Nioh im Test

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Releasetermin: 08.02.2017

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure, RPG
Entwickler: Team Ninja
Herausgeber: Sony Interactive Entertainment

 

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Es wird schwer sein, in diesem Review keine Parallelen zu der Souls-Reihe zu ziehen. Deshalb gleich vorweg: Das Hack’n’Slay Ni-Oh verspricht, mit interessanten Schauplatz und fordernden Kämpfen seine Spieler in den Bann zu ziehen. Das Konzept um schwierige Gefechte mit maximalem Erfolgserlebnis hat Dark bzw. Demon’s Souls zwar nicht erfunden, aber populär gemacht. Da ist es nicht verwunderlich, dass viele Entwickler eine ähnliche Kerbe einschlagen und es auf die Fans der immer beliebteren Reihe absehen. So auch geschehen im Falle von Ni-Oh. Nach etlichen Jahren in der Entwicklungshölle ist das Spiel beim Studio von Ninja Theory gelandet. Der Entwickler gibt offen zu, dass man sich bei so einigen Aspekten am Vorbild orientiert hat. Doch bringt Ni-Oh auch eigene Elemente mit ein. Geht die Mischung letzten Endes auf oder bekommen wir hier eine unverschämte und schlechte Kopie serviert?

Japanische Mythologie knallhart dargestellt

Nioh begleitet Protagonist William auf einer verrückten Reise durchs feudale Japan. Dämonen durchstreifen das Land, das vor Korruption nur so trieft. Mythologische Wesen treten auf und bescheren uns eine Handlung, die mich über weite Strecken im Dunkeln gelassen hat. Die Story liefert einerseits viele konfuse Details und spielt andererseits mit dem Aspekt, dem Spieler so einige Geheimnis vorzuenthalten. Dadurch wird die Spannung aufrecht erhalten, gleichzeitig war ich phasenweise von der undurchsichtigen Handlung genervt. Im Verlauf der Handlung verliert sich die Geschichte ein wenig und punktet daher nicht auf voller Linie. Mit seichten Erklärungen weiß das Spiel zwar zu unterhalten, doch wird auch ersichtlich, dass Nioh seinen Fokus voll und ganz auf seine Action legt und die mit stylischen Zwischensequenzen inszenierte Handlung in den Hintergrund tritt.

Flinkes, vielseitiges Kampfgeschehen

Bei solch hoher Gewichtung des Spielgeschehens ist ein tolles Kampfsystem natürlich das A und O in einem Hack’n’Slay. Nioh steuert sich extrem präzise und geschmeidig. Trotz der rasanten Action hatte ich stets das Gefühl, volle Kontrolle über Hauptcharakter William zu haben. Flinke Manöver gestalten die Kämpfe aggressiv, ein vielfältiges Kombo-System sorgt für befriedigende Gefechte. Neben den klassischen Elementen eines Nahkampfsystems bietet Nioh auch die gewöhnlichen Möglichkeiten zur Ausweichsrolle, zum Blocken oder zum Parry, der genaues Timing erfordert, aber den direkten Gegenangriff umso wuchtiger ausfallen lässt. Dabei leeren alle Manöver die “Ki“-Leiste, die hier quasi als Ausdauer-Element fungiert. Sowohl Schläge als auch Blocks und Ausweichaktionen verbrauchen Ki.

Ist die Leiste leer und werden wir in diesem Zustand von einem gegnerischen Schlag erwischt, können wir uns kurz nicht bewegen. Es gilt also stets, ein Auge auf den derzeitigen Ki-Stand zu haben. Denn allen voran die temporäre Bewegungslosigkeit ist im Kampf gegen die starken Dämonen fatal. Zum Glück des Spielers obliegen auch die Feinde der Ki-Kraft und sind an die selben Limitationen gebunden. Mit dem „Ki-Impuls“ hat das Spiel zudem eine Mechanik implementiert, die uns mit Geschick die Ausdauer im Nu wieder auflädt. Weiterhin bietet Nioh verschiedene Haltungen, welche die verfügbaren Manöver variieren und beispielsweise unsere Reichweite verändern. Und auch die Nutzung verschiedener Items ist jederzeit im Gefecht möglich – besonders die “Medizin” gehört zur Grundausrüstung von William. Das alles resultiert in einem vielseitigen Kampfsystem, das einerseits recht flott ausfällt, aber auch jede Menge taktischer Feinheiten inne hat. Wer mit Button-Mashing arbeitet, wird nur in den seltensten Momenten Erfolg haben.

