RIGS: Mechanized Combat League (PSVR) im Test

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Releasetermin: 13.10.2016

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: First-Person-Shooter, Action-Sport
Entwickler: Guerrilla Cambridge
Herausgeber: Sony Interactive Entertainment

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VR fehlt bisher ein Spiel, das die Massen anzieht. Die Technik ist beeindruckend, keine Frage. Doch führen kurze “Erfahrungen” dazu, dass viele Spieler das Thema VR noch nicht ernst nehmen. Sony und Guerrilla Cambridge wollen diese Tatsache ändern und schicken mit RIGS einen vollwertigen Mech-Shooter ins Rennen. Ähnlich wie beispielsweise bei Rocket League gibt es Sport-Einflüsse im Geschehen, was sich in Basketball- und Football-Elementen widerspiegelt. Und auch e-Sports wird großgeschrieben – die Mechanized Combat League verspricht epische Online-Gefechte. Geht die Idee auf?

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Fangen wir mit den Basics an. In Rigs bestreiten wir fünf-minütige Matches mit zwei Teams a drei Spielern. Wir sitzen an Bord von technisch hochentwickelten Kampfrobotern und steuern das Zielen per Kopfbewegung. Über drei Spielmodi verteilt gilt es, harmonierende Mech-Klassen im Team zusammenzustellen und geschickt zu spielen. Die drei Modi lauten Powerplay, Endzone und Team-Takedown. Ist letztgenanntes als Team-Deathmatch-Variante selbsterklärend, wird dieses Konzept in Endzone um einen virtuellen Spielball erweitert, der durch eine Art Tor-Projektion in der gegnerischen Basis getragen werden muss. Auch ist es hier möglich, das virtuelle Ei zu passen. In Powerplay hingegen ist ein großer Ring in der Mitte der Map integriert, der entfernt an einen Basketball-Korb erinnert. Erreichen wir den Overdrive-Modus, dazu gleich mehr, lautet unser Ziel, rechtzeitig durch den Ring zu springen, ohne zerstört zu werden.

Bei diesem Ziel hilft es, die richtigen Mech-Klassen ausgewählt zu haben. Es gibt vier verschiedene Mech-Kategorien, die sich in Größe und Geschwindigkeit unterscheiden. Auch kommen die “Rigs” mit variierenden Besonderheiten daher. Hat ein Exemplar beispielsweise ein verstärktes Schild auf dem Rücken, kann wiederum ein anderer Rig quasi in der Luft schweben. Die Klassen beeinflussen das Gameplay und so lohnt es sich, viele Varianten auszuprobieren, um einen Favoriten zu ermitteln. Pro Klasse liegen wiederum fünf unterschiedliche Modelle vor, die mit ihren Waffen abweichen.

Seid ihr Fan von Raketen, die zwar eine niedrige Schussrate haben, aber höheren Schaden verursachen? Oder doch lieber die klassische Gatling-Gun, mit der ihr sekundenlang ohne Nachladen drauf halten könnt? Ihr wollt “Blast”-Stöße ausprobieren, die aus der Nähe wie eine Schrotflinte für jede Menge Schaden sorgen? Das Mech-Aufgebot ist erstaunlich umfassend und hat zur Folge, dass ich gerne mit den verschiedenen Rigs experimentiert habe. In einer Trainingsarena können wir neue Mechs testen, bevor wir mit ihnen in den Kampf ziehen.

Auch bei der Team-Zusammenstellung kann es von Vorteil sein, Gefechtsroboter zu nehmen, die sich gegenseitig ergänzen. Denn legt Rigs Wert darauf, dass wir als Team erfolgreich sind. Bei den 3vs3-Matches entscheiden Einzelleistungen nur selten über Sieg und Niederlage. Sowohl Online als auch Offline agieren wir im Team mit Mitspielern bzw. Bots. Dabei hat mir die KI erstaunlich gut gefallen. Die Kameraden sind selbstständig und erzielen durchaus viele Abschüsse. Ebenso kann die Gegner-KI recht knackig sein. Das hat zur Folge, dass die Offline-Kampagne zur würdigen Singleplayer-Erfahrung wird. Zusätzlich sorgen so genannte „Prüfungen“ dafür, dass die Abwechslung nicht zu kurz kommt.

