Cyberpunk 2077: Phantom Liberty und Patch 2.0 im Test

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Releasedatum: 26.09.2023

Medientyp: Blu-ray, Download
Genre: Open World, Action, Rollenspiel
Entwickler: CD Projekt Red
Herausgeber: CD Projekt Red

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Dass Videospiele nach der Veröffentlichung nicht immer die beste Figur abgeben und erst einige Patches später ihr volles Potenzial ausschöpfen, ist heutzutage leider fast schon üblich. Ende 2020 wurde mit dem Release von Cyberpunk 2077 jedoch ein neues Tief erreicht: Von Bugs, Glitches und Spielabstürzen geplagt, war zumindest die Konsolenversion in solch einer schlechten Verfassung, dass Sony zwischenzeitlich den Titel für PS3 aus dem eigenen Store verbannte und nicht mehr verkaufen ließ. Entwickler CD Projekt Red versprach damals Besserung und ließ in den Monaten danach Taten folgen. Mit Updates wurde die Performance ausgebessert, zudem stießen immer wieder neue und verbesserte Features dazu.

Update 2.0 soll nun einen weiteren Meilenstein darstellen. Für alle Besitzer von Cyberpunk 2077 kostenlos, sorgt der Patch für weitere Neuerungen, die das Spiel endgültig zu dem machen sollen, was Fans sich vor der Veröffentlichung erhofft hatten. Ergänzt wird der Patch durch eine kostenpflichtige Erweiterung, welche dem Basisspiel ein neues Areal beschert und eine Spionage-Story mit Idris Elba bietet. Sind der neue Patch und der Phantom Liberty-DLC die versprochene Wiedergutmachung oder einmal mehr eine Enttäuschung? Ich durfte die Inhalte vorab testen und verrate euch, ob mich die neue Offerte von CD Projekt Red überzeugen konnte.

Dogtown als neues Areal im Süden von Night City

Die Handlung von Phantom Liberty beginnt damit, dass ein Charakter namens So Mi, die sich als Songbird vorstellt, Kontakt mit V aufnimmt und um ein Treffen bittet. Dieser Anruf und die damit verbundene Quest ist organisch in das Hauptspiel eingebunden. Voraussetzung für den Anruf ist der Abschluss der Hauptmission 18 mit dem Titel “Transmission”. Seid ihr im Hauptspiel noch nicht weit genug, würde ich euch empfehlen, zunächst die Geschichte von Cyberpunk 2077 weiter voranzutreiben, bis ihr die besagte Mission abgeschlossen habt. Dadurch verpasst ihr keine wichtigen Informationen zu den Fraktionen und den Umständen, die in und rund um den Stadtteil Dogtown herrschen. Wer ungeduldig ist, erhält im Hauptmenü auch die Möglichkeit, ein neues Spiel mit einem vorgefertigten Spielstand zu beginnen, der euch unmittelbar an die Stelle setzt, an der ihr den Anruf von Songbird erhaltet.



Charismatische Figuren sorgen für eine spannende Handlung, die sich toll in das Hauptspiel integriert

Songbird trifft sich mit V im Süden von Night City. Zum vereinbarten Treffpunkt erscheint ein Hologramm von Songbird, das ihre missliche Lage erläutert: sie befindet sich gemeinsam mit der Präsidentin der New United States of America, Rosalinde Myers, an Bord eines Luftschiffes, das in Kürze über Dogtown abstürzen soll. Songbird bittet V, Präsidentin Myers zu retten. Weitere Details möchte ich zur Story nicht preisgeben, denn es lohnt sich, die Handlung mit all ihren Twists und Geheimnissen selbst zu erleben. So viel sei gesagt: V gelangt nach Dogtown, dem abgeschotteten Bezirk in Night City, der von einem schonungslosen Gewaltherrscher und seiner schießwütigen Miliz besetzt ist. Von Entwickler CD Projekt Red als Spionage-Thriller bezeichnet, erzählt die Geschichte von Phantom Liberty, wie sich V als Rekrut der Federal Intelligence Agency (FIA) in einem Netz aus Intrigen und Geheimnissen wiederfindet.

