République im Test

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RépubliqueReleasetermin: 24.03.2016

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure, Stealth
Entwickler: Camouflaj
Herausgeber: NIS America

 

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Die Entstehungsgeschichte von République ist wahrlich interessant. Das Projekt von Entwickler Camouflaj zog auf Kickstarter große Aufmerksamkeit auf sich und erreichte sein Ziel von $500,000 erfolgreich. Zunächst als mobiler iOS-Titel geplant, folgten Umsetzungen für Android, aber auch für PC auf Windows und OS X. Im Episodenformat wurde das Stealth-Abenteuer schließlich nach und nach an Kickstarter-Unterstützer und Fans des Genres gebracht. Mit der Veröffentlichung der finalen fünften Folge stand nun auch nichts mehr einer PS4-Version im Weg, die mit allen Episoden ausgerüstet das gesamte Paket bietet. Doch kann die dystopische Geschichte seine Spieler auch wirklich in den Bann ziehen? Wir haben es herausgefunden.

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Hoffnung inmitten der Dystopie

République schmeißt uns ohne großartige Erklärung direkt ins Geschehen. Die Handlung beginnt damit, dass ein junges Mädchen namens Hope, auch 390-H genannt, uns per Handy kontaktiert. Sie ist sich zwar nicht sicher, wie wir sie gefunden haben und wer wir überhaupt sind, doch bleibt ihr nichts anderes übrig, als den Spieler um Hilfe zu bitten. Hope wird beschuldigt, „verbotene“ Bücher gelesen zu haben und so winkt ihr als angebliche Wiederholungstäterin die „Rekalibrierung“ von Verstand und Erinnerung. Nach und nach lernen wir mehr über die dystopische Welt kennen, die sich als interessanter Aspekt des Spiels präsentiert. Der totalitäre Staat wird uns in einer riesigen Anlage dargestellt, die als „Metamorphosis“ bekannt ist. Die „Prizrak“ vollführen Experimente an „Pre-Cals“, die als Menschen, geboren und erzogen in Metamorphosis, vorgestellt werden. Hope ist solch eine Pre-Cal, kann mit unserer Hilfe aber der Rekalibrierung entkommen. Durch die Perspektive von Sicherheitskameras helfen wir Hope nicht nur, aus ihrem Gefängnis auszubrechen, sondern leiten sie auch durch Metamorphosis auf der Suche nach einem Ausgang. Doch es dauert nicht lange, bevor die herrschenden Mächte von Hopes Flucht erfahren und sämtliche Wachen auf sie hetzen. Das Spiel hat dabei clevere Tricks auf Lager, um uns in die Spielwelt einzubinden. Auch wenn 390-H sicherlich die Protagonistin ist, werden Spieler nicht nur in ihre Rolle gesteckt, sondern vielmehr als ihr Wegweiser etabliert.

Schleich-Helfer durch Kameras

Durch die angespannte Flucht-Situation ist die Nutzung von Stealth-Elementen nur allzu logisch. Die Kameraaufnahmen zeigen uns Ansichten, die Hope nicht sehen kann und so warnen wir sie vor allerlei Gefahren, leiten sie an patrouillierenden Wachen vorbei. Entfernt erinnert das Geschehen an Metal Gear Solid, was aber keine Überraschung sein dürfte – hier waren unter anderem Entwickler am Werk, die in der Vergangenheit auch an der legendären Konami-Reihe gearbeitet haben. Doch auch eine weitere Parallele ist mir schnell aufgefallen. Durch die festen Kameraperspektiven fühlte ich mich an Resident Evil erinnert, das für seine kreative Nutzung der Perspektiven auch heute noch bekannt ist. Doch genau dieser elementare Aspekt im Spielgeschehen von République hat seine Schwächen: Wir können zwar manuell die Ansichten wechseln, doch schaltet das Spiel hin und wieder zu der Kamera, die es am sinnvollsten einschätzt. Blöd nur, dass das Spiel dabei gelegentlich die falsche Perspektive wählt und uns so sämtliche Übersicht über die Lage nimmt. Ich näherte mich beispielsweise einer Wache an, um einen Schraubenzieher zu entwenden. Vorsichtig ging ich zum Feind und wollte Hope das Manöver ausüben lassen, als das Spiel auf eine andere Perspektive wechselte. Panisch muss ich nun also wieder die Ansichten durchstöbern, um die richtige erneut zu finden – während Hope theoretisch jederzeit von der Wache entdeckt werden konnte. Diese Kamerawechsel können also unnötig frustrieren und verwirren mich selbst in sicheren Situationen. Bei einem Spiel, das quasi sein gesamtes Geschehen um diese Funktion konzipiert hat, sind die Probleme mit der Ansicht eine große Schwäche. Auf der anderen Seite strahlen die Wachen keinerlei Gefahr aus: Die KI der Gegner ist schlichtweg dumm. Sofern Hope nicht direkt im Sichtfeld einer Wache steht, wird kein Alarm ausgeschlagen. Selbst wenn die Protagonistin dabei keine 10 Zentimeter von einem Widersacher entfernt ist. Auch zugeschlagene Türen werden von Wachen nicht untersucht, die den Lärm theoretisch hätten hören müssen. Dies nimmt dem Spiel einiges an Spannung und schadet der Atmosphäre. Und es kommt noch schlimmer: Selbst wenn wir erwischt werden, wartet quasi keinerlei Bestrafung auf uns. Hope wird in eine Zelle gesteckt, die allerdings sehr nah zum Ort des Gefangennehmens ist. Aus dem unbewachten Raum können wir per simplem Knopfdruck entkommen. Zwar verlieren wir auf diese Weise einige „illegale“ Objekte wie Pfefferspray oder Taser, die wir hätten gebrauchen können. Doch da das Spiel in Folge der schlechten KI und fehlender Bestrafung kaum eine Herausforderung ausstrahlt, sind wir auch ohne diese Objekte bestens ausgerüstet.

