Releasetermin: 17.04.2018

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure, Beat ’em Up
Entwickler: Sega
Herausgeber: Deep Silver

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Die Yakuza-Reihe geht in die sechste Runde – oder gar siebte, sofern man Yakuza 0 mitzählt. Mit Yakuza 6: The Song of Life ist nun der Teil erschienen, der die Geschichte von Kazuma Kiryu zu einem Ende bringt. Allerdings ist es gar nicht so leicht, sich bei den Veröffentlichungen einen Überblick zu schaffen. Auf der PS4 sind bisher neben The Song of Life auch Yakuza 0 (Prequel) und Yakuza Kiwami (Neuauflage des ersten Spiels) erschienen. Yakuza Kiwami 2 wird im August ebenfalls dazustoßen. Was ist jedoch mit Teil 3, 4 und 5? Diese lassen sich bisher nur auf der PS3 spielen. Wer in die Reihe einsteigen möchte, hat es also wahrlich nicht leicht, den Durchblick zu behalten. Trotzdem bin ich der Meinung, dass sich Yakuza 6 sogar für diejenigen lohnt, die bisher nur einige der Spiele oder gar keine erlebt haben. Warum, erfahrt ihr in meinem Review.

Im Hauptmenü bietet Yakuza 6 die Möglichkeit, die Handlungen der Vorgänger nachzuholen. Jedes der bisherigen fünf Hauptspiele wird anhand von einigen Seiten Text zusammengefasst. Zudem zeigt der Titel hin und wieder Rückblenden, die insbesondere die direkten Vorgeschehnisse aus Yakuza 5 aufgreifen. Natürlich ist dies nicht dasselbe, wie alle Vorgänger selbst zu spielen. Auf diese Weise haben Neulinge allerdings die Chance, sich zumindest halbwegs in das Yakuza-Universum einzufinden. Da die Veröffentlichung mancher Teile nun schon viele Jahre zurückliegt, habe ich mich ebenfalls über die Auffrischung gefreut.

Machtkämpfe und Familie als zentrale Motive

Yakuza 6 knüpft an den fünften Teil an. Es sind drei Jahre vergangen, seit Kazuma Kiryu seine Zeit im Gefängnis angetreten hat. Als freier Mann hat er aber nur kurzzeitig Grund für Freude. Haruka, für Kiryu wie eine Tochter, ist spurlos verschwunden. Kiryu reist daher nach Kamurocho, wo Haruka als letztes gesehen wurde. Das mysteriöse Verschwinden entpuppt sich schnell als Kriminalfall, dem Kiryu fortan nachgeht. Die Geschichte von Yakuza 6 ist eines Finales würdig. Protagonist Kazuma Kiryu verabschiedet sich hier in einem hochintensiven Drama, das vor spannender Storywendungen nur so strotzt. Zwar hat mich nicht jeder Einfall überrascht. Doch die Handlung wurde durch die Unberechenbarkeit nie langweilig.

Sowohl die neuen Figuren als auch Altbekannte sind toll mit der Geschichte verwoben und sorgen für eine denkwürdige Story über die Bedeutung von Familie. Dass der hartgesottene Protagonist im Laufe des Spiels auf Harukas Sohn Haruto aufpassen muss, bringt zudem Humor in die Story. Die Suche nach dem Vater ist ebenfalls spannend und rundet die Handlung gelungen ab.

Trotz aller Höhen muss ich Yakuza 6 vorwerfen, dass es sich extrem viel Zeit lässt. Viele Stunden vergehen, bevor die Geschichte in Gang kommt. Mich persönlich hat dies weniger gestört, da ich die neuen Figuren gerne in aller Ruhe kennengelernt habe. Wer aber neu zur Serie dazu stößt, mag durch diesen langatmigen Beginn womöglich abgestoßen werden.

