The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel im Test

0

Releasetermin: 29.01.2016

Medientyp: Karte, Download
Genre: JRPG
Entwickler: Nihon Falcom
Herausgeber: NIS America

 

Bestellen bei Amazon.de

 

 

The Legend of Heroes dürfte Fans von japanischen Rollenspielen bekannt sein. Die Serie besteht bereits seit über 25 Jahren, hat sich mir persönlich aber erst durch die Trails in the Sky-Unterreihe offenbart. Im Jahre 2011 wurde das erste Kapitel dieser Serie für die PSP in Europa veröffentlicht, das zweite Kapitel präsentierte sich erst im letzten Jahr im englischen Gewand. Beide Spiele wurden mittlerweile auch auf Steam für den PC veröffentlicht und gelten als absolute Geheimtipps des Genres. Während man im Westen noch auf das dritte und abschließende Kapitel der Trails in the Sky-Geschichte warten muss, steht bereits die nächste Unterreihe vor der Tür. The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel besteht einmal mehr aus drei Spielen, dessen erster Teil nun auch in Europa für die PS3 und Playstation Vita erscheint. Was macht das erste Kapitel her? Erweist sich Trails of Cold Steel als würdiger Ableger der Serie? Wir haben es in unserem Test herausgefunden.

TrailsOfColdSteel (3)

Wer bisher noch nicht mit der Serie in Kontakt gekommen ist, kann beruhigt durchschnaufen. Als Auftakt einer neuen Unterreihe müssen Spieler keinerlei Vorwissen mitbringen. Dennoch präsentiert der Titel an der einen oder anderen Stelle Informationen, die sich als Spoiler für die Trails in the Sky-Reihe entpuppen. Wer die beiden in Europa veröffentlichten Spiele dieser Serie also noch vor sich hat und sich vor Spoilern fürchtet, sollte den Einstieg in Trails of Cold Steel vorerst aufschieben.

Das Abenteuer spielt im fiktiven Erebonian Empire, das sich durch militärische Fähigkeiten auszeichnet. Hier ist das gesellschaftliche Klassensystem noch aktiv, was eine stetige Spannung zwischen dem Adel und den gewöhnlichen Bürgern zum Resultat hat. Wir begleiten den Protagonisten Rean Schwarzer auf seiner Reise, die mit dem Eintritt in „Thors Military Academy“ beginnt. Diese Militärsschule plant mit ihrer „Class VII“ ein neues Projekt: Die Schüler der Klasse werden nicht nach ihrem sozialen oder wirtschaftlichen Stand bewertet. Die Klasse wird geformt durch insgesamt neun Schüler, die alle mit verschiedenem Stand und unterschiedlicher Persönlichkeit aufwarten. Die launische Lehrerin Sara erklärt ihren Schülern, dass diese für die Schule und auch für die Stadt auf diverse Missionen gehen werden. Die Class VII wird in die unterschiedlichsten Regionen des Imperiums geschickt und wir als Spieler lernen auf dem Weg jede Menge über die Spielwelt und die Charaktere kennen. Die Geschichte schreitet in einem Kalender-Konzept fort, was mich an die Persona-Reihe erinnert hat. Zu Beginn kommt der Titel allerdings schwer in die Gänge. In den ersten Stunden sehen die Spieler nicht viel vom Kampfsystem, sondern unterhalten sich mit etlichen NPCs und den Klassenkameraden. Auch wenn die Konversationen gut geschrieben sind, präsentiert sich das Spiel durch die sehr textlastige Eröffnung zunächst recht zäh – nimmt man einmal das kampflastige Tutorial, mit dem das Spiel startet, außen vor. Zudem wirken die Schüler zunächst, als wären sie typischen Stereotypen zum Klassensystem nachempfunden. Erst mit steigender Anzahl der Spielstunden kommt nicht nur der generelle Spielfluss durch die vielen Kämpfe in die Gänge, sondern zeigen die Figuren auch, dass sie vielschichtige Persönlichkeiten zu bieten haben. Die Darstellung von Charakteren war schon immer eine Stärke der Serie, die sich hier ebenfalls abzeichnet – eben leider erst zu einem Punkt, zu dem manch ein JRPG-Zweifler es bereits aufgegeben hat. Der Titel bietet zudem auch ein Beziehungssystem, das nicht nur aus erzählerischer Perspektive viel zu bieten hat, sondern auch Einfluss auf das Spielgeschehen nimmt. Ich habe die Figuren nach einiger Zeit wirklich ins Herz geschlossen und fühlte mich durch die Prämisse und die entfaltende Geschichte gut unterhalten.

Das angesprochene Beziehungskonzept hat mich einmal mehr an die Persona-Reihe erinnert. Verbringen Spieler Zeit mit ihren Klassenkameraden, verstärken sich die Bindungen untereinander, was für Vorteile im Kampf sorgt. So genannte „Link-Erfahrung“ schaltet diverse Beziehungs-Boni frei, die von Heilungen bis zu Folgeangriffen allerlei denkbaren Boni abdecken. Auch wenn sich das Prinzip mit dem Kalender als Fortschrittsmethode recht linear gestaltet und wir als Spieler nicht über jede tägliche Aktivität entscheiden dürfen, gibt uns das Spiel hin und wieder die Freiheit, was wir mit wem machen wollen. Neben den zugeteilten Story-Missionen und den Beziehungs-Links ergeben sich zudem noch jede Menge Nebenquests, die durch NPCs überliefert werden. Es ist überwältigend, wie viel Detail in diese nebensächlichen Handlungen geflossen ist. Scheinbar jeder noch so unwichtiger Nebencharakter hat etwas Interessantes zu erzählen, was die Bewältigung von Nebenquests zur spaßigen Tätigkeit macht. Auch wenn sich unter die Missionen die ein oder andere langweilige Fetch-Aufgabe schleicht, empfand ich die Quests weitestgehend abwechslungsreich. In feinster Rollenspiel-Manier blicken Spielern hier einer langen Spielzeit entgegen, die sich jenseits der 50-Stunden-Grenze befindet. Noch dazu ist die Möglichkeit zum New Game+ gegeben, was die Langzeitmotivation weiter erhöht.