Nur etwas für Masochisten?

Nioh ist einfach bockschwer. Nicht nur die verheerenden Bosse, sondern auch vermeintlich leichte Gegner haben es faustdick hinter den Ohren. Natürlich ist Dark bzw. Demon’s Souls nicht alleiniger Vorreiter der kniffligen Spielart und so hat sich Team Ninja wahrscheinlich auch an der eigenen Ninja Gaiden-Reihe orientiert, die ebenfalls wahnsinnig schwer ist. Macht Nioh also nur Masochisten Spaß? Hier trifft der selbe Leitsatz zu, der mir eines Tages die Souls-Serie so schmackhaft machte: Kaum ein Tod ist wirklich unfair. Vielmehr wusste ich beim Spielen nur allzu oft, dass ich selbst am virtuellen Tod schuld war. Es hilft stets, sich möglichst immer nur einen Feind vor die Brust zu nehmen. Denn gehen mehrere Feinde auf uns los, sieht es düster um William aus.

Zudem lehrt der Titel, das Angriffschema der Feinde aufmerksam zu inspizieren, einzuprägen und auszunutzen. Denn erfordert Nioh einen Lernfortschritt, den jeder Spieler haben wird, der sich dem herausfordernden Abenteuer stellt. Ja, Nioh ist knallhart und so war auch ich ab und zu kurz davor, bei dem einen oder anderen Boss den Controller aus dem Fenster zu schmeißen. Doch sind es all diese Momente, die manchmal gefährlich nahe dem hasserfüllten Frust kommen, im Endeffekt wert, wenn wir die mythologischen Bestien dann doch in einem unerbittlichen Kampf erledigen. Es ist wahrlich eine Hassliebe, doch gelingt Nioh die Umsetzung der schweren, aber im Grunde genommen stets fairen Gefechte sehr gut.

Looten und Leveln

Das ist auch den gelungenen Aufrüstungsmechaniken zu verdanken, durch die Spieler nach und nach zum immer stärkeren Kämpfer werden. In verschiedenen Skillbäumen können wir die unterschiedlichsten Upgrades freischalten, welche die vielfältigen Elemente des Kampfsystem verstärken. Da immer widerspenstigere Monster auftauchen, ist die Aufstufung auch bitter nötig. Dabei setzt Nioh auf “Amrita”, das mit den Seelen in Dark Souls zu vergleichen sind. Niedergestreckte Feinde lassen Amrita zurück, das uns aber erst final gewährt wird, wenn wir das Amrita an einem Schrein absichern und zur Aufstufung von einer Reihe an Basiswerten ausgeben. Sterben wir zuvor, haben wir die Möglichkeit, am Ort des Todes das Amrita wiederherzustellen. Misslingt dieser Versuch, sind die erspielten Amrita weg – eine fiese Bestrafung. Und einmal mehr eine starke Parallele zur Souls-Reihe, doch haben die From Software-Spiele das Konzept um abzusichernde Erfahrungspunkte nicht erfunden.

