Releasetermin: 27.02.2018
Medientyp: Download
Genre: Abenteuer, Jump’n’Run, Rätsel
Entwickler: Polyarc
Herausgeber: Polyarc
Denkt man an Virtual Reality-Spiele, fallen den meisten zuerst Titel in Ego-Perspektive ein. Dass VR aber auch andere Ansichten präsentieren kann, wird gerne vergessen. Die Entwickler von Polyarc experimentierten mit genau diesem Aspekt und entwarfen mit Moss ein Abenteuer, bei dem DER Spieler quasi als interaktive Kamera der Protagonistin Quill zur Seite steht. Warum Moss mit diesem Konzept zu den besten Erlebnissen auf Playstation VR zählt, erfahrt ihr in meinem Review.
Zauberhaftes Abenteuer
In den ersten Minuten erklärt uns das Spiel, wie das Abenteuer ablaufen wird. Spieler finden sich vor einem Buch wieder und es wird erklärt, dass wir der sogenannte “Leser” sind. Jedoch stellen Spieler keinen teilnahmslosen Beobachter dar, sondern sind maßgeblich an der Geschichte beteiligt. In den ersten Seiten des Buches lernen wir die knuffige Maus Quill kennen, die durch einen geheimnisvollen Zauber an uns, den Leser, gebunden wird. Nachdem eine böse Macht ihren Einfluss nach und nach vergrößert, bricht Quill zu einer Reise auf. Gemeinsam mit dem Spieler als Gefährten lautet das Ziel, ihren geliebten Onkel zu finden, der zuvor heldenhaft loszog und das Unheil abzuwenden versuchte.
Die Geschichte wird hauptsächlich durch Bilder auf den Buchseiten in Kombination mit einer Erzählerin vorangetrieben. Aber auch im eigentlichen Spielgeschehen präsentieren sich uns immer wieder neue Story-Elemente. Die Handlung ist zuckersüß inszeniert und hat so viel Charme, dass nicht nur Kinder Spaß an der Erzählung haben können.
Der Spieler als hilfreicher Gefährte
Doch die Story wäre nur halb so unterhaltsam, wenn sie auf einem traditionellen Display erzählt werden würde. Die Magie von Moss besteht darin, dass Spieler mitten im Geschehen sind und neben Quill zum Protagonisten werden. Dem Spieler wird stets ein Levelausschnitt angezeigt, der einem Diorama ähnelt. In diesem Abschnitt können wir Quill steuern und müssen diverse Hindernisse überqueren, um zum nächsten Segment des Areals voranzuschreiten. Der Spieler übernimmt neben der Steuerung der Maus quasi auch die Kontrolle über die Kamera. Wir folgen der Protagonistin mit unserem Blick und gehen mit unserem Kopf auch immer wieder näher an das dreidimensionale Geschehen heran, um den Weg von Quill zu erkunden. In feinster Jump’n’Run-Manier lassen wir Quill durch die Levels von Plattform zu Plattform springen. Auch Klettern ist regelmäßig erforderlich. Der größte Teil unserer Mitwirkung zeigt sich aber bei der Bewältigung von Rätseln. Nahezu jeder neue Abschnitt wartet mit kleineren Hindernissen auf die Spieler, sodass wir Quill den Weg ebnen müssen.
Interaktion durch Dualshock 4-Controller – leider nicht mit einwandfreien Tracking
Hier kommt der Dualshock 4-Controller ins Spiel, dessen Bewegung von der Playstation Kamera erfasst wird. Wir drücken also nicht nur Knöpfe, um Quill zu steuern, sondern greifen mit unserer Bewegung auch aktiv ins Geschehen ein. Der Controller wird im Spiel als eine Art magischer blauer Ball dargestellt. Objekte, mit denen wir interagieren können, leuchten dezent bläulich auf. Hauptsächlich verschieben Spieler auf diese Weise Blöcke oder drehen Plattformen entsprechend, dass Quill freien Weg hat. Zu Beginn noch sind diese Hindernisse recht leicht zu überwinden, doch werden die Rätsel nach bereits wenigen Kapiteln deutlich komplexer. Es gilt, mit den Objekten in der richtigen Reihenfolge zu interagieren und so das Ende des Levels zu erreichen. Trotz der kindgerechten Aufmachung war ich etwas überrascht, dass ich bei manch einer Passage dann doch länger nachdenken und experimentieren musste als gedacht. Ich hatte viel Spaß an diesen fordernden Rätseln, befürchte aber, dass manch ein 12-jähriger (das Spiel hat eine USK12-Freigabe) womöglich zu ungeduldig an das Geschehen herangehen wird.
