
Releasetermin: 23.08.2016
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Beat’em up
Entwickler: SNK Playmore
Herausgeber: Deep Silver
Das Genre der 2D-Beat’em-ups ist aktuell auf der Playstation 4 hart umkämpft. Klassische Reihen wie Street Fighter oder Mortal Kombat treffen auf die neuen Impulse, die beispielsweise ein Injustice im Genre setzen möchte. Und irgendwo dazwischen möchte eine weiteres altes Franchise mit The King of Fighters XIV sein Comeback feiern und den Thron zurückgewinnen. Doch kann das Kampfspiel trotz der starken Konkurrenz ausreichend begeistern?
Komplexes, aber einsteigerfreundliches Kampfsystem
Startet ihr The King of Fighters XIV, werdet ihr zunächst von der Charakterauswahl, die das Spiel zu bieten hat, überwältigt sein. Satte 50 Figuren stehen zur Auswahl und sofort entstehen berechtigte Sorgen: Unterscheiden sich die einzelnen Kämpfer genügend? Leidet unter einer solch großen Auswahl nicht die Spielbalance? Doch das wird sich zeigen, erstmal wird ein Charakter aus der riesigen Auswahl ausgewählt. Und hier zeigt sich auch schon das erste Alleinstellungsmerkmal des Prüglers von SNK Playmore: neben dem Aufneinandertreffen von zwei Kämpfern sind auch 3-gegen-3-Kämpfe möglich! Dabei fungieren die einzelnen Figuren quasi als Versuche bzw. Leben, ist also euer erster Kämpfer besiegt, rückt der nächste nach bis schließlich nach dem Dritten Schluss ist. Nachdem die Stage ausgewählt ist und der Wettstreit beginnt, fällt schnell auf, dass man ohne Erklärungen nicht wirklich weit kommt. Über wahlloses Drücken von Knöpfen entsteht zwar der ein oder andere Glückstreffer, wirklich gezielt kann so aber noch nicht gekämpft werden. Auch ein Blick in die Kommando-Liste des Pause-Menüs hilft nicht direkt weiter, sodass ich über das Hauptmenü in den Einführungsbereich wechsle.
Angefangen bei der einfachen Bewegung eures Charakters werden hier letzten Endes auch sämtliche Grundlagen des Kampfsystems erklärt. Zunächst verfügt jede Figur über leichte und schwere Hiebe und Tritte, die sich komplex miteinander kombinieren lassen. Es lassen sich gegnerische Angriffe selbstverständlich auch blocken oder sogar Kontern und auch Ausweichen ist eine Option. Für wirkliche Erfolge in den Kämpfen ist jedoch ein tieferes Eintauchen in Materie notwendig. So lassen sich über recht simple Tasten-Kombinationen Super Special Moves ausführen, welche wesentlich mehr Schaden anrichten. Neben der Lebensleiste, die bei gegnerischen Treffern abnimmt bei null schließlich die Niederlage bedeutet, gibt es noch die Kraftleiste, die nicht unbedeutend ist. Diese füllt sich während des Kampfes nach Angriffen immer weiter auf, bis ab bestimmten Zeitpunkten der sogenannte Max-Modus gestartet werden kann. Im Max-Modus lassen sich komplexere, und dadurch noch kraftvollere Kombos, die Max Super Special Moves, ausführen. Mit den Ex Special Moves gibt es noch eine weitere Angriffskategorie, die bei jeder Benutzung die Kraftleiste etwas leeren, es also schwieriger machen den Max-Modus zu aktivieren. Zum Schluss gibt es noch die Climax Super Special Moves, die euch spielerisch am meisten abverlangen, euch dafür aber auch mit einer toll inszenierten Animation belohnen.
Große optische und spielerische Variation zwischen den Kämpfern
Das Ganze liest sich zugegebenermaßen erstmal wie ein Vokabeltest für den man nicht gelernt hat, doch ist in der Realität halb so schlimm. Ganz im Gegenteil, man stellt schon binnen kurzer Zeit beeindruckende Lernerfolge fest. Viele Kombos lassen sich mit nur wenig Übung schnell ausführen und auch wenn sich jeder Charakter in seinen Angriffen und Kombos unterscheidet, einige Abfolgen lassen gewisse Schemata erkennen, die das Auswendiglernen signifikant erleichtern. Auch wenn der Durchschnittsspieler niemals alle Charaktere mit all ihren Raffinessen erlernen wird, lohnt es sich dennoch, zumindest jeden Charakter mal auszuprobieren. Neben tollen Charakterdesigns, die teilweise absurd (King of Dinosaurs, ein Kämpfer mit einer Tyrannosaurus-Maske) oder einfach unglaublich cool (Kukri, hat das Aussehen eines geheimnisvollen, dunklen Assassinen und versteckt sein Gesicht unter einer Kapuze) aussehen, unterscheiden sich die Charaktere auch spielerisch genügend. Einige Kämpfer sind im Kampf sehr agil, können schnell angreifen und in wenigen Sekunden umfangreiche Kombinationen ausführen. Andere spielen sich hingegen wesentlich langsamer, können dafür jedoch viel stärker austeilen. Zudem verfügen manche Figuren über mehr oder bessere Fernkampf-Angriffe als andere Kämpfer, die eher auf den Nahkampf ausgelegt sind. Für jeden Spielstil ist aber was dabei und auch nach vielen Spielstunden lassen sich noch neue Favoriten finden oder neue Feinheiten in den Angriffsmöglichkeiten entdecken. Neben den altbewährten Kämpfern der Serie finden sich im Spiel auch Neuzugänge, wie die eben genannten Kukri und King of Dinosaurs wiederfinden, wodurch auch für alteingesessene Fans frischer Wind in die Reihe gebracht wird.
