Releasetermin: 30.01.2018
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Beat’em Up
Entwickler: Koei Tecmo Games
Herausgeber: Square Enix
Die Final Fantasy Reihe ist mittlerweile bei ihrem 15. Hauptteil angelangt und lebt noch immer weiter auf. Derzeit ist sogar ein Remake zum gefeierten Final Fantasy 7 aus dem Jahre 1997 in Entwicklung, welches Fans mit seiner neuen Grafikpower und Gameplayelementen begeistern soll. Neben den großen Rollenspielriesen wurde auch eine Beat ´em up Serie der Final Fantasy Marke ins Leben gerufen. Die „Dissidia Final Fantasy“ Reihe ist erstmals 2009 für Playstation Portable veröffentlicht worden. Das neue „Dissidia Final Fantasy NT“ von Koei Tecmo Games setzt an die beiden Vorgänger an und bietet 3vs3 Schlachten mit einem Mix aus unterschiedlichen Charakteren der Hauptteile. Ob das Spiel mit den Kämpfern aus dem ganzen Final Fantasy Universum und dem hinzukommenden Klassensystem glänzen kann, erfahrt ihr in diesem Test.
Assassine, Front- oder Fernkämpfer?
In Dissidia Final Fantasy NT habt ihr die Möglichkeit euer Team aus insgesamt 28 Charakteren aus allen Final Fantasy Teilen zusammenzustellen. Vom Krieger des Lichts aus Final Fantasy 1 bis hin zu Prinz Noctis des jüngst veröffentlichten Hauptteils Final Fantasy XV ist alles dabei. Mit eurem Team bestreitet ihr Kämpfe gegen den NPC oder online gegen andere Spieler. Dabei muss auch das Klassensystem des Titels beachtet werden, denn in Dissidia Final Fantasy NT wird jeder Kämpfer einer bestimmten Klasse zugeteilt. Man unterscheidet hierbei zwischen Frontkämpfer, die starke Nahkampfangriffe ausführen, Fernkämpfer, die das Spielfeld mit ihren Reichweiteattacken beherrschen, Assassinen, die durch schnelle durchdachte Angriffe punkten oder Spezialisten, welche ein Mix aus den anderen Klassen sind und über besondere Fähigkeiten verfügen. Dadurch schaffen es die Entwickler, dass jede Person einen Charakter findet, der seinen Vorlieben entspricht und bringen ein abwechslungsreiches Kampferlebnis mit in das Spiel, da somit jeder Kampf ein unterschiedliches Ende haben kann.
Aber nicht nur das ausgeklügelte Klassensystem trägt zur Abwechslung bei, sondern auch die sogenannten EX-Fähigkeiten steigern die Produktivität im Kampf. Mithilfe dieser Fertigkeiten werden entweder eurem Charakter kurzzeitig ein Buff gewährt oder dem Gegner ein Debuff zugefügt. Buffs können unter anderem z.B. das Erhöhen der Geschwindigkeit oder das Wiederherstellen von Lebenspunkten sein. Als Debuffs fungieren beispielsweise Fallen, die den Gegner an Ort und Stelle binden oder diesem Mutpunkte entziehen, welche daraufhin eurem Konto gutgeschrieben werden.

Mutpunkte ist das nächste Stichwort, auf das ich jetzt eingehen möchte.
Man unterscheidet im Fantasy Prügler zwischen zwei Angriffen – die Mutangriffe und die LP Angriffe. Mit den LP Angriffen werden die Lebenspunkte eurer Widersacher reduziert. Bevor eure LP Attacken allerdings Auswirkungen auf die HP Leiste eurer Gegner hat, müssen diese Angriffe mit Mutpunkten gestärkt werden. Durch die Kombination des linken Analogsticks und dem wiederholten Betätigen der Kreis Taste führt der Charakter Mutkombis aus und füllt somit seinen Mutcounter. Diese Kombis fügen eurem Gegner keinen direkten Schaden zu, sondern verringern dessen Mutpunkte und erhöhen eure. Sobald euer Kämpfer Mutpunkte gesammelt hat, können diese in einen LP Angriff investiert und dadurch euren Feinden Lebenspunkte um die Anzahl an Mutpunkten entzogen werden. Steckt ihr jedoch wieder Mutangriffe eures Gegners ein, sinkt euer Mutcounter wieder und die LP Attacken werden wieder schwächer.
Neben den EX-Fähigkeiten gibt es auch die Spezialangriffe im Spiel. Diese fallen pro Charakter unterschiedlich aus. Lightning bearbeitet euren Gegner mit einigen Schwerthieben, während Noctis seine Waffen nutzt, um sich durch die Map zu warpen. Spezialangriffe sowie EX-Fähigkeiten werden mit der Zeit aufgeladen und können anhand der Dreieck Taste aktiviert werden.