Weiterhin hat dieses Element einmal mehr gezeigt, dass die Bewegungserfassung der Playstation Kamera nicht optimal ist. Während das Headset fast immer einwandfrei getrackt wird, fiel das Tracking des Controllers unterm Strich nicht gut aus. Immer wieder verschwand die virtuelle Kugel, weil ich mit dem Controller aus dem Sichtfeld der Kamera geraten bin. Da die Spielabschnitte zum Teil recht groß sind, muss man regelmäßig recht weit mit dem Dualshock 4 greifen. In vielen Fällen hat das Tracking ausreichend gut funktioniert, doch besonders in hektischen Situationen, wo es auch ein wenig auf die Reaktionsschnelligkeit des Spielers ankommt, fällt die schwächelnde Bewegungserfassung nervig und frustrierend auf. Da diese Limitierung aber Hardware-bedingt ist, möchte ich sie dem Spiel nicht allzu sehr ankreiden.
Gefährliche Wesen im Team erledigen
Die Probleme habe ich besonders in den Kämpfen negativ bemerkt. In den düsteren Wäldern und Kerkern der Spielwelt stößt Quill gelegentlich auf feindliche Wesen, die sich in Form von Käfern präsentieren. Quill kann die Gegner mit einem Schwertschlag von sich halten und besiegen. Ebenso können wir aber auch ins Geschehen eingreifen, indem wir mit unserem blauen Orb die Feinde packen, was sie bewegungsunfähig macht. Im Eifer des Gefechts konnte ich die Wesen durch das ungenaue Tracking leider nicht so zuverlässig greifen wie ich es mir gewünscht hätte. Die Kämpfe haben mich dennoch gut unterhalten, auch wenn sie im Grunde genommen recht simpel ausfallen. Sehr gefallen hat mir, dass man die Feinde auch zur Lösung der Rätsel nutzen muss. Dadurch ergeben sich einige wirklich innovativen Level.
Etwas kurz, doch dafür auf Hochglanz poliert
Moss wird in sieben Kapiteln erzählt, die Quills Reise vorantreiben. In jedem Kapitel müssen Spieler diverse Levelabschnitte durchqueren. Ich habe das Spiel in einem Rutsch durchgespielt und knapp unter 3 Stunden dafür benötigt. Auf der Reise halten wir Ausschau nach “Vergessenen Fragmenten”, die sich letzten Endes zu einem Bild zusammensetzen. Zudem erlangt Quill “Reliktstaub” aus zerstörten Kisten und Fässern. Hat man nach einem Durchgang noch nicht alle der teils clever versteckten Fragmente gefunden und die Reliktstaub-Flasche von Quill noch nicht ganz gefüllt, hat man durchaus noch einen Anreiz, die Kapitel zu wiederholen. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass der Umfang mit weniger als 5 Stunden auf dem Papier etwas dürftig für einen Preis von 29,99€ ausfällt. Da ich aber in meiner Spielzeit bestens unterhalten wurde und ein regelrecht magisches Erlebnis hatte, geht der Preis meiner Meinung nach in Ordnung. Die Qualität von Moss übertönt für mich die kurze Laufzeit, doch kann ich mir auch vorstellen, dass der ein oder andere dann doch auf einen Sale warten wird.
Dank statischer Ansicht keine Probleme mit Motion Sickness
VR-Spiele haben stets das Problem, allen voran bei ungeübten Spielern für Übelkeit zu sorgen. Glücklicherweise sollte Motion Sickness bei Moss quasi für niemanden eine Rolle spielen. Der Bildausschnitt ist statisch und bewegt sich nicht. Der Spieler hingegen bewegt sich innerhalb der Szene nach eigenem Ermessen, was jegliche Schwindelgefühle verhindern sollte. Bei einem Szenenwechsel wird das Bild kurzzeitig komplett in Schwärze gehüllt, bevor der nächste Abschnitt langsam eingeblendet wird. Diese Umsetzung soll einmal mehr einen hohen VR-Komfort sicherstellen. Daher eignet sich Moss für VR-Neulinge als toller Einstieg.
Hübsche Areale, putzige Animationen und ein stimmungsvoller Soundtrack
Grafisch macht Moss über das Headset einiges her. Ich habe auf der PS4 Pro gespielt und war erstaunt, was für ein klares Bild über die Linsen abgegeben wird. Auch wenn die Screenshots in diesem Artikel nicht den besten Eindruck vermitteln, kann ich euch sagen, dass Moss zu den schönsten VR-Titeln gehört, die ich bisher gesehen habe. Die Abschnitte sind wundervoll gestaltet und zeigen eine große Liebe zum Detail. Da lohnt es sich, auch häufiger mal ganz nah ans Geschehen zu gehen! Die Level sind toll strukturiert und haben viele visuelle Höhepunkte. Auch die Animationen von Moss sind sehr ansehnlich inszeniert. Die kleine Maus klettert und springt total knuffig und signalisiert uns mit Mimik und Gestik, wenn wir eine unpassende Aktion von Quill fordern. Besonders süß ist es, wenn Quill nach gemeisterten Level zum High-Five ansetzt! Ebenso sind die piepsigen Laute der Maus total putzig. Die deutsche Synchronisation unterstützt den Eindruck, dass der Titel durch die Bank weg eine hohe Qualität hat. Das trifft auch auf den orchestralen Soundtrack zu, der jede Szene der Geschichte eindrucksvoll zu untermalen weiß.