Hitman – Die erste Episode im Test

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Releasetermin: 11.03.2016

Medientyp: Blu-ray Disc (2017), Download
Genre: Stealth-Abenteuer, Third-Person-Shooter
Entwickler: IO-Interactive
Herausgeber: Square Enix

 

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Hitman kehrt zurück. Die Kult-Stealth-Reihe hat ihren ersten Auftritt auf der PS4 und und wagt sich zugleich an ein neues Veröffentlichungskonzept heran. Als erster Teil der Serie wird Hitman im derzeit häufig genutzten Episodenformat veröffentlicht, das in der Spielergemeinde sowohl seine Fans als auch Kritiker hat. Nun ist die erste Episode von Hitman auf dem Markt, die nicht nur ein Tutorial beinhaltet, sondern mit Paris auch das erste große Spielareal präsentiert. Wir haben uns nach Frankreich begeben und berichten vom ersten Assassinenausflug.

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Ein Wiedersehen mit Agent 47

Hitman bietet in seiner ersten Episode insgesamt drei Umgebungen an, die vielfältig betreten und verlassen werden können. Etliche Wege sorgen ebenso wie viele Aufgabenstellungen für eine große Wiederspielbarkeit. Die Gebiete sind clever gestaltet und bieten viele Möglichkeiten zur Interaktion. Im Minutentakt präsentieren sich Agent 47 Entscheidungen in den Arealen, die das Spielgeschehen drastisch ändern können. Hitman ist ein Abenteuer bestehend aus etlichen Entscheidungen, die die Serie bereits in der Vergangenheit so beliebt gemacht haben. Dringen wir vorsichtig zum Ziel vor und schalten es mit einem Kabel um den Hals aus? Oder vergiften wir den Drink des angepeilten Opfers? Dies sind nur zwei Möglichkeiten, um ein bestimmtes Ziel ins virtuelle Gras beißen zu lassen. Es gibt noch etliche weitere Vorgehen, zudem kann nur ein kleiner Fehler die Situation völlig ändern und uns zur veränderten Strategie zwingen. Selbst eine Rambo-Spielweise mit offenen Schussgefechten ist theoretisch möglich und auch durchaus eine Lösung, sofern wir im Voraus für einen Fluchtweg gesorgt haben. Hitman bietet eine große Auswahl an Möglichkeiten, an denen sich die Spieler nach Lust und Laune austoben dürfen.

Einmal mehr wichtiger Bestandteil im Vorgehen ist das Nutzen von fremder Kleidung zum Voranschreiten. Ahnungslose NPCs lassen sich bewusstlos schlagen (oder gar töten) und leihen uns unfreiwillig ihr Outfit. Mit der Uniform eines Polizisten ergeben sich ebenso wie mit der Arbeitskleidung eines Mitarbeiters der besuchten Veranstaltung erweiterte Möglichkeiten in der Fortbewegung. Dabei können wir natürlich nicht in jedermanns Kleidung schlüpfen, doch sind durchaus viele Personengruppen in dieses Feature eingehüllt. Ein entsprechender Hinweis bei Herantreten an eine Figur gibt an, ob ein Kleidungswechsel möglich ist – und immer schön die bewusstlosen bzw. toten Kleidungsspender verstecken, sonst ist die Suche auf uns schneller eröffnet als nötig! Dieses Feature präsentiert sich als Kernelement, denn in einigen Missionen kommen wir ohne einen Kleidungswechsel nur mit viel Glück oder besonders kreativem Vorgehen weit. Da mir das Heraussuchen eines hilfreichen Outfits aber stets großen Spaß gemacht hat, störte ich mich nicht sonderlich an diesem Fokus auf die Kleidung.

