Releasetermin: 15.09.2017

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Stealth-Action
Entwickler: Arkane Studios
Herausgeber: Bethesda

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Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske gehört für mich ohne Zweifel zu den besten PS4-Spielen des letzten Jahres. Zwar gab es hier und da technische Schwächen, dank der dichten Atmosphäre und unterhaltsamer Stealth-Action konnte man diese jedoch problemlos verschmerzen. Weniger als ein Jahr später erscheint schon der nächste Titel der Action-Reihe. Dishonored: Der Tod des Outsiders ist jedoch noch nicht der vollwertige dritte Teil, sondern eine Standalone-Erweiterung zu Das Vermächtnis der Maske, die zum Budget-Preis von knapp 30 Euro im Handel steht. Rechtfertigen die gebotenen Inhalte den Aufpreis gegenüber einem normalen DLC?

Tod dem Outsider!

Noch immer ist die erzählerische Atmosphäre eine der großen Stärken der Dishonored-Reihe. Das düstere Fantasy-Universum wurde in den vergangenen Hauptspielen schon mit zahlreichen Geschichten und Figuren gefüllt, ließ bislang aber auch einige Geheimnisse offen. Viele Mysterien schwirren noch um den übernatürlichen Outsider, der hauptverantwortlich für Magie und andere Surrealitäten zu sein scheint. Als die Assassinin Billie Lurk von ihrem Mentor den Auftrag bekommt, den Outsider auszuschalten, verspricht dies keine einfache Aufgabe zu werden. Wie lässt sich etwas so Übernatürliches überhaupt finden? Mit welcher Waffe kann man den Outsider töten? Die Geschichte aus Dishonored: Der Tod des Outsiders wird erneut spannend erzählt und erhält gerade wegen seiner schaurigen Stimmung und dem atmosphärischen Sounddesign seinen ganz eigenen Charakter. Leider schafft die Story es aber dennoch nicht, gänzlich zu überzeugen. Die zunächst unklaren Motive und der ziemlich abrupte Einstieg könnte besonders bei Neulingen für Verwirrung sorgen und auch abseits davon gibt es kleinere Kritikpunkte.

Die vielen Charaktere, die von den Arkane Studios im Laufe von Billie Lurks Reise eingeführt werden, werden zum Beispiel nur selten ausreichend beleuchtet – zwar sorgen diverse Schriftstücke wie Tagebucheinträge, Briefe oder Zeitungseinträge für einen tiefen Einblick in die Figuren und die Spielwelt, mehr aktive Charakterisierung hätte Dishonored: Der Tod des Outsiders aber sicherlich gut getan. Leseratten haben definitiv einiges zu tun und wer sich die Zeit nimmt erhält auch ein wesentlich besseres Gefühl für die Gesellschaft des Titels. Ich persönlich habe mich durch das ständige Lesen aber eher ausgebremst gefühlt und ab der Hälfte des Spiels viele Schriften nur noch überflogen. Wesentlich besser gefiel es mir da schon, patrouillierenden Wachen zu lauschen um dadurch ergänzende Informationen zu Missionszielen oder Charakteren zu bekommen.

Still unterwegs…

Und diese Hinweise können wirklich entscheidend sein! Nach wie vor steht das Schleichen bei Dishonored an erster Stelle und erneut ist es die beeindruckende Vielfalt an unterschiedlichen Herangehensweisen, die auch das Level-Design von Der Tod des Outsiders mit zum besten des Genres macht. Egal ob ihr auf den nächtlichen Straßen der Stadt möglichst ungesehen an den Wachen vorbeihuschen müsst oder ob ihr in einer komplexen Bank einen wichtigen Schlüsselgegenstand entwendet – stets gibt es mehr als einen Weg das Problem zu lösen. Nehmen wir das Beispiel mit der Bank: um überhaupt erst in das überwachte Gebäude zu kommen, könnt ihr euch zwischen drei Wegen entscheiden: steigt ihr über das Dach ein, findet ihr einen Weg durch die Kanalisation oder verschafft ihr euch den Zugang irgendwie über die Müllversorgung? Doch auch bei jeder einzelnen Begegnung mit Feinden ergeben sich einem plötzlich zahlreiche Möglichkeiten, die oftmals nicht auf den ersten Blick sofort ersichtlich sind – viele Teilgebiete werdet ihr daher beim ersten Durchgang nicht einmal zu Gesicht bekommen.

Das Gameplay haben die Arkane Studios um einige Elemente ergänzt. Billie Lurk verfügt über drei neuartige Fähigkeiten, die frische Impulse in das Schleichabenteuer bringen. Mit „Platztausch“ könnt ihr auf Knopfdruck einen Ort in der näheren Umgebung wählen, um euch bei erneutem Klick an jene Stelle zu teleportieren. Was erstmal wie eine geringfügige Abwandlung von Corvos Teleportier-Fähigkeit klingt, wird in Kombination mit „Weitblick“ zu einer grandiosen Taktik-Komponente. Einmal aktiviert, ermöglicht es euch Weitblick kurzzeitig die Zeit zu stoppen und in Geisterform die nähere Umgebung zu erforschen. Dabei können Gegner markiert, versteckte Gegenstände und ihre Eigenschaften ausgemacht und nicht zuletzt auch Teleportationspunkte für Platztausch gesetzt werden. Fähigkeit Nummer 3 ist „Trugbild“, bei der ihr euch für begrenzte Zeit als eine andere Person ausgeben könnt um beispielsweise schwerbewachte Areale problemlos zu passieren oder bestimmten Figuren wichtige Informationen zu entlocken.

