Releasetermin: 15.09.2016
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Sport/Simulation
Entwickler: PES Productions
Herausgeber: Konami
Fußballfans freuen sich, denn hat die neue Saison vor einigen Wochen begonnen! Wir haben nicht nur bereits sechs Spieltage in der Bundesliga erlebt, sondern auch spektakuläre Begegnungen in der Champions und Europa League Gruppenphase bewundern können. Und auch FIFA 17 und PES 17 sind mittlerweile auf dem Markt. Was wünscht sich der Fan des Sports noch mehr?
Während die EA-Serie Jahr für Jahr in Scharen verkauft wird, muss sich die Konami-Reihe jedes Mal aufs Neue beweisen. Auch in diesem Jahr habe ich das Spiel auf den Prüfstand gestellt – und berichte live vom Spielfeldrand.
Auf dem Rasen in Höchstform
Mit den letzten Umsetzungen hat Konami für so einige Verbesserungen gesorgt, die das Spielgeschehen von PES zum würdigen FIFA-Rivalen machten. Der Prozess nimmt mit dem diesjährigen Ableger seinen Lauf und so gibt es viele feine Veränderungen im Gameplay, die zu einem besseren Gesamtbild führen sollen.
Die große Stärke von PES 2017 ist das absolut gelungene Spielgefühl auf dem Rasen. Die Ballphysik fühlt sich besser an denn je. Die Fox Engine liefert in dieser Hinsicht ein tolles Resultat ab. Ballstafetten auf kurze Distanz fühlen sich geschmeidig an, während bei Schüssen und Flanken die Wucht hinter dem Tritt gut herüber gebracht wird. Die Flugkurve wirkt stets realistisch und so kommt es zu keinem Fall, in dem wir die Ballphysik für einen versiebten Schuss verantwortlich machen können. Auch die Kollisionsabfrage wird realistisch präsentiert und trägt dazu bei, dass PES 2017 in vielen Momenten lebensecht wirkt. Insbesondere bei Fouls zeigt sich, dass die Engine die Berechnung der Körperreaktionen gut beherrscht. Auch wenn die Fox Engine eigentlich für die Metal Gear Solid-Reihe angedacht war, profitiert die Fußball-Reihe von Konami mindestens genauso sehr von der technischen Ausarbeitung von Kojima Productions.
Während sich das Geschehen insgesamt besser anfühlt, sorgen einige Verbesserungen im Gameplay zudem dafür, dass PES spielerisch Fortschritte macht. So wurden die Torwarte überarbeitet, denn reagieren diese nun dynamischer auf sämtliche gefährliche Aktionen. Mit vielen neuen Animationen lassen sie nun kaum noch einfache Schüsse herein und sorgen regelmäßig für sehenswerte Paraden. Allen voran das Verhalten bei Eckstößen wurde verfeinert, so dass wir bei Ecken kein allzu leichtes Spiel mehr haben. Wird der Ball zu nah an den 5-Meter-Raum gebracht, fängt die Keeper-KI den Ball mit Leichtigkeit ab.
Schönes Dribbling!
Ebenso wurde das Dribbling-System weiterentwickelt. Die Kontrolle über Tricks mit dem Ball fühlt sich besser an als noch zuvor. PES verfügt über ein tiefgehendes Arsenal an Dribblings, die allerdings gar nicht so einfach abzuwickeln sind. Während Neulinge schnell einige simple Übersteiger schaffen, können Profis mit gehörig Übung entzückende Körpertäuschungen und umwerfende Manöver mit dem Ball am Fuß ausüben. Das System ist einerseits zugänglich, doch entfaltet es erst mit jeder Menge Übung sein wahres Potential.
Timing ist wichtig und weiterhin gilt es, die richtigen Tricks aneinander zu reihen, um einen Verteidiger nach dem anderen hinter sich zu lassen. Konami hat sogar für Schwalben gesorgt – wir können uns jederzeit fallen lassen, um einen nahestehenden Gegner ein Foul anzuhängen. Schwalben sind heutzutage leider lästiger Bestandteil des Fußballsports, doch sorgen sie in PES 2017 schlicht für spaßige Situationen. Es ist wahnsinnig befriedigend, ein Elfmeter aus dem Nichts zu holen – und dabei amüsant und theatralisch zu Boden zu gehen.
Lizenzschwäche? Datenimport-Abhilfe!