Als Solo-Kämpfer sind wir Teil eines aufstrebenden Teams, das nicht nur in der weltberühmten Mechanized Combat League oben mitspielen will und verschiedene Divisionen durchläuft, sondern auch um diverse Turnier-Siege spielt. Die Kampagne ist dabei recht umfangreich und fährt langsam den Schwierigkeitsgrad hoch, um uns eine stetige Herausforderung zu bieten. Außerhalb der Arenen bietet Rigs verschiedene Elemente zur Motivation. Wir verdienen nicht nur Geld, mit dem neue Maschinen erlangt werden können, sondern gewinnen auch an Ruhm. Neben dem Kauf neuer Rigs steht beim Umgang mit dem Geld auch die Teamkonstellation im Fokus. Spieler müssen ihre KI-Kameraden bezahlen.

Grundsätzlich gilt: Je teurer, desto talentierter im Kampf. Ich habe hier immer versucht, die Balance aus Können und Kosten zu finden. Je mehr Ruhm wir freischalten, desto breiter ist unsere Auswahl an möglichen Team-Kameraden. Wir können sowohl für unsere Online- als auch Offline-Karriere zudem Verträge aussuchen, die uns für das Erreichen bestimmter Ziele mit Gegenständen belohnt. So erhalten wir neue Helme, Visiere, Uniformen und auch Siegerposen. Ich bin eigentlich kein allzu großer Fan von Personalisierung, doch hatte ich Spaß daran, meine Figur oberflächlich anzupassen.

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Online spielt der Titel sein volles Potential aus. Denn auch wenn die KI überzeugt, sind wir erst in Partien gegen andere Menschen so richtig gefordert. Landen wir in einer vollen Lobby, entfaltet das rasante Geschehen all seine Vorteile fantastisch. So manche Partie fühlt sich sehr dynamisch an und bietet einen Vorsprungsswechsel nach dem anderen. Allen voran Powerslam hat mir Online am besten gefallen. Es ist ein adrenalingeladener Moment, sich auf den Weg zum Ring zu machen und kurz vor Erreichen des Ziels unter gefährlichem Beschuss zu stehen. Da die PlayStation VR Hardware über ein integriertes Mikrofon verfügt, wird die Absprache im Team zur praktischen Angelegenheit. Es lohnt sich, seine Mitspieler auf diverse Geschehnisse aufmerksam zu machen und sie so vor annähernden Feinden rechtzeitig zu warnen.

Obwohl der Multiplayer mir den meisten Spaß bereitet hat, bin ich skeptisch. Denn tue ich mich schwer daran, ausreichend Online-Spieler zu finden. Direkt zu Release war das kaum ein Problem, doch nun schon einige Tage später werden Spielslots oftmals an Bots vergeben. PSVR hat schlichtweg noch keine allzu große Spielerbasis, was sich in Zukunft aber hoffentlich ändern wird.

Doch eine Frage steht noch aus. Wie spielt sich Rigs denn nun? Zu Beginn wartet der Titel mit einem äußerst umfangreichen Tutorial auf seine Spieler, was allen voran für VR-Neulinge ein Segen ist. Denn wird nicht nur das grundlegende Konzept und die Steuerung erklärt, sondern werden auch alternative Komfortoptionen präsentiert, damit eine möglichst weite Riege an Spielern den Titel ohne Kopfschmerzen und Übelkeit erleben kann. Standardmäßig zeigt das Spiel bei Bewegung ein verkleinertes Sichtfeld, was gegen Motion Sickness helfen soll. VR-Profis schalten dies allerdings für ein größeres Blickfeld aus. Während der linke Stick den Rig fortbewegt, schlägt der Titel im Tutorial vor, die Kamera-Ansicht per Blickrichtung zu beeinflussen.

Statt den rechten Stick zur Kamerakontrolle zu nutzen, rotiert die Ansicht, wenn wir den Kopf stark in eine bestimmte Richtung neigen. Auch hier haben VR-Erfahrene allerdings die Möglichkeit, die reguläre Stick-Kontrolle für die Kamerasteuerung zu benutzen. Weiterhin wird empfohlen, die Respawn-Animation (teilweise) auszuschalten. Denn wird unser Rig zerstört, werden wir als Pilot aus der Maschine geschleudert, woraufhin wir aus der Luft blickend einen neuen Spawn-Punkt aussuchen – aus schwindelerregender Höhe. Im Tutorial werden sämtliche Optionen präsentiert. Zudem wird erklärt, welche Einstellungen warum für Anfänger empfohlen werden – ein absolut gelungenes Tutorial zum Einstieg!

