Releasetermin: 10.10.2017

 

Medientyp: Download
Genre: Action-RPG
Entwickler: Ultra Ultra
Herausgeber: Ultra Ultra

 

Die bislang noch sehr unbekannte Indie-Spieleschmiede Ultra Ultra brachte vor Kurzem Echo auf den Markt. Ein Name, der mir zuvor noch nichts sagte und in meiner Vorrecherche auch nur wenige Informationen zum Spiel hervorbrachte. Auch das Entwicklerstudio ist bisher noch ein unbeschriebenes Blatt: zwar haben einige der kreativen Köpfe bereits an Hitman gearbeitet, in der jetzigen Konstellation ist Echo aber das Erstwerk der Dänen. Ihre Ambition liegt darin Videospiele zu kreieren, die aus dem Raster fallen und einzigartige Erfahrungen schaffen. Eins vorweg: Das ist ihnen mit Echo definitiv gelungen.

Auf geheimnisvoller Erkundung

Echo gehört zu der Art von Spielen, über die ich in einem Spieletest möglichst wenig verraten möchte. Die Science-Fiction-Welt, die von den Entwicklern erschaffen wurde, ist mysteriös und macht ohne Zweifel den Großteil der Faszination von Echo aus. Wer also so unvoreingenommen wie möglich in das Erlebnis gehen möchte, kann jetzt bereits zum Fazit vorspringen – allen Anderen geben die folgenden Absätze einen groben Überblick über Echo.

Die weit entfernte Zukunft aus Echo ist kaum greifbar, vermittelt aber spannende Eindrücke zwischen Dystopie und menschlichem Fortschritt. In außerirdischen Gefilden verschlägt es die Protagonistin Em zu einem gigantischen Palastkomplex, der nicht nur spirituelle Antworten beherbergt, sondern vor allem eine Möglichkeit bieten soll, einen verstorbenen Freund wiederzubeleben. Ganz alleine tritt Em die Reise nicht an: mit London, der KI ihres Raumschiffs, steht ihr ein überraschend menschlicher Gesprächspartner zur Seite, der ihr nicht ungern in Argumentationen widerspricht.

Die ersten visuellen Eindrücke aus Echo sind dabei beeindruckend: sei es das Innere von Ems Raumschiff, die suggerierte Größe der außerirdischen Bauten oder das HUD, welches kurz nach Beginn den Schutzanzug der Hauptfigur umhüllt – sämtliche grafische Komponenten sorgen für einen authentischen Science-Fiction-Eindruck. Wirklich aufregend sind zudem die ersten Schritte innerhalb des Palastes: die weiß-goldene Farbgebung von Architektur und Interieur lassen den Spieler zunächst zwischen beeindruckt und wissbegierig zurück. Was ist das für ein Ort? Wer hat all das erschaffen? Nachdem der Strom im Palast reaktiviert wurde, bleibt die Erkundung jedoch nicht ungestört.

Die lernende KI

So ganz stabil scheint das Stromnetzwerk des Weltall-Palasts irgendwie nicht zu sein, da Stromausfälle regelmäßig dafür sorgen, dass Em kurz innehalten muss. Mysteriös sind jedoch undefinierbare schwarze Kreaturen, die mit jedem Ausfall vermehrt auftauchen und zudem zu wachsen und zu lernen scheinen. Nach einigen Neustarts ist sich Em sicher: diese Untermieter sollen Nachbildungen von ihr sein – und sie werden mit jeder Unterbrechung akkurater. Und hier beginnt Echo wirklich interessant zu werden: diese feindlich gesinnten Klone – sogenannte Echos – bleiben nicht nur eine erzählerisch aufregende Komponente, sondern sind auch der Auslöser für ein einzigartiges spielerisches Feature aus Echo.

Je nachdem wie Em sich nämlich innerhalb des letzten Intervalls zwischen zwei Stromausfällen verhalten hat, werden dies auch die Echos tun. Der Palast registriert besondere Bewegungen und Aktionen von Em und wendet jene Verhaltensmuster auch auf die Klon-KI an. Em betritt Wasser, springt über Vorsprünge oder benutzt ihre Schusswaffe zum Ausschalten der dunklen Widersacher? Nach dem nächsten Stromausfall werden jene Aktionen mit Sicherheit auch von der KI imitiert. Das wirkt sich erheblich auf das Stealth-Gameplay des Spiels aus: alle Bewegungen müssen bedacht werden, da ihr nicht nur den aktuellen Palastbereich durchqueren, sondern gleichzeitig auch die künstliche Intelligenz des nächsten Stromzyklusses möglichst gering halten wollt. Die indirekte KI-Steuerung wird also zum entscheidenden Taktik-Element. Gleichzeitig können die kurzen unüberwachten Phasen ohne Strom genutzt werden, um ohne Konsequenzen zu handeln.

Neben diesem innovativen Feature sind die Schleichmechaniken aus Echo sehr grundlegend, aber passend gewählt. Munitionsknappheit und mitunter hohes Gegneraufkommen machen das Spiel anspruchsvoll und verlangen euch besonders eine Menge Geduld ab. Um kleinere Rätsel zu lösen, müssen oft viele Ecken eines Raums durchsucht oder einzelne Areale mehrmals durchlaufen werden – wer nicht aufmerksam ist kann bei kleinen Fehlern schnell mit dem Tod bestraft werden. Zudem ist die Energie des Schutzanzuges eingeschränkt und muss an entsprechenden Punkten aufgeladen werden. Dies ist sehr wichtig, da jene Energie für zahlreiche Aktionen von Em benötigt wird. Sowohl zur sicheren Landung beim Sprung aus einigen Metern Höhe als auch für den Einsatz des Bereichsscanners, der gerade in dunklen Situationen hilfreiche Auskunft über die Positionen der Charaktere gibt, ist die Sammlung von Energie zwingend notwendig. Die Konfrontation mit der KI bleibt lange bedrohlich: gerade weil man im Nahkampf nur wenig anrichten kann, wird jede Begegnung zu einen anspruchsvollen Unterfangen.

Der Feinschliff fehlt

Leider ist das spannende Werk von Ultra Ultra aber nicht ganz fehlerfrei. Zu meiner Enttäuschung stehen sich die atmosphärischen Schauplätze und Szenerien selbst im Weg, da sie sich zu wenig voneinander unterscheiden. Die Grundidee der Entwickler, homogene und gleichfarbige Kulissen zu erschaffen macht zwar grundsätzlich Sinn, leider wird aber die Chance verpasst wichtige visuelle Akzente zu setzen. Generell ist die 3D-Grafik besonders für ein Indie-Team überaus ambitioniert, unglücklicherweise sind aber Framerate-Einbrüche keine Seltenheit. Ebenso hatte ich während meines Spieldurchlaufs mehrere Abstürze: einmal wurde das Spiel komplett beendet und bei einem anderen Fall konnte ich mich nach einem Stromausfall einige Zeit lang nicht bewegen. Kleine Kritik habe ich auch am Pacing des Titels: zwar sind die Dialoge wirklich spannend geschrieben, leider werden diese aber stets abseits des eigentlichen Gameplays in unnötig langsamen Laufsequenzen erzählt – hier wäre eine natürlichere Verbindung aus Spiel und Erzählung wichtig gewesen.

Wertung im Einzelnen
Story & Setting
9
Grafik
7.5
Sound
7.5
Gameplay
8
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