Releasetermin: 08.03.2018

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Party
Entwickler: Shiver Entertainment
Herausgeber: WB Games

Bestellen bei Amazon.de

Schon bei Release des ersten Scribblenauts-Spiels für den Nintendo DS war ich von dem einzigartigen Konzept des Titels begeistert. Gegenstände oder Lebewesen, die vom Spieler Buchstabe für Buchstabe eingegeben werden, erscheinen kurzerhand im Spiel und werden zur Bewältigung verschiedener Rätsel genutzt. Das kreative Experiment war offenbar erfolgreich, schließlich erschienen nachträglich auch Fortsetzungen für den Nintendo 3DS, die Wii U, den PC oder Smartphones. Der erste Auftritt auf Sonys Playstation 4 – Scribblenauts Showdown – driftet ein wenig vom anfänglichen Spielprinzip ab und möchte stattdessen für unterhaltsame Multiplayer-Stunden sorgen. Ob das genauso überzeugend ist, erfahrt ihr im Test.

Rasanter Minispiel-Wahnsinn

Auf den ersten Blick wirkt auch in Scribblenauts: Showdown alles vertraut: noch immer werden wir vom bunt-verspielten 2D-Grafikstil begrüßt und wie gehabt dudelt die fröhliche Musik irgendwo zwischen unbeschwertem Abenteuer und Klängen