Mirror’s Edge Catalyst im Test

0

Releasetermin: 09.06.2016

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure, Parkour-Platforming
Entwickler: DICE
Herausgeber: EA

 

Bestellen bei Amazon.de

 

 

 

Als Mirror’s Edge Ende 2008 für PS3 und Xbox 360, später auch PC veröffentlicht wurde, gab es sowohl viele positive als auch negative Stimmen zum Spiel. Das Konzept war durchaus kreativ und solide umgesetzt, doch hatte der Titel auch seine deutliche Schwächen. Da sich das Original schlechter verkaufte, als im Voraus gehofft wurde, stand ein Nachfolger lange auf der Kippe. Mirror’s Edge Catalyst ist zwar kein direkter Nachfolger, doch bringt er das Parkour-Geschehen um Faith nun wieder auf Konsolen und PC. Als eine Art Neuauffassung des Konzepts verspricht Catalyst, einiges besser als das Original zu machen. Doch ist dieses Vorhaben gelungen, oder leidet der Titel an den selben Schwächen? Finden wir es heraus!

MirrorsEdgeCatalyst (1)

Story mit guter Präsentation, aber inhaltlichen Schwächen

Die ersten Minuten des Spiels zeigen, wie die Protagonistin Faith aus dem Jugendgefängnis entlassen wird. Nun wieder auf freiem Fuß, zieht es Faith zu Noah. Dieser rettete ihr einst das Leben und ist seither ihr Adoptivvater. Noah klärt Faith zunächst darüber auf, was in der futuristischen Stadt Glass während ihres Gefängnisaufenthalts passiert ist. Denn das Konglomerat herrscht weiterhin mit rücksichtslosem Verhalten über Glass und ganz Cascadia. Als Teil der Runner-Gruppierung lebt Noah jedoch abseits des Konglomeratsystems und stiftet Faith dazu an, ebenfalls einige Aufträge für die Runner zu absolvieren. Nachdem Noah Faith nämlich über den Dächern von Glass groß gezogen hat, verfügt diese ebenfalls über beeindruckende Parkour-Fähigkeiten. Was als einfache A-nach-B-Aufgaben beginnt, wird schnell jedoch zum Teil einer größeren Angelegenheit.

Denn die Runner werden in die Schlacht zwischen Konglomerat und der aufständigen Black November-Gruppierung hineingezogen… Die Story ist nett inszeniert und fügt sich gut in das Spielgeschehen ein. Inhaltlich werden interessante Aspekte angeschnitten, doch nehmen offensichtliche Plottwists die Spannung ein wenig heraus. Die meisten Charaktere sind solide umgesetzt, doch leider hat EA viele Hintergrundinformationen in eine Prequel-Comicreihe verfrachtet. Wer den sechsstelligen Dark Horse-Comic „Exordium“ demnach nicht gelesen hat, versteht manche Figurenbeziehungen nur schwach. Auch die gelegentlichen Flashbacks helfen da nur bedingt. So manches Ereignis verliert daher an Bedeutung, da ich mich im Vorfeld schlichtweg nicht mit der Vorerzählung beschäftigt habe. Das schwächt die Story etwas ab, doch fällt die Handlung insgesamt durch die gelungene Präsentation und interessante Thematik unterhaltsam aus.

Ein großer Parkour-Spielplatz

Wie im ersten Titel dreht sich das Spielgeschehen vollends um die Parkour-Manöver, die sich die Runner zu Nutze machen. Faith ist flink, äußerst sportlich und belastbar und schreitet in ihrer Umgebung nicht gewöhnlich vor: Viele Sprünge, Wandläufe und Klettereinlagen gilt es zu meistern. Die Spielwelt ist dabei voll und ganz auf dieses System ausgelegt und so ist jedes Dach der Stadt zu Gunsten unserer Sportlichkeit gestaltet. Im Kern wird hierbei das gelungene Parkour-Geschehen des vorherigen Mirror’s Edge übernommen, doch sorgen diverse Änderungen für ein anderes Spielgefühl. Da wäre zum einen die eigentliche Umgebung, die nun quasi offen präsentiert wird. Waren zuvor schlauchige Level mit mehreren Wegen gegeben, sind die Areale nun deutlich größer und werden des Öfteren bereist. Das Spiel bietet fünf Bezirke an, die sich im Laufe der Handlung öffnen. Implementieren immer mehr Titel heutzutage eine offene Welt, kommt sie in Mirror’s Edge Catalyst gut zur Nutzung.

