Releasetermin: 11.04.2017

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: 3D-Plattformer
Entwickler: Playtonic Games
Herausgeber: Team 17

 

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Eines der großartigsten Spiele meiner Kindheit war ohne Zweifel Donkey Kong 64. Der Titel stammt nicht nur aus der goldenen Ära des Entwicklerstudios Rare, welches um das Jahr 2000 zudem noch großartige Spiele wie Goldeneye 007 oder Perfect Dark veröffentlicht hat. Zusätzlich steht dieses Spiel nämlich auch für die Blütezeit ganz bestimmter 3D-Plattformer, zu denen neben Donkey Kong 64 auch der Nintendo-64-Klassiker Banjo-Kazooie zählt. Heutzutage steht Rare hingegen unter Microsofts Fittichen eher für Spiele wie Kinect Sports und auch ansonsten scheint die Magie der Hüpfer dieser Zeit nicht mehr ganz eingefangen zu werden. Aus diesem Grund formierten sich einige alte Rare-Mitarbeiter kurzerhand zu Playtonic Games, sammelten erfolgreich über zwei Millionen Euro und wollen mit Yooka-Laylee ein Jump’n’Run im Geiste eben dieser Titel umsetzen. Gelingt der Versuch?

So weit, so vertraut

Die Vorbilder für Yooka-Laylee lassen sich schon ab Sekunde 1 nur schwer übersehen: von der Gestaltung des Titelbildschirms über die bunte Optik bis hin zur offensichtlich an Rare-Titel angelehnten Musik gibt es sofort vieles, was mich rund 15 Jahre in der Zeit zurückwirft. Auch die namensgebenden Protagonisten, das Chamäleon Yooka und die Fledermaus Laylee, lassen als Zweiergespann unmissverständlich auf eine Anspielung an Banjo und Kazooie schließen. Selbiges gilt für den sehr schlichten, fast schon albernen Plot des Spiels: Capital B, Leiter einer Fabrik gleich neben Yookas und Laylees Heimat, möchte mit dem Riesen-Staubsauger Novellisator 64 alle Bücher der Welt stehlen und aus ihnen maximalen Profit für seine Firma schlagen. Unsere Helden fühlen sich kurzerhand berufen, die Pläne zu durchkreuzen und in erster Linie die überall verstreuten, glitzernen Buchseiten (Pagies) wieder einzusammeln. Einige davon lassen sich zwar schon in den Hivory Towers, dem riesigen Fabrikkomplex des Schurken, finden, viel mehr dient dieser aber als Portal zu ganz anderen Welten. Was damals in Super Mario 64 noch Gemälde waren, sind hier Bücher, die einen in ferne Fantasiewelten voller Pagies reisen lassen.

Insgesamt dürft ihr euch dabei auf fünf recht groß gestaltete Gebiete einstellen, in denen ihr die verschiedensten Herausforderungen bewältigen müsst, um an die verstreuten Pagies zu kommen. Im Herzen ist Yooka-Laylee zunächst ein sehr klassischer 3D-Plattformer, weswegen anspruchsvolle Sprungeinlagen, das Bekämpfen von Monstern und weitere Geschicklichkeits-Spielereien bereits einen großen Teil der Aufgabenfelder abdecken. Dazu kommen diverse Rennen, Such-Quests, recht simple Rätsel und viele weitere Dinge, die dafür sorgen, dass im Spiel stets eine recht hohe spielerische Abwechslung geboten wird. Aufgabensteller sind übrigens die urkomischen Charaktere des Spiels. Ein System gibt es bei diesen aber offenbar nicht: eine Wolke, eine verrückte Wissenschaftlerin, ein sprechender Einkaufswagen oder ein Gastauftritt eines Charakters aus einem bekannten Indie-Titel sind nur Beispiele für die unterschiedlichen Dialogpartner, die euch in Yooka-Laylee begegnen werden. Der Versuch, die Charaktere einprägsam zu etablieren, gelingt jedoch nur bedingt. Trotz wiederholter Auftritte gewisser Figuren wirkten auf mich einige Figuren zu flach und austauschbar – sowohl in ihren Texten als auch in ihrem Design.

Auf Erkundungstour

Schön hat mir gefallen, dass einen das Spiel zumeist ohne viel Erklärung in die einzelnen Welten entlässt und der Spieler seinen Entdeckerdrang voll entfalten kann. Dieser wird auch stets belohnt, da es neben den Pagies auch unzählige weitere Sammelgegenstände zu finden gibt – Rare lässt mal wieder grüßen. Damit ist Yooka-Laylee nicht nur sehr geeignet für Komplettisten, sondern kommt dank vieler Nebenbeschäftigungen auch auf eine gelungene Spieldauer. Leider schaffte es Playtonic Games trotzdem nicht, mich über meine gesamten Ausflüge in die Level gleichermaßen zu motivieren, da die Qualität der einzelnen Bücherwelten sehr schwankte. Zwar bieten sie optisch ein starkes Kontrastprogramm, da mit einer Schneewelt, einem gruseligen Sumpf und einem Casino grundverschiedene Schauplätze inszeniert werden. Trotzdem gefiel mir die erste Hälfte im Level- und generellen Questdesign bedeutend besser als spätere Spielabschnitte und gab mir weniger das Gefühl, mich in Erzeugnissen eines generischen Level-Baukastens zu befinden – so simpel und teilweise leer gestaltet fühlten sich einige Teile der späteren Welten tatsächlich an.

