
Releasetermin: 29.07.2016
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: JRPG
Entwickler: Compile Heart
Herausgeber: Idea Factory International
Final Fantasy XV, Persona 5, Ni No Kuni 2 – die Liste mit hochkarätigen japanischen Rollenspielen, die in naher Zukunft auf Sonys Playstation 4 veröffentlicht werden, ist lang. Ein JRPG, das jedoch vermutlich nur die Wenigsten auf dem Radar haben, ist Fairy Fencer F: Advent Dark Force. Die Neuauflage des PS3-Rollenspiels Fairy Fencer F von Entwickler Compile Heart aus dem Jahre 2013 verspricht dabei einige Neuerungen wie etwa zusätzliche Story-Pfade und eine erweiterte Charakterriege, die auch Besitzern des Originals Kaufgründe für Fairy Fencer F: Advent Dark Force bieten sollen. Doch reicht das aus, um sich in der Flut an japanischen Rollenspielen genügend von der Konkurrenz abzusetzen?
Wohin einen der Hunger treibt
Ihr schlüpft in Fairy Fencer F in die Rolle des Jungens Fang, der getrieben von Hunger in der Großstadt Zelwinds City ankommt und ein fest im Boden verankertes Schwert entdeckt, welches, wie er von einem Straßenverkäufer erfährt, ganz im Stile der Artus-Sage bisher von keinem noch so starken Menschen herausgezogen werden konnte. Der Person, die es bewältigt, das Schwert aus dem Boden herauszuziehen, soll laut einem Mythos ein Wunsch in Erfüllung gehen. Da sein Bauch nicht zu grummeln aufhört versucht Fang sein Glück und siehe da: Das Schwert ist frei! Plötzlich erscheint ihm eine Fee namens Eryn, die ihm, statt seinen Essenswunsch zu erfüllen, eine Aufgabe auferlegt. Es gibt nämlich noch viele weitere solcher Waffen, die sogenannten Furies, die Eryn sammeln möchte, da nur so der Frieden der Welt aufrecht erhalten werden kann. Mit diesen Furies haben sich einst nämlich zwei Gottheiten bekämpft, bevor sie in einen langen Schlaf verfallen sind. In den falschen Händen könnten sie für großes Unheil sorgen, was nur einer der Gründe für Eryns Vorhaben ist. Nach ein wenig Überredenskunst der Fee macht sich Fang also in ihrer Begleitung auf, um die unzähligen Furies zu finden.
Eine großartige Entwicklung ausgehend von dieser Grundlage geschweige denn einzigartige Plot-Twists darf man hierbei jedoch trotz gelegentlicher Entscheidungsgewalt nicht erwarten, was dem Spiel aber nicht unbedingt negativ anzurechnen ist. Vielmehr lebt es durch seine gut geschriebenen Charaktere, die zwar mit den üblichen Anime-Klischees aufwarten, aber trotzdem in ihren Dialogen durch ihre verschiedenen Eigenheiten überzeugen. Auf ihrer Reise begegnen Fang und Eryn selbstverständlich einigen ihnen mal mehr, mal weniger gut gesinnten Personen. Von großer Bedeutung sind dabei die Fencer, also weitere Menschen die auf der Suche nach den begehrten Furies sind. Manche werden euch auf eurem Abenteuer begleiten, sodass ihr über zunehmend mehr Kämpfer verfügt. Gerade die oft sehr alltäglichen Gespräche zwischen den Protagonisten, die von Gesprächen über Wertvorstellungen bis hin zu stumpfen Zickenkriegen reichen, begeistern mit einer großen Prise Humor. Allen voran hervorzuheben ist dabei Fang selbst, der schon seit dem Beginn der Geschichte keine Lust auf die Fury-Sucherei hat, sich lediglich für gutes Essen interessiert und daher immer wieder für einen abgeklärten Spruch zu haben ist.
Spaßige Kämpfe mit genügend Taktikanteil
Im Mittelpunkt von Fairy Fencer F: Advent Dark Force steht aber eindeutig das sehr starke Kampfsystem des Rollenspiels. In rundenbasierten Kämpfen stellen sich Fang und seine Begleiter diversen menschlichen und mechanischen Widersachern, aber vor allem auch den üblichen tierischen und monströsen Gegnern wie Schlagen, Vögeln oder Zombies. Anders als noch beim PS3-Original in dem man mit maximal drei Charakteren kämpfte, können in Advent Dark Force bis zu sechs Spielfiguren gleichzeitig in den Ring steigen und nacheinander Angriffe auf die Feinde ausführen. Alle Charaktere können sich dabei während jedem ihrer Züge über eine gewisse Entfernung bewegen und sich so ihren Feinden nähern oder alternativ die Distanz und somit den Schutz vor ihnen suchen. Schließlich hat der Spieler die Auswahl zwischen verschiedenen Angriffstypen, die euch neben Nah- und Fernkampfattacken auch Magie & andere Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Manche Waffen- oder Magietypen sind dabei besonders effektiv gegenüber bestimmten Arten von Monstern, sodass bedachtes Vorgehen durchaus von Vorteil ist. Ähnlich wie Fang ist auch jeder andere Fencer in Begleitung einer Fee, mit der er sich zu bestimmten Zeitpunkten im Kampf fusionieren kann, um so eine noch viel größere Kraft zu erhalten.