TrailsOfColdSteel (12)

Das Kampfsystem ist ebenfalls stets ein großes Aushängeschild der Serie gewesen, was hier nicht anders ist. In einem quasi rundenbasiertem Prinzip finden bis zu vier Charaktere Platz in einer Party, die mit zwei Unterstützungsfiguren während jeder Runde gestärkt werden können. Die Aktivitätsreihenfolge ist stets auf der linken Seite dargestellt, doch kann sie durch zufällige Boni und später auch Bestrafungen unterbrochen werden, die beispielsweise eine kritische Attacke garantieren oder die Lebensanzeige auffüllen. Die Reihenfolge hängt von vielen Faktoren ab, so zum Beispiel von der benötigten Zeit, einen Spezialangriff auszuführen. Neben der Übersicht über die Zugreihenfolge ist auch die Positionierung auf dem Schlachtfeld von immenser Bedeutung. So können Figuren beispielsweise aus dem Wirkungsbereich einer bevorstehenden Attacke heraus manövriert werden. Die Trennung von Charakteren kann gelegentlich Sinn machen, damit die Gegner mit einem Angriff nicht gleich unsere ganze Truppe schwächen – allerdings haben wir dann auch keine Chance auf Gruppen-Buffs. Zusätzlich spielen die Link-Boni eine Rolle, die während dem Kampf belohnen, dass wir Zeit mit den spezifischen Charakteren verbracht haben. Abseits des Kampffeldes ist das Orbment wichtig. Während alle Klassenmitglieder grundlegende Aktionen ausüben, die sie mit steigendem Level erlernen oder verbessern, fügen Orbs hingegen spezielle Fähigkeiten und Boni zum Können eines Charakters hinzu. Diese Orbs können in der Spielwelt gefunden, mit InGame-Währung erworben oder kreiert und anschließend im Orbment platziert werden. Trails of Cold Steel bietet tolle strategische Aspekte im Kampfsystem und setzt mit dem Orbment voll und ganz auf Personalisierung, was in den unterschiedlichsten Spielweisen enden kann. Die Kämpfe bieten Tiefgang und gestalten sich je nach Schwierigkeitsgrad mal mehr, mal weniger knackig.

Optisch ist der Titel auf der Vita ein tolles Erlebnis. Die Charaktere sind detailliert gestaltet und auch die Darstellung der diversen Städte überzeugt mit einem befriedigendem Detailgrad. Die Farben kommen ansehnlich über den Vita-Bildschirm, was allen voran bei effektlastigen Kämpfen für einen tollen Anblick sorgt. Technisch tut sich Trails of Cold Steel allerdings schwer auf dem Handheld. Neben langen Ladezeiten sind in einigen Arealen starke Framerate-Probleme anzutreffen. Unspielbar ist der Titel zwar zu keinen Punkt, doch können die öfters auftretenden Framerate-Einbrüche bei solch einer langen Spielzeit früher oder später dann doch stören. Ob das Spiel sich auf der PS3 besser schlägt, kann ich leider nicht beurteilen, da mir zu Testzwecken nur die Vita-Fassung zur Verfügung stand. Den Sound-Aspekt meistert das Spiel allerdings unabhängig von der Platform. Der Soundtrack ist toll und passt stets zum Geschehen. Die Sprecher leisten gute Arbeit und bringen die Geschichte mit ihrer Leistung solide nach vorne. Wie so oft es bei JRPGs auf der Vita jedoch der Fall ist, wird Deutsch als Sprache keineswegs unterstützt. Sowohl die vertonte Sprache als auch die Texte sind Englisch.

TrailsOfColdSteel (5)

Fazit

The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel stellt ein hervorragendes JRPG auf der Vita dar. Auch wenn die Story einige Zeit braucht, um in die Gänge zu kommen, punkten Geschehnisse und Charaktere letztendlich mit facettenreicher Darstellung. Das strategische Kampfsystem wird Fans von rundenbasierten Elementen gut gefallen und für lange Zeit fesseln. Im Grunde genommen wagt Trails of Cold Steel nichts Neues, doch präsentiert es viele bewährte Konzepte in einem tollen Gesamtpaket. Lediglich die technischen Probleme habe ich dem Spiel anzukreiden, die sich auf der Vita durch lange Ladezeiten und gelegentliche Framerate-Einbrüche äußern.

Positiv-Icon Spannende Geschichte, die Lust auf die weiteren Kapitel macht

Positiv-Icon Hauptcharaktere und NPCs mit guten Handlungen

Positiv-Icon Beziehungssystem sorgt für Abwechslung

Positiv-Icon Kampfsystem mit Strategie- und Personalisierungsmöglichkeiten

Positiv-Icon Großer Umfang, für Langzeitspaß ist gesorgt

Negativ-Icon Story und Spielgeschehen kommen nach der Einleitung zunächst schwer in die Gänge

Negativ-Icon Gute Grafik kommt auf Kosten langer Ladezeiten und gelegentlicher Framerate-Einbrüche

Teilen
Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)