Releasetermin: 27.06.2019

Medientyp: Blu-ray Disc (PS4, Xbox One), Modul (Switch), Download (PS4, Xbox One, Switch, PC)
Genre: Action-Adventure, Plattforming
Entwickler: ArtPlay
Herausgeber: 505 Games

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Legendäre Entwickler und Kickstarter-Kampagnen – diese Kombination geht leider nicht immer auf. Im Falle von Keiji Inafune, dem Erfinder von Mega Man, kam mit Mighty No. 9 ein Spiel heraus, das Fans in vielen Punkten enttäuschte. Das Spiel las sich auf dem Papier schlicht besser, als es sich letztendlich spielte. Die angekündigten Nintendo 3DS- und PS Vita-Versionen lassen übrigens immer noch auf sich warten… Mit dieser Geschichte im Hinterkopf hielt sich die Begeisterung der Fans zunächst in Grenzen, als Koji Igarashi das Projekt Bloodstained – Ritual of the Night über Kickstarter ankündigte. Das Mastermind hinter der Castlevania-Reihe wollte mit Bloodstained einen Titel anfertigen, der qualitativ an seine alten Werke anknüpfen kann. Ist Igarashi dieses Vorhaben gelungen, oder kam abermals ein durchwachsenes Produkt dabei raus, wie es bei Mighty No. 9 der Fall war?

Mysteriöse Handlung, die spärlich inszeniert wurde

Bloodstained erzählt die Geschichte von Protagonistin Miriam, die mit einem Fluch belegt wurde, der sie allmählich zu einem Kristall werden lässt. Um sich vor diesem schrecklichen Schicksal zu retten, muss sie sich ihrem ehemaligen Freund Gebel stellen, der von ähnlichem Leid wie Miriam geplagt ist, aber bereits seinen Verstand verloren hat. Miriam wird auf ihrer Reise durch ein Schloss geführt, das übersät von Dämonen ist. Bedingt durch Miriams Fluch, hat sie die Fähigkeit, “Scherben” von gefallenen Dämonen zu erlangen und so wieder zu Kräften zu kommen. Diese Fähigkeit sorgt allerdings auch dafür, dass Miriam in der Öffentlichkeit gefürchtet wird. Lediglich eine Handvoll befreundeter Alchemisten stehen ihr bei dem Vorhaben zur Seite, Gebel zu finden und dem Schrecken ein Ende zu bereiten.

Die Geschichte wird hin und wieder mit Dialogen zwischen den Figuren vorangetrieben. Aufwendige Zwischensequenzen darf man hier nicht erwarten. Die Story ist minimalistisch aufgemacht, hat mich aber dennoch von der ersten Minute an packen können. Viele der Charaktere, egal ob feindlich oder freundlich gesinnt, haben interessante, lustige oder traurige Eigenschaften. So gibt es beispielsweise eine Figur, die mit einem Fluch belegt ist und 666 Frisuren schneiden muss, bevor sie von ihren verzauberten Scherenhänden befreit wird. Nett, dass uns dieser Charakter auch gleich einen Haarschnitt verpassen und komplett umstylen kann. Bloodstained ist voll von diesen charmanten Momenten. Da viele Figuren, weil sie so selten und kurz gezeigt werden, aber recht blass bleiben, wurde nicht das volle Potential dieses Aspekts ausgeschöpft.

Spielerisch stark wie eh und je

Bloodstained versteckt seine Wurzeln nicht: Schon nach wenigen Minuten spürt man, dass der Titel ein spiritueller Nachfolger der alten Castlevania-Spiele ist. Miriam kann in einer 2,5D-Umgebung springen, eine Handvoll Attacken ausführen und ausweichen. Wir schreiten in einem riesigen Schloss in Levels voran und kämpfen gegen Monster, die sich uns in den Weg stellen. Ebenso kommt der Plattforming-Aspekt nicht zu kurz. Während dieses Konzept unspektakulär klingen mag und sich zu Beginn auch fast danach anfühlt, bringt der Titel immer wieder frischen Wind ins Geschehen. Nach jedem Level wartet ein Bossgegner auf Miriam, den es zu überlisten gibt. Anschließend gelangen wir in ein neues Level, das völlig neue Gegner bietet, die unterschiedliche Eigenschaften haben. Von fliegenden Bildern, die uns über den Bildschirm verfolgen, über hinterlistige Pflanzen, die aus dem Boden herausschießen, bis hin zu kolossalen Dämonen und Hexen hat Bloodstained ein kreatives und abwechslungsreiches Gegneraufgebot in petto, das sicherstellt, dass keine Langeweile aufkommt.

