Releasetermin: 31.08.2018
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action, Online, Beat ’em up
Entwickler: Soleil Ldt
Herausgeber: Bandai Namco Entertainment
Nachdem der offizielle Anime Naruto Shippuden 2017 mit einem packenden Ende zum Abschluss gebracht wurde, ging es mit Boruto in die nächste Runde. Seit 2017 eifern Fans nun der Story rund um den Sohn des 7. Hokages nach. Dass der eigentliche Anime beendet ist, heißt aber noch lange nicht, dass nun keine Videospiele des Anime mehr entwickelt werden. Ganz im Gegenteil: Mit Naruto to Boruto: Shinobi Striker folgt ein weiteres Spiel im Naruto Universum. Dieses Mal wird es allerdings nicht von CyberConnect2 entwickelt, die für die Ultimate Ninja Storm Reihe verantwortlich waren, sondern von SoleiL Game Studios, welche sich zum ersten Mal an ein Naruto Spiel wagen. Ob Ihnen das gelungen ist, erfahrt ihr in diesem Test.
Sei dein eigener Ninja
Naruto to Boruto: Shinobi Striker handelt hauptsächlich über ein Turnier, bei denen sich Ninjas aus aller Welt messen und gegeneinander antreten. Da Naruto und Co aber bereits zu sehr kampferfahrenen Ninjas herangewachsen sind, kommt nun ein individueller Charakter als Turnierteilnehmer in Frage.
Direkt zu Beginn des Spiels wird man dazu aufgefordert, seinen eigenen Ninja nach Belieben zu erstellen. Dazu bietet der Brawler eine Reihe von Frisuren, verschiedene Augen-, Mund- oder Nasentypen bis hin zu Gesichtsbemalungen oder Accessoires.
Nun hat man einen eigenen Kämpfer erstellt, mit dem man sich im Spiel identifizieren kann. Hier endet das Kreieren des Charakters allerdings noch nicht. Im Verlauf des Spiels sammelt man Schriftrollen, mit denen man diverse neue kosmetische Inhalte wie Kleidung oder weitere Accessoires erhalten kann. Diese Schriftrollen wirken wie Lootboxen, die man jedoch nur durch den eigenen Fleiß im Spiel erhalten kann. Echtgeld Transaktionen bleiben dem Spiel fern. Zugegebenermaßen hält das System des Anpassens von meinem eigenen Ninja den Spaß eine Zeit lang konstant. Ich konnte schon einige Spieler bestaunen, die bereits über 100 Stunden in das Spiel investiert haben. Jeder Spieler besitzt nämlich eine Statusanzeige, in der die Spielzeit, die Siege, die Niederlagen, die Anzahl der absolvierten Missionen und vieles mehr enthalten ist.
Das System ist durch etliche Anpassungsmöglichkeiten sehr vielseitig. Leider bietet das Spiel jedoch keine eigenen Gestaltungsinhalte. Es orientiert sich dabei an den Frisuren oder Klamotten bekannter Charaktere der Serie. Demnach besteht immer eine gewisse Ähnlichkeit eures Charakters mit einem der bekannten Gesichter aus dem Anime. Der Kritikpunkt richtet sich aber eher an Personen, die mit der Anime- und Mangaserie vertraut sind. Spieler, die das Spiel ohne Naruto Kenntnisse spielen, werden definitiv ihren Spaß am Customizing System haben.
Das Dorf
Die Auswahl der Modi oder des Shops fungiert nicht klassisch über ein Menü, sondern das Ganze geschieht in einer interaktiven Lobby. Das ist ein Bereich des Dorfes, in dem man mit diversen NPCs spricht, um die einzelnen Modis zu starten oder andere Dinge zu erwerben. Allerdings seid ihr nicht allein unterwegs. Ähnlich wie in einem Dragon Ball FighterZ begegnet ihr dort allerlei anderen Spielern, mit denen ihr interagieren oder euch dessen Status anzeigen könnt. Das Spiel bietet eine Menge an vorgegebenen Texten oder sprachunterstützen Animationen, die man in Anwesenheit anderer Personen ausführen kann.
Außerdem bereitet man sich dort auf den Kampf vor, passt seinen Charakter an, startet Missionen oder trifft auf ein paar bekannte Gesichter des Anime, die euch mit neuen Single Player Missionen versorgen.
Mithilfe einer Lobby wird der Spielspaß weniger unterbrochen, da man Dinge erkunden oder mit anderen Spielern interagieren kann, während man sich beispielsweise in der Spielersuche befindet. Langweiliges Scrollen in einer Menüleiste beim Warten auf ein Match ist somit Geschichte.