Die großen Bereiche sind clever gestaltet und haben dutzende potentielle Wege für Faith in petto. Über die Spieleinstellungen lässt sich festlegen, inwiefern die “Runners Vision” bei der Fortbewegung hilft. Schon in Mirror’s Edge leuchteten Objekte rot auf, mit denen die Protagonistin im Parkour-Stil interagieren kann. In Catalyst stehen drei Optionen bereit. Runners Vision kann komplett deaktiviert werden, was den Spielern die meiste Freiheit bietet. Die zweite Stufe deutet diverse Stellen in der Umgebung farbig an und gibt Hinweise darauf, in welcher Richtung unser nächstes Ziel liegt – eine Art GPS. Ebenso lassen sich vollständige Laufwege anzeigen, die Spieler gänzlich an die Hand nehmen. Die Hightech-Kontaktlinse ist eine nette Hilfe, doch ist es schön, dass wir die Funktion vollständig deaktivieren können. Die Spielwelt macht es leicht, einen Parkour-Fluss aufzubauen. Die einfache Fortbewegung von A nach B wird zum spaßigen Erlebnis, bei dem wir Mal für Mal einen neuen besten Weg suchen.

MirrorsEdgeCatalyst (5)

Motivierende Tätigkeiten

Neben der offenen Welt kommt auch ein verstärkter Fokus auf ein Aufstufungssystem als Neuerung zum Vorschein. Zunächst vermisste ich schmerzlich die Möglichkeit, mich mit einer Rolle nach einem Sprung abrollen zu können. Nach einiger Zeit aber präsentierte sich mir der Skill-Baum, der Fähigkeiten in den Bereichen Kampf, Fortbewegung und Ausrüstung bereit hält. Hier verbirgt sich die Fertigkeit zum Abrollen ebenso wie beispielsweise die Möglichkeit, im Sprung die Beine einziehen und dadurch elegant Zäune überspringen zu können. Ebenfalls lauern hier beispielsweise mit einer Art Enterhaken neue Hilfsmittel, mit denen Faith erweiterte Möglichkeiten bei der Fortbewegung hat. Da dieses Gadget allerdings nur an vorhergesehenen Stellen genutzt werden kann, wird Potential verschenkt.

Erfahrungspunkte schalten nach und nach Fertigkeitspunkte frei, die im Skillbaum eingesetzt werden und für Motivation sorgen. Und wodurch verdienen wir Erfahrung? Die Spielwelt präsentiert uns nicht nur Missionen, die an die Story gebunden sind. So warten auch diverse Nebentätigkeiten darauf, von Faith absolviert zu werden. Mein Favorit der Nebenmissionen sind die “Time Trials”, bei denen Spieler möglichst schnell von A nach B kommen müssen. Die Umgebungen machen wie schon erwähnt zahlreiche Wege möglich, sodass es ein großer Spaß war, die verschiedenen Routen auszuprobieren und letztendlich drei Sterne zu verdienen. Weiterhin prominent im Spiel verteilt sind Auslieferungsaufgaben. Hier erhalten wir ein Objekt, dass wir in vorgegebener Zeit an einen vorgegeben Ort ausliefern müssen. Leider gleicht diese Aufgabe mehr oder weniger den Zeitherausforderungen, sodass hinsichtlich der Missionen nicht viel Variation geboten wird. Die Freiheit von Glass trumpft hier aber ebenso auf.

Unterschiedliche Sammelobjekte können die Spielzeit zudem in die Höhe treiben. Faith kann unterwegs Kameras an Schaltstationen deaktivieren oder schwebende Kugeln artistisch einsammeln. An Tätigkeiten mangelt es also wahrlich nicht. Es ist schön zu sehen, dass EA sich die Kritik an der linearen Abfolge von Mirror’s Egde zu Herzen genommen hat. Entstanden ist in Catalyst eine offene Spielwelt, die viel Freiheit in der Fortbewegung gewährt. Zudem helfen nebensächliche Tätigkeiten, dem Geschehen mehr Tiefgang zu bieten – auch wenn die Abwechslung bei den Aufgaben auf der Strecke bleibt. Da sämtliche Zeitziele allerdings an einen asynchronen Multiplayer gekoppelt sind, wird der ständige Zeitenvergleich in einer Online-Rangliste zum motivierenden Aspekt.

MirrorsEdgeCatalyst (3)

Kämpfe nach wie vor in der Kritik

Stichwort Kritik: Ebenfalls nur wenige Fans konnten die Schussgefechte in Mirror’s Edge für sich gewinnen, die Faith verlangsamten und den Spielfluss herausnahmen. Waren die Waffen in vielen Momenten zwar nur optional, sorgten einige Gebiete mit dutzenden Feinden dafür, dass Spieler quasi zur Benutzung einer Waffe gezwungen wurden. Catalyst geht dieses Thema anders an, indem das Spiel uns zu keinem Zeitpunkt eine Waffe in die Hand drückt. Diverse Manöver im Nahkampf sind zwar möglich, doch wurden die trägen Waffen entfernt. Das soll jedoch nicht heißen, dass Feinde nicht mit Feuerwaffen ausgestattet sind. Faith hat die Möglichkeit, aus der Bewegung heraus stylische Ausschaltmanöver auszuführen. In vielen Missionen sind die Gegner gelungen platziert und sind aus dem Spielfluss heraus zu erledigen. Dies wird durch eine bestimmte Kampfmechanik unterstützt. Ist Faith erfolgreich mit Parkour-Manövern unterwegs, füllt sich eine Leiste. Ist diese voll, nimmt die Hauptfigur keinerlei Schaden.

