Releasetermin: 30.10.2018
Medientyp: Blu-ray Disc, Download, Modul
Genre: Action-Adventure
Entwickler: TT Games
Herausgeber: Warner Bros. Interactive Entertainment
Mit Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen erscheint diese Woche ein neuer Film im Kino, der aus der Feder von J. K. Rowling stammt. Kürzlich ist auch ein Videospiel erschienen, das auf die Autorin zurückzuführen ist. Jedoch wurde kein Spiel zur neuen Phantastische Tierwesen-Filmreihe herausgebracht, sondern es handelt sich um eine Neuveröffentlichung der Lego-Harry Potter-Titel “Die Jahre 1 – 4” und “Die Jahre 5 – 7”, die 2010 und 2011 bereits auf diversen Plattformen erschienen sind. Diese sind in der LEGO Harry Potter Collection nun erstmals auch spielbar auf Xbox One und Nintendo Switch. Wir haben uns letztere Version etwas genauer angeschaut und berichten von unserem Trip nach Lego-Hogwarts.
Zunächst dachte ich, dass die Collection insgesamt sieben bzw. acht Spiele, passend zu den Filmadaptionen, bietet. Im Grunde genommen handelt es sich allerdings um zwei Spiele. LEGO Harry Potter: Die Jahre 1-4 erzählt in einer zusammenhängenden Story die Geschehnisse der ersten vier Filme. LEGO Harry Potter: Die Jahre 5-7 beinhaltet die restlichen vier Filme, ebenfalls in einer zusammengefassten Handlung. Startet man die Collection, kann man wählen, ob man die Teile 1-4 oder 5-7 spielen möchte.
Zauberhafte Abenteuer auf der Nintendo Switch
Zur Geschichte muss ich wohl nicht viel sagen. J. K. Rowlings legendäre Harry Potter-Reihe dürfte den meisten bekannt sein. Wie bei Lego-Spielen typisch, wird die Handlung sehr humorvoll vermittelt. Größtenteils sind die Ereignisse der Bücher und Filme relativ originalgetreu umgesetzt, auch wenn es für einen guten Witz auch einmal leichte Änderungen gibt. Besonders Fans der Vorlage werden hier ihren Spaß haben, da sie viele liebevoll implementierte Details und parodierte Szenen erkennen werden. Auch wenn die Geschehnisse stark verkürzt wurden, decken sie doch grob den wichtigen Inhalt ab und eignen sich somit auch, um Neulinge erstmals an das zauberhafte Universum heranzuführen.
Beide Titel bieten ihren Spielern einen Story-Modus an, der wie erwähnt die Szenen der Filme auf eigene Weise nacherzählt. Dafür bestreiten wir eine Reihe von Levels, die nach Abschluss im Story-Modus auch im “Freien Spiel” bereit stehen. Während der Story sind die gespielten Figuren aufgrund der Handlung vorgegeben. Jedoch lassen sich bereits beim erstmaligen Spielen an vielen Stellen neue Figuren freischalten, die man anschließend im Freien Spiel ausprobieren darf. Man hat also einen Grund, auch nach Beendigung der Story noch weiter zu spielen und mit den restlichen Figuren sämtliche Rätsel und Geheimnisse der Level zu lösen. Über beide enthaltenen Spiele verteilt warten mehr als 350 Charaktere, über 400 goldene Lego-Steine, viele Wappen der vier Häuser und rote Steine darauf, vom Spieler freigeschaltet zu werden. Der Umfang fällt damit recht üppig aus und hält Harry Potter-Fans potentiell über 50 Stunden bei Laune.
Angestaubtes Lego-Gameplay
Das Spielgeschehen der Lego-Spiele hat sich in den letzten Jahren geringfügig verändert. Ich finde, dass sich der Spielfluss in heutigen Titeln und auch die Qualität vieler Rätsel gebessert haben. Schade nur, dass die LEGO Harry Potter-Spiele nicht davon profitiert haben, da sie ursprünglich 2010 bzw. 2011 erschienen sind. Für diese Collection wurden keine Veränderungen am Inhalt vorgenommen. Das heißt aber keineswegs, dass die Spiele keinen Spaß machen. In der Rolle von Harry, Ron, Hermine, und Co. durchstreifen wir aufwendig gestaltete Level, die vollgepackt mit jeder Menge Lego sind.
Wie in jeder Lego-Videospieladaption müssen Spieler unzählige kleine Rätsel lösen, die zumeist mit der Umgebung und mit Lego-Steinen zu tun haben. Mal müssen bestimmte Lego-Steine in der Spielwelt gefunden und zu einem bestimmten Zaubertrank kombiniert werden. Mal muss man zunächst diverse Gegenstände in der Umgebung zerstören und die erhaltenen Teile neu kombinieren. Zudem stehen den Zauberlehrlingen eine Reihe von Zaubersprüchen zur Verfügung, die im Laufe der Handlungen freigeschaltet werden. Wingardium Leviosa, Lumos etc. sind clever in die Lösung der Rätsel eingebunden und so liegt es am Spieler, die richtige interaktive Stelle zu finden und den richtigen Zauberspruch anzuwenden.