Kaum Inhalte für Solo-Spieler
Der ideale Anlaufpunkt, um nach der Lehrstunde auch mal einen Praxis-Test zu absolvieren, ist der Arcade-Modus, der in einem Beat’em up natürlich nicht fehlen darf. Hierin wird euch das King of Fighters, ein großes Turnier an dem die besten Kämpfer teilnehmen können, präsentiert. In diesem treffen die Herausforderer am Ende auf den selbsternannten Champion Antonov, müssen sich aber zuvor noch in acht weiteren Matches gegen ihre Mitstreiter durchsetzen. Zwar gibt es am Schluss noch eine kleine Überraschung, grundsätzlich ist der Arcade-Modus aber genauso generisch, wie er klingt. Abgesehen von zwei oder drei austauschbaren Cutscenes zwischen den Kämpfen hat man hier in Bezug auf die Story nicht viel probiert und nach einer knappen Dreiviertelstunde ist der Spaß auch schon vorbei. Der letzte Kampf macht dabei noch einen unverhältnismäßig großen und unfairen Sprung im Schwierigkeitsgrad, jedoch lassen sich zwischen den Kämpfen glücklicherweise Handicaps festlegen, mit denen man eben jenen Schwierigkeitsgrad regulieren kann. Und dann? Leider sieht es für Solisten auch abseits des Arcade-Modus sehr mau aus. Im Training könnt ihr eure Fähigkeiten trainieren und ansonsten stehen euch ein Überlebens-Modus, Zeitangriff und Prüfungen zur Auswahl. Im Überlebens-Modus müsst ihr, wie der Name schon vermuten lässt, versuchen in so vielen Kämpfen wie möglich hintereinander zu gewinnen, während im Zeitangriff eure Geschwindigkeit auf die Probe gestellt wird. Die Prüfungen sind leider nicht so spektakulär wie man sich erhofft, im Grunde wird hier nur die Ausführung verschiedener Angriffs-Kombinationen abverlangt, die teilweise sehr anspruchsvoll sein können. Leider sind diese zusätzlichen Solo-Inhalte sehr mager und werden selbst für Highscore-Jäger sehr schnell repititiv.
Lokal und online ein großer Spaß im Multiplayer!
Doch im Kern ist The King of Fighters XIV natürlich ein Multiplayer-Spiel und diesen Job macht es auch verdammt gut. Ob lokal oder im umfangreichen Online-Modus, zusammen macht der Prügler natürlich noch ein gutes Stück mehr Spaß. Besonders die sehr gute Kollisionsabfrage und die konstante Bildrate sind ausschlaggebend für besonders faire Mehrspieler-Partien. Grafisch hat man sich von den 2D-Sprites der vergangenen Teile hin zu 3D-Charaktermodellen bewegt, was Fans zwar in ihrer Nostalgie etwas kränken könnte, unterm Strich aber eine wichtige Entscheidung war. Wir bekommen hier zwar lange nicht das hübscheste PS4-Spiel geboten, aber besonders die detaillierten Umgebungen der verschiedenen Arenen werten das optische Erlebnis sehr auf. In den Kämpfen verschlägt es euch auf Flugzeugträger, vor alte Schlösser oder sogar in Kirchenruinen. Die Szenerien sind nicht starr, sondern gerade dank ihrer Animationen ein Augenschmaus. Fährt also bei Dunkelheit ein Schiff im asiatischen Baustil über den Fluss einer japanischen Metropole, während die Menschen auf den Straßen ihre Aufmerksamkeit dem Feuerwerk widmen, dann ist das nur eine der fast zwanzig schönen Arenen, in denen die Kämpfe in The King of Fighters XIV stattfinden. Zum Schluss noch ein paar Worte zur Musik, die definitiv zu den Highlights des Beat’em ups zählt. Schon das rockige Intro-Theme Follow Me hat absoluten Ohrwurmfaktor und auch die Klänge, die euch auf den einzelnen Stages erwarten, sind genauso abwechslungsreich wie eingängig. In welchem Spiel hat man schon im einen Moment Saxophonmusik, das im nächsten Augenblick von dreckigen Dubstep-Sounds abgelöst wird?
The King of Fighters XIV – Fazit:
Ich war wirklich überrascht, dass The King of Fighters XIV nach der längeren Pause, welche die Reihe eingelegt hat, noch in dem Ausmaß begeistern kann. Auch wenn für Solisten leider nur sehr wenig geboten wird, sind die Multiplayer-Kämpfe nicht nur unglaublich fair und komplex, sondern machen auch audiovisuell eine sehr gute Figur. Das Entwicklerteam scheint sich der Stärken des Prüglers bewusst und spielt diese mit Bravur aus, ohne dabei zu große Experimente zu wagen. Mit einigen Neuzugängen in der Charakterriege wird die ohnehin umfangreiche Kämpferauswahl positiv erweitert, jedoch würde ich mir persönlich für den nächsten Ableger mehr Mut zur spielerischen Innovationen wünschen. Doch auch 2016 schafft es The King of Fighters noch exzellent mit der Konkurrenz Schritt zu halten und bietet sowohl Einsteigern als auch fortgeschrittenen Spielern ein tolles Mehrspielererlebnis. Wie gut letztlich die Balance des Spiels ausfällt, wird die Zukunft zeigen, doch bisher überzeugt The King of Fighters XIV mit einer großen spielerischen und optischen Diversität der einzelnen Kämpfer, welche zum experimentieren ganz unterschiedlicher Spielstile einlädt.
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