Persona 3 Reload im Test: Tolles JRPG – besonders auf dem Steam Deck!

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Releasedatum: 02.02.2024

Medientyp: Blu-ray, Download
Genre: Japanisches Rollenspiel
Entwickler: Atlus, P Studio
Herausgeber: SEGA Europe

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Nach dem Welterfolg von Persona 5 war es nur eine Frage der Zeit, bis wir weitere Spin-Offs, Fortsetzungen und Neuauflagen der Persona-Reihe von ATLUS sehen würden. Persona 3 Reload ist eins dieser Spiele, das sich an neugewonnene Persona-Fans richtet und als Remake von Persona 3 die Möglichkeit bietet, den dritten Teil der Reihe in moderner Grafik und mit vielen Quality of Life- und Gameplay-Verbesserungen zu erleben. Ist das Remake gelungen? Richtet sich Persona 3 Reload hauptsächlich an Neulinge oder kommen auch Kenner der PS2- und PSP-Versionen von Persona 3 auf ihre Kosten?

Das Geheimnis der Dark Hour

Früh lernen Spieler Tartarus kennen – einen mysteriösen, riesigen Turm, der in der Nacht zur „Dark Hour“ erscheint und Schattenwesen beheimatet. Der Protagonist und seine Mitschüler nehmen sich vor, das Geheimnis von Tartarus zu lüften und die vielen Stockwerke zu erkunden. Was ist die Dark Hour? Warum ist der Tartarus aufgetaucht? Wie viele Stockwerke umfasst das übernatürliche Gebilde? Warum gelangen regelmäßig Menschen in den Tartarus? Was hat es mit den besonders starken Wesen auf sich, die außerhalb des Tartarus erscheinen und in der echten Welt für Chaos sorgen? Wer ist der kleine Junge, der immer wieder aus dem Nichts auftaucht und zu wissen scheint, was es mit dem Tartarus auf sich hat? Diese und weitere Fragen gilt es, in den rund 60 bis 80 Stunden, die euch die Hauptstory abverlangt, herauszufinden.



Beziehungen zu Nebenfiguren als „Social Links“

Tagsüber geht es meistens aber gar nicht um die übergreifende Geschichte. Es steht der Schulalltag an, zudem verbringen Spielende Zeit mit den vielen Nebencharakteren. Persona 3 führte ursprünglich das Social Link-Feature ein, das mit Persona 4 und 5 immer populärer wurde. Auch in Persona 3 Reload ist es wesentlicher Bestandteil des Spielgeschehens. Der Titel folgt einem Kalender und stellt den Spielenden weitestgehend frei, wie sie ihre Zeit verbringen. Es gibt Aktivitäten wie Arbeiten im Café, Spielen in der Arcadehalle oder Singen in der Karaokebar, die dem Protagonisten Stat-Erhöhungen in den Kategorien Wissen, Mut und Charme bescheren können.

Darüber hinaus sind die zwischenmenschlichen Beziehungen zu Schulkameraden, neuen Bekanntschaften aus dem Buchclub oder dem Kinderspielplatz von großer Relevanz. Verbringen wir Zeit mit den verschiedenen Figuren, erfahren wir zumeist interessante Geschichten, denn die Charaktere öffnen sich zunehmend dem Protagonisten. Die Nebenfiguren sind fast durch die Bank weg charmant geschrieben, sodass ich mit nur wenigen Ausnahmen gerne den Nebenhandlungen gelauscht habe. Im Social Link-System führen vermehrte Treffen dazu, dass die Beziehungen zu den Figuren im Rang aufsteigen. Sogenannte Link-Episoden sind in Persona 3 Reload nun neu mit von der Partie. Dabei handelt es sich um weitere Aktivitäten mit den Nebenfiguren, z. B. das gemeinsame Kochen oder Horror-Film-Schauen. Vorteil diese Link-Episoden ist, dass diese auch mit einigen Figuren stattfinden, mit denen wir nicht im Rahmen des Social Link-Systems interagieren.

Rundenbasierte Kämpfe im Tartarus-Turm und Neuerungen des Remakes

In der Nacht können Spieler sich dazu entscheiden, den Tartarus-Dungeon zu besuchen. An bestimmten Momenten im Spiel ist der Besuch von Tartarus zudem verpflichtend, um die Story voranzutreiben. Im Kern ist das Kampfgeschehen im Tartarus gleich geblieben. Spielende können einen Nahkampf mit der ausgestatteten Waffe des Charakters ausführen, verschiedene Manöver mit den “Personas” der Figuren wählen oder Items verwenden. Doch das Spiel hat aber einige sinnvolle Änderungen am Gameplay im Gepäck. Wir haben in den rundenbasierten Kämpfen nun die Möglichkeit, alle Charaktere in der Party zu befehligen. Im Original konnten lediglich die Manöver für den Protagonisten gewählt werden. Partymitglieder entschieden basierend auf eingestellten Strategien selbst ihre Spielzüge. Nun haben Spieler die Kontrolle über alle Figuren und können so das Vorgehen in den Kämpfen nach eigenem Belieben gestalten.

