Releasetermin: 16.03.2018

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Rennspiel
Entwickler: Kylotonn
Herausgeber: BigBen Interactive

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Isle of Man TT – ein höchst umstrittenes Motorradrennen, das jährlich auf der namensgebenden Insel Man ausgetragen wird. Die Strecke gehört zurecht zu den gefährlichsten Kursen der Welt und war in ihrer langen Historie schon Ort zahlreicher tragischer Unfälle. Trotzdem führt das Event jedes Jahr weitere waghalsige Fahrer, die auf der Jagd nach dem nächsten Adrenalin-Kick sind, auf die Insel Man. Kylotonn – unter anderem für die WRC-Reihe bekannt, hat sich an einer virtuellen Variante versucht. Ob die Motorrad-Rennsimulation TT Isle of Man – Ride on the Edge zum Muss für risikofreudige Rennfans wird, klärt der folgende Test.

Geschwindigkeitsrausch mit Tücken

Einen vergleichbaren Anspruch wie sein reales Pendant bietet TT Isle of Man auf jeden Fall. Zwar führt ein kleines Tutorial-Rennen gelungen in Kylotonns Rennspiel ein, der hohe Simulationscharakter des Titels kann blutige Anfänger aber sehr schnell abschrecken. Das ist zum einen den kniffligen Streckenverläufen geschuldet, auf der anderen Seite zeigt sich aber auch die Fahrphysik des Spiels etwas eigensinnig. Das fällt besonders dann auf, wenn man während eines Rennens etwas vom Asphalt abkommt, eine Bodenerhöhung erwischt oder in Kurven zu spät vom Gas geht. Der Sturz des virtuellen Fahrers kommt häufig früher als von ähnlichen Spielen gewohnt und wirkt nicht immer gerechtfertigt. Doch mit ein wenig spielerischer Übung können die rasanten Fahrten dann doch mit einem aufregenden Geschwindigkeitsgefühl überzeugen.

Wer Unterstützung braucht, bekommt diese zudem vom Spiel geboten. Viele Fahrhilfen lassen sich nach Belieben anpassen, sodass TT Isle of Man einen personalisierten Simulationsgrad erhält. Besonders hat mir gefallen, dass bei Einstellungsaspekten wie dem ABS oder dem Traktionskontrollsystem nicht nur „An“ und „Aus“, sondern gleich mehrere Intensitätsstufen zur Auswahl stehen. Außerdem gibt es vier verschiedene Schwierigkeitsgrade, auf denen die Rennen bestritten werden können. Unterstützungen wie die Ideallinie oder Hinweise auf kommende Kurven sind natürlich auch mit an Bord. Das Rennsimulations-Standardrepertoire deckt TT Isle of Man also absolut zufriedenstellend ab.

Stimmungsvolle Fahrten

Einen brauchbaren Eindruck hinterlässt auch der technische Auftritt des Rennspiels. In Sachen Fotorealismus spielt TT Isle of Man zwar nicht ganz an der Spitze mit, was neben dem grafischen Gesamteindruck besonders an Detailpunkten wie den regungslosen KI-Zuschauern liegt. Dafür profitiert die Insel Man jedoch von einer originalgetreuen Nachbildung mit ansprechender Kulisse. Fahnen wehen im Wind, die Vegetation bietet Variation und auch die optische Abwechslung zwischen den verschiedenen Streckenabschnitten kann sich sehen lassen. Ihr befahrt übrigens nicht nur die berühmte Insel Man, auch einige fiktive Kurse in England, Nordirland, Schottland oder Wales gehören zu den Austragungsorten der Rennen.

Die gesamte Kursauswahl hätte zwar ruhig noch etwas umfangreicher ausfallen können, das kontrastreiche Streckendesign gehört aber definitiv zu den Stärken des Motorrad-Racers. Auf Tyrone Track düst ihr durch ansehnliche Landschaften und Alleen, West Sussex 4000 führt den Spieler durch bewohnte Straßen und beim Milford Street Circuit besticht die Streckenumgebung durch den eindrucksvollen Containerhafen an der Küste. Ein großes Plus für die Atmosphäre ist zudem die Soundkulisse des Rennspiels. Ob leises Vogelgezwitscher in Waldabschnitten, Trompetenspiel von Fans oder Windgeräusche bei hohen Geschwindigkeiten – TT Isle of Man sorgt teilweise für ein sehr immersives Spielgefühl. Schade, dass mittelmäßige Motorengeräusche und andere Soundeffekte den Gesamteindruck etwas schmälern.

Magerer Inhalt

Etwas mehr hätte ich auch von Kylotonns Spielmodi-Angebot erwartet. Den großen Mittelpunkt stellt für Solo-Spieler der Karriere-Modus dar. Dieser ködert zunächst mit umfangreich wirkenden Management-Möglichkeiten, kann diese aber schlussendlich nur bedingt mit Gehalt füllen. Im Endeffekt läuft der Karriereaufstieg der eigenen Spielfigur relativ monoton ab. Verschiedene Rennen und Events abschließen, gewonnenes Geld in neue Motorräder investieren um anschließend noch bessere Ergebnisse erzielen zu können. Das übliche Freischaltsystem motiviert zwar über eine gewisse Dauer, das inszenatorische Drumherum enttäuscht aber und lässt den Karriere-Modus recht lieblos wirken. Das liegt nicht nur an der rudimentären Wirtschaftskomponente, sondern auch am minimalistischen Charakter-Editor, der abseits von Outfit-Farben und Fahrernamen nicht viel zu bieten hat. Tuning oder Reparaturen? Ebenfalls Fehlanzeige. Gerade mit der Lizenz hätten die Entwickler wesentlich mehr machen können. In Zeiten, in denen ein F1 2017 einen erstklassigen Story-Modus mit Tiefgang bietet, hinkt TT Isle of Man der Konkurrenz meilenweit hinterher.

Im Zeitfahren-Modus könnt ihr parallel eure Rundenzeiten verbessern, Streckenverläufe lernen oder neue Taktiken ausprobieren. Quick Race lädt außerdem zu zwanglosen Einzelrennen ein. Die Einstellungsmöglichkeiten für die Rundenanzahl oder die Tageszeit sind zwar nett, tiefergehende Optionen wie unterschiedliche Wettersituationen habe ich aber dennoch vermisst. Besser gefiel mir hingegen, dass der 60-Kilometer-Rundkurs der Insel Man frei in Abschnitte unterteilt werden kann, sodass nicht immer das volle Zeitfresser-Rennen gefahren werden muss. Der Offline-Multiplayer ist jedoch relativ witzlos: bis zu acht Spieler können hintereinander ein Rennen fahren, anschließend werden die benötigen Zeiten miteinander verglichen und ein Sieger ermittelt. Direkte Duelle – etwa in einem 2-Spieler-Splitscreen – wären deutlich spannender gewesen. Das Ranglistenklettern im Online-Multiplayer ist zwar im Prinzip unterhaltsam, wird jedoch durch einbrechende Performance und Probleme beim Beitritt eines Spiels gestört.

Wertung im Einzelnen
Grafik
7
Gameplay
6
Sound
7.5
Abwechslung & Umfang
5
Multiplayer
5
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