Releasetermin: 06.09.2018
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Shooter, Hack and Slay
Entwickler: Konami, Cygames
Herausgeber: Konami
Hideo Kojima ist primär für die Metal Gear Solid-Reihe bekannt. Der japanische Entwickler hat allerdings auch viele andere Titel ins Leben gerufen. Snatcher oder Policenauts sind da nur einige Beispiele. Zone of the Enders ist nach MGS wohl aber die bekannteste Reihe, in der Kojima auch seine Finger im Spiel hatte. Die Serie umfasst bislang zwei Spiele, die beide ursprünglich auf der Playstation 2 erschienen sind. Auf der PS3 gab es bereits ein HD-Remake der Titel. Nun hat Konami mit Zone of the Enders: The 2nd Runner – M∀RS zumindest auch den zweiten Teil auf der PS4 veröffentlicht. Die größte Neuerung stellt dar, dass das galaktische Abenteuer auf PSVR (und auf PC-VR-Headsets) erstmals in Virtual Reality spielbar ist. Doch welchen Grund gibt es für diejenigen, die keine VR-Brille haben, sich das Spiel noch einmal zuzulegen? Dies habe ich für meinen Test herausgefunden.
Würdiger Titel für ein Remaster – leider aber nicht im Doppelpack
The 2nd Runner macht in seinem Titel klar, dass es sich um eine Fortsetzung handelt. Wie bei einem Nachfolger üblich, führt das Spiel die Handlung aus dem ersten Teil weiter. Es lohnt sich also, das erste Zone of the Enders gespielt zu haben, um nicht ins kalte Wasser geschmissen zu werden. Hat man keine Möglichkeit, den Teil nachzuholen, kann es auch helfen, eine Zusammenfassung der Ereignisse durchzulesen. Ich finde es schade, dass Konami lediglich den zweiten Teil für PS4 und PSVR umgesetzt hat. Eine Kollektion der beiden Titel wäre insbesondere für Spieler, die bisher noch keine Berührungspunkte mit der Serie hatten, die deutlich bessere Option gewesen.
Zone of the Enders: The 2nd Runner – M∀RS spielt in der Zukunft im Jahr 2174. Die Handlung verfolgt Dingo Egret, der die Kontrolle über den Orbital Frame “Jehuty” übernimmt und sich der Militärorganisation BAHRAM stellt, die sich die Kontrolle über den Mars und die Erde sichern möchte. Die Handlung hat viele Wendungen und interessante Charaktere zu bieten. Wer Zukunfts-Action mit epischen Mech-Gefechten, wird sicherlich seinen Spaß mit der Spielwelt und der Geschichte haben.
Spielerisch aus heutiger Sicht etwas angestaubt, Änderungen hauptsächlich grafischer Natur
Ich habe den Titel vorrangig über PSVR gespielt und kann über diese Erfahrung dementsprechend am meisten erzählen. Auch auf einem regulären TV habe ich das Spiel ausprobiert. Ehrlich gesagt habe ich kaum ein Unterschied zu dem Spiel gespürt, das ich 2012 bereits zu Release der Zone of the Enders HD Collection auf PS3 gespielt habe. Die neue PS4-Fassung basiert sicherlich auf dieser Version, die im Vergleich zum PS2-Original schon einige Verbesserungen erhalten hat, um das Geschehen moderner zu gestalten. The 2nd Runner spielt sich insbesondere im Nahkampf etwas sperrig, ist aber auch nach heutigen Standards in dieser Version ein absolut solider Mech-Shooter. Die Steuerung hat mich anfangs irritiert, doch nach einiger Zeit gewöhnt man sich an das aus heutiger Sicht untypische Controller-Schema. Die Möglichkeiten im Kampf sind gelungen und werden regelmäßig um neue “Subwaffen” erweitert, die neue Fähigkeiten ermöglichen.
Inhaltlich ist die neue PS4- und PC-Veröffentlichung ansonsten deckungsgleich mit dem PS3-Remaster. Lediglich eine neue Schwierigkeitsstufe und ein überarbeitetes “Profi”-Controller-Layout wurden eingebracht. Optisch hat sich noch einmal etwas getan. Das futuristische Abenteuer erstrahlt nun in noch schärferen Texturen. Auf der PS4 Pro und dem PC ist gar 4K-Auflösung unterstützt. Ganz kann der Titel seine PS2-Wurzeln nicht verschleiern, aber diese Fassung bietet wirklich die beste Grafik, die die Serie je zu bieten hatte. Abgerundet wird das Aufgebot an Neuerungen durch ein überarbeitetes Sound Design, das die Nutzung von Surround Sound-Systemen begünstigt. Wer The 2nd Runner bereits auf einer anderen Plattform besitzt und nicht die Intention hat, das Spiel noch einmal in VR zu erleben, hat jedoch kaum einen Grund, erneut zuzuschlagen.
Der Vergleich – The 2nd Runner in seiner Ursprungsfassung, als PS3 HD-Remaster und als PS4-/PC-„M∀RS“-Version, nun auch in 4K. Das Spiel präsentiert sich deutlich schärfer, doch lohnt sich dafür die erneute Anschaffung?