Keanu Reeves kehrt als Johnny Silverhand zurück. In der Handlung von Phantom Liberty hat die beliebte Figur des Johnny allerdings eine untergeordnete Rolle und diesmal nur gelegentliche Kurzauftritte, die aber dennoch neue Details zu seiner Vergangenheit enthüllen. CD Projekt Red konnte mit Idris Elba einen weiteren Hollywoodstar für das Spiel gewinnen, der V als FIA-Agent Solomon Reed zur Seite steht. Die bekannten und neuen Figuren stellen für mich die wohl größte Stärke der Erzählung in Phantom Liberty dar. So gut wie jede Figur, egal ob mit einer kleinen oder großen Rolle versehen, ist charismatisch geschrieben und vertont. Ich lauschte unheimlich gerne den Dialogen, die V auf seiner Reise durch Dogtown mit den unterschiedlichen Charakteren führt.

Erneut mit von der Partie ist ein Dialogsystem mit Entscheidungsfunktion. Spieler bestimmen in der Rolle von V nicht nur, in welche Richtung die Konversationen verlaufen sollen. Manche Dialogoptionen haben eine große Auswirkung auf die Geschichte und bestimmen maßgeblich, wie die Handlung von Phantom Liberty weitergeht. Und damit nicht genug: Die Entscheidungen, die wir als V in der Erweiterung treffen, können gar Auswirkungen auf die Handlung im Hauptspiel haben und zu einem neuen Ende der gesamten Geschichte führen.

Imposant inszenierte Szenerien durch fantastisches Leveldesign

Der DLC hat nicht nur tolle Dialoge auf Lager, sondern auch atemberaubende Action. Die Mischung aus ruhigen Momenten, in denen die Story vorangetrieben wird, und bombastischen Schussgefechten, Verfolgungsjagden und Infiltrierungsmissionen ist besonders gut gelungen. Phantom Liberty bietet eine überschaubare Anzahl an Hauptmissionen, diese fallen jedoch sehr umfangreich aus und sind allesamt erstklassig inszeniert. Die Quests sind abwechslungsreich gestaltet, finden teilweise in Dogtowns dystopischen Straßen, aber auch in einem aufwendig und detailliert konzipierten Casino, in verlassenen Lagerhallen oder mehrstöckigen, verwinkelten Kellerkomplexen statt. Das Leveldesign hat mich so sehr überzeugt, dass ich mich zu keiner Sekunde der Quests gelangweilt habe.

Neben den großen und eindrucksvollen Missionen hat Phantom Liberty weitere Nebenquests und Fixer-Missionen zu bieten. Hin und wieder wird ein Riegel vor die Handlung geschoben, etwa wenn wir auf einen Anruf von Solomon Reed warten müssen, um in der Geschichte fortzuschreiten. Diese Momente können genutzt werden, um sich in den Nebentätigkeiten von Dogtown auszutoben. Die Storymissionen der Erweiterung bieten eine Spielzeit von rund 10 bis 15 Stunden, die sich mit dem weiteren Inhalt noch grob verdoppeln lässt. Bei einem Preis von 29,99€ finde ich, dass Phantom Liberty gemessen an Umfang und Qualität ein faires Angebot ist.

Größere Herausforderung durch Level-Scaling

Positiv überrascht war ich davon, dass sich mir die Erweiterung mit einem phasenweise recht fordernden Schwierigkeitsgrad präsentiert hat. Vom Hauptspiel war ich daran gewöhnt, dass auf der normalen Schwierigkeitsstufe eine eher geringe Herausforderung geboten wird. Der erlebte Anstieg liegt vermutlich mitunter daran, dass die Entwickler das heiß diskutierte Level-Scaling implementiert haben. Kurz gesagt bedeutet das, dass sämtliche Feinde gemeinsam mit dem Spieler im Level aufsteigen und so ein konstantes Herausforderungslevel über das Spiel hinweg geboten wird. In Diablo IV bin ich selbst kein großer Fan der Umsetzung gewesen, hier gefällt es mir hingegen richtig gut. Gerade in den actionreichen Bosskämpfen der Hauptmissionen müssen Spieler durchaus Geschick beweisen. Ebenfalls werden Gefechte, in denen feindliche Netrunner mitwirken, gefährlich inszeniert.