VR Arena
Die Arena der virtuellen Realität ist der Single Player Modus und hat leider nichts mit dem realen VR gemein. Durch die Lobby und das Turnier wird der Fokus zwar auf Multiplayer gesetzt, dennoch wird durch diesen Modus der Einzelspieler ermöglicht. Dort führt ihr Missionen aus, die aber leider keinen durchgängigen Storyfluss besitzen. Oft geht es ums Training mit Charakteren oder dem Befreien von Kollegen aus den Fängen des Bösen. Die einzelnen Aufträge sind somit nicht voneinander abhängig. In jedem geht es um ein anderes Ziel. Mal müsst ihr eure Freunde suchen, mal ein paar Fieslinge von Akatzuki besiegen oder Informationen über gewisse Machenschaften sammeln, die leider nach Abschluss der Mission gar keinen Wert mehr für darauffolgende Missionen haben. Gameplay technisch geht es meistens aber darum Dinge einzusammeln, Tore zu schützen, Freunde zu eskortieren oder feindliche Ninjas zu besiegen. Zwischensequenzen sind zwar vorhanden, aber sehr rar gesät. Spektakuläre Kampfszenen sollten aber nicht erwartet werden. Die meiste Zeit wird nur gesprochen oder ein Boss präsentiert. Bossfights übt man gegen vertraute Geister oder Bijuus wie zum Beispiel Gamakichi oder den Kyuubi aus. Spannende Kämpfe mit Quicktime Events alla Ultimate Ninja Storm 3 oder 4 sollte man hier demnach nicht erwarten. Die Missionen sind in unterschiedliche Schweregrade von D (leicht) bis S (sehr schwer) unterteilt und haben daher einen unterschiedlich hohen Anspruch. Nach und nach schaltet man neue Missionen frei, die euch durch andere Ninjas aus dem Dorf aufgetragen werden. Ist man mit den von NPCs erhaltenen Aufträgen durch, rollen die Credits über den Bildschirm. Danach hat man Zugriff auf die restlichen Missionen im Spiel. Leider erfahren Spieler an dieser Stelle keine Neuerungen mehr. Die restlichen Aufträge sind nur Wiederholungen bereits bekannter Missionen mit einem höheren Schwierigkeitsgrad. Die Motivation diese nochmal zu bestreiten ist somit relativ gering. Wer möchte kann sich aber Hilfe von anderen Spielern beschaffen oder Missionen anderer Spieler beitreten. Eine Komponente für Freunde des PVE Koop ist somit ebenfalls implementiert worden.
Allgemein dient der Einzelspielermodus demnach eher als nettes Side Gimmick, während sich das Spiel hauptsächlich auf die Multiplayer Gefechte mit echten Spielern fokussiert. Der Single Player Modus kommt daher leider etwas zu kurz. Sich ständig wiederholende Missionen werden schnell langweilig und verderben den Spielspaß am Einzelspieler. Auch den Bosskämpfen mangelt es an Innovation, da diese immer gleich aufgebaut sind. Lediglich die Schriftrollen motivieren, sich weiter durch die Missionen zu kämpfen, denn damit erhält man allerlei schöne Sachen, mit denen man seinen Charakter gestalten kann.
Kampfsystem und Klasseneffektivität
Der Charakter selbst verfügt über ein paar wenige Kombos, die man mithilfe der Viereck- oder Dreieck Taste ausführt. Das sind zwar auf den ersten Blick nicht viele, allerdings wirken sich diese immer anders aus, wenn man seinen Kämpfer mit unterschiedlichen Werkzeugen ausrüstet. Jedes Kampfwerkzeug hat ein anderes Moveset und ist durch verdientes Spielegeld im Markt käuflich. Das anfangs erwähnte System der Charaktergestaltung wirkt sich demnach nicht nur auf das Aussehen, sondern auch auf das Gameplay aus.
Ein bisschen mehr Wumms bringen die Spezialattacken ins Spiel, die über die Schultertasten aktiviert werden. Nachdem die Leiste für die ultimative Fähigkeit aufgeladen ist, kann man sogar einen großen Spezialangriff starten, der nicht nur schön aussieht, sondern auch sehr effektiv ist. Leider orientiert sich das Spiel bei den Spezialattacken ebenfalls an die Jutsus aus bekannten Charakteren der Serie.
Im Spiel werden euch die Spezialangriffe von einem Lehrer beigebracht, der euch bei den Missionen aus dem Singleplayer zur Seite steht. Während den Kämpfen sammelt ihr Erfahrung, der die Stufe eures Lehrers erhöht. Bei jedem Lvl Up des Lehrers habt ihr Zugriff auf seine Spezialattacken oder Kleidung, womit ihr euren Charakter weiter ausbauen könnt und die Attacken nach euren speziellen Wünschen verwenden könnt.