Episodenformat: Vor- oder Nachteil?

Die episodische Struktur des Spiels, der Art der erstmaligen Veröffentlichung verschuldet, hat sowohl Stärken als auch Schwächen zum Resultat. Fangen wir mit den spaßigen Aspekten an. Der Titel bringt konsistent neue Elemente ein und baut auf den vorhandenen Mechaniken auf. Auch wenn das Spiel natürlich im Kern das selbe über alle fünf Episoden bleibt, bringen veränderte Mechaniken und neue Hacking-Fähigkeiten frischen Wind in die Angelegenheit. Selbst kleine Veränderungen wie die Einführung neuer Wachen wirken sich merkbar aus und sorgen für Abwechslung. Mit einer Spielzeit von knapp über zwei Stunden pro Folge ist das gesamte Abenteuer zwar nicht besonders lang, doch hilft die überschaubare Spielzeit in Kombination mit den wandelnden Spielmechaniken, dass zu keiner Sekunde Langeweile im Gameplay herrscht. Doch auch negative Punkte bringt das Episodenformat mit. Das Pacing der Geschichte fällt nicht konsistent aus. Während die erste Folge recht langsam in die Gänge kommt, nimmt allen voran Episode 3 so richtig Fahrt auf. Direkt darauf aufbauend, schlägt Episode 4 allerdings eine andere Richtung ein, die Fahrt herausnimmt und mir nicht gefallen hat. Das Finale hingegen ist solide und beantwortete mir die ein oder andere Frage, die sich mir auf der Reise über den totalitären Staat und die Figuren ergab. Dennoch fühlt sich das Finale gehetzt an und wäre besser über einen längeren Zeitraum verteilt gewesen. So versucht es mit Not, die Fehltritte von Folge 4 wieder auszubügeln. Viele Aspekte der Handlung sind in sammelbare Objekte wie Tonaufnahmen, Schriften und Poster versteckt und werden daher nur optional gefunden. Wer keinen Spaß an Sammelobjekten hat, wird leider spannende Hintergrundinformationen verpassen. Da mir die Spielwelt und die Figuren aber wirklich gefallen haben, nahm ich die Sammelaufgaben dankend an und freute mich über weitere Facetten der Geschichten. Apropos Figuren und Spielwelt: Das Spiel weiß seinen Inhalt optisch nett in Szene zu setzen. Trotz begrenztem Budget bietet der Titel eine hübsche Grafik, die sich aus einem tollen Grafikstil und den cleveren Kameraperspektiven zusammensetzt. Zu manch kahlem und langweiligen Gang gesellen sich größere Areale, die mit interessanter Architektur punkten können. Mit einer insgesamt dunklen Farbpalette mag die Optik nach einigen Stunden eintönig wirken, doch hat mir die Grafik alles in allem gefallen. Dazu trägt auch eine stylische Präsentation bei, sodass bereits der kreative Hauptbildschirm Charme versprüht. Auch der Soundtrack trägt gelungen zum Geschehen bei und unterstreicht die Stimmung im dystopischen Geschehen.

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Fazit

République bietet unterhaltsame Stealth-Action, die von einer spannenden Dystopie-Geschichte umrahmt wird. Schwächen im Pacing ziehen die Handlung herunter, doch verbergen Sammelobjekten einige wirklich interessante Aspekte. Mit KI-Problemen und teils nervender Kamera-Steuerung, um die sich das gesamte Spielgeschehen quasi dreht, tut sich République allerdings keinen Gefallen. Dennoch steckt unter der durchwachsenen Fassade ein charmantes Spiel, das mich trotz seiner Tiefpunkte unterhalten konnte. Vor allem zum Budgetpreis (derzeit nicht einmal 27€ bei Amazon) ist der Titel mit solider Spielzeit für Stealth-Fans durchaus eine Empfehlung wert.

Positiv-Icon Grundsätzlich gelungene Erzählung

Positiv-Icon Sammelobjekte tragen zum Verständnis der Story bei

Positiv-Icon Progressiv wandelnde Mechaniken und Fähigkeiten frischen das Geschehen auf

Positiv-Icon Toller Soundtrack und stylische Darstellung untermalen das Gezeigte passend

Negativ-Icon Dumme KI sorgt für geringe Herausforderung

Negativ-Icon Handlung mit Schwächen in der Struktur

Negativ-Icon Kamera-Steuerung gelegentlich nervig

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)