Unterm Strich haben mir die Inhalte der Erweiterung mehr abverlangt als das Hauptspiel, was für mich persönlich zum Spielspaß gelungen beitragen konnte. Durch die Möglichkeit, Waffen und Cyberware auf die höchste Stufe zu leveln und sich an Meta-Builds zu bedienen, ist es Spielern aber weiterhin möglich, sich beim Austoben in Night City und Dogtown wie der mächtigste Cyber-Motherf*cker zu fühlen.

Optionale Nebentätigkeiten, die mich nicht vollends überzeugen konnten

Mit Dogtown bietet Phantom Liberty einen Schauplatz, der zur Erkundung einlädt und überraschend vertikal gestaltet ist. Neben den Story- und Nebenmissionen können weitere Tätigkeiten abgeschlossen werden, wie die Suche nach Tarot-Graffitis oder besonderen Terminals in der Umgebung. Ebenfalls neu dabei sind Cargo-Abwurfstellen. Mit unübersehbaren roten Rauchschwaden markiert, warten in Dogtown regelmäßig spezielle Waffen- und Ausrüstungskisten darauf, von euch geplündert zu werden. V ist jedoch nicht der oder die einzige interessierte Partei: Auch die örtliche Miliz sowie Kriminelle in Dogtown streiten sich um die Kisten. Das Aufeinandertreffen der verschiedenen Fraktionen ist unterhaltsam als Beschäftigung für Zwischendurch, nutzt sich durch den immer gleichen Ablauf jedoch recht schnell ab.

Ballern nun auch beim Fahren möglich

Als Neuerung von Update 2.0 sind nun Schussgefechte aus dem Auto heraus bzw. auf dem Motorrad ins Spiel integriert. Sobald V eine Schusswaffe per Waffenrad auswählt, erscheint ein Zielfenster im HUD beim Fahren. Ebenso sind manche Wagen mit mächtigen Geschützen ausgestattet. Das Schießen nach geradeaus funktioniert sehr gut und gestaltet sich amüsant. Etwas mühselig wird es hingegen, wenn man per L1/LB das manuelle Anvisieren aktiviert. Gleichzeitig auf den Verkehr aufpassen und manuell mit der Waffe zielen – das hat bei mir nur selten funktioniert. Glücklicherweise ist das automatische Schießen in den meisten Fällen ausreichend, um sämtliche Überfälle von Feinden zu überleben oder das heillose Chaos auf den Straßen von Night City zu veranstalten. Die Schussgefechte beim Fahren sind nicht mein liebstes Feature. Allerdings bin ich der Meinung, dass Schussgefechte im Straßenverkehr zu einem Sandboxspiel wie Cyberpunk 2077 einfach dazu gehören und alles in allem eine positive Neuerung sind.

Rund um das Feature wurden für Phantom Liberty neue Missionen eingebaut, die für weitere Stunden Spielspaß für all diejenigen sorgen, welche von den Autogefechten nicht genug bekommen. Der Autofixer Muamar Reyes bittet uns, seltene Boliden in der Spielwelt zu stehlen und zu bestimmten Orten zu bringen. Auf der Flucht werden wir zumeist von Feinden auf zwei oder vier Rädern heimgesucht, die sich mit dem neuen Feature direkt aus dem Auto heraus abknallen lassen. Bringen wir den gestohlenen Wagen in einer annehmbaren Verfassung zum Zielort, winkt eine üppige Geldbelohnung auf uns. Weiterhin lassen sich auf diese Weise neue Autos zum Kaufen freischalten.