Weiterhin setzt Nioh auf ein ausgeprägtes Loot-System. Besiegte Feinde und aufgefundene Schatztruhen belohnen den Spieler des öfteren mit wirklich hilfreichen Funden. Das Loot ist weitestgehend zufallsbasiert und liefert Gegenstände in unterschiedlicher Seltenheit, signalisiert durch die Farbe des Fundes. Vielleicht hatte ich in meinem Durchgang schlicht großes Glück, doch hat mir gut gefallen, wie ich nach und nach immer stärkeres Equipment erhalten habe. Zusätzlich steht ein Schmied bereit, der erlangte Ausrüstung umformen und auch ganz neue Rüstungsteile durch gefundene Materialien herstellen kann. Alternativ werden nicht benötigte Gegenstände in ihre Einzelteile zerlegt und stehen anschließend als Ressourcen bereit. Hier nehmen Spieler ihr Glück selbst in die Hand und können sich nach Belieben eine Lieblingswaffe zusammenstellen – vorausgesetzt die benötigten Materialien stehen bereit.

Großer Umfang, jede Menge zu bewältigen

Die Geschichte wird mit Hilfe einer Reihe von Hauptmissionen erzählt, die uns durch mehrere Arealen in sechs verschiedenen Regionen führen und mit raffinierten Abzweigungen überzeugen. Auch sorgen Fallen in der Umgebung für Überraschungen und halten die Anspannung beim Spielen hoch. Die Aufgaben zielen zumeist darauf ab, unterschiedliche Feinde niederzumetzeln. Doch hat mich überrascht, wie umfangreich Nioh ist. Durch die kniffligen Aufgaben und allen voran die knackig schweren Bosse war ich letzten Endes über 40 Stunden mit den hauptsächlichen Aufgaben beschäftigt. Doch bietet der Titel auch Nebenmissionen, die mit zusätzlichen Belohnungsgegenständen, jeder Menge Amrita und digitalem Gold zu locken wissen.

Da die Nebentätigkeiten oftmals recht kurz ausfallen – nicht aber minder schwer sind – habe ich zumeist Spaß mit den weiteren Aufgaben gehabt. Dazu gesellen sich die Zwielichtmissionen, die bereits erlebten Inhalt in einem noch kniffligerem Gewand präsentieren. Fans von Sammelaufgaben können Ausschau nach Baumgeistern halten. Ganz nach dem Vorbild vom japanischen Volksglauben gilt es, so genannte Kodamas zu finden, die den Spieler mit verschiedenen Segen und Elixieren ausstatten. Abgerundet wird der fantastische Umfang mit der beliebten Möglichkeit des New Game+, das hier durch die “Way of the Strong”-Schwierigkeitsstufe inszeniert wird. Spieler können nach Abschluss der Story die Haupt- und Nebenmissionen in diesem noch härteren Schwierigkeitsgrad erleben und den aktuellen Fortschritt und sämtliche Ausrüstung benutzen.

Online-Geschnetzel mit Schwächen

Wie von der Konkurrenz gewohnt, hat Nioh auch einige Online-Elemente implementiert. So können wir Fremde oder Freunde beschwören, um Hilfe in besonders aussichtslosen Kämpfen zu erhalten. Auch lohnt es sich, seine Hilfe anzubieten: Spieler erhalten einmal mehr eine motivierende Belohnung. Schade nur, dass wir nur bereits erlebte Missionen im Online-Koop spielen können. Um eine Aufgabe gemeinsam anzugehen, müssen beide Spieler diese bereits im Voraus alleine erledigt haben. Es ist also nicht möglich, Nioh von Anfang bis Ende im Koop zu genießen. Das ist meiner Meinung nach verschwendetes Potential, denn stünde der Umsetzung in technischer Hinsicht scheinbar nichts im Wege.

Wir können jederzeit Hilfe an einem Schrein beschwören und anschließend eine bereits absolvierte Mission mit dem Begleiter starten. Alternativ können Spieler in der Missionswahl direkt einen Mitspieler beschwören. Die Aufgaben machen mit Teamplay großen Spaß, weshalb ich im Online-Koop die ein oder andere Mission sehr gerne wiederholt habe. Dennoch bin ich enttäuscht von der Design-Entscheidung, nur abgeschlossene Missionen online wiederholen zu können. Der Koop-Modus präsentiert sich daher etwas unausgegoren, anstatt ein vollwertiges Teamplay-Equivalent des regulären Abenteuers zu sein.