…was jedoch nicht immer funktioniert

Zwar ergeben sich dank der Fähigkeiten und der Stealth-Mechaniken genug Möglichkeiten, ungesehen an feindlich Gesinnten vorbeizukommen, in der Realität sieht das aber meist etwas anders aus und man wird nicht selten erwischt. Auch hier gibt es wieder verschiedene Optionen: fliehen und warten bis die Wachen Billie Lurk aus den Augen verloren haben oder sich doch dem Kampf stellen? Bei letzterem greift ihr im Nahkampf auf ein Schwert zurück, das euch alleine aber häufig nicht weit bringt. Erst in Kombination mit den Projektilen, die von der Protagonistin verschossen werden können sowie diversen anderen Waffen wie Granaten oder Minen werden die Kämpfe zu einer halbwegs fairen Angelegenheit. Doch Munition ist Mangelware: nur wer fleißig alle Gebäude nach Munition oder Geld durchsucht, wird für eine solche Situation ausreichend gerüstet sein – leicht macht es einem Dishonored: Der Tod des Outsiders nämlich definitiv nicht. Falls es zum Ableben der Spielfigur kommt, sind die Speicherpunkte aber definitiv fair gesetzt, bei Bedarf können sogar auf eigene Schnellspeicherpunkte zurückgegriffen werden. Einzig störend sind die recht langen Ladezeiten, die einem bei knackigen Abschnitten schnell auf die Nerven gehen können.

Wer geübter Stealth-Spieler ist und nicht jede Notiz und jeden Brief liest kann durchaus bereits nach 5-6 Stunden den Abspann des Spiels sehen. Doch das ist nicht die Art, wie Dishonored gespielt werden sollte. Neben der Hauptstory gibt es beim Schwarzmarkt diverse Aufträge, welche euch mit zusätzlichen Missionszielen während der fünf Kapitel versorgen. Diese enthalten gelegentlich sehr interessante Kniffe und führen euch in Gebiete, die ihr ansonsten vielleicht gar nicht betreten hättet. Generell sind die Level von Dishonored aber auch viel zu schade dafür, sie einfach nur schnell zu beenden und nicht vom Entdeckergeist geleitet jeden Winkel abgrasen zu wollen. Experimentierfreudig machen übrigens auch die verschiedenen magischen Knochenartefakte, mit denen ihr Billie Lurk ausrüsten könnt. Diese in der Welt versteckten Gegenstände haben häufig zweiseitige Effekte und steigern oder senken so Attribute der Protagonistin. So geht ein größerer Schwertschaden mit langsameren Angriffen einher und eine kurze Unsichtbarkeit nach lautlosem Töten eines Gegners wird mit lauteren Geräuschen beim Laufen bestraft. Weitere Upgrades gibt es beim Schwarzmarkt: gesammeltes Geld kann in Munition, Waffen-Upgrades oder weitere Knochenartefakte investiert werden. Nehmt ihr euch also Zeit für das Spiel, bekommt ihr dank der Aufträge und Schriften einen tieferen Einblick in die Spielwelt sowie eine deutlich längere Spielzeit, die das Spiel locker über die 10-Stunden-Marke heben. Und selbst für einen zweiten Durchlauf lädt die Missionsfreiheit ein – dafür stehen dann sogar zusätzlich die Fähigkeiten aus Dishonored 2 zur Verfügung.

Kleinere Kritikpunkte

Spielerisch kann Dishonored: Der Tod des Outsiders also problemlos an die Qualitäten der Vorgänger anknüpfen. Leider gibt es nach wie vor kleine primär technische Mängel, die das Spiel ein wenig ausbremsen. Zunächst ist die Grafik des Spiels zwar nach wie vor stilistisch eine Wucht und trägt entscheidend dazu bei, dass die düstere Atmosphäre und die ganz eigene, dreckige Fantasy-Welt charaktervoll inszeniert wird. Auf der anderen Seite begegnen einem aber bei genauem Hinschauen doch teilweise sehr matschige Texturen, die einfach nicht sein müssten. Zudem laufen die eigentlich intelligenten KI-Gegner gelegentlich zittrig über irgendwelche Ecken oder werden durch im Weg stehende Stühle ausgebremst. Auch wird die Soundkulisse zwischen stimmungsvollem Soundtrack und schaurigem Rattengeflüster leider gelegentlich durch Monologe der Wachen unterbrochen, die obwohl sie quasi nebeneinander stehen quer durcheinander reden. Apropos Wachen: generell dürfte die Gegnervielfalt etwas größer sein. Zwar kommt es auch zu Begegnungen mit mechanischen Soldaten und Wolfshunden, gerade die menschlichen Widersacher lassen sich jedoch sehr ähnlich ausschalten.

Wertung im Einzelnen
Story
7.5
Gameplay
9
Grafik
8
Sound
9
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