Die Benutzeroberfläche in den Gefechten ist überarbeitet: modernisiert und vereinfacht. Die gelegentlich nach dem Kampf vergebenen Shuffle-Karten sind in Persona 3: Reload nun offen dargestellt. Spieler können nun über den gewünschten Bonus entscheiden, ohne sich auf den Zufall verlassen zu müssen. Per Shuffle-Karten lassen sich neue Personas, temporäre Statboosts sowie höhere Erfahrungspunkte und Geldbelohnungen verdienen.

Das Baton Pass-Feature aus Persona 5 wurde ferner in ähnlicher Form unter dem Begriff “Tauschen” in das Remake integriert. Wird die Schwäche eines Gegners mit dem richtigen Angriff ausgenutzt, verliert dieser die Balance und gewährt dem Spieler einen erneuten Spielzug. Per Tausch können wir nun die Ausführung des Zusatzangriffs an ein anderes Partymitglied abgeben. Auf diese Weise können wir durch strategische Ausnutzung des Schere-Stein-Papier-Prinzips der Persona-Angriffe alle Gegner auf dem Feld in einen geschwächten Zustand versetzen. Das macht wiederum die hübsch inszenierten “Großangriffe” möglich, welche fester Bestandteil der Serie sind.

Als weitere Neuheit wurden “Theurgie”-Manöver eingeführt. Spielende laden mit jedem Charakter in der Party die Theurgie-Leiste auf, die besonders hilfreiche Fähigkeiten möglich macht. Die Art und Weise, wie die Leiste gefüllt wird, unterscheidet sich von Figur zu Figur. Manch ein Charaktere hat die Theurgie-Leiste schneller voll, wenn Gegnern Statuseffekte hinzugefügt werden, andere Charakter füllen die Leiste durch häufiges Heilen schneller auf. Viele Theurgie-Kräfte richten einen verheerenden Schaden an, der sämtliche Widerstände ignoriert. Es gibt jedoch auch Theurgie-Manöver, die für temporäre Statboosts sorgen und andere passive Boni erwirken. Der Hauptcharakter kann mit dem Erlangen neuer Personas auch neue Theurgie-Kräfte erhalten. Das Theurgie-System ist eine nette Ergänzung, die dem Kampfsystem eine weitere taktische Note gibt. Allzu oft habe ich diese Fähigkeiten allerdings nicht eingesetzt.



Gelegentlich monotones Spielgeschehen, das phasenweise keine Herausforderung bietet

Das liegt mitunter daran, dass Persona 3 Reload auch ohne stetiges Levelgrinding relativ leicht ist, zumindest auf dem normalen Standard-Schwierigkeitsgrad. Der ein oder andere (Mini-)Boss mag dann doch einmal etwas knackiger sein. Unerwartet plötzliche Schwierigkeitsanstiege sind aber selten. Darüber hinaus sind die Checkpoints sehr fair gestaltet. Nach einer Niederlage kann der soeben verlorene Kampf auf der Stelle wiederholt werden. Wer sich an der eher geringen Herausforderung stört, hat jederzeit im Menü die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad anzuheben. Mich hat es allerdings gar nicht gestört, dass Persona 3 Reload auf “Normal” ein weitestgehend leichtes Abenteuer ist. Die tollen Animationen im Kampf und das regelmäßige Freischalten neuer Personas und Fähigkeiten haben mich über die gesamte Spielzeit dennoch gut unterhalten.

Etwas mehr hat mich gestört, dass der Tartarus-Dungeon etwas monoton gestaltet ist. Im Gegensatz zu den Dungeons in Persona 5 Royal, die sehr individuell und vielschichtig gestaltet sind, fallen die Dungeons in Persona 3 Reload deutlich simpler aus. Zwar führt die Story dazu, dass der Tartarus in regelmäßigen Abständen in einem optisch neuen Gewand erstrahlt. Das Leveldesign ist jedoch trotzdem weitestgehend sehr einfach gestrickt, was nach Hunderten von Etagen im Tartarus in einem repetitiven Spielgefühl enden kann. Das Spiel bringt verschiedene Anomalien in Tartarus ein, durch die z. B. bei Betreten einer Etage die Party auf das gesamte Level verteilt wird oder die Etage in völlige Dunkelheit gehüllt ist. Diese Variationen bringen etwas Abwechslung in den Tartarus-Dungeon, können aber nicht abwenden, dass die Monotonie von Tartarus meine größte Schwäche im Spiel darstellt.

