Releasetermin: 23.01.2018

Medientyp: Download
Genre: Plattformer
Entwickler: Joakim Sandberg
Herausgeber: Joakim Sandberg

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Bei Ubisoft Montreal, dem Studio, das unter anderem für die Entwicklung von For Honor oder der Assassins-Creed-Reihe zuständig war, arbeiten insgesamt mehr als 3.000 Mitarbeiter. Eine beeindruckende Zahl, die aber angesichts immer größer werdender Videospiele zunehmend zur Normalität wird. Dass es auch anders geht, zeigt aktuell Joakim Sandberg: acht Jahre hat der Indie-Entwickler insgesamt alleine an Iconoclasts gewerkelt, jetzt veröffentlicht er den Titel für PS4, Xbox One, Nintendo Switch und den PC. Warum ihr diesen Geheimtipp auf keinen Fall verpassen solltet, erkläre ich im Test der PS4-Version!

Riskante Berufswahl

Trotz seiner bunten Fassade verbirgt sich hinter diesem Metroidvania-Spiel ein beachtliches Universum: religiöser Fanatismus und eine unterdrückende Regierung auf der einen Seite, Ressourcenknappheit auf der anderen – und irgendwo dazwischen befindet sich Robin. Eigentlich möchte sie nur Mechanikerin werden, da sie dafür aber nicht die benötigte Lizenz besitzt, wird sie in der Welt von Iconoclasts als Sünderin angesehen. Doch sie lässt sich von ihrem Wunsch nicht abbringen, verlässt ihre Heimat und versucht die Welt wieder in Ordnung zu bringen – ein Vorhaben, das wegen der theokratischen Agenten von One Concern mehr als einmal durchkreuzt wird. Joakim Sandberg erzählt in Iconoclasts nicht nur eine überraschend vielschichte Geschichte, er füllt sie zudem mit unglaublich charmanten Charakteren und Dialogen, die hervorragend mit Situationskomik garniert sind. Auch wenn nicht alle emotionalen Momente vollkommen zünden, so wachsen einem neben Robin auch die vielen starken Nebencharaktere sehr ans Herz.

Das Beeindruckende ist aber vor allem der gelungene Spagat zwischen Erzählung und Gameplay. Denn auch wenn Iconoclasts immer mal wieder etwas Story einstreut, liegt der Fokus weiterhin klar auf den spielerischen Finessen – und die haben es in sich. Auf den ersten Blick erfindet Iconoclasts das Rad nicht neu und bringt eine Kombination bekannter Mechaniken. Ihr hüpft und schießt euch durch die 2D-Welten, geht auf Erkundung, sucht nach Geheimnissen und löst diverse Rätsel. Im Kampf seid ihr auf kurze Distanz mit eurem Schraubenschlüssel ausgerüstet, für weiter entfernte Gegner erhaltet ihr im Laufe des Spiels verschiedene Schusswaffen. Feinde sind dabei nicht nur die One-Concern-Agenten, sondern auch verschiedenste Monster. Bei den Rätseln zeigte sich der Entwickler kreativ, indem er immer neue Elemente einführt und alle Waffen und Bewegungsmöglichkeiten der Protagonistin hervorragend ausnutzt. Anfangs müsst ihr nur kleine Schalter umlegen, später wird das Prinzip umfangreich mit Schlüsselsuchen, Timing-Spielereien und Jump’n’Run-Einlagen ergänzt.

Ständig etwas Neues

Generell gehört das Leveldesign von Iconoclasts mit zum Besten, was ich im Genre in letzter Zeit gesehen habe. Dazu trägt auch der fantastische Grafikstil des Spiels bei. Der 2D-Look von Iconoclasts ist kein Zeugnis eines kleinen Budgets, sondern Leidenschaft in der Gestaltung jedes einzelnen Pixels. Die Umgebungen wechseln von Siedlungen über Höhlen zu einem futuristischen Wolkenkratzer, bestechen durch kräftige, abwechslungsreiche Farben und Wetter- sowie Tageszeitenwechsel. Bemerkenswert ist auch, wie viele Charakterzüge die Figuren alleine durch die minimalistische Gestaltung von Mimik und Gestik erhalten. Hinzu kommt das Ideenreichtum in der Levelgestaltung, was sich nicht nur in der Optik, sondern auch in den zahlreichen hervorragenden Gameplay-Einfällen äußert. Kurz bevor eine Rätselmechanik droht langweilig zu werden, kommt Iconoclasts mit einem neuen Kniff um die Ecke. Sei es eine neue Waffe, ein Gegner mit veränderter Schwachstelle oder ein kleines Minispiel zur Auflockerung – über die gesamte Spielzeit von etwa zehn Stunden habe ich mich großartig unterhalten gefühlt.

Ein weiteres Highlight ist die große Anzahl an fordernden Bosskämpfen: aufgeteilt in mehrere Phasen verlangen diese euch in der Regel sowohl kämpferische Fähigkeiten als auch euer Können in Rätseln ab. Hier brilliert Iconoclasts gleich ein weiteres Mal durch Kreativität. Teilweise haben die riesigen Bossgegner absolut absurde Designs und hektisches Gameplay, zum Beispiel wenn ihr in einer Höhle vor einem Hochgeschwindigkeitszug weglauft und gleichzeitig nach offenen Stellen für Angriffe sucht. Bei einem anderen Showdown wechselt ihr zwischen der Steuerung von Robin und einer Weggefährtin, um euch durch die Zusammenarbeit gegen den gigantischen Gegner zu behaupten.

Doch nicht alles glänzt

Trotz des eindrucksvollen Gameplays bleibt die Kritik an Iconoclasts jedoch nicht komplett aus. Findet ihr auf eurem Abenteuer versteckte Kisten, könnt ihr die gefundenen Materialien in kleinere Optimierungen investieren – für meinen Geschmack hätten die Auswirkung dieser Verbesserungen aber ruhig etwas größer ausfallen können. Zudem ist die Geschichte teilweise etwas verwirrend erzählt, durch den unglaublichen Charme fällt das aber nur wenig ins Gewicht. Ein wenig mehr stören mich da schon die kleinen Übersetzungsfehler, die in der deutschen Version vorhanden sind. Zudem gibt es, wie in Metroidvania-Titeln nicht ungewöhnlich, auch ein wenig Backtracking. In den meisten Fällen werden die wiederholten Besuche von schon bereisten Gebieten aber durch neue Pfade ergänzt oder die Zeit wird für das Voranbringen der Story genutzt.

Wertung im Einzelnen
Grafik
9
Sound
8
Gameplay
9
Story
8.5
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