Ein wenig Strategie wird durch ein Klassensystem in den Brawler gebracht. Insgesamt stehen euch vier unterschiedliche Klassen zur Verfügung: Offensiv, Defensiv, Fernkampf und Heiler. Jede Klasse verfügt über unterschiedliche Eigenschaften. Offensive Charaktere sind sehr schnell und nutzen Angriffe, die viel Schaden austeilen. Fernkämpfer greifen aus der Ferne mit beispielsweise Feuerattacken oder Kunais an. Defensive Kämpfer dienen zum Schutz der eigenen Basis und können zum Beispiel Wandsäulen erschaffen oder Rauchbomben werfen, während Heiler sich auf den Support des eigenen Teams konzentrieren. Das System wird schnell klar und man lernt schnell, welche Klasse man für welche Situation verwenden sollte. In einer Singleplayer Mission ging es beispielsweise darum, ein Tor vor diversen Feindwellen zu schützen. Der defensive Typ konnte mir hier wesentlich besser weiterhelfen, da ich die Angreifer durch seine Wandsäule vom Tor fernhalten konnte.
Das Kampfsystem wirkt auf den ersten Blick recht schmal, ist im Endeffekt durch die vielen Waffen und unterschiedlichen Eigenschaften der Klassen sehr vielseitig. Gerade im Multiplayer trifft man auf eine große Varianz an unterschiedlichen Kämpfern.
Kämpfe gegen Ninjas aus aller Welt
Das Spiel glänzt definitiv in seiner Multiplayer Komponente. In verschiedenen Modi wie Capture the Flag, Team Deathmatch oder Basen einnehmen gilt es zu triumphieren. Dazu tritt man in 4er Teams gegen andere Spieler an. Hier macht sich die Zeit aus dem Einzelspieler durchaus bezahlt, da man durch diverse erlangte Spezialattacken anderen Spielern im Vorteil ist.
Die Wahl der Klasse ist für den Erfolg des eigenen Teams ebenfalls sehr wichtig. Heilen unterstützen das Team durch ihre Heilfähigkeiten und defensive Kämpfer kümmern sich um die Verteidigung eroberter Punkte. In einem Team Deathmatch sind natürlich offensive Kämpfer gut aufgehoben.
Interessant ist auch, wie sich die Ausweichmechanik im Multiplayer auswirkt. Mit einer Schultertaste habt ihr die Möglichkeit einem Gegner durch eine Art Teleport auszuweichen, wenn dieser gerade auf euch einprügelt. Habt ihr aber ein relativ hohes Level eures Lehrers, könnt ihr euch nicht nur wegteleportieren, sondern erzeugt je nach Lehrer beispielsweise ein Abbild von euch, auf das andere Spieler weiterhin eindreschen, während ihr euch gemütlich von hinten anschleichen könnt. Im Singleplayer wurde nicht sonderlich auf diese Technik reagiert. Im Multiplayer aber eröffnet es euch neue Strategien.
Alles in einem machen Multiplayer Matches durchaus Spaß und bieten mehr Vielfalt als der relativ eintönige Singleplayer. Wer möchte kann seinen Rang durch kompetitive Matches erhöhen. Alle anderen können sich aber auch die Zeit in Schnellspielen ohne Einfluss auf den Rang vertreiben.
Technikreview
Naruto to Boruto: Shinobi Striker läuft die meiste Zeit flüssig. Lediglich eine Lobby mit einer hohen Anzahl von Spielern führt kontinuierlich zu starken Framedrops. Die Grafik an sich kann man nicht mit der Ultimate Ninja Storm Reihe vergleichen, da diese ihren eigenen schönen Stil besitzt.
Zur Lokalisierung lässt sich sagen, dass ihr zwischen japanischer und englischer Sprache frei wählen könnt. Die Texte des Spiels sind komplett in Deutsch verfasst.
Bugs sind auch in diesem Spiel vorhanden. Manchmal verbleiben besiegte NPCs in der Luft und manchmal verschmilzt ihr mit eurem Gegner. Das sieht lustig aus, wirkt sich aber keineswegs negativ auf den Spielfluss aus und ist auch nur selten im meinem Spielverlauf aufgetreten.
Was mich jedoch mehr gestört hat, ist die Kamera und das Anvisieren der Gegner in Gefechten. Wenn viele Feinde in eurer Nähe sind, geht durch die verwackelte Kamera oft die Übersicht verloren. Das Anvisieren der Feinde funktioniert auch nur, wenn ihr die Kamera auf diese richtet. Falls ihr jedoch vom Gegner getroffen werdet, ist dieser automatisch nicht mehr anvisiert, was sich ebenfalls negativ auf die Übersicht auswirkt.