Sammeln und Fusionieren von Personas

Als JRPG lautet in Persona 3 Reload ein unbeschriebenes Ziel, sich kontinuierlich zu verbessern. In den Dungeons warten Schätze, die wertvolle neue Ausrüstung bereithalten können. Auch der Shop, der tagsüber besucht werden kann, hat neue Waffen und Ausrüstungsteile im Austausch mit virtuellem Geld im Angebot. Dieses Geld wird durch Abschließen von Aufgaben oder Besiegen von Schattenwesen erlangt. Am Ende von Kämpfen können per Shuffle-Karten weiterhin neue Personas verdient werden, die der Protagonist halten und im Kampf wechseln kann. Die Personas lassen sich fusionieren, um neue, mächtige Personas zu erschaffen. Jedes Persona ist zugehörig zu einer Arcana-Klasse, welche durch den Aufstieg der einzelnen Social Links erhöht werden kann. Ist ein Social Link Rang besonders hoch, wird ein durch Fusion erstelltes Persona, das der Arcana-Klasse dieses Social Links entspricht, bei der Fusion einen gehörigen Levelboost erhalten. Die RPG-Mechaniken haben mich motiviert, mich und mein Persona-Arsenal stetig zu verbessern.

Grafisch aufpoliert

Grafisch wurde das Spiel mithilfe der Unreal Engine 4 in das moderne Zeitalter geholt. Das macht sich insbesondere an der Beleuchtung, aber auch an zeitgemäßen Reflexionen sowie knackig scharfen Umgebungs- und Figurentexturen bemerkbar. Auch die 2D-Modelle der Figuren sind in den Konversationen sehr ansehnlich gestaltet. Ich finde, dass Persona 3 Reload grafisch nicht nur an Persona 5 herankommt, sondern den Titel stellenweise übertrifft. Und auch der „Style“ ist vergleichbar. Die Animationen im und nach dem Kampf sowie im Menü strotzen vor „Coolness“. Selbst nach hunderten Kämpfen hatte ich mich an den Animationen nicht satt gesehen.

Ich habe das Spiel auf einem leistungsstarken PC und dem Steam Deck erleben dürfen. Neben der Unterstützung für hohe Auflösungen bis 4K und hohen Bildraten bis 120 FPS fallen die Einstellungsmöglichkeiten auf dem PC eher mau aus. Reflexionen lassen sich ein- oder ausschalten, Schattendetails können von niedrig bis hoch reguliert werden. Darüber hinaus gibt es die Option, die Bildschirmauflösung in 25%-Schritten hoch- oder runterzuschrauben. Insbesondere mit maximalen Einstellungen und einem Auflösungsmultiplikator von 200% bei ohnehin schon scharfer 4K-Auflösung sieht Persona 3 Reload wirklich fantastisch aus.

Auch auf dem Steam Deck schön anzusehen

Auf dem Steam Deck nicht minder hübsch und mit guter Performance

Doch was ist mit weniger leistungsstarken Rechnern oder portablen PCs wie beispielsweise dem Steam Deck? Auch hier gibt Persona 3 Reload eine gute Figur ab, auch wenn einige Zwischenschritte von Nöten waren, um das Maximum auf dem Steam Deck herauszuholen. Zu Release war das Spiel von teils starken Framerateeinbrüchen in bestimmten Szenarien betroffen. Zwischenzeitlich kam ein Hotfix des Proton-Layers heraus, mit dem der Titel auf dem Linuxbasierten Betriebssystem des Steam Decks besser lauffähig gemacht wird. Dieser Fix merzt die Performanceprobleme aus und ermöglicht, zumindest bei Deaktivieren der Reflexionen, eine butterweiche Bildrate von 60 FPS zu erreichen.

Leider bietet das Spiel nativ keine Auflösung im 16:10 Format. Der Bildschirm des Steam Deck ist also nicht ganz ausgefüllt und oben und unten von dünnen schwarzen Balken umrahmt. Hier ist allerdings auf die Modding-Community Verlass, die mit dem “P3RFix” nicht nur auf dem Steam Deck die ungewöhnliche Auflösung ermöglicht, sondern auch Unterstützung für Ultrawide-Bildschirme liefert. Vereinzelte UI-Elemente sind durch die installierte Mod nicht völlig korrekt dargestellt. So ziert z. B. bei den Großangriffen eine feine blaue Linie den Bildschirm, was aber nur bei genauem Hinschauen auffällt, sodass es mir das Entfernen der schwarzen Balken wert ist. Seit dem Performance-Fix und dem optionalen Seitenverhältnis-Mod präsentiert sich Persona 3 Reload auf dem Steam Deck in einem fantastischen Gewand.

Und auch in Ultrawide sieht der Titel fantastisch aus. Beispiele gefällig? Anbei seht ihr einige Bilder des JRPGs im 32:9 Format.

Persona 3 Reload in UltrawidePersona 3 Reload in UltrawidePersona 3 Reload in Ultrawide

Persona 3 Reload im Test: Tolles JRPG – besonders auf dem Steam Deck!AXYO.

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