Murdered: Soul Suspect im Test

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Releasetermin: 06.07.2014

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Adventure
Entwickler: Airtight Games
Herausgeber: Square Enix

 

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Murdered: Soul Suspect ist sicherlich keine einleuchtende Wahl für einen Publisher wie Square Enix. Der Titel ist eine neue, frische IP, die sich an ein Genre wagt, das nicht unbedingt dafür bekannt ist, die große Masse anzusprechen. Noch dazu hat Entwickler Airtight Games neben kleineren Titeln bisher nur das PS3-Spiel Dark Void abgeliefert, das nicht gerade als großer Hit ausgewertet werden kann. Warum also hat sich Square Enix diesen Titel zum Vertrieb geschnappt? Wir sind in die Geisterwelt von Salem getaucht und haben versucht, dieses Rätsel zu lösen.

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Geist klärt Mord auf

Wir übernehmen die Rolle von Ronan O’Conner, einen tätowierten, hartgesottenen Detektiv aus Salem, Massachusetts. O’Conner ist mit seinen Kollegen auf der Jagd nach dem berüchtigten „Bell Killer“, der schon mehrere Opfer hinterlassen hat und der Polizei immer einen Schritt voraus ist. Unser Protagonist trifft auf den Killer, wird von diesem jedoch aus dem Fenster eines mehrstöckigen Hauses geworfen und in der Luft von sieben Kugeln durchlöchert. Und trotzdem kann sich Ronan nach dem Sturz vom Boden erheben. Allerdings ohne seinen Körper, denn diesen sieht er mausetot vor sich liegen. Fortan ist er innerhalb der Welt der Lebenden als eine Art Geist gefangen und hat seine Zukunft selbst in der Hand. Er hat noch eine unerledigte Angelegenheit zu klären: Er muss seinen eigenen Mord aufklären und Gerechtigkeit in den Fall des Glocken-Killers bringen. Schon bald trifft er auf andere geistähnliche Erscheinungen und ebenso macht er Bekanntschaft mit der frühreifen Punker-Göre Joy, die sich ihm als widerwilliges Medium für das Reich der Verstorbenen offenbart. Sie hat Ronans Tod miterlebt und kann ihm helfen, sich an seine neuen Umstände anzupassen, allerdings nicht ohne Gegenleistung. Joy ist auf der Suche nach ihrer verschollenen Mutter, sodass Ronan sich dazu bereiterklärt, ihr bei der Suche zu helfen. Die Handlung ist recht solide und hat ihre Höhe- und Tiefpunkte. Besonders die Erfüllung typischer Stereotypen der Kategorie „übernatürlich“ fällt eher negativ auf. Dennoch bietet sich uns eine insgesamt stimmige Welt voller Geheimnisse und interessanter Infos. Auch die Beziehung der Hauptcharaktere fällt überzeugend aus. Zwar harmonieren Ronan und Joy als Figuren nicht auf dem Qualitätsniveau von Joel und Ellie aus The Last of Us, doch wird uns die wachsende Bindung relativ glaubhaft präsentiert, da die beiden ziemlich voneinander abhängen. Uns bietet sich ein robustes Storygerüst, das sich auch durch kleinere Ungereimtheiten nicht allzu sehr aus der Ruhe bringen lässt. Die Handlung verläuft interessant und spannend, sodass man gern bis zum Ende hin dabei ist, was leider aber ohne Probleme in weniger als 8 Stunden erreicht sein sollte.

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Ungewöhnliches Spielgeschehen