Positiv ist mir aber das System der Weltenerweiterung in Erinnerung geblieben: gesammelte Pagies lassen sich nutzen um bereits besuchte Bücher zu erweitern und die enthaltenen Level somit um neue Gebiete und Aufgaben zu ergänzen. Genauso können eure gesammelten Funkelseiten aber auch verwendet werden, um ganz neue Welten erstmals betreten zu dürfen. Das Hin-und-Her zwischen den Büchern ist dabei nicht unwichtig, da sich einige der gestellten Aufgaben nicht direkt lösen lassen, weil die erforderlichen Fähigkeiten fehlen. Zu Beginn ist Yooka beispielsweise noch nicht in der Lage, über große Abgründe zu springen oder sich an Überwachungskameras vorbeizuschleichen. Abhilfe schafft die Schlange Trowzer, die euch gegen in den Welten gesammelte Federn neue Fertigkeiten lehrt. Plötzlich kann Laylee mit ein paar Flügelschlägen eure Sprungweite erheblich erweitern und später sind auch unentdeckte Einsätze dank temporärer Unsichtbarkeit kein Problem mehr. Ein bisschen Doping enthalten zusätzlich die sogenannten Tonika: nachdem ihr gewisse Anforderungen erfüllt hab, könnt ihr euch darüber beispielsweise mit mehr Gesundheit oder mehr Energie für Fähigkeiten ausstatten.

Mit einem zwinkernden Auge

Eine sinnvolle Entscheidung war auch der Humor von Yooka-Laylee: als ein Titel, der sich so offensichtlich an gewissen Spielen orientiert, war es der richtige Schritt, Videospielklischees der damaligen und heutigen Zeit durchweg zu parodieren. Selbst wenn es nicht weit über ein kurzes Schmunzeln hinaus geht, dienten Seitenhiebe in Richtung Online-Walkthroughs oder Mikrotransaktionen doch als sehr gelungen platzierte Gags. Eine Begegnung dieser Art ist zum Beispiel der 64-Bit-Dino Rextro, der Spielkonzepten der heutigen Zeit nicht viel abfinden kann. Stattdessen lädt er euch in seine Spielhalle ein, um an verschiedensten Spielautomaten an Highscore-Jagden teilzunehmen. Jene acht Minispiele lassen sich zudem auch im lokalen Mehrspielermodus austragen. Da jedoch keine der Mechaniken wirklich ausgereift ist und die Steuerung zudem teilweise sehr ungünstig ist, wird Yooka-Laylee wohl kaum zum neuen Mehrspielerhit für Abende mit Freunden heranwachsen.

Fluch und Segen

Zwar sind die schwachen Texturen und die teilweise recht geringe grafische Qualität des Titels aufgrund seiner Hommage und dem jungen Alter des Studios noch verkraftbar, doch auch abgesehen davon bringt die grundlegende Orientierung von Yooka-Laylee einige Schwierigkeiten mit sich. Neben dem bereits erwähnten, stellenweise sehr generischen, Leveldesign ist das Spiel auch in seinen Mechaniken ziemlich veraltet. So sehr man sich das alte Spielgefühl von damals zurückwünscht, schafft es eine über weite Strecken so inspirationslose Umsetzung kaum, den Klassikern von damals ernsthafte Konkurrenz zu machen. Das Plattformer-Genre hat in den letzten Jahren in vielen Aspekten erhebliche Schritte nach vorne gemacht, die heute zurecht zum Standard geworden sind. Auch wenn es ein wenig den damaligen Tugenden widerspricht, hätte ich mich zum Beispiel oftmals über Questnotizen gefreut, da man sich bei den vielen offenen Aufgaben oft etwas verloren fühlt. Oder über Design-Ideen, die sich merklich von der generischen Jump’n’Run-Standardkost abweichen und neue Impulse ins Genre bringen, anstatt Altbekanntes in ein neues Gewand zu bringen. Genauso ließ mich die teilweise unglaublich fummelige oder ungenaue Steuerung in Kombination mit fehlender Kamerakontrolle mehrmals mit dem Kopf schütteln. Und selbst wenn die Musik in den ersten Momenten Erinnerungen weckt, so bleibt sie auf Dauer doch hinter den eingängigen Melodien von Banjo-Kazooie & Konsorten zurück und wird zusätzlich von teilweise schrecklich billigen Soundeffekten untermalt.

Wertung im Einzelnen
Grafik
7
Sound
6
Gameplay
8
Story/Charaktere
6
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