Es gilt in Dissidia Final Fantasy NT also wieder: Strategie zählt. Eine durchdachte Zusammenstellung des Teams mit einem guten Mix an Klassen und EX-Fähigkeiten kann euch einen großen Vorteil verschaffen und den Kampf für euch entscheiden. Es sollte dabei stets euer Mutcounter im Auge behalten werden und darauf geachtet werden, dass ihr keine Gegentreffer einsteckt, wenn ihr im Kampf erfolgreich sein möchtet.
All diese Punkte machen ein wildes Umherprügeln und Hämmern in die Tasten so gut wie unbrauchbar, da ihr über eure Aktionen im Kampf gut nachdenken müsst, bevor ihr mit eurem Kämpfer animalisch umherschlägt. Koei Tecmo Games setzt somit auf ein solides Kampfsystem, was ein wenig Taktik voraussetzt.
Die Kraft der Esper
Der große “Wow” Faktor des Spiels sind mit Sicherheit die Beschwörungen, die im Spiel als “Esper” bezeichnet werden. Zu Beginn des Spiels erhaltet ihr einen zufälligen Esper, welchen ihr vor jedem Match auswählen könnt. Nach und nach werden dann die restlichen Beschwörungen freigeschaltet. Eine feste Reihenfolge gibt es nicht. Alle Esper erhaltet ihr per Zufallsprinzip, von denen ihr dann vor jedem Kampf einen nach Belieben auswählen könnt.
Seid ihr einmal im Kampf, so erscheinen zwischenzeitlich Beschwörungssteine auf der Karte. Sobald ein Beschwörungsstein zerstört wird, wird die Leiste für Beschwörungen aufgeladen. Ist die Leiste komplett gefüllt, kann für kurze Zeit eine Beschwörung gerufen werden, die ihre Mächte auf der ganzen Map verteilt und den Widersachern große Probleme bereitet.

Das bringt einen optisch sehr schönen Effekt in das Spiel. Allerdings hat man im Kampfgefecht leider nicht die Zeit, sich die Angriffe der Esper in Ruhe anzusehen, da man stets darauf achten muss, nicht von allen Seiten vom Gegner angegriffen zu werden.
Hier sehe ich auch einen großen Frustfaktor im Spiel.
In Dissidia Final Fantasy NT könnt ihr einen Gegner anvisieren, auf den ihr eure Angriffe niederschmettern möchtet. Natürlich können eure Feinde dies auch. Leider ist es bei mir oft der Fall gewesen, dass es alle 3 Charaktere des gegnerischen Teams parallel auf mich abgesehen und mich gleichzeitig mit ihren Angriffen bearbeitet haben, während meine Teammitglieder nicht genau wussten, was sie zu tun haben und lieblos auf der Map umhergewandert sind, anstatt mir zur Seite zu stehen und mich aus den Klauen der Gegner zu befreien. Das wurde zwar im späteren Verlauf des Spiels etwas besser, da meine KI Partner im Rang gestiegen sind, konnte mich in diesen Momenten aber dennoch nicht immer retten und ich war daher gezwungen die Flucht anzutreten bis meine Teammitglieder wieder reizender für das gegnerische Team geworden sind. Das Rang System wird weiter unten bei den Nebentätigkeiten erläutert, da dieses hauptsächlich dort zum Tragen kommt.
Oftmals hat das leider den Kampf für die gegnerische KI entschieden und ich musste, vor allem in den etwas schweren Kämpfen, wieder von vorne beginnen.
Auch das Anvisieren der Gegner ist nicht ganz ausgereift. Ihr schaltet mit den Schultertasten zwischen euren Gegnern um. Allerdings kam es des Öfteren vor, dass das System meine Feinde willkürlich anvisiert hat und nicht so wie ich es mir vorgestellt habe. Ich musste daher leider auch den ein oder anderen Treffer einstecken.