Bessere Einbindung der virtuellen Polizei

Ein weiteres Aushängeschild von Update 2.0 ist die Überarbeitung des Polizeisystems. Erinnert ihr euch noch an den Launch, als Polizeioffiziere sich bei Gesetzesverstößen unmittelbar hinter V teleportierten? Mit dem Patch fühlt sich das Anrücken der Polizei nun organischer und glaubwürdiger an. Ähnlich zu Grand Theft Auto gibt es in Cyberpunk 2077 ein Signal über den Grad der Gesetzesverstöße, dargestellt durch fünf Sterne. Das Töten von Passanten und Polizisten lässt die Sterne schnell in die Höhe schießen und stellt den Spieler schnell vor eine mächtige Kavallerie mit gepanzerten Fahrzeugen, die V das Leben zur Hölle machen.

Ich hatte vor dem Spielen die Befürchtung, dass die Polizei sich zu häufig einmischen und ich ständig auf der Flucht sein würde, so ergeht es mir zumeist in den GTA-Teilen. Stattdessen wurde die Balance gut getroffen, so dass die Polizei durchaus als Hindernis wahrgenommen wird, die mich meine Aktionen überdenken lässt, aber ebenso nicht im Sekundentakt einen Auftritt hat. Das Feature fügt sich toll in das große Ganze ein, das Cyberpunk 2077 mit und ohne Erweiterung zu bieten hat.

CD Projekt Red hat online einen webbasierten Charakterplaner veröffentlicht, in dem ihr die neuen Vorteils-, Attributs- und Relic-Punkte ausprobieren könnt.

Neuerungen im Vorteil- und Cyberware-System durch Update 2.0

Eine weitere große Änderung von Update 2.0 ist die Überarbeitung des Vorteilsystems. Neben einer optischen Neugestaltung der Benutzeroberfläche, welche auch die Bedienbarkeit mit dem Controller verbessert, sind die verfügbaren Vorteile verändert worden. Neben der Entfernung einiger Vorteile und Einbringung neuer Optionen wurde auch geändert, wie die Vorteile mit den Attributswerten verwoben sind. Sämtliche Vorteilsbäume unterliegen einem vierstufigen Aufbau. Je mehr Punkte in ein bestimmtes Attribut gesteckt werden, desto mehr Vorteile lassen sich freischalten. Für die mächtigsten Vorteile an der Spitze eines Skillbaums muss das jeweilige Attribut auf das maximale Level von 20 gehoben werden.

Das bereits in einem früheren Patch hinzugefügte Fertigkeitssystem, das euch XP für das Ausüben bestimmter Aktionen beiläufig sammeln lässt, wurde überarbeitet und mit neuen Kategorien ausgestattet. Wer sich die Phantom Liberty-Erweiterung zulegt, kann mit V übrigens Level 60 erreichen. Auf diese Weise lassen sich weitere Punkte in die Attribute stecken und zusätzliche Fertigkeiten erspielen. Mir gefällt die neue Benutzeroberfläche und auch das System hinter der Freischaltung der Vorteile, Attribute und Fertigkeiten. Grundsätzlich hat die Änderung fast nur positive Seiten, doch da mit der Entfernung gewisser Vorteile einige Builds nun gänzlich wegfallen oder stark geschwächt werden, kann ich kritische Stimmen betroffener Spieler ebenso verstehen.

