Heavy Rain und Beyond: Two Souls – Collection im Test

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Heavy Rain und Beyond: Two Souls CollectionReleasetermin: 02.03.2016

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Interaktives Drama, Action-Adventure
Entwickler: Quantic Dream
Herausgeber: Sony Interactive Entertainment

 

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Sony bringt zwei der ambitioniertesten Spiele der PS3 auf die PS4. Heavy Rain und Beyond: Two Souls stammen aus dem Hause Quantic Dream und waren auf Sonys letzter Konsole nicht nur durch eine fantastische Grafik in aller Munde. Sowohl Heavy Rain als auch Beyond polarisieren und sind mit ihrem Fokus auf die Story, ergänzt durch Quick Time Events, sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Ich hatte in den vergangenen Jahren bereits Spaß mit beiden Spielen und werde mit der Heavy Rain & Beyond: Two Souls Collection in die Geschichten von David Cage erneut eintauchen. Was hat sich verändert? Geben die Titel auch heute noch eine gute Figur ab?

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Starker Regen

Fangen wir an mit Heavy Rain, das ursprünglich 2010 auf der PS3 erschien. Das Spiel ist ein interaktives Drama. Es ist düster und erwachsen und spielt mit Themen wie Liebe, Verlust, Tragödie und der menschlichen Seele. Der Titel präsentiert vier Charaktere und verlangt vom Spieler, die Identität des sogenannten Origami Killers herauszufinden und sein aktuellstes Verbrechen zu stoppen. Die vier Figuren stehen in verschiedener Weise im Zusammenhang mit dem Fall: Ethan Mars ist der Vater des Kindes, auf das es der Killer derzeit absieht. Scott Shelby stellt sich als Detektiv vor, der den Origami Killer schon länger im Blick hat. Norman Jayden ist ein FBI-Agent mit Drogenproblemen, der den Fall zugeteilt bekommt. Übrig bleibt Madison Paige, die als Fotojournalistin unfreiwillig ins Zentrum des Geschehens gezogen wird. Ich werde nicht weiter auf die Handlung eingehen, denn bei einem derart storylastigem Titel ist jedes Wort über die Handlung eins zu viel. Dennoch werde ich zugeben, dass die Geschichte ihre Schwächen hat. Auch wenn die Charakterdarstellung grundsätzlich gelungen ist, ergeben diverse Ereignisse letztendlich keinen Sinn. Trotz mehrerer alternativer Enden überzeugte mich der Schluss bisher in keinem meiner mittlerweile fünf Durchgänge, was auf „Plot Holes“ und Unstimmigkeiten zurückzuschließen ist. Und dennoch hat mich jeder Durchgang wahnsinnig gut unterhalten. Mir fallen spontan zahlreiche Situationen ein, die das Erlebnis für mich denkwürdig gemacht haben. Als interaktiver Thriller gibt der Titel uns die Macht über Handlungsstränge und Einzelheiten der Story, lässt mich relevante Entscheidungen treffen. Auch der Tod einer, mehrerer oder gar aller Figuren ist möglich und resultiert in einem entsprechenden Ende. Zugegeben: Zu PS3-Zeiten hat mich dieses Konzept schlichtweg überwältigt. Heutzutage ist der Markt mit Telltale-Spielen und anderen Projekten wie Life is Strange und Until Dawn in diesem Genre besser bestückt, was mir in meinem PS4-Durchgang ein wenig die Faszination der interaktiven Elemente genommen hat. Mit einer interessanten Prämisse und so einigen überraschenden und auch schockierenden Momenten hat Heavy Rain nichtsdestotrotz auch heute noch genug im Gepäck, um seine Spieler zu unterhalten.

Quick-Time-Events und Tank-Steuerung

Obwohl Heavy Rain das Konzept der Quick Time Events wahrlich nicht erfunden hat, prägt das Gameplay heute noch ähnliche Titel wie die genannten Genre-Vertreter. Die Tank-Steuerung der Charaktere mag zwar etwas altbacken wirken, doch funktionieren die QTEs nach wie vor erstaunlich gut. Nicht nur um die Action voranzutreiben und uns vor Spannung am Rande des Sitzes zu verharren, sondern auch um bei alltäglichen Situationen eine Verbindung mit den Charakteren aufzubauen. Neben der Erkundung von Schauplätzen und dem Lösen diverser Puzzle stehen die Displaybefehle auch zum Treffen von moralen Entscheidungen zur Verfügung. Einzelne Knopf-Drücke, gedrücktgehaltene Knöpfe (zum Teil auch in vorgeschriebener Reihenfolge) sowie Bewegungen der Analog-Sticks formen dabei die Basis der Quick-Time-Events. Oben drein präsentiert sich gelegentlich die Sixaxis-Bewegungssteuerung, die auch im Dualshock 4 noch implementiert und leider nicht weniger nervig ist. Wem die hektischen Knopf-Befehle zu schnell oder zu kompliziert über dem Bildschirm laufen, kann alternativ auch eine simplere Kontrollvariante auswählen, um sich voll und ganz der Story zu widmen. Doch seien wir mal ehrlich: Die Hälfte des Spaßes kommt doch von den schweißtreibenden QTEs in den spannend inszenierten Action-Szenen!