Eine geschmeidige Tracht Prügel

Das Spielgeschehen von Yakuza 6 hält für Serienveteranen nur wenig Neues parat. Im Kern gilt es wie immer, eine digitale Stadt zu erkunden, Feinde in dem Straßen zu verkloppen und verrückte Minispiele zu absolvieren. Das Gameplay zeigt sich durch die neue Engine hier allerdings in seiner bisher hochpoliertesten Fassung. Davon profitieren vor allem die Gefechte, die zwar nach wie vor dieselben Mechaniken nutzen, sich aber deutlich runder anfühlen. Neue Animationen für sämtliche Schläge sowie für das Blocken und Ausweichen sorgen für ein geschmeidiges Erlebnis, das Kombos ansehnlich aneinander reiht. Das Kampfsystem wurde dezent verfeinert und bietet nun beispielsweise neue Möglichkeiten für Kiryu, mit Gegner-Mobs fertig zu werden. Action-Fans werden sich an den Over-the-top-Bosskämpfen, an den filmreif inszenierten Spezialmanövern und der befriedigenden Konter-Mechanik erfreuen. Und auch wenn der Tiefgang im Kampfsystem sich in Grenzen hält, reichten die actionbetonten Faustkämpfe aus, um mich über die gesamte Spielzeit bei Laune zu halten.

Japanischer Spielplatz mit vielen Tätigkeiten und fantastischen Minispielen

Und auch die Minispiele haben mich bestens unterhalten. Diese sind fast schon das Markenzeichen der Reihe, denn bisher besaß jeder Teil ein Aufgebot an spaßigen Nebentätigkeiten. Egal ob Karaoke, Baseball inklusive Sim-Management-Aspekt, Mahjong oder Krafttraining im Fitnessstudio – es gab kaum ein Minispiel, das mir keinen Spaß bereitet hat. Manche haben mir gar so gut gefallen, dass ich mich stundenlang mit ihnen beschäftigte und versuchte, meine Highscores zu knacken. In der “Sega Arcade” lassen sich gar Klassiker wie Virtua Fighter, Out Run und Puyo Puyo spielen. Auch der neue “Clan Creator” nimmt eine große Rolle ein und lässt uns mit einem Echtzeit-Strategieelement unseren Clan ausbauen.

Wer von den Minispielen irgendwann genug hat, kann sich mit den zahlreichen Nebenaufgaben beschäftigen. In Kamurocho gibt es viele Bürger, die uns um einen Gefallen bitten. Dieser hat zumeist mit Gewalt zu tun und so verkloppte ich gerne die Ziele, die mir vorgegeben wurden. Auch in der erdachten Troublr App lassen sich immer wieder kleinere Aufgaben vorfinden. Die Aufgabenvielfalt lässt etwas zu wünschen übrig, doch gab es für mich in Kombination mit den Minispielen letzten Endes doch genug Abwechslung.

Erfahrungspunkte und Essen – zwei essentielle Spielaspekte

Wie in Yakuza üblich, bietet das Spiel ein seichtes RPG-System, das mit sämtlichen Tätigkeiten verwoben ist. Egal was Spieler machen, es winken Erfahrungspunkte zur Belohnung. Kiryu verfügt über die Attribute Stärke, Technik, Agilität, Geist und Charme, die je nach Nebenbeschäftigung “EXP” bekommen. Im Rizap-Fitnessstudio erhält man beispielsweise vorrangig Erfahrung in der Kategorie Stärke, im Hostessen-Club gibt es nach einer netten Konversation hingegen Punkte für Charme. Die Erfahrungspunkte in den unterschiedlichen Kategorien können zum einen für die grundsätzliche Verbesserung von Kiryu benutzt werden (Gesundheit, Angriffsstärke, Verteidigung etc.). Zum anderen können damit neue Manöver im Kampf sowie weitere “Heat”-Spezialangriffe und andere Fähigkeiten freigeschaltet werden, die sich im Laufe des Spiels als hilfreich erweisen.