Das Spielgeschehen von Murdered lässt sich als eine Art moderne Auffassung des Point- & Click-Adventure-Genres beschreiben. Hier gibt es keine Ballerorgien, hier werden Kriminalfälle gelöst. Unsere hauptsächlichen Tätigkeiten finden also an diversen Tatorten statt, die uns Hinweise auf den Bell Killer geben könnten. Wir können am Tatort herumwandern, nach Spuren suchen und bei Verhören zuhören. Da wir eine Art Geist sind, können wir nicht mit greifbaren Objekten interagieren. Eine verschlossene Tür also lässt sich nicht betreten, hier geht das Spiel nicht in die Richtung „als-Geist-durch-alles-durchlaufen“. Da kommt uns allerdings eine hilfreiche Fähigkeit entgegen. Wir können den Verstand umher stehender Passanten beeinflussen und uns so mit etwas Geschick eine Interaktion mit der Umgebung möglich machen. Auch können wir im Kopf der Statisten Hinweise und Beobachtungen auslesen, die uns in unserem Fall weiterhelfen könnten. Haben wir schon einiges Wissenswertes zusammengesammelt, können wir den Zeugen auch gewisse Impulse geben, die eventuell zu neuen Informationen führen. Hat man erst einmal alle verstreuten Indizien gefunden, gilt es, einen entsprechenden Entschluss daraus zu ziehen. Hier kommt allerdings ein fragwürdiges Fazit-System zum Einsatz. Das Spiel stellt uns Fragen und stellt mehrere der gefundenen Hinweise als Antwortmöglichkeit bereit. Diese Fragen sind allerdings meist furchtbar ungenau gestellt, zudem sind die Hinweise als Stichworte aufgelistet. Eine wirklich logische Antwort lässt sich nur in seltenen Fällen auf den ersten Blick treffen. Hier lässt man sich schnell dazu verleiten, einfach zufällig seine Antworten zu treffen, denn eine falsche Entscheidung bestraft das Spiel nicht. Würde in diesem Punkt die Fazitfindung logischer und ausführlicher ausfallen, wäre auch eine Art Bestrafungssystem angebracht, damit man sich seine Antwort wirklich gründlich überlegt. In dieser laschen Form allerdings hatte ich jedes Mal aufs Neue ein Fragezeichen im Kopf, als ich die Antwortmöglichkeiten gesehen habe. Einen Großteil des Spielgeschehens machen also diese Tatortuntersuchungen aus, die auch durchaus ihren Charme haben können. Die Suche nach Hinweisen ist nicht immer direkt gestaltet, sodass man nicht alle Beweisstücke auf dem Boden verteilt findet. Meist sind kleine Infohäppchen gefragt, die sich erst ermitteln lassen, sobald Objekt X gefunden wurde und dadurch neue Einsichten über die Tat frei wurden. Einen kleinen Teil des Gameplays finden wir uns in Stealth-Sequenzen wieder. Man glaubt es kaum, aber auch in der Geisterwelt treiben sich böse Wesen um. Gilt es, ein mehrstöckiges Gebäude auf Hinweise abzugrasen, kann es durchaus vorkommen, dass Dämonen im ein oder anderen Stockwerk ihr Unwesen treiben. Wir müssen uns entweder an diese Dämonen von hinten anschleichen und sie per einfachem Knopfdruck ausschalten oder gar komplett umgehen. Werden wir entdeckt, sollten wir schleunigst andere Geisterscheinungen aufsuchen, in denen wir uns kurzzeitig verstecken können. Diese Dämonen peppen die manchmal trockenen Tatortuntersuchungen etwas auf, ohne das Gesamtbild des ungewöhnlichen Spielgeschehens zu stören. Hier kommt es nicht dazu, dass wir mit einer ominösen Geisterknarre umherlaufen. Das Spiel will jedoch nicht komplett auf actionreiche Abschnitte verzichten und präsentiert diese auf eigene Art, was mir recht gut gefallen hat. Allzu oft zeigen sich diese Dämonen sowieso nicht, da die Hinweissuche meist im Vordergrund steht. Abgerundet wird die Spielwelt durch einige Sammelobjekte. Diese haben allerdings keinen wirklichen Effekt. Dennoch macht es Spaß, die Kontrolle über eine Katze zu übernehmen, um durch einen kleinen Spalt zu flitzen, wo ein virtueller Schatz auf uns wartet.

 

Tolle Atmosphäre

Grafisch bietet sich uns in Murdered absolutes Mittelmaß. Es ist erfreulich, dass der Titel bei einer Auflösung von 1080p bei recht konstanten 60 FPS läuft. Dadurch läuft es wirklich rund. Außer unserem Protagonisten, der einen coolen Geist-Look spendiert bekommen hat, haben die meisten Charaktere allerdings nicht allzu viele Details vorzuweisen. Auch die meisten Texturen sind aufs Wesentliche beschränkt. Die Umgebungen sind meist in dunklen Tönen gehalten, was eine interessante Stimmung zum Resultat hat. Dass die Optik in eine Art übersinnlichen Schleier gehüllt ist, verstärkt die dichte Atmosphäre nur. Das Voice-Acting ist überzeugend gelungen, was besonders in den Zwischensequenzen zur Stärke wird. Die musikalische Untermalung ist ebenso treffend gelungen, bleibt allerdings auch etwas blass und unspektakulär im Hintergrund.

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Fazit

Schade, dass der Entwickler Airtight Games die Türen schließen musste! Murdered: Soul Suspect ist bei weitem kein fehlerfreies Spiel, aber es ist anders. Es ist kein typisches Action-Adventure, bei dem von Stunde zu Stunde die Explosionen größer werden. Das Konzept um die Tatortuntersuchungen hat seine Schwächen und dennoch hatte ich Spaß daran, da es einfach mal etwas anderes ist, als was derzeit sonst so auf den Markt kommt. Kurze Stealth-Einlagen bringen Abwechslung in das Geschehen, die Story ist interessant und bietet gut harmonierende Charaktere. Doch da das Spielgeschehen kaum die großen Massen anspricht und auch leider der Inhalt mit einer in 8 Stunden schaffbaren Story etwas kurz kommt, war ein kommerzieller Flop fast schon vorprogrammiert. Trotzdem rate ich jedem, Murdered eine Chance zu geben. Das Spiel hat einen Charme, der vielen objektiv betrachtet „besseren“ Spielen leider fehlt.

 

Positiv-Icon Interessantes Spielgeschehen um Tatortuntersuchungen

Positiv-Icon Solide Story, gute Charaktere

Positiv-Icon Stealth-Elemtente sorgen für Abwechslung

Negativ-Icon Inhalt mit 8-stündiger Story sehr kurz

Negativ-Icon Verschenktes Potential bei Fazitfindung

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)