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Sechs Jahre auf dem Markt, nach wie vor grafisch beeindruckend

Heavy Rain war auf der PS3 ein absolutes Grafik-Prachtstück. Die PS4-Version kommt nun mit erhöhter Auflösung in 1080p daher und bietet dezente optische Verbesserungen. So zeigen sich beispielsweise die Lichtverhältnisse realistischer und auch die Gesichtsdarstellungen haben an Detail gewonnen. Dennoch ist der Titel heutzutage nicht mehr der absolute Vorzeigetitel schlecht hin und ist mit der Zeit nicht allzu gut gealtert. Doch da das Spiel zu seiner Zeit zum grafisch Besten gehörte, sieht es auch im Remaster mehr als solide aus. Mit mehr als sechs Jahren auf dem Buckel braucht sich Heavy Rain optisch tatsächlich nicht zu verstecken!

 

 

Beyond: Two Souls war das nächste Projekt von Quantic Dream und David Cage, das auf den Erfolg von Heavy Rain aufbauen sollte. Erneut steht der Story-Fokus im Vordergrund, weshalb man diesmal keine Kosten und Mühe gescheut und in Ellen Page und Willem Dafoe zwei Ausnahmetalente aus Hollywood als Schauspieler verpflichtet hat.

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Verwirrende Zeitsprünge

Das Spiel begleitet Jodie Holmes im Alter von 8 bis 23 Jahren. Seit ihrer Geburt verfügt sie über eine Verbindung zu dem körperlosen, unsichtbaren Wesen Aiden, das die Fähigkeiten hat, durch Wände hindurch zu laufen und mit Menschen und der Umgebung zu interagieren. Dabei ist die Beziehung zwischen Aiden und Jodie nicht immer verständlich präsentiert und lässt zumeist Spielraum für Interpretation. Beyond wird in Kapiteln erzählt, die nicht in chronologischer Reihenfolge handeln. Dies führt zum einen dazu, dass das Pacing schwach ausfällt und zum anderen, dass die Handlung einige Fragezeichen hinterlässt. Die übernatürlichen Elemente gepaart mit den recht offenen Enden haben aus der Geschichte für mich ein durchwachsenes Erlebnis gemacht. Zwar schafft es das Spiel hin und wieder, Emotionen zu erwecken und tiefere Gedankengänge anzuregen, doch letztendlich bleibt jede Menge Potential auf der Strecke liegen. Die Schauspieler liefern nämlich eine fantastische Leistung ab, bei der Script und Inszenierung nicht mithalten können.

Aiden sorgt für Chaos

Das wohl interessanteste Element im Spielgeschehen von Beyond ist hingegen die Kontrolle des Geistes Aiden. Wir können das übernatürliche Etwas in einem begrenzten Raum in Echtzeit steuern, solange es nicht zu weit von Jodie entfernt ist. In der Rolle von Aiden manipulieren wir Objekte und sogar Menschen und verursachen je nach Situation absolutes Chaos wie beispielsweise durch eine Explosion oder die temporäre Kontrolle eines Polizisten. Diese Sequenzen spielen sich schwungvoll und bieten stets eine gelungene Abwechslung. Ebenfalls eine tolle Umsetzung: Aiden kann von einem zweiten Spieler über Second-Screen-Erfahrung in der Playstation App gesteuert werden. Auf diese Weise wird Beyond zum kooperativen Erlebnis für zwei Spieler. Ansonsten stehen einmal mehr Quick-Time-Events auf dem Plan, die allen voran in Action-Szenen das Geschehen vorantreiben. Hier aber ein entscheidender Unterschied: Während in Heavy Rain ein gescheiterter Knopfdruck im Tod einer Figur enden konnte und somit die QTEs durchwegs von Bedeutung waren, werden wir in Beyond nicht für misslungene QTE-Abschnitte bestraft, was dem Geschehen gehörig die Spannung herausnimmt. Einmal mehr sind zudem Entscheidungen in Form von mehreren Konversationsverläufen vorhanden, die Jodies künftige Handlungen beeinflussen können. Das Spielgeschehen wird für Fans von Heavy Rain trotz der fehlenden Relevanz der Quick-Time-Events erneut ein Spaß sein. Das Konzept um Aiden ist toll und blüht mit Second-Screen-Nutzung so richtig auf.