Gut vs Böse
Selbstverständlich verfügt das Spiel auch über einen Storymodus.
Göttin Materia ruft alle Krieger aus den unterschiedlichen Final Fantasy Universen zu sich in eine Art Parallelwelt, da diese kurz vor dem Untergang steht und gerettet werden muss.
Die Kämpfer erfahren, dass die Welt durch eine Energie erhalten wird, die nur durch Kämpfe entsteht, und werden darum gebeten, diese Energie zu gewinnen, um die Dimension wieder ins Gleichgewicht zu bringen. An dieser Stelle erscheint auch schon der Antagonist des Spiels Spiritos, der neuer Herrscher der Welt werden möchte und alle Bösewichte aus den Final Fantasy Universen zu sich gerufen hat, um ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen.
Ihr kämpft euch nun in diversen Gruppen durch die Geschichte und bekommt dabei einige interessante Videosequenzen zu Gesicht, die filmreif inszeniert sind und dadurch die Handlung mit Spannung und Leben füllen.
Neben den normalen Duellen sind auch Bosskämpfe gegen alle Esper integriert worden, die nochmal etwas Abwechslung in den Storymodus einbringen. Einige davon sind etwas herausfordernd, sodass ihr nicht damit rechnen müsst, dass nach drei Schlägen der „Sieg“ Schriftzug auf dem Bildschirm erscheint.

So gut sich das erstmal anhört, hat die Geschichte aber auch ein paar größere Probleme.
Zunächst sind einige Lücken in der Geschichte enthalten. Damit meine ich, dass beispielsweise Charaktere am Ende einer Videosequenz noch im Team sind, im Kampf danach und der Videosequenz nach dem Kampf aber verschwunden sind, ohne dass erklärt worden ist, wo diese denn in der Zwischenzeit abgeblieben sind. Außerdem kommt es vor, dass die Bosse plötzlich ohne vorherige Erklärung zu bekämpfen sind. Auch nach dem Kampf gegen die Beschwörung wurde die Interaktion per Videosequenz ausgelassen.
Was sich aber definitiv als ein noch größeres Problem herausstellt, ist die Art, wie ihr im Storymodus Fortschritte erzielt. Auf einer Karte müssen die Kämpfe und Videosequenzen freigeschaltet werden. Dafür werden sogenannte Memoria benötigt, die jedoch verdient werden müssen. Das Verdienen geschieht allerdings nicht allein im Storymodus sondern mithilfe von Nebenaktivitäten, die ihr außerhalb der Story absolvieren müsst. Ihr werdet also immer wieder aus der Story geworfen, um eine Reihe von Kämpfen in anderen Modis zu absolvieren und dort Memoria für die Geschichte zu sammeln. Zwar wird somit die Spielzeit des Titels gestreckt, man verliert aber schnell die Motivation für die Handlung des Spiels.

Leider verschenkt die Story anhand dieser Problematiken sehr viel Potential, was sie eigentlich durch die tollen Videosequenzen besitzen sollte.
Die Nebenaktivitäten im Überblick
Unglücklicherweise gibt es neben der Story nur wenige zusätzliche Modi, mit denen das Spiel punkten kann.
Ein Übungsmodus, in dem ihr mit jedem Charakter üben und ausprobieren könnt, wurde leider ausgelassen. Es gibt lediglich eine Reihe von gut erklärten Tutorials, die einen durch das Spiel mit Übungen führen und die Steuerung sowie einige Taktiken erläutern.
Des Weiteren steht euch ein Herausforderungsmodus zur Verfügung, bei dem ihr 6 Kämpfe der Reihe nach mit einem Team eurer Wahl abschließen könnt. In jeder Runde werden euch Kämpfe vorgeschlagen, von denen ihr euch für einen entscheiden müsst. Dabei muss zwischen mehreren Schwierigkeiten ausgewählt werden. Je höher der Schwierigkeitsgrad des nächsten Matches, desto höher fallen die Belohnungen und die gesammelten EXP aus. Ja ihr levelt eure Charaktere im Spiel und besitzt ein globales Level. Je höher die Stufe des Charakters, desto mehr LP Angriffe stehen dem Charakter zur Verfügung. Je höher eure globale Stufe, desto mehr EX-Fähigkeiten könnt ihr euren Charakteren zuweisen, da pro Stufenanstieg eine neue EX-Fähigkeit freigeschaltet wird. Außerdem sind auch Ränge ins Spiel integriert worden, die die Schwierigkeit der einzelnen Kämpfe kennzeichnen. Je höher der Rang desto starker das gegnerische Team. Steigt ihr mit einem Charakter in einem Rang auf, werden alle anderen Charaktere automatisch auf den vorherigen Rang gestuft. Es macht den Anschein, dass eure KI Partner dadurch ebenfalls etwas schlauer in ihren Handlungen werden. Ihr beginnt mir Bronze und steigt dann nach und nach auf.
Ebenfalls im Herausforderungsmodus enthalten sind nicht nur nacheinander folgende Death Matches, sondern auch Kristallschlachten, die ich weiter unten näher beschreibe.
Die aus der Handlung bekannten Bosskämpfe können zwar nach der Story im Herausforderungsmodus erneut bestritten werden, bieten aber leider keinen enormen Wiederspielwert.