Schon immer eine Schwäche der Serie war die Absenz von etlichen Lizenzen. In diesem Jahr hat sich Konami prominente Vereine mit ins Boot geholt, die mit besonders realistischer Umsetzung vom Lizenzproblem ablenken sollen. Die Spieler von Liverpool und Barcelona gehören dementsprechend zu den realistischsten Darstellungen des Spiels. Auch Camp Nou und Anfield wurden realitätsnah umgesetzt – sogar die ikonische “You’ll Never Walk Alone”-Hymne ist an der Anfield Road zu hören. So toll diese beiden Vereine auch integriert sind – Lizenzen sind immer noch Mangelware in PES. So gibt es beispielsweise lediglich drei deutsche Vereine zu spielen: Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund und Schalke 04. Ebenso fehlen in der Premiere League und in der Primera Division etliche Vereine mit offizieller Lizenz. Allen voran im Vergleich zur FIFA-Konkurrenz ist das Aufgebot schlichtweg mager.
Glücklicherweise ist die Community in dieser Hinsicht sehr aktiv, denn macht Konami es schon seit Jahren möglich, Gesichtsdaten, Trikots und Vereinswappen zu importieren. Die Community sorgt stets dafür, die Lizenzen durch diese Importmöglichkeit nachzureichen. Es freut mich zu sehen, dass Konami den teils konfusen Prozess der Vorjahre vereinfacht hat und die Spieler so dazu ermutigt, die Funktion des Imports zu nutzen. Im Internet lassen sich diverse dieser benötigten “Option Files” finden, mit denen über einen USB-Stick beispielsweise sämtliche Bundesliga-Teams ins Spiel kommen. In Sachen Lizenzen hinkt PES also nach wie vor hinterher. Doch ist es schön zu sehen, dass Konami den Import von Community-Umsetzungen vereinfacht hat.
Solider Umfang ohne Höhepunkte
Der Umfang von PES 2017 lässt sich sehen. Die beliebten Turnier-Modi kehren zurück und so können wir die Europa League, die Champions League und auch die AFC Champions League, das asiatische Äquivalent, nacherleben. Individuelle Ligen und Turniere lassen sich ebenso erstellen. Die Meister-Liga stellt den klassischen Manager-Modus vor, in dem wir die Kontrolle über einen Trainer erlangen. Neben organisatorischen Umstellungen stehen hier allen voran Transfers und Formationsanpassungen auf den Plan, um eine beliebige Mannschaft des Aufgebots zum Erfolg zu führen.
“Werde zur Legende” ist eine weitere Spielvariante, mit der Solospieler viel Zeit verbringen können. Wir werden in die Schuhe eines jungen Durchstarters gesteckt, der sich beweisen und um jede Spielminute kämpfen muss. Wir können unsere eigene Figur erstellen oder einen vorgefertigten Spieler wählen. Anschließend entscheiden wir uns für eine Liga, wonach uns ein Team dieser Liga ein Vertragsangebot macht. Hier beginnt das Abenteuer, vom verspotteten Anfänger zur Weltelite zu werden. Die beiden Modi sind gut umgesetzt und wie erwähnt vor allem für Solospieler ein guter Zeitvertreib. Im Vergleich zur neuen FIFA-Story-Karriere und zum Karriere-Modus der Konkurrenz präsentiert sich das PES-Modi-Angebot allerdings etwas spärlich ausgearbeitet.
Ebenfalls für Offline-Spieler ausgelegt, aber auch mit optionaler Online-Komponente, ist der MyClub-Modus. Dieser präsentiert sich als Gegenstück zu FIFAs Ultimate Team und lässt uns Mannschaften mit zufälligen Zugängen zusammenstellen. Während wir die verschiedenen Divisionen durchlaufen, erhalten wir “GP” als Belohnung, mit denen wir Scouts beauftragen und direkt neue Spieler verpflichten können. Glück spielt ebenso wie das Talent zur harmonierenden Teamzusammenstellung eine Rolle. Trotz Microtransactions zum schnellerem Spielerkauf hatte ich wie schon im Vorjahr Spaß mit diesem Modus. Ich habe innerhalb meiner ersten Stunde mit MyClub bereits Manuel Neuer und Neymar erhalten, was sich als tolle Teambasis herausstellte. Mit so viel Glück macht der Modus wahrlich Spaß!
Während FIFA mit einem neuen Story-Modus daherkommt, hat PES keine neuen Modi zu bieten. Der Umfang gleicht dem des Vorgängers, doch wird Vieles geboten, was sich Fußball-Fans wünschen.
