohnungen nicht weniger interessieren können. Dennoch war ich oftmals dazu angetrieben, eine Übung nochmal und nochmal zu wiederholen, um letztendlich doch drei Sterne zu erlangen.
Das liegt daran, dass Headmaster schlichtweg so spaßig ist, dass ich so einige Aufgaben auch ohne weiteren Anreiz des Spiels mehrmals erleben will. Ich habe eine Handvoll Favoriten, die ich seit erstmaligem Spielen des Titels nun schon öfters gestartet habe. Das Spiel könnte seine Spieler geschickter zum Langzeitspaß festbinden, doch ist es doch auch eine Leistung, wenn ich den Titel nur des Spaßes halber immer wieder spiele. Immerhin ist es bei vielen Stufen gar nicht mal so einfach, drei oder gar nur zwei Sterne einzufahren. Eine gehörige Herausforderung liegt also vor, die garantiert, dass wir auch nach mehreren Stunden noch nicht alle Sterne erlangt haben. Ich habe für das Absolvieren aller Missionen grob geschätzt 5 Stunden gebraucht, auch wenn ich währenddessen bereits manche Übungen mehrfach wiederholt habe. Um bei allen restlichen Aufgaben die letzten Sterne einzusammeln, würde ich sicherlich noch einmal 3-4 Stunden brauchen, wenn nicht gar mehr. Zudem deuten sich neue Missionen an, sodass der Umfang unterm Strich solide ist.
Wir müssen übrigens nicht alleine ins Football Improvement Centre. Neben dem Solo-Modus bietet Headmaster einen lokalen Multiplayer für bis zu sechs Spieler an. Nacheinander spielen wir nun beliebige Übungen und vergleichen gegenseitig die erreichten Punkte. Die Idee ist nett, doch ist das ständige Weiterreichen des PSVR-Headsets eine knifflige Angelegenheit, die allen voran bei sechs Spielern schnell lästig wird. Es ist schade, dass Headmaster stattdessen keinen Online-Multiplayer hat. Mir würde eine Online-Komponente in Form von weltweiten Ranglisten reichen, doch nicht einmal das ist gegeben. Ich hoffe, dass die Entwickler von Frame Interactive dieses Feature noch nachreichen.
Headmaster war mir von der ersten Sekunde an sympathisch, da das Spiel einen tollen Humor beweist. Wir erhalten über Lautsprecher zu jeder Übung Instruktionen, doch läuft bei unserer Einweisung nicht immer alles glatt. Mal wird ein russisches Tonband eingespielt, mal stört ein Anruf die Erklärung. Mal versäumt der Zeugwart Carl seinen Einsatz, der per kryptische Briefe übrigens auch Kontakt zu uns aufnimmt. Ich habe nicht erwartet, dass hinter dieser einfachen Prämisse tatsächlich so etwas wie eine seichte Story steckt. Wer der englischen Sprache mächtig ist, wird das ein oder andere Mal etwas zum Schmunzeln haben. Besonders zum Lachen gebracht hat mich die Inszenierung der zweiten Prüfung. Während des vermeintlich einfachen Examens wird plötzlich ein Torwart mit epischer Musik auf das Feld eingeflogen, was mich über beide Ohren strahlen ließ. Das Spiel ist sich des Trash-Faktors bewusst und zelebriert ihn herrlich, was zum insgesamt unterhaltsamen Eindruck beiträgt.
Fazit
Ich habe wirklich das Gefühl, dass sich meine Reflexe bereits verbessert haben. Die Schulung am Football Improvement Centre zeigt also Erfolge!
In über 40 Übungen wird unsere Kopfballstärke unter Beweis gestellt. Das Konzept ist so simpel wie brilliant. Es macht riesigen Spaß, Aufgabe für Aufgabe zu meistern! Das liegt mitunter an der unterhaltsamen Gestaltung der Szenarien. Denn sind jegliche Hindernisse und Zielscheiben-Positionen clever gewählt und stellen sicher, dass für Abwechslung gesorgt ist. Dazu gesellt sich ein sehr sympathischer Humor, der sich durch Lautsprecherdurchsagen und verschiedene Ereignisse innerhalb der Übungen äußert. Headmaster gehört wirklich zum spaßigsten, das ich in VR bisher erlebt habe!
Leider ist der Umfang nicht grandios. Der Preis von 19,99€ geht für etwa 5 Stunden zum Durchspielen und etwa die doppelte Zeit für das Erspielen aller Sterne aber letzten Endes in Ordnung – erst recht weil ich allein aufgrund des Spaßfaktors einen hohen Wiederspieldrang verspürte. Zudem planen die Entwickler in Zukunft, noch weitere Übungen hinzuzufügen. Würde Frame Interactive jetzt noch für eine übersichtliche Ranglisten-Funktion sorgen, wäre Headmaster ein absoluter Pflichttitel für PSVR-Besitzer!