Keine Grenzen beim Vorgehen

Abseits des Verkleidens bieten sich aber auch so etliche Optionen, die erst bei genauerem Hinsehen und Überlegen deutlich werden. Zudem bietet jedes der drei Areale einige spezifische Manöver, die die Besonderheiten der Umgebung und Situation ausnutzen. In Paris können wir beispielsweise als Model auf dem Catwalk laufen, um unserem Ziel backstage ohne Verdacht näher zu kommen. In einer Art militärischem Flugzeughangar können wir zudem den Schleudersitz eines Kampfjets manipulieren, damit unser Ziel unfreiwillig in die Luft geschossen wird und seinem Tod während einem kilometerhohen Sturz entgegen blickt. Das Spiel belohnt Kreativität, denn solch ein spezielles Umgebungsmanöver führt definitiv zu einem befriedigenderem Erfolgserlebnis als durch einen schnöden Kopfschuss aus kurzer Distanz. Auf den ersten Blick mögen sich allerdings nicht alle Gelegenheiten offen präsentieren – und noch weniger gelingen diese beim ersten Versuch. Die Motivation zum wiederholten Spielen hält Hitman mit vielen Geheimnissen und Möglichkeiten in seinen Arealen also hoch. Dazu tragen auch diverse Optionen bei, die Hitman zur kniffligeren Erfahrung machen können. So ist als Standard zum Beispiel die Fähigkeit aktiv, durch Wände hindurch Umrisse von NPCs und insbesondere Zielfiguren zu sehen. Diese können ungemein helfen, für eine Hardcore-Erfahrung allerdings auch abgeschaltet werden. Fans der Reihe können sich über wahrlich anspruchsvolle Situationen freuen, die Neueinsteiger optional jedoch auch weniger erbarmungslos erleben können.

Jedes Gebiet hat eine hauptsächliche Missionen, doch sobald diese drei Aufgaben vollendet wurden, ist für Agent 47 noch nicht Schicht im Schacht. Der Eskalations-Modus wartet auf den Assassinen: Hier müssen wir weitere Missionen mit immer schwierigeren Einschränkungen absolvieren. So wird uns sogar die zu benutzende Waffe und die zu tragende Verkleidung vorgeschrieben, was uns zwar einerseits die Freiheit nimmt, aber auch unsere Effektivität im Nutzen der Mittel steigert. Zudem kehrt der Auftrags-Modus zurück, der in Hitman: Absolution bereits erfolgreich etabliert wurde. Spieler erstellen in dieser Spielvariante eigene Missionen: Sie legen Areale, Ziele und sonstige Umstände fest, was einmal mehr für eine spannende Herausforderung sorgt. Ebenso ist es spaßig, selbst Aufgaben zu kreieren, denn der entsprechende Editor ist wahnsinnig einfach zu nutzen.

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Episodenformat sorgt für umstrittenen Umfang

Sicherlich lässt die Begeisterung über die drei Gebiete nach einer Weile nach. Es gibt zwar wirklich viel zu sehen und allen voran Paris bietet eine unglaublich weitläufige Umgebung, doch sieht man sich nach einigen Stunden satt. Schließlich handelt es sich in der ersten Episode nur um einen Teil der ganzen Erfahrung, die fortan monatlich mit neuem Inhalt erweitert wird. Im nächsten Monat geht es nach Sapienza, Italien. Für Mai steht Marrakesch auf dem Plan. Ein Schauplatz in Thailand, eine USA-Location und eine japanische Umgebung folgen zudem monatlich. Neben den neuen Arealen und den zugehörigen Hauptmissionen werden auch stets neue Waffen, Werkzeuge und Verkleidungen dazu geliefert. Auch der Auftrags-Modus profitiert vom neuen Inhalt und gibt Spielern dadurch erweiterte Möglichkeiten in der Missionsgestaltung. Weiterhin wird das Spiel durch regelmäßige Live-Inhalte ergänzt. Mal heben die Entwickler beispielsweise die besten Auftrags-Level der Community hervor, mal liefern sie selbst knifflige neue Aufgaben.