In vielen Momenten machen die Gefechte dadurch wirklich Spaß und es fühlt sich toll an, mit einem wuchtigen Kick aus dem Wandlauf heraus einen KrugerSec-Soldaten des Konglomerats auszuschalten. Doch haben die Kämpfe einmal mehr auch schlechte Momente. Es gibt nämlich weiterhin Situationen, in denen Mirror’s Egde Catalyst schlicht zu viele Gegner gleichzeitig auf uns los lässt. Da ist dann auch meistens aus dem Spielfluss heraus nicht mehr viel zu machen und so lautet meist die Lösung, in den Nahkampf zu gehen. Wir können Feinde treten, schmerzhaft zuschlagen, ausweichen oder einen Positionswechsel ausführen, der Faith eine bessere Ausgangslage verschafft. Sind die schnellen Angriffe aus der Bewegung heraus noch gut implementiert, fühlen sich die anderen Nahkampfmechaniken nicht sonderlich intuitiv an. Ich habe es jedenfalls nie sonderlich gemocht, auf eine Gruppe an Feinden zu zu steuern und in den Kampf ziehen zu müssen.

Steriler Zukunftslook

Glass präsentiert sich als sterile Umgebung, die abseits der roten Runners Vision-Stellen nur wenige visuelle Akzente setzt. Die verschiedenen Bereiche werden durch farbliche Unterschiede voneinander abgegrenzt und bringen zumindest ein wenig Farbe ins Spiel. Durch atmosphärische Innenbereiche und eine gelungene Beleuchtung bietet Catalyst trotz des sterilen Gefühls eine ansehnlichere Optik als das erste Spiel. Die Texturen präsentieren sich scharf, zudem sorgen realistische Reflexionen für ein gutes Gesamtbild. Außerdem hat mir gefallen, dass nicht nur Runners Vision Optionen bietet, sondern auch das HUD beeinflusst werden kann. So lassen sich z.B. die Lebensanzeigen der Feinde ausblenden, die mich irritiert haben. Ich habe den Titel auf dem PC gespielt, wo er mit vielen grafischen Einstellungen daherkommt und somit auf einer breiten Riege an Rechnern laufen dürfte. Auch auf der PS4 gibt der Titel eine gute Figur ab und weiß – steriler Look hin oder her – mit seinen aufwendig gestalteten Dächern zu überzeugen.

Akustisch bietet sich ein ähnlicher Eindruck. Die Synchronsprecher liefern sowohl im Deutschen als auch im Englischen einen soliden Job ab. Die Soundeffekte sind stimmig, doch sorgt das karge Geschehen auf den Dächern ebenfalls für eine sterile Akustik, die sich hauptsächlich durch Faiths Stöhnen bei ihren Parkouraktionen auszeichnet.

MirrorsEdgeCatalyst (12)

Mirror’s Egde Catalyst – Fazit

Mirror’s Edge Catalyst führt das Parkour-Geschehen aus dem Spiel von 2008 logisch fort. Die Fortbewegung fühlt sich toll an und so macht es großen Spaß, auf den Dächern von Glass mit artistischen Manövern voranzuschreiten. Eine offene Welt bietet nun einen mächtigen Sandkasten, in dem Parkour-Fans zahlreiche Wege und Abkürzungen erkunden können. Nebenmissionen und Sammelaufgaben sorgen zudem für mehr Tätigkeiten, auch wenn es gelegentlich an Abwechslung mangelt. Die Story konnte mich nicht so recht überzeugen und auch die Gefechte sind – auch wenn verbessert – immer noch eine Problemzone. Insgesamt präsentiert sich Catalyst aber als Reboot, das zumindest zum Teil aus den Fehlern des ersten Titels gelernt hat und für Fans von Mirror’s Edge mehrere spaßige Stunden an Parkour-Action bereit hält. Und da mich die artistische Fortbewegung bereits 2008 überzeugen konnte, hat mich Mirror’s Edge Catalyst bestens unterhalten!

 

Positiv-Icon Grundsätzlich gelungene Präsentation der Story…

Positiv-Icon Intuitives Parkour-System sorgt für tollen Spielfluss

Positiv-Icon Offene Welt als logische und überzeugende Neuerung

Positiv-Icon Diverse Nebenaufgaben mit Online-Bestenlisten und Sammelobjekte

Positiv-Icon Runners Vision in drei Ausführungen: Komplette Freiheit und ständige Weghilfe möglich

Positiv-Icon Optik weiß mit dem sterilen Stil umzugehen und sorgt für nette Anblicke

Negativ-Icon …die den Funken aber nicht so recht überspringen lässt: Schwächen bei Figuren und vorhersehbaren Wendungen

Negativ-Icon Abwechslung im Geschehen kommt etwas kurz

Negativ-Icon Kämpfe nach wie vor schwächster Aspekt im Gameplay

Teilen
Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)