Releasetermin: 16.03.2018
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Rennspiel
Entwickler: Criterion Games, Stellar Entertainment
Herausgeber: Electronic Arts
Burnout Paradise war vor fast zehn Jahren die erste Demo, die ich auf meiner Playstation 3 heruntergeladen habe. Das komplette Spiel habe ich zwar nie besessen, doch schon die wenigen Eindrücke aus der kostenlosen Probeversion haben mich damals begeistert. Eine frei befahrbare Spielwelt, zahlreiche Fahrzeuge sowie effektreiche Crash- und Totalschaden-Sequenzen konnten das Feuer in meinen Augen entfachen. Zehn Jahre nach der Veröffentlichung des Originals gibt Electronic Arts mir die Möglichkeit, Burnout Paradise in einer angepassten Remastered-Version nachzuholen. Ob der Arcade-Racer auch heutzutage noch überzeugen kann, klärt der folgende Test.
Zehn Jahre Tuning
Die Ausgangssituation ist anno 2018 natürlich eine komplett andere. Burnout Paradise stammt ursprünglich sogar aus der frühen Anfangszeit der Playstation 3, inzwischen befinden wir uns schon in der Mitte der nächsten Konsolengeneration. Die zwischenzeitlichen Entwicklungen sind an Burnout Paradise natürlich nicht spurlos vorbeigegangen. Gerade das Rennspiel-Genre gilt seit jeher als Technikreferenz: ob Forza 7, Gran Turismo oder Project Cars – höchstdetaillierte Fahrzeugmodelle, fotorealistische Umgebungen und natürliche Licht-Effekte gehören insbesondere bei Simulationen schon fast zum guten Ton. Doch Stellar Entertainment hat die eingestaubte Fassade zumindest etwas aufgehübscht. Mit höher aufgelösten Texturen, technischen Verbesserungen und 4K-Support versuchten die Entwickler, Burnout Paradise auch an das verwöhnte Spielerauge der heutigen Zeit anzupassen.
Die Grafik-Hochkaräter des Genres spielen natürlich trotzdem in einer komplett anderen Liga, neben vergleichbaren Arcade-Titeln wie Need for Speed Payback macht Burnout Paradise aber eine überraschend gute Figur. Hier und da gibt es zwar etwas Texturmatsch, einige Effekte wirken stark überholt und die Fahrzeugmodelle konnten im Original sicherlich wesentlich besser punkten. Dank flüssigen 60 Bildern pro Sekunde und nachgereichtem Feinschliff an vielen Ecken bietet Criterions Racer aber auch 2018 ein Spielgefühl, von dem sich noch heute viele Rennspiele etwas abgucken können. Auch der Umfang der Neuauflage kann sich sehen lassen: nach Release wurde Burnout Paradise seinerzeit mit diversen Inhalts-Erweiterungen versorgt, die in der Remastered-Version allesamt mit an Bord sind. Unter anderem bieten diese Content-Updates weitere Fahrzeuge (darunter auch Motorräder) und Herausforderungen, ein komplett neues Gebiet, einen Tag-/Nachtzyklus und Multiplayer-Modi.
Riesige Sandbox-Welt
Der Einstieg in Paradise City gelingt schnell: eine Sprecherstimme erklärt euch den groben Aufbau der fiktiven Großstadt, stellt euch besondere Punkte vor und wirft euch dann auch schon ins Geschehen der Stadt. Burnout Paradise versucht dem Spieler sehr viel Freiraum in der Gestaltung seines Spielverlaufs zu geben, weshalb auf ein umfangreiches Storygerüst bewusst verzichtet wird. Anfänglich nur mit Lernfahrlizenz und Schrottkarre ausgestattet, könnt ihr euch durch das Absolvieren verschiedener Herausforderungen in der offenen Welt einen Namen machen. In welcher Reihenfolge ihr die verschiedenen Missionen absolviert, ob ihr zwischendurch nicht lieber einige Online-Rennen fahrt oder ob ihr einfach nur in der verwinkelten Stadt herumrasen wollt, bleibt euch frei überlassen. In Zeiten, in denen andere Rennspiele packende Crime-Stories oder umfangreiche Karriere-Kampagnen inszenieren, könnte einigen Spielern der klare rote Pfaden fehlen.
Doch im Endeffekt wird Burnout Paradise Remastered das, was ihr als Spieler daraus macht. Im einen Moment düse ich noch frei in der offenen Welt umher und versuche mich an Stunts, in der anderen Sekunde starte ich ein packendes Rennen durch die Straßen von Paradise City. Danach versuche ich mich in einer Road-Rage-Mission, in der ich für einen Sieg in kurzer Zeit mehrere Fahrzeuge durch Crashs ausschalten muss. Anschließend fahre ich auf der Suche nach den zerstörbaren Werbetafeln und den über 400 gelben Absperrzäunen durch die halbe Stadt. Auf den ersten Blick sind das zwar simple Sammelaufgaben, eigentlich zeigen die „Verstecke“ aber, wie verzweigt Paradise City gestaltet wurde. Ob die Absperrung einer Klippe im gebirgigen Teil der Stadt oder ein verschlossener Tunnel unter einer Autobahn – die offene Spielwelt ist wie ein Sandkasten voller Abkürzungen, der von euch entdeckt werden möchte. Das hilft euch dann auch bei den Rennen gegen KI oder andere Spieler: auf dem Weg ans andere Ende der Stadt könnt ihr eure Route oftmals frei wählen – wer sich in Paradise City auskennt, ist klar im Vorteil.
Mit Höchstgeschwindigkeiten durch die Stadt
Außerdem bietet Burnout Paradise einfach ein grandioses Fahrgefühl. Die Physik ist bekanntlich weit von Fahrsimulationen entfernt, dafür macht das Fahren auf rasanten Geschwindigkeiten aber einfach unglaublich viel Spaß. Crashes und Stunts werden belohnt, dank Einsatz von Nitro-Boosts überholt ihr Kontrahenten mit wahnwitzigen Geschwindigkeiten und der Aufbau der Stadt lädt zu ständigem Experimentieren für die nächste Highscore-Jagd ein. Nach und nach werden mehr als hundert Vehikel freigeschaltet, die sich dank verschiedenen Boost-Systemen sowie Unterschieden im Handling und den Höchstgeschwindigkeiten deutlich unterscheiden. Kleinere Kritikpunkte gibt es an Burnout Paradise aber trotzdem: andere Rennspiele können heutzutage mit wesentlich größeren Spielwelten punkten, sodass der Spieler in Paradise City schnell alles gesehen hat. Zwar bemühten sich die Entwickler, mit besonderen Punkten wie einem Stadion für große Eigenidentität zu sorgen, in Zeiten von Grand Theft Auto V wirkt die Stadt aber teilweise etwas austauschbar. Und auch der Schwierigkeitsgrad könnte an einigen Stellen etwas höher sein – viele der Rennen gegen die KI lassen sich sehr einfach meistern.