Spieler verbringen einen Großteil des Spiels in diesem Arcademodus, da ihr bei einem Level Up die für die Geschichte benötigten Memoria erhaltet. Im Storymodus gibt es für absolvierte Kämpfe zwar auch EXP, diese fallen allerdings eher gering aus und reichen nicht aus, um durch den reinen Storymodus massenweise Level Ups zu erhalten.
Auch in Dissidia Final Fantasy NT muss das Thema Lootboxen wieder angesprochen werden. Diese haben ihren Weg auch in dieses Spiel geschafft, sind aber nur von rein kosmetischer Natur wie beispielsweise neue Kostüme, Waffen, Musiktitel oder Kampfsprüche. Es werden somit keine spielerischen Vorteile durch diese verteilt. Lootboxen erhalten Spieler in diversen Modi und in der Story durch das Abschließen von Kämpfen. Wenn man mithilfe der Lootboxen nicht das gewünschte Item für den Wunschcharakter erhält, können die Inhalte auch im Markt gegen die Ingame Währung ausgetauscht werden.

Ein normaler Kampf kann offline natürlich auch mit einem beliebigen Team bestritten werden. Dafür werden jedoch keine Belohnungen oder EXP verteilt. Etwas frischen Wind bringt eine Variante zum normalen Death Match. Die Kristallschlacht zielt darauf ab, dass euer Team den gegnerischen Kristall komplett zerstören und den eigenen verteidigen muss. Ist der feindliche Kristall zerstört, hat das Team das Match gewonnen.
Es muss im Spiel nicht zwingend im Team gespielt werden. Einzelspieler können auch gerne die anderen Slots leer lassen und so nur 1vs1 oder 2vs2 Kämpfe austragen.

Gerne hätte ich mehre Modi im Spiel wie die Kristallschlacht gesehen, um ein wenig mehr Langzeitmotivation mit einzubringen. Den Herausforderungsmodus hat man leider durch das System um die Memoria ja schon zu oft gespielt.
Überzeugende Technik?
Der Fantasy Prügler lief zur meisten Zeit flüssig auf meiner Playstation 4 Pro. In den Videosequenzen des Storymodus konnte ich allerdings ab und an mal ein paar kleinere Framedrops feststellen, vor allem, wenn der Charakter direkt vor einem Portal steht. Die Frame Einbrüche waren aber nur in sehr seltenen Fällen und so minimal, dass sie mich im Spielverlauf kaum gestört haben. Dasselbe gilt auch für Kantenflimmern, welches im Storymodus ab und zu aufgetreten ist, aber nicht weiter störend war.
Bis auf diese Kleinigkeiten gibt Dissidia Final Fantasy NT ein gutes Bild ab. Spieler mit einer Playstation 4 Pro können sich sogar über eine HDR Option freuen, wodurch die Farben noch deutlicher hervorgehoben werden.
Sprachlich gesehen ist der Titel nicht in komplett deutscher Sprachausgabe erschienen. Ihr habt dabei die Wahl, ob ihr die Vertonung auf Japanisch oder Englisch genießen möchtet. Die Texte sind jedoch weiterhin auf Deutsch verfügbar.
Zur Musikuntermalung dienen diverse bekannte Musiktitel aus allen Hauptspielen der Reihe wie beispielsweise der ikonischen “One Winged Angel” Musik aus dem siebten Teil. Es sind aber auch neue Soundtracks enthalten, die für das Spiel geschaffen wurden. Musikalisch ist also für jeden Fan etwas dabei und bringt zudem einige nostalgische Momente mit sich.
Multiplayer
Wie es heutzutage in vielen Beat ‘em ups der Fall ist, ist auch in Dissidia Final Fantasy NT ein Multiplayer Modus vertreten.
Das große Manko an der Sache: Es ist nur ein reiner online Multiplayer vorhanden. Der offline Teil, bei dem man zu zweit über zwei Controller an einer Konsole spielt, ist leider gar nicht implementiert worden.
Nichts desto trotz könnt ihr euch online gegen andere Spieler messen. Ob im Teamkampf oder alleine ist dabei eure Entscheidung.
Mehr gibt es an dieser Stelle zum Multiplayer aber nicht zu sagen. Ich hätte mir einen offline Koop gewünscht, bei dem ich zusammen mit meinen Freunden auf der Couch ein paar spannende Matches austragen kann. Schade drum, dass dies hier ausgelassen worden ist.