So sieht das Geschehen mit Komfortoption zum reduzierten Sichtfeld bei Kopfbewegung aus
So sieht das Geschehen mit Komfortoption zum reduzierten Sichtfeld bei Kopfbewegung aus

Trotz der Konfortoptionen heißt das nicht, dass alle Spieler in den Genuss von Rigs kommen können. Wir sind rasant unterwegs und legen gewaltige Sprünge hin. Wir weichen nach links oder rechts aus und schnellen zum Nahkampf vor. Es ist unglücklich, aber wohl nicht zu vermeiden, dass nicht Jedermann mehrere Runden des Spiels aushält. Ich habe sämtliche Komfort-Einschränkungen deaktiviert und freue mich darüber, dass man für Einsteiger nicht Kompromisse eingegangen ist, sondern viel mehr die Freiheit zur Anpassung bietet. Rigs verkörpert sehr gut, wie es sich anfühlen würde, an Bord eines Kampfmechs zu sitzen. Die Schussgefechte sind intensiv und auch die Wendigkeit und Sprungkraft tragen dazu bei, dass sich Rigs unglaublich immersiv anfühlt.

Wir bedienen nicht nur Primär- und Sekundärwaffe. So hat jeder Rig drei Modi, zwischen denen wir jederzeit hin- und herwechseln können. Der Mech kann im Boost-Modus schneller voranschreiten, was ihn besonders hilfreich macht, um beispielsweise als erster an den virtuellen Football in Endzone zu kommen. Im Schuss-Modus richtet unser Rig erhöhten Schaden an, was sich natürlich im direkten Kampf am meisten auszahlt. Der Heilungs-Modus sorgt dafür, dass sich unsere Schilde regenerieren, sobald wir für einige Sekunden nicht unter Beschuss stehen.

Der ständige Wechsel des Mech-Modus haucht dem Spiel eine seichte Taktik-Komponente ein. Denn zahlt es sich aus, in den jeweiligen Situationen den richtigen Modus aktiviert zu haben. Erzielen wir mehrere Kills in Folge oder sammeln ausreichend Energiebälle auf der Map ein, aktiviert der Mech den “Overdrive”-Modus. Für einige Sekunden sind nun alle drei Taktik-Modi gleichzeitig aktiv, was uns einen Vorteil verschafft. In Powerslam können wir übrigens auch nur einen Punkt durch einen Sprung durch den Ring erzielen, wenn wir im Overdrive-Modus sind. Dieser Zustand kann letztendlich zu besonders erfolgreichen Abschussserien führen und ist ebenfalls mit einer der Gründe, warum Rigs sehr großen Spaß macht.

Doch hat Rigs auch seine Schwächen. So hat es mich beispielsweise zunehmend gestört, dass sämtliche Runden nur fünf Minuten andauern. Insbesondere die Halbzeitpause hat mich regelmäßig in den Wahnsinn getrieben. Kaum kommt man einmal in Fahrt, wird mit der Pause unnötig die gute Form zunichte gemacht. Zweieinhalb Minuten darauf ist das gesamte Match vorbei, was mir schlicht zu wenig war. Ein Patch zur Erhöhung der Matchdauer würde mich sehr freuen. Ebenfalls enttäuscht hat mich, dass die meisten Online-Spieler das gewöhnliche Team-Deathmatch bevorzugen. Die beiden ziel-basierten Modi spielen sich meiner Meinung nach viel dynamischer, doch sieht ein Großteil der Spieler das wohl nicht so.

Da sowieso wenige Mitstreiter auf den Servern unterwegs sind, ist es durchaus schwer, volle Online-Matches für Endzone und Powerslam zu finden. Dafür kann das Spiel natürlich nicht direkt etwas, doch ist dies einfach schade. Auch die Offline-Kampagne hat Verbesserungsbedarf. Machen die Matches grundsätzlich Spaß, leidet die Abwechslung daran, dass wir eine Runde nach der anderen spielen. In den dynamischen Online-Gefechten fällt diese Problematik nicht so sehr auf. Doch haben wir erst einmal eine Handvoll Belohnungen erspielt, bietet das Geschehen nach einer Weile nicht mehr viel Motivation. Das trifft auch auf die Maps zu, denn ist der Umfang mit vier Umgebungen ausbaufähig. Zwar gibt es je nach Modus Abwanderungen in der Gestaltung. Doch haben wir uns nach einer Weile an den vier Maps satt gesehen – tolles Design hin oder her.