Großes Waffenarsenal sorgt für Abwechslung

Damit Miriam gut gegen die übernatürlichen Feinde gerüstet ist, stehen ihr eine Vielzahl von Waffen zur Verfügung. Diese sind in verschiedene Kategorien wie beispielsweise Schusswaffen, Dolche, Streitkolben und Schwerter unterteilt. Durch variierende Schlagzeit bzw. begrenzte Patronenarten werden Spieler ermutigt, möglichst viele Angriffsmittel auszuprobieren. In Schatztruhen können neue Waffen gefunden werden, ebenso lassen Gegner gerne einmal welche zurück. Es gibt gar den Schnellzugriff auf Waffenprofile, sodass ihr für jede Situation gerüstet sein könnt, ohne bei jedem Wechsel viel Zeit im Menü verbringen zu müssen. Neben den physischen Waffen spielen auch die bereits erwähnten Scherben eine Rolle. Mit diesen erlangt Miriam neue passive sowie aktive Fähigkeiten, die Magiepunkte verbrauchen, die sich wiederum mit der Zeit regenerieren. Auch Begleiter lassen sich durch Scherben zur Hilfe herbeirufen. Scherben gibt es im Anschluss an Bosskämpfe, ebenso können auch reguläre Feinde zufällig individuelle Scherben abwerfen.

Solider Umfang mit unterhaltsamen, kniffligen Bosskämpfen

Auch auf der normalen Schwierigkeitsstufe können allen voran die Bosse recht knifflig sein. Sie stellen eine gelungene Herausforderung dar. Wer das Angriffsmuster der Feinde durchschaut, hat aber jederzeit eine faire Chance. Stellt man sich doch einmal blöd an, kauft man sich genug Tränke und Gerichte, um sich während des Kampfes erholen zu können. Wer mit der maximalen Anzahl an Tränken immer noch nicht auskommt, kämpft so lange gegen schwächere Gegner, bis Maria mehrmals im Level aufgestiegen ist und somit eine größere Lebens- und Magieleiste hat. Zusätzliche Waffen, Rüstung und Scherben durch die Bekämpfung von Gegnern sind ein netter Nebeneffekt, der euch bestens für den anstehenden Bosskampf rüstet. Es gibt inklusive DLC-Feind insgesamt beeindruckende 23 Bosskämpfe. Einige von ihnen sind zwar optional, doch die Anzahl lässt sich wahrlich sehen. Da der Weg von Boss zu Boss zumeist nicht sonderlich lang ist, haben es so viele Bosse ins Spiel geschafft. Die Umgebungen sind stark verwinkelt, damit ihr trotzdem viel Zeit mit der Erkundung verbringen könnt. Es lohnt sich durchaus: Neben versteckten Schatztruhen lassen sich Speicherräume und Schnellreiseportale finden. In klassischer Castlevania-Manier sind nicht von Beginn an alle Wege frei. Erst mit Fähigkeiten, die wir im Laufe des Spiels erhalten, so zum Beispiel ein Doppelsprung, können und müssen Spieler diese alternativen Wege überqueren. Insgesamt ergibt sich dadurch eine Spieldauer von rund 12 bis 20 Stunden, abhängig vom eigenen Können und Erkundungs- und Vervollständigungsdrang.