Nach gewonnen Kämpfen steigen die Charaktere von Zeit zu Zeit in ihrer Stufe, was ihre umfangreichen Attribute verbessert. Zusätzlich ist es möglich sie nachträglich durch sogenannte WP in diversen Eigenschaften zu steigern. Neben Angriffs- und Verteidungswerten schaltet man so auch weitere Zauber frei, ermöglicht den Charakteren Kombo-Angriffe, den Umgang mit weiteren Waffen oder verpasst ihnen Fähigkeiten wie etwa eine erhöhte Resistenz gegenüber Feuermagie. Natürlich spielt auch die Ausrüstung der Figuren eine bedeutsame Rolle in Fairy Fencer F und kann die Werte weiter steigern. Eine Besonderheit sind hierbei aber die weiteren Feen, die man auf dem Abenteuer durch das Finden von Furies erhält. Diese können einerseits, wenn als Ausrüstung benutzt, den Figuren einen weiteren Kraftschub geben, können aber auf der anderen Seite auch für das sogenannte World-Shaping verwendet werden. Schlägt man eine Waffe, der eine Fee innewohnt, neben einem Dungeon in den Boden, wird der gesamte Dungeon von bestimmten Bedingungen beeinflusst. Mehr Erfahrungspunkte, aber dafür eine geringere Verteidigung? Zusätzliches Geld nach jedem gewonnen Kampf, dafür jedoch eine geringere Chance, seltene Items zu finden? Die Feen laden zum experimentieren ein und lassen den Spieler nach eigenem Willen ihr Dungeonerlebnis kreieren.
Das Kampfsystem und die Rollenspielelemente in Fairy Fencer F: Advent Dark Force sind dementsprechend umfangreich und wirken auf den ersten Blick sehr überladen, doch der Schein trügt. Auch wenn die Kämpfe schon früh eine angemessene taktische Tiefe erreichen, wird der Spieler langsam genug an die neuen Elemente herangeführt und nicht alle Optionen stehen direkt zu Beginn des JRPGs zur Verfügung. Sobald man im Laufe des sehr umfangreichen Abenteuers das Gefühl bekommt, die Kampfmechaniken setzen Staub an, bringen neue Ideen oder Charaktere frischen Wind in die Kämpfe. Die Menüführung durch die Item- & Ausrüstungsbildschirme ist nach kurzer Einarbeitung selbsterklärend und im Notfall sind stets alle bislang gezeigten Tutorials auf Knopfdruck auch innerhalb der Kämpfe zu erreichen. Aber auch wenn Stärken & Schwächen im Gefecht nicht vernachlässigt werden sollten, wirklich schwierig ist Fairy Fencer F auf dem normalen Schwierigkeitsgrad nicht. Neu in Advent Dark Force sind daher zwei zusätzliche Schwierigkeitsstufen, die beispielsweise Lebenspunkte und Werte so regulieren, dass jeder das Spiel ein wenig auf sich zuschneiden kann.
Ein Hingucker, obwohl es technisch nicht auf der Höhe ist?