Die Präsentation des Titels ist dennoch sehr gelungen. Wir erhalten den Eindruck, in einer futuristischen Welt zu leben, in der solche Mech-Schlachten zum Sport-Alltag gehören. Allen voran die Inszenierung des riesigen Trainingsgebäudes hat mich von Beginn an überzeugt. Das zentrale Hub ist mehr als hübsch entworfen, was die kurzen Ausflüge in das Areal zwischen den Kämpfen angenehm gestaltet. Das Design der Arenen ist wie erwähnt gelungen und punktet mit Feuerwerkseffekten zum Auftakt. Die Maps sind mit Tunneln und Rampen versehen, was Spieler für strategisches Vorgehen im Kampf ausnutzen können. Denn will ich noch einmal erinnern: Nicht jeder Rig ist gleich groß und so passt nicht jedes Exemplar unter jeden Tunnel – klasse Map-Design! Auch das Interface im Kampf überzeugt, das die Illusion des Mech-Cockpits verstärkt. Auf PSVR gehört Rigs zu den Grafik-Highlights, denn kommt das Geschehen über die Brille erstaunlich scharf herüber. Lediglich Aliasing macht den schönen Eindruck ein wenig zunichte.

Ganz im Sinne der eSports-Aufmachung wird die Action ständig kommentiert. Der deutsche Kommentator wirkt auf den ersten Eindruck solide, wiederholt leider aber seine Phrasen sehr schnell. Unser “Chef” in der Basis ist ebenfalls gut vertont und führt uns gelungen durch das Tutorial. Allerdings bringt der Kollege auch regelmäßig falsche Aussagen mit ein. So meint er zum Beispiel, dass wir mit dem „kommenden Spiel die Tabellenführung einnehmen“ können – während wir aktuell bereits Tabellenerster sind. Insgesamt aber geht die deutsche Synchronisation in Ordnung. Auch die Sound-Effekte können überzeugen und bringen das Geschehen über Stereo-Kopfhörer brachial herüber.

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Fazit

RIGS: Mechanized Combat League macht deutlich, dass VR nicht nur kurze und simple Erfahrungen zu bieten hat. Hier präsentieren Sony und Guerrilla Cambridge einen Shooter, der zwar zugänglich und leicht zu erlernen ist, doch mit der Meisterung der Mechs auch eine gelungene Lernkurve hat. Die rasante Action vermittelt einen durchgehenden Adrenalinschub, denn fühlen wir uns in der virtuellen Realität quasi hineinversetzt in das Cockpit unseres Rig. Spaßige Modi, clevere Gameplay-Einfälle, große Mech-Vielfalt und ein toller Online-Multiplayer sorgen dafür, dass Rigs zu den bisherigen PSVR-Höhepunkten gehört.

Ich hoffe jedoch, dass noch mehr Online-Spieler zum Geschehen finden. Hin und wieder ist es nämlich schwierig, volle Matches zu finden. Und auch die Kampagne würde durch einige Änderungen eine noch bessere Figur abgeben. Neue Maps würde ich ebenso gerne sehen. Das größte Problem aber stellt wohl die intensive VR-Erfahrung dar, die dank ihrer hohen Sprünge und schnellen Drehungen für einige Spieler eine Herausforderung darstellen könnte. Das grandiose Tutorial tut in Kombination mit vielen Komforteinstellungen jedoch sein bestes, um möglichst viele Spieler in die Mechanized Combat League einzuführen.

Zusammengefasst hat Rigs seine Schwachpunkte, doch überwiegt der Spaß an der adrenalingeladenen Action. Mit kaum einem VR-Spiel habe ich bisher mehr Zeit verbracht. Die Shooter-Kreuzung mit diversen Sportarten geht auf und so hoffe ich, dass der Titel ganz nach seiner Thematik Fuß im eSports-Sektor fasst.

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)