Auch das Cyberware-Konzept hat eine Überarbeitung erfahren. Verteidigungswerte kommen nun nicht mehr nur durch Kleidung zustande, sondern setzen sich durch die implantierte Cyberware und vergebenen Vorteile zusammen. Kleidungsstücke können trotzdem geringfügige Statverbesserungen mit sich bringen, der Großteil der Panzerung stammt aber aus den restlichen Systemen. Die mit Cyberware zu bestückenden Körperteile sind identisch geblieben. Neu ist nun, dass die Menge der Cyberware, die V beim Ripperdoc einsetzen lassen kann, durch die Cyberware-Kapazität beschränkt ist. Mit bestimmten Vorteilen und durch den Levelaufstieg lässt sich die Kapazität anheben. Ebenso lassen sich in der Spielwelt Shards finden, welche die Kapazität permanent erhöhen. Ich hatte die Befürchtung, dass mich dieses System limitieren würde. Beim Spielen ist es mir allerdings nicht negativ aufgefallen. CD Projekt Red ist es gelungen, die vorhandenen Systeme und Features spaßig auszubalancieren und den Spielern ausreichend Optionen zu bieten, sich die Systeme zu eigen zu machen.

Beispiel gefällig? Wer von Cyberware nicht genug bekommen kann, hat die Möglichkeit, im Vorteilsbaum der “technischen Fähigkeit” den “Edgerunner”-Vorteil freizuschalten. Bei diesem Vorteil verzichtet V auf eine kleine Menge Gesundheit, kann dafür allerdings die Cyberware-Kapazität um üppige 50 Punkte übersteigen. Ein großer Unterhaltungsfaktor in Cyberpunk 2077 kommt dadurch zustande, dass Spieler extrem viele Optionen bei der Zusammenstellung eines Builds haben und die Balance aus Vor- und Nachteilen der einzelnen Komponenten fair gestaltet wurde.

Toll gefallen hat mir zudem, dass das Crafting von ikonischen Waffen nun nicht mehr an einen bestimmten Vorteil gebunden ist. Somit können auch Spieler, welche ihre Attributspunkte nicht in den Techie-Skilltree stecken möchten, die besten Waffen und Items im Spiel bauen; vorausgesetzt, ihr habt ausreichend Item-Komponenten gesammelt oder ercraftet. Exklusiv in Dogtown gibt es ferner sogenannte Relic-Punkte. Diese machen die Freischaltung weiterer Spezialvorteile möglich, beispielsweise das Analysieren von Gegnern auf Schwächen in Rüstung und Cyberware. Vorteilspunkte lassen sich nach wie vor gegen Währung unendlich oft neu verteilen. Die übergreifenden Attributspunkte lassen sich ebenfalls zurücksetzen – allerdings nur einmal. Ich hätte gerne die Freiheit, jederzeit meinen Build von Grund auf ändern zu können. Die Funktionalität zur Neuvergabe der Attribute ist im Spiel implementiert, es besteht allerdings weiterhin eine künstliche Limitierung, die ich nicht so recht verstehen kann.

Umwerfende Grafik mit Path Tracing auf dem PC

Falls es euch die im Review eingebetteten Screenshots nicht schon haben wissen lassen – Phantom Liberty sieht bahnbrechend gut aus. Hübsche Neon- und Raucheffekte, eine realistische Darstellung von Feuer und sonstigen Lichtquellen sowie detaillierte Charaktermodelle sorgen für eine Spielwelt, die man sich unglaublich gerne anschaut. Ich habe auf dem PC in 4K mit maximalen Einstellungen, Path Tracing, Ray Reconstruction und DLSS mit „Qualität“-Parameter gespielt und konnte regelmäßig nicht glauben, was da auf dem TV vor mir passiert. Das Hauptspiel spielt bereits mit den Grafik-Muskeln. Doch Phantom Liberty wurde unter Berücksichtigung von Path Tracing konzipiert, was der Beleuchtung und den Reflexionen nochmal mehr Glaubwürdigkeit verleiht. Das neue DLSS-Feature Ray Reconstruction von Nvidia sorgt weiterhin für eine saubere Bildqualität durch optimierte KI-Entrauschung. Bessere Grafik und dennoch bessere Performance: Mit Ray Reconstruction erhalte ich tatsächlich auch noch rund 10% mehr Frames pro Sekunde als mit den sonst vom Spiel genutzten Denoisern. Pure Magie!