Geschmeid flüssig, aber nicht sonderlich hübsch

Auch wenn Nioh verdammt viel Spaß macht, ist es leider nicht immer eine Augenweide. Das Spiel bietet hin und wieder wirklich schöne Ansichten durch seine kreative Inszenierung von Japan. Doch fallen eher die matschigen Texturen und uninspirierten Levelgestaltungen auf. Selbst auf der PS4 Pro im “Video”-Grafik-Modus hat mich das Geschehen keineswegs vom Hocker gehauen. Allen voran hat mich die triste Farbgebung gestört, an der ich mich in wenigen Stunden satt gesehen habe.

In diesem Modus wirkte das Gezeigte in von mir gespielter 1080p-Auflösung schärfer, reicht aber lange nicht an die grafische Vielfalt und die Liebe fürs Detail anderer Spiele heran. Allerdings muss ich die Entwickler von Team Ninja dafür loben, dass ein Framerate-Modus ebenfalls ausgewählt werden kann. In diesem “Actionmodus” spielt sich das Spiel in butterweichen 60 FPS, ohne dass die Optik deutlich darunter leidet. Unterm Strich hat mich die Grafik keinesfalls umgehauen, doch lassen sich einige Boss-Designs und Effekte im Kampf durchaus sehen.

Die Sound-Umsetzung gibt ebenfalls eine gute Figur ab. Der Soundtrack passt gut zum Setting, auch wenn sich die musikalischen Klänge für meinen Geschmack fast schon zu sehr zurückhalten und hätten präsenter sein können. Die englischen und japanischen Sprecher klingen durch die Bank weg solide, dazu gibt es deutsche Texte. Auch die Soundeffekte im Kampf hören sich überzeugend an: Das Klirren der Schwerter klingt ebenso stimmig wie die schrillen Schreie mancher Feinde.

Fazit

Mich hat Nioh wie eine äußerst gelungene Mischung aus der Dark Souls-Reihe und der Ninja Gaiden-Serie erinnert. Viele Elemente wirken an die Spiele von From Software angelehnt, während die Ästhetik, das Setting und das flinke Geschehen Parallelen zur früheren Reihe von Team Ninja hat. Ob man solch einen “Klon” nun gutheißt, ist eine Sache – dass Nioh sein Vorhaben schlicht hervorragend löst, ist aber auch nicht zu vernachlässigen. Wer herausfordernde Spiele mag und Fan von Action-RPGs ist, wird nicht zuletzt dank der vielfältigen Ausrüstungsmöglichkeiten viel Spaß mit Nioh haben.

Das umfangreiche Abenteuer wird keine Preise für seine Innovation gewinnen, doch muss heutzutage auch nicht jedes Spiel das Rad neu erfinden. Von kleinen Schwächen wie dem limitierten Online-Koop-Geschehen abgesehen, bietet Nioh ganz großes Kino für Spieler, die nach einem richtig harten Brocken suchen, der potentiell jede Menge befriedigender Erfolgserlebnisse parat hält.

Positiv-Icon Bockschwer, aber mit zahlreichen, belohnenden Errungenschaftsgefühlen

Positiv-Icon Vielfätiges Kampfsystem mit spaßigen Nuancen

Positiv-Icon Gelunges Loot-System, dazu viele Personalisierungsmöglichkeiten

Positiv-Icon Fortschrittsystem um Skills in verschiedenen Kategorien überzeugt

Positiv-Icon Nettes Setting, tolle Story-Ansätze

Positiv-Icon Fantastischer Umfang: Viele Haupt-, etliche Nebenmissionen und Sammelobjekte

Positiv-Icon Betonung auf Grafik oder Framerate lässt sich umstellen

Negativ-Icon Die Handlung verliert sich im Laufe des Abenteuers

Negativ-Icon Grafisch mit schwachen Momenten

Negativ-Icon Limitierter Online-Koop lässt Potential liegen

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)