Dazu kommt, dass Essen eine große Rolle in diesem System spielt. Kiryu bekommt vor lauter Prügel-Einheiten schnell Hunger, wofür an jeder Ecke Restaurants und Fast Food-Stände platziert wurden. Jede Mahlzeit, die Kiryus Magen füllt, beschafft ebenfalls eine Handvoll Erfahrungspunkte. Das heißt nicht, dass Spieler verpflichtet sind, Kiryu quasi wie ein Tamagochi stets zu füttern – dieses Element ist völlig optional und ist lediglich eine hilfreiche Option um an weitere Erfahrungspunkte zu kommen. Es lohnt sich daher, ein Auge darauf zu werfen, wie voll der Magen des Protagonisten ist. Mir hat gefallen, dass man dabei etwas über die japanische Küche lernt und zumindest grob mit diversen klassischen Gerichten in Kontakt kommt. Insgesamt ist das RPG-System nicht sonderlich komplex, trägt aber gelungen zur Spielmotivation bei.

Guter Umfang, leider aber vergleichsweise abgespeckt

Ich habe rund 25 Stunden gespielt, um die Story zu beenden. Dabei habe ich diverse Nebenmissionen erledigt und viel Zeit mit Minispielen verbracht. Trotzdem fühlt es sich an, als habe Yakuza 6 einen abgespeckten Umfang. So sucht man beispielsweise die optionale Kampfarena vergeblich und auch das beliebte Bowling-Minispiel hat es nicht in das Abenteuer geschafft. Ebenso wurde die Anzahl an Nebenmissionen reduziert. Die Orte Kamurocho und Hiroshima fallen weiterhin kleiner aus als andere Schauplätze der Reihe. Es ist schade, dass der Inhalt des Spiels etwas abgenommen hat, vermutlich um die Qualität der Spielmechaniken und enthaltenen Tätigkeiten sicherzustellen. Da sich Yakuza 6, unter anderem durch die neue Engine, tatsächlich hochwertiger anfühlt, kann ich gerne darüber hinwegsehen. Schließlich verfügt der Titel dennoch über einen guten Umfang, der Spieler viele Stunden unterhalten wird.

Hübsche Grafik, die unter starkem Aliasing leidet

Yakuza 0 und Yakuza Kiwami haben auf der PS4 optisch bereits eine gute Figur abgegeben. Teil 6 legt aber noch einen drauf. So detailliert waren Kiryu und Co. noch nie dargestellt! Besonders haben mir die toll gestalteten Zwischensequenzen gefallen. Auch die Schauplätze sehen passabel aus und überzeugen mit vielen Details. Leider zieht sichtbares Aliasing den Eindruck herunter. Ebenso ist schade, dass das Spiel lediglich mit 30 FPS läuft, während Yakuza 0 noch ein 60-FPS-Erlebnis bot. Die geschmeidigen neuen Animation würden bei höherer Bildrate sicherlich noch ansehnlicher herüberkommen. Etwas enttäuscht hat mich zudem, dass der Titel auf der PS4 nur in 900p Auflösung, auf der PS4 Pro immerhin in 1080p berechnet wird. Es zeigt sich, dass für die netten Grafikeffekte einige Abstriche gemacht werden mussten. Insgesamt bin ich mit der Grafik des Titels, der in Japan bereits 2016 erschienen ist, zufrieden.

Überzeugende Sprecher und ein stimmiger Soundtrack

Yakuza 6 hat lediglich japanische Sprecher im Gepäck, was der Atmosphäre des Spiels aber gut tut. Ich verstehe zwar kein Wort, bin aber der Meinung, dass ich die Emotionen der Sprecher gut heraushören kann, die also tolle Arbeit geleistet haben. Englische Untertitel helfen beim Verständnis, deutsche Texte sind leider nicht vorhanden. Dafür bietet das Spiel einen tollen Soundtrack, der einerseits die fetzige Action gelungen begleitet, andererseits aber auch mit ruhigen Tönen überzeugt. Die Musikstücke helfen dabei, der japanischen Kultur näher zu kommen, was schön zur gesamten Spielwelt beiträgt.

Wertung im Einzelnen
Story
9
Gameplay
8.5
Inhalt und Umfang
7.5
Grafik
8
Sound
9
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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)