Auch wenn die Grafik phänomenal aussieht, ist immer noch Luft nach oben drin. Manche Texturen sehen nicht ganz so scharf aus, wie es die Optik verdient hätte. Hin und wieder schleichen sich inkonsistente Momente in die visuelle Darstellung, wenn Figuren und Areale sich nicht von ihrer besten Seite zeigen. Auch das Aufpoppen von Objekten ist nicht ganz eliminiert und sorgt bei schnellen Auto- oder Motorradtouren für einen faden Beigeschmack. Als Open World Spiel setzt Cyberpunk 2077 insbesondere mit der Erweiterung aber neue Maßstäbe. Die große Spielwelt wirkt belebt und hat viele kleine Details im Hintergrund zu bieten. Der Wechsel der Tageszeit und der Umschwung von Wetter führen dazu, dass die Grafik je nach aktueller Situation eine ganz unterschiedliche Atmosphäre und Stimmung erzeugen kann. Zumindest auf dem PC gibt es aktuell meiner Meinung nach nichts, was Cyberpunk 2077 visuell das Wasser reichen kann.

Auch auf Konsole ein Hingucker

Ich habe den Titel auf dem PC gespielt, konnte aber in einer kurzen Session auch die Konsolenversion bestaunen. Phantom Liberty erscheint lediglich für PS5 und Xbox Series S|X, lässt die alte Konsolengeneration links liegen. Obwohl auf Konsole das fortschrittliche Path Tracing-Feature fehlt, sieht Phantom Liberty auf den Maschinen von Sony und Microsoft toll aus. Die Grafik profitiert hier ebenfalls von den aufwendig inszenierten Szenerien und Schussgefechten. Auf Konsole hat die Grafik von Cyberpunk 2077 Konkurrenz von Exklusivtiteln der Konsolenhersteller, gibt aber dennoch ein beeindruckendes Bild ab und hat jede Menge Augenschmaus zu bieten.

Fantastische deutsche Synchronisation und stimmungsvolle neue Radiosender

Phantom Liberty zeigt einmal mehr, dass CD Projekt Red Wert auf eine gelungene Synchronisation legt. Das englische Skript wurde mit viel Liebe zum Detail ins Deutsche übersetzt. Dabei wurde eine gewisse Freiheit eingeräumt, um deutsche Redewendungen und glaubhafte deutsche Konversationen zu integrieren. Ebenso wurde die Vertonung der deutschen Texte toll umgesetzt. Mit den deutschen Synchronsprechern von Idris Elba und Keanu Reeves wurde hochkarätiges Personal eingebunden, um die virtuellen Figuren mit Leben zu füllen. Auch die restlichen Sprecher, allen voran der männliche und die weibliche V, haben sich ins Zeug gelegt und in der Summe für eine sehr gute deutsche Synchronisation gesorgt. Am Rande sei erwähnt, dass auch die englische Fassung sehr gut ausgefallen ist. Es lässt sich jederzeit im Hauptmenü die gesprochene Sprache ändern.

Das Update 2.0 kommt mit einer neuen Radiostation daher, welche Musik spielt, die Fans aus der Community angefertigt haben. Der gewählte Soundtrack von “Growl FM” passt gut zum Geschehen und ist eine tolle Initiative der Entwickler, um sich für die passionierten Fans zu bedanken und diese ins Spiel einzubinden. Phantom Liberty hat noch zwei weitere neue Playlists zu bieten. Auf “Dark Star” läuft elektronische Musik. “Impulse” ist ein von Idris Elba höchstpersönlich zusammengestellter Mix, der mit housigen, sommerlichen Klängen eine Alternative zum grungigen Rock und düsteren Techno bietet. Elba greift bei der Auswahl seiner Songs auf Lieder mit eigener Beteiligung zurück, so dass auch regelmäßig seine Stimme in den Songs zu hören ist. Im Kontext der Story, in der Elba eine tragende Rolle spielt, hinterlässt der Radiosender ein stimmiges Erlebnis.