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Hübscher als viele PS4-Spiele

Auch Beyond: Two Souls sah auf der PS3 bereits grandios gut aus. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass der Titel zu Release trotz schlechterer Hardware besser aussah als so manches PS4-Spiel, das zur ähnlichen Zeit herausgekommen ist. Dementsprechend fallen mir in der PS4-Fassung nicht allzu viele optische Änderungen auf. Es wirkt an einigen Stellen zwar detaillierter und hat hier und da neue Texturen in der Umgebungen spendiert bekommen. Der Sprung auf 1080p ist ebenfalls willkommen, doch sollten Spieler keine Wunder erwarten – schließlich sieht der Titel nach wie vor fantastisch aus und lässt mich bereits auf das optische Spektakel freuen, dass Quantic Dream mit Detroit: Become Human abliefern wird. Ebenfalls verbessert wurde die Framerate, allerdings nicht auf 60 FPS. Wie in der PS3-Version ist sie auf 30 FPS festgelegt, doch hat die PS4-Variante weitaus weniger mit Framerate-Einbrüchen zu kämpfen.

Remix-Modus löst Zeitsprung-Wirrwarr

Die Änderungen der PS4 fokussieren sich nicht auf die Grafik, sondern auf den Inhalt. Da die Handlung eigentlich viel mit Zeitsprüngen arbeitet, fühlten sich viele Spieler von den Ereignissen verwirrt. Quantic Dream hörte auf die Kritik und bietet nun alternativ den Remix-Modus an, mit dem das Spiel in chronologischer Reihenfolge erlebt werden kann. Einige Aspekte der Geschichte machen zwar immer noch keinen Sinn, doch ist es in diesem Modus einfacher, den Handlungssträngen zu folgen. Außerdem enthalten ist der „Fortgeschrittene Experimente“-DLC, der nicht nur einige neue Herausforderungen liefert, sondern auch möglich macht, seine Entscheidungen im Spiel mit denen anderer Spieler zu vergleichen. Ob die Extras zum erneuten Kauf ausreichen, muss jeder Spieler des Originals selbst wissen. Allen voran der Remix-Modus ist allerdings eine tolle Neuerung, die auch Neulinge sicher schätzen werden.

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Fazit

David Cage ist mit seinen Handlungen und Figuren umstritten, doch sind Heavy Rain und Beyond: Two Souls allemal zwei besondere Erlebnisse. Plot Holes hin oder her – Heavy Rain gehört für mich mit zur besten Unterhaltung, die die PS3 zu bieten hatte und stellt somit auch eine Bereicherung für das PS4-Aufgebot dar. Auch wenn mich Beyond weniger überzeugen konnte, wartet das Spiel mit einigen netten Aspekten auf Story-begeisterte Spieler. Insbesondere der Remix-Modus, mit dem die konfuse Handlung endlich in chronologischer Reihenfolge erlebt werden kann, macht Beyond auf der PS4 zum besseren Spiel. Noch dazu sehen beide Titel trotz ihres Alters umwerfend aus. Wer die beiden Quantic Dream-Werke noch nicht gespielt hat, bekommt mit der Collection die beste Möglichkeit dazu.

 

Positiv-Icon Grundsätzlich interessante Handlungen…

Positiv-Icon Jede Menge denkwürdiger Momente

Positiv-Icon QTEs wirken gut in Kombination mit spannender Action (Heavy Rain)

Positiv-Icon Remix-Modus verbessert Struktur (Beyond)

Positiv-Icon Second-Screen-Funktion bringt Koop-Geschehen (Beyond)

Positiv-Icon Auch heute noch tolle Grafik in beiden Spielen

Negativ-Icon …die allerdings an Plot Holes leiden

Negativ-Icon Übernatürliche Elemente und Raum für Interpretation nicht gut ausgeführt (Beyond)

Negativ-Icon QTEs verlieren durch fehlende Relevanz an Spannung (Beyond)

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)