Neben Schnellspielen sind außerdem Online-Partien möglich. Wir können uns in einzelnen Spielen und auch Ligen sowie Turnieren gegen andere Spieler messen. Ich habe Online zwar nicht allzu viele Runden gespielt, doch liefen meine erlebten Spiele technisch stets einwandfrei ab. Ich hatte nicht mit Lag- oder Latency-Problemen zu kämpfen, was im Sportgenre stets eine wichtige Voraussetzung für spaßige Online-Partien ist. Vielmehr habe ich mich aber im Offline-Multiplayer ausgetobt. Denn wie immer bietet PES die Möglichkeit, vor einer Konsole mit und gegen Freunde zu spielen.
Gelungene Optik, Luft nach Oben bei Präsentation und Kommentatorenarbeit
Ich habe die Fox Engine schon angesprochen und muss sie im Zusammenhang mit der gelungenen Grafik noch einmal erwähnen. Die tollen Animationen und die beeindruckende Kollisionsabfrage präsentieren das Geschehen realistisch. Die Spieler bewegen und verhalten sich so, wie man es sich vorstellen würde. Es kommt nur in wenigen Situationen dazu, dass ein Spieler ein merkwürdiges, unrealistisches Manöver ausübt. Insgesamt ergibt sich ein authentischer Ablauf.
Auch die Spielergesichter sind ansehnlich gestaltet. Ich finde, dass allen voran auch Spieler abseits des Rampenlichts besser in Szene gesetzt wurden. Waren in der Vergangenheit die Topstars schon immer realistisch nachgestaltet, litten sämtliche andere Sportler unter Detailkargheit. In PES 2017 sehen die Spielergesichter insgesamt besser aus. Der Rasen kann ebenso überzeugen und auch die Beleuchtung trägt zum tollen Gesamtbild bei. Konami gibt sich Mühe, die Präsentation so aufwendig wie möglich zu gestalten. Die Kamerafahrten durchs Stadion, während die Spieler beispielsweise auf das Feld einlaufen, können allerdings noch nicht mit der Umsetzung in FIFA mithalten. Konami macht Fortschritte, doch haben die Entwickler in Sachen Präsentation noch Luft nach oben.
Das selbe gilt für das Kommentatorenteam. Das Duo bestehend aus Marco Hagemann und Hansi Küpper kehrt zurück, doch konnten mich die beiden nur selten überzeugen. Nicht selten passt der Kommentar nur bedingt zum Geschehen und auch so manche beiläufige Bemerkung ließ mich die Qualität der Kommentatoren in Frage stellen. Immerhin ist die Soundkulisse ansonsten gelungen. Gesangschöre der Fans tragen ebenso wie realistische Klänge bei Schüssen und Aluminiumtreffern zum Realismus bei.
Fazit
PES 2017 kann allen voran da punkten, wo es besonders wichtig ist – auf dem Rasen. Der Titel spielt sich fantastisch, zeichnet sich durch tolle Ballkontrolle und hervorragenden Spielaufbau aus. Der Fox Engine sei Dank, dass PES auf dem Spielfeld eine herausragende Figur abgibt! Die Torwarte verhalten sich dynamischer und dadurch realistischer, außerdem punktet das verfeinerte Dribbling-System. Der Modi-Umfang ist gelungen, doch hinkt PES hier seinem Konkurrenten von EA hinterher. Die “Meister-Liga”, “Werde zur Legende” und auch “MyClub” ziehen im Vergleich zu den FIFA-Äquivalenten schlichtweg den Kürzeren.
Es ist zwar schön zu sehen, dass Konami den Import von Community-Daten vereinfacht hat. Schaut man aber zur Konkurrenz, fallen die mauen Lizenzen besonders stark auf. Und auch in Sachen Präsentation und Kommentatorenduo hat PES Luft nach oben. Grafisch hingegen konnte man einen Fortschritt verbuchen und inszeniert die Spieler mit realistischen Spielergesichtern und flüssigen Animationen.
Insgesamt geht die Reihe in die richtige Richtung und hat insbesondere auf dem Rasen ein fantastisches Erlebnis zu bieten. Macht Konami so weiter, hat EA auch in den nächsten Jahren harte Konkurrenz!
Grandioses Spielgefühl auf dem Rasen
Verbesserungen im Torwart-Verhalten und in Dribblings Solider Umfang Gelungene Grafik mit tollen Spielergesichtern, Animationen und Beleuchtung |
Trotz Option Files fallen die fehlenden Lizenzen ins Gewicht
Deutsche Kommentatoren überzeugen nicht |
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