Kein Bugfest mehr, aber auch nicht frei von technischen Problemen

Technisch ist Cyberpunk 2077 samt Phantom Liberty-Erweiterung eine Meisterleistung. Frei von technischen Problemen ist der Titel allerdings weiterhin nicht. Beim Spielen auf dem PC sind mir hin und wieder visuelle Bugs aufgefallen: Texturen, die flimmern oder Passanten, die plötzlich aufploppen und wieder verschwinden. Auch im Straßenverkehr sind mir seltsame Ereignisse begegnet. NPCs in Autos fahren im Kreis oder ohne Einwirkung von der Strecke ab. Beim Spawnen meiner Wagen sind ebenso kuriose Dinge passiert. Meine Karre flog mir einst direkt nach dem Spawn um die Ohren oder überschlug sich aufs Dach.

Diese Vorkommnisse sind unterm Strich aber seltener Natur. Ich habe für meinen Test rund 30 Stunden gespielt und kann die erlebten Bugs an einer Hand abzählen. Zudem ärgerte ich mich beim Spielen nicht über diese Ereignisse, sondern habe mich durch die kuriosen Darstellungen häufig bestens amüsiert. Das Spiel ist technisch in einer deutlich verbesserten Fassung als noch zu Release, dafür haben schon die vielen Patches seit dem Launch gesorgt. Ferner sei gesagt, dass seit meinen Spielsitzungen heute ein weiterer Day One-Patch erschienen ist, der diese kleinen Probleme möglicherweise bereits behoben haben mag.

Fazit zu den Änderungen von Update 2.0

Ich bin der Meinung, dass Cyberpunk 2077 bereits zu Release ein solides Grundgerüst bot, auch wenn diverse Aspekte den Spielspaß ausbremsten. Der neue 2.0-Patch stellt den Spielspaß in den Vordergrund und beweist dies mit weiteren Quality of Life-Änderungen, insbesondere im Vorteils- und Cyberware-Management. Nun sind noch kreativere und abwechslungsreichere Builds möglich. Die Polizeiverfolgungen fühlen sich endlich glaubhaft und dynamisch an und sorgen dafür, dass ich mich lieber nicht mit den Gesetzeshütern in Night City anlegen möchte. Schussgefechte beim Fahren sind ebenfalls eine Neuerung, welche gut ins Gesamtbild passen. Visuell ist das Spiel eine Wucht und bietet mit Path Tracing und der DLSS-Ray Reconstruction-Unterstützung auf High End PCs vermeintlich die beste Grafik, die ihr aktuell über den Bildschirm laufen lassen könnt.

Durch die anhaltenden Arbeiten an Cyberpunk 2077 ist das Spiel endlich der dystopische Sandkasten geworden, den ich mir nach Ankündigung des Spiels vor vielen Jahren erträumt hatte. Frei von Fehlern ist der Titel weiterhin nicht. Gelegentlich sind noch kleinere Bugs aufzufinden und dass eine Neuverteilung von Attributspunkten nun möglich, aber nur einmalig erlaubt ist, schränkt mich beim Experimentieren mit dem Build ein. Zudem sind viele neue Möglichkeiten bei Cyberware und den Vorteilsbäumen hinzugekommen. Manche Spielweisen wurden im gleichen Zuge aber abgeschwächt, was dem einen oder anderen missfallen dürfte. Als blitzschneller und agiler Katana-Kämpfer mit zielsuchender Smart-Waffe im Ärmel hatte ich eine Menge Spaß. Dass ein Netrunner mit Fokus auf Hacks eine vollkommen andere Erfahrung machen wird, stellt für mich die größte Stärke des Spiels dar.

Durch das fantastische Waffenhandling, die vielfältigen Optionen bei der Gestaltung einer ganz eigenen Spielweise sowie durch jede Menge unterhaltsame Tätigkeiten lohnt es sich für jeden Sci-Fi-Fan, nach Update 2.0 erneut oder erstmals einen Abstecher nach Night City zu machen.

Cyberpunk 2077: Phantom Liberty und Patch 2.0 im TestAXYO.

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