Crafting, Nebenquests und Fortschrittselemente

Abgerundet wird das Spielgeschehen durch ein RPG-System, mit dem man die Fähigkeiten der Scherben beispielsweise verstärken kann. Ebenso können Waffen, Rüstungen und Gegenstände geschmiedet werden. Dabei setzt Bloodstained auf ein Ressourcensystem. Materialien lassen sich abermals in Schatztruhen oder bei Gegnern finden. Weiterhin gibt es einen Shop, in dem sich seltene Materialien gegen eine virtuelle Währung umtauschen lassen. Apropos RPG: Es gibt sogar seichte Nebenquests zu erledigen, die sich uns präsentieren, wenn wir unterwegs Figuren antreffen. Mir haben die RPG-Elemente sehr gefallen, da sie uns erfolgreich das Gefühl vermitteln, dass Miriam nach und nach immer stärker wird. Das ohnehin schon spaßige Spielgeschehen wird durch sich immer weiter öffnende Möglichkeiten jede Stunde noch besser.

Durchwachsene Grafik und technische Probleme auf der Switch

Bloodstained: Ritual of the Night ist auf PS4, Xbox One, PC und Nintendo Switch erschienen. Ich habe auf letztgenannter Hybrid-Konsole gespielt und bin etwas zwiegespalten. Zum einen bin ich der Meinung, dass sich Bloodstained wunderbar für den Handheld-Modus geeignet und ein tolles Spiel für unterwegs ist. Zum anderen hinkt die Switch-Version den anderen technisch deutlich hinterher. So sehr gar, dass Publisher 505 Games kurz nach Release eine Meldung veröffentlichte, dass man die Switch-Version überarbeiten werde und einen Patch vorbereite. Dieser ist zum aktuellen Zeitpunkt leider noch nicht verfügbar.

Dennoch ist Bloodstained auf der Switch alles andere als unspielbar, doch trotzdem die deutlich schlechteste Version. Es gibt einen gehörigen Input-Lag, der mich auch nach vielen Stunden immer noch gestört hat. Irgendwann gewöhnte ich mich an die minimale Verzögerung, doch gerade in den ersten Stunden trieb sie mich regelmäßig in den Wahnsinn. Abseits davon wurde die Grafik abgespeckt, was sich vor allem in einem schlechteren Beleuchtungssystem abzeichnet. Dadurch wirkt die Optik teils etwas flach und verliert an Charme. Bei Dialogen mit Figuren wird die Hintergrundanimation pausiert, während sie auf PS4 und Co. dynamisch weiterläuft. Dies fiel mir beim Spielen aber nicht weiter negativ auf. Schlimmer ist da die geringe Auflösung. Weder im Handheld- noch Dock-Modus erreicht der Titel die nativen Grenzen der Switch (720p und 1080p). Insbesondere am TV fällt die schlechte Auflösung deutlich auf, sodass ich euch die Switch-Version nicht empfehlen möchte, sofern ihr hauptsächlich im Dock-Modus spielen wollt.

Auf dem Switch-Bildschirm macht das Spiel optisch eine bessere Figur. Leider ist aber auch die Performance nicht optimal auf Nintendos Hybridkonsole. Die Bildrate wurde im Vergleich zu den anderen Fassungen halbiert (30 statt 60 FPS). Obwohl die Marke von 30 FPS häufig erreicht wird, gibt es immer wieder Slowdowns, die das Geschehen kurzzeitig zur Diashow machen. In Verknüpfung mit dem Input-Lag fühlt sich Bloodstained gelegentlich schwammig und unpräzise zu steuern an. Grafische Abstriche kann ich verkraften, doch gerade die Slowdowns und der Input-Lag haben sehr gestört, ebenso lange Ladezeiten und gelegentliche Abstürze. Wer die beste Beleuchtung, zusätzliche Grafik-Effekte, mindestens Full-HD-Auflösung und allen voran 60 FPS und eine präzisere Spielkontrolle erleben möchte, greift zu einer der anderen Konsolenfassungen oder der PC-Version.

Wertung im Einzelnen
Story und Charaktere
8
Gameplay
9.5
Inhalt und Umfang
8.5
Grafik
6.5
Sound
8
Nintendo Switch-Umsetzung
6
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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)