Dieses Konzept macht grundsätzlich Spaß, doch ich bin der Meinung, dass manche Rätsel unnötig konfus aufgemacht sind. An mehreren Stellen wusste ich nicht weiter und kam mehr oder weniger zufällig durch wildes Ausprobieren aller Möglichkeiten zur Lösung. Auch die behäbige Steuerung kann frustrierend sein. Ich finde, dass sich dieser Aspekt gerade bei den Lego-Spielen der letzten Jahre etwas gebessert hat, daher hier umso mehr negativ auffällt. Ein weiterer Punkt ist die Länge der Spielsequenzen. Teilweise dauert es sehr lange, bis man ein Level bewältigt hat. Die Möglichkeit, das Spiel zwischendurch zu speichern, besteht hier nicht, und man muss gegebenenfalls in Kauf nehmen, dass der gesamte Fortschritt verloren geht, wenn man das Spiel beenden möchte.
Kooperative Erkundung bringt den meisten Spaß
Jedoch haben die Lego Harry Potter-Spiele auch viele positiven Elemente zu bieten. Es gibt unzählige Geheimnisse in der Spielumgebung zu entdecken. Immer wieder sind Schlüsselszenen der Vorlage sehr spaßig umgesetzt, so zum Beispiel der Flug auf dem Besen oder auch diverse Boss-Kämpfe.
Ein Grund, warum die Lego-Spiele beliebt sind, ist die Möglichkeit zum kooperativen Spielen vor einer Konsole. Das macht die Titel noch familientauglicher, als sie es ohnehin durch ihre Optik schon sind. Jederzeit kann ein zweiter Spieler zum Geschehen dazustoßen, sodass man fortan gemeinsam Lego zertrümmert und die Umgebungsrätsel zusammen löst. Da die Puzzleelemente zum Teil etwas frustrieren können, ist der Zwei-Spieler-Modus eine fantastische Weise, um als erfahrener Spieler auch weniger erfahrene Familienmitglieder mit auf die magische Reise zu nehmen.
Das Koop-Feature ist keinesfalls ein exklusiver Modus der Switch-Fassung, sondern wie erwähnt stets eine große Stärke der Lego-Spiele auf allen Plattformen. Die Switch profitiert jedoch davon, dass durch das Konzept der Joy Con jeder Konsolenbesitzer zwei Controller zur Verfügung hat und diese auch unterwegs im Tabletop-Modus nutzen kann. Die Steuerung fällt mit einem einzelnen Joy Con zwar etwas mühselig aus. Trotzdem habe ich mich über die Möglichkeit, quasi jederzeit Koop spielen zu können, sehr gefreut. Auch im Handheld-Modus lässt sich der Titel unterwegs erleben. Damit ist die Switch-Version definitiv die Fassung, die sich am vielseitigsten und flexibelsten nutzen lässt.
Angestaubte Grafik- und Soundumsetzung
Die Lego Harry Potter-Spiele sind ursprünglich in zwei verschiedenen Fassungen erschienen: Für PC / Konsole und für Handhelds. Diese Versionen haben sich vor allem grafisch unterschieden. Es hat mich daher gefreut, dass die Collection für die Switch auf den Konsolenversionen basiert, die zudem optisch überarbeitet wurde. Damit sieht das Spiel auch nach vielen Jahren noch recht ansehnlich aus. Hogwarts ist mit einer großen Liebe zum Detail aufgemacht. Auch die Figuren aus Lego sehen hübsch aus, ebenfalls überzeugen die Effekte bei der Interaktion mit sämtlichen Lego-Bauteilen in der Umgebung.
Trotzdem zeigt sich, dass die Spiele schon mehrere Jahre auf dem Buckel haben. Das merkt man insbesondere, wenn man in den letzten zwei Jahren einen anderen Lego-Titel auf PS4 gespielt hat. Entwickler TT Games hat modernen Spielen eine deutlich bessere Beleuchtungsengine spendiert, außerdem sehen die Lego-Figuren heutzutage schlicht plastischer aus. Insgesamt ist die Lego Harry Potter Collection grafisch solide, auch wenn es hier und da etwas angestaubt wirkt. Mehr gestört hat mich, dass die Bildrate gelegentlich in die Knie geht. Vor allem im Koop muss man des Öfteren ein ruckelndes Bild über sich ergehen lassen.
Der Soundtrack der Filme ist in den Spielen präsent und so sind die legendären Klänge von John Williams und Co. toll ins Spielgeschehen eingebettet. Etwas irritierend ist hingegen, dass es keinerlei Sprachausgabe gibt. Sämtliche Figuren geben höchstens ein leichtes Grunzen oder Lachen von sich, die Charaktere werden voll und ganz mit Mimik und Gestik in Szene gesetzt. Das mag auch seinen Charme haben. Nach heutigen Standards wirkt diese Umsetzung allerdings recht karg, da die Entwickler für neue Lego-Titel seit geraumer Zeit bereits Synchronsprecher bzw. Tonschnipsel aus Filmen verwenden.