Leider merkt man Fairy Fencer F seinen Ursprung in der Playstation-3-Ära deutlich an. Auch wenn es merkbar aufgehübscht wurde, verwaschene Umgebungstexturen und starre Animationen sind keine Seltenheit. Zum Glück holt das bunte Artdesign mit den übertriebenen Darstellungen von Attacken in den Kämpfen noch so ziemlich alles aus der Optik des Spiels raus. Die Welt, in der Fairy Fencer F spielt ist leider nicht frei bereisbar, so ähnelt die Weltkarte viel mehr einem Menü, in dem man das Gebiet oder den Dungeon für die nächste Quest auswählt. Auch die Städte sind lediglich Menüs in denen man sich zwischen Shops und Dialogen umherklickt, was die Immersion für große Teile beeinträchtigt. Die Gespräche zwischen den Figuren werden dabei im Stile von Visual Novels erzählt, bestehen also aus Aneinanderreihungenen von Standbildern in einem ansehnlichen Anime-Stil. Da es keinerlei Zwischensequenzen gibt, spielen sich viele Aktionen oder Ereignisse lediglich im Kopf des Spielers ab, weil das Einstürzen einer Höhle oder andere Ereignisse in einem Gebiet zwar beschrieben, dem Spieler aber nicht aktiv gezeigt werden. Lichtblick in Sachen Eintauchen in die Spielwelt ist dabei einzig die sehr gute englische Synchronisation, die neben der japanischen zur Auswahl steht. Fairy Fencer F: Advent Dark Force erscheint zwar nicht mit deutscher Lokalisierung, durch die eher unkomplexe Geschichte und die Tatsache, dass quasi jeder halbwegs wichtige Dialog hervorragend vertont ist, kommt man jedoch auch mit grundlegenden Englischkenntnissen schon sehr weit.
Aufgaben und Musik in der Welt von Fairy Fencer F
Getrieben von stets recht ähnlichen Anliegen („Dort gibt es angeblich Furies!“) streifen die Helden durch thematisch doch sehr abwechslungsreiche Gebiete. Dichte Wälder, verlassene Ruinen und vereiste Höhlen sind nur ein Bruchteil der Dungeons, die in Fairy Fencer F auf den Spieler warten. Leider ist das Leveldesign oftmals eintönig und man wird recht selten abseits von den Kämpfen etwa durch Rätsel zusätzlich herausgefordert. Die Side-Quests, die einen mit zusätzlichen Items oder Geld belohnen, beschränken sich auch lediglich auf das Suchen von Gegenständen oder das Ausschalten von möglichst vielen Gegnern. Letztere sind in den Dungeons stets sichtbar, sodass man je nach gesundheitlichem Zustand von Fang & co. frei entscheiden kann, ob man sich einem Kampf stellt, oder ihnen doch lieber fern bleibt. In den Levelabschnitten zeigen sich auch die kosmetischen Ausrüstungen, die man auswählen kann, an den Charakteren. Zwischenzeitlich begleitet einen auch der fantastische Soundtrack aus der Feder von Kenji Kaneko, der Chöre, typische Anime-Openings, fröhliche Melodien und bedrückende Töne verbindet und es schafft, zur rechten Zeit immer die passende musikalische Untermalung zu gewährleisten.
Alles in allem spielt sich Fairy Fencer F: Advent Dark Force aber vor allem eins: Verdammt Schnell! Zwischen einem Ladenbesuch und dem Betreten des Dungeons liegen keine zehn Sekunden, alle erdenklichen Sequenzen wie etwa der abschließende Clip nach einem Kampf oder selbst Kampfanmiationen können auf Knockdruck beschleunigt oder übersprungen werden. So schafft es das RPG, den Spieler nicht mit langen rundenbasierten Kämpfen gegen leichtes Kanonenfutter zu langweilen. So werden schon früh sichere Kämpfe beschleunigt, Gefechte, die einem die volle Aufmerksamkeit abverlangen, werden hingegen normal beschritten. Gepaart mit den geringen Ladezeiten entsteht ein Spielfluss, den es so nur in wenigen anderen Rollenspielen gibt.
Fairy Fencer F: Advent Dark Force – Fazit
Fairy Fencer F: Advent Dark Force sieht für seinen PS3-Ursprung noch sehr solide aus, besticht durch schöne Musik und sein sehr schnelles und umfangreiches Kampfsystem. Unglücklicherweise bleibt bei dem Rollenspiel der Hyperdimension-Neptunia-Entwickler trotzdem nichts so richtig im Gedächtnis. Erzählerisch gibt es trotz den erweiterten Storypfäden nicht viel Interessantes zu sehen. Nur die amüsanten Dialoge der Charaktere, die aber auch sehr stereotypisch gehalten sind, wissen wirklich zu begeistern. Im Endeffekt ist Fairy Fencer F also ein grundsolides Japano-Rollenspiel, das einen schnell unterhält, aber genauso schnell wieder in Vergessenheit gerät. Es fehlt dem Spiel einfach an Identität und einzigartigen Features, um langfristig in Erinnerung zu bleiben. Wer also, ähnlich wie Fang, getrieben von Hunger nach neuen JRPG-Veröffentlichungen dringend ein umfangreiches und humorvolles Appetithäppchen braucht, macht mit Fairy Fencer F: Advent Dark Force nichts falsch. Alle anderen können jedoch beruhigt auf das nächste Festmahl warten.
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