Ein 15 Jahre altes Spiel – für Besitzer eines VR-Headsets trotzdem ein neues Erlebnis
Anders gestaltet es sich für Besitzer von PSVR, HTC Vive oder Oculus Rift. Mit seiner Cockpit-Ansicht eignet sich der Titel gut für die virtuelle Realität und so hat Konami noch einmal einiges aus der Erfahrung rausgeholt. Während das Spiel traditionell stets eine Third-Person-Ansicht präsentierte, ändert sich die Perspektive für das VR-Abenteuer. Spieler sitzen virtuell in Ego-Sicht einem Cockpit. Mit dem Kopf können wir uns innerhalb des Cockpits umschauen, mit dem Controller steuern wir den “Jehuty”-Kampfroboter. Es gibt eine breite Riege an VR-Komfort-Optionen, was immer zu begrüßen ist. Auch wenn es zum Teil sehr hektisch zugeht, ist mir von der Erfahrung nicht schwindelig geworden. Das kommt aber auch daher, dass ich hauptsächlich den Fernkampf genutzt und auf Nahkampfangriffe weitestgehend verzichtet habe. Diese gehen nämlich besonders rasant über die Bühne und haben dann doch das Potential, Spieler in Unwohlsein zu versetzen. Wer einige der VR-Optionen anpasst, kann dieses Risiko jedoch reduzieren.
Es fühlt sich wirklich beeindruckend an, an Bord des mächtigen Jehuty zu sitzen. VR fügt den Gefechten eine gelungene Dreidimensionalität zu, die mein räumliches Verständnis für die futuristischen Kampfarenen verstärkte. Die hohe Geschwindigkeit des Jehuty wird gelungen vermittelt. In der Ego-Ansicht geht die klobige Steuerung erstaunlicherweise flüssiger von der Hand als in Third-Person am regulären TV. Auch die Grafik hat mir in den Gameplay-Phasen sehr gut gefallen. Während viele Remaster-Titel von PS2-Originalen nach heutigen Standards nicht mehr allzu hübsch aussehen, geht die teils etwas simple, aber liebevoll gestaltete Sci-Fi-Optik in VR total auf. Über die PS4 Pro hat sich mir in PSVR ein wirkliches schickes Bild geboten! Besonders die Mechs, die von Yoji Shinkawa gestaltet wurden, haben mir optisch sehr gefallen.
Die VR-Umsetzung ist stark gelungen und erweitert das Spiel wirklich um eine faszinierende Komponente. Im PS3-Remaster hat mich das Geschehen noch nach einigen Stunden gelangweilt, da der Titel spielerisch nicht allzu viel Abwechslung zu bieten hat. In VR wurde ich jedoch so gut unterhalten, dass ich das repetitive Spielgefühl erst kurz vor Ende der Story gespürt habe.
VR-Inszenierung der Story-Clips nicht ideal – zudem mit einigen schlampigen Fehlern
Lediglich ein Punkt stört mich am VR-Erlebnis. Story-Sequenzen und Gameplay-Abschnitte gibt es im häufigen Wechsel. Während das Gameplay in klassischer VR-360°-Perspektive dargestellt wird, zeigen sich die Story-Passagen auf einer Art großer Leinwand vor uns. An für sich ist diese Darstellung in Ordnung, wenn auch immer wieder etwas verpixelt. Manche Zwischensequenzen lagen wohl nur in niedrig aufgelösten Videos vor. Das merkt man zwar deutlich, hat mich aber nicht so sehr gestört. Ich finde es schön, dass man die Szenen zumindest in stereoskopischem 3D rendert und so der Eindruck entsteht, als würde man einen 3D-Film gucken. Nach einer Weile hat mich aber der ständige Wechsel von Leinwand-Ansicht zu VR-Gameplay und zurück genervt und angestrengt. Gerade zu Beginn gibt es manchmal nur für einige Sekunden Spielgeschehen, bevor wieder ein Story-Clip ansteht.
Etwas enttäuscht hat mich zudem, dass sich bei solch einem Klassiker in der modernen Fassung Bugs und Fehler eingeschlichen haben. Zum einen werden L3 und R3 des Öfteren nicht erkannt. Die Knöpfe werden benötigt, um auf Kommentare der Orbital Frame-KI zu reagieren und im Kampf eine schnelle Kehrtwende auszuführen. Ich bilde mir ein, dass während meines Durchgangs zumindest die Reaktion auf Kommentare hin und wieder geklappt hat. Ansonsten funktionieren L3 und R3 aber einfach nicht – trotz Day One-Patch, zudem sind mittlerweile 11 Tage seit Release vergangen. Ebenfalls etwas schade ist, dass die deutschen Untertitel nach der alten Rechtschreibung gestaltet wurden. Es zeigt sich, dass die Texte seit dem Original-Release nicht überarbeitet wurden. Da der Port in puncto Grafik-Überarbeitung für 4K-Ausgabe und VR-Umsetzung sehr gelungen ist, war ich wirklich erstaunt, dass sich solche Probleme eingeschlichen haben bzw. nach wie vor bestehen.