Zugegeben: Wer sich auf den Arealen kreativ nicht austobt, sondern strikt nur die Hauptmissionen angeht, erlebt ein kurzes Abenteuer mit dem bisher erhältlichen Inhalt. Unentschlossene Spieler wird es daher sicherlich freuen, dass Hitman auf verschiedene Weise verkauft wird. Fans können sich nun bereits sämtlichen Inhalt sichern und das „Full Experience“ Paket für 59,99€ erwerben. Wer zunächst nur hineinschnuppern möchte, kann mit dem Intro-Pack für 14,99€ einsteigen und erhält die drei angesprochenen Gebiete, die wir bisher spielen können – im Grunde genommen ein fairer Preis. Wem das Gespielte gefällt, kann sich in den kommenden Monaten für jeweils 9,99€ die fünf weiteren Pakete kaufen oder sich das Upgrade-Pack für 49,99€ sichern, das aus dem Intro-Pack ebenfalls die „volle Erfahrung“ macht. Wer hingegen warten will, kann Anfang 2017 auf eine physische Disk-Version zurückgreifen. Wie der Umfang der kommenden Veröffentlichungen ausfallen wird, muss sich erst noch zeigen. Ist das Pariser Level allerdings ein Indiz auf die Größe der kommenden Umgebungen, dürfte das vollständige Spiel einen durchaus soliden Umfang bieten. In den wenigen Tagen seit Release hat Hitman allerdings neben dem Sorgenkind „Umfang“ auch eine weitere negative Meldung zum Resultat gehabt: Das Spiel trennt Online- und Offline-Spielstände. Die meisten Leute werden das Spiel im Online-Modus starten und spielen, doch liegt einmal keine Internetverbindung vor, werden wir aus dem laufenden Geschehen geschmissen. Da Hitman zu Beginn an Serverproblemen zu leiden hatte, war ein Aufschrei der Spieler gewissermaßen verständlich. Um die Ranglisten, durch die die Agenten ihre Leistung mit der anderer Spieler vergleichen können, frei von Cheat- oder Mod-Nutzern zu lassen, empfindet IO-Interactive diesen Online-Zwang als einzige Lösung. Hitman ist auch vollständig offline spielbar, doch müssen wir in diesem Offline-Modus einen neuen Spielstand anlegen. Entwickler und Publisher weisen uns in den Intro-Sequenzen zwar darauf hin, doch da die meisten Spieler diese wegklicken, waren sie anschließend negativ überrascht, als sie die Spielstand-Trennung auf eigene Faust entdeckt haben. Es ist allemal nervig und so sollten Spieler definitiv vor Spielstart über diese Tatsache Bescheid wissen, um ihren Durchgang entsprechend planen zu können. Immerhin laufen die Server mittlerweile recht stabil, sodass wir auch mit verbundener Internetverbindung ein gutes Spielerlebnis haben.

Hübsche Areale, dutzende NPCs

Die Entwickler von IO-Interactive haben dem Titel mit großen Menschenmassen ein Feature beschert, an das sich Assassin’s Creed Unity bereits weniger erfolgreich herangewagt hat. Während letzterer Ubisoft-Titel bei manchen Bildausschnitten mit vielen NPCs gewaltige Performance-Einbußungen erlebt hat, läuft Hitman besser auf der Hardware. Weitestgehend bleibt der Titel über 30 FPS, reicht gelegentlich sogar an die 60er-Grenze heran. In wenigen Fällen fällt die Framerate unter 30, was angesichts der beeindruckenden Menschenmassen aber zu verzeihen ist. Wer die Bildwiederholungsrate auf 30 FPS limitieren möchte, kann dies ebenfalls machen. Hitman begeistert mit scharfen Texturen, durch die sich die Umgebungen detailliert präsentieren. Das Charaktermodell von Agent 47 ist ansehnlich und auch die etlichen NPCs lassen sich sehen. Ein realistisches Beleuchtungssystem rundet die gelungene Optik ab. Das alles kommt allerdings auf Kosten von langen Ladezeiten daher. Das Paris-Gebiet benötigt über eine Minute, um den Agenten in das Geschehen zu platzieren. Immerhin halten sich die Ladezeiten nach einem Tod in Grenzen – wer in der Mission scheitert, muss nur wenige Sekunden warten, bis es wieder weitergeht. Anders als seine Vorgänger kommt das Spiel nicht mit einer deutschen Sprachausgabe daher. Die englischen Stimmen klingen allerdings authentisch und deutsche Untertitel machen das Gesprochene auch denen verständlich, die nicht des Englischen mächtig sind. Es ist gut möglich, dass Square Enix für die Disk-Veröffentlichung im nächsten Jahr eine Synchronisation nachliefert.

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Fazit

Hitman spricht mit seiner Release-Politik sicherlich nicht jeden Stealth-Fan an. Außerdem wird der gebotene Inhalt des Intro-Packs wohl nicht jeden überzeugen. Denn wer sich lediglich auf die Hauptaufgaben stürzt, blickt einem recht kurzen Abenteuer entgegen. Spielerisch aber bewegt sich das neue Spiel von IO-Interactive auf einem hohem Niveau. Die Areale sind clever gestaltet und es bieten sich dutzende Möglichkeiten, um sein Ziel zu eliminieren. Neben den serientypischen Verkleidungen habe ich mich insbesondere über kreative Umgebungsmanöver gefreut. Sowohl Eskalations- als auch Auftrags-Modus liefern etliche neue und zunehmend kniffligere Missionen, die Hardcore-Hitman-Fans stundenlang an die drei Gebiete fesseln werden. Eine beeindruckende Grafik rundet den gelungenen Auftakt ab und macht Lust auf mehr!

Wertung im Einzelnen
Gameplay
10
Inhalt und Umfang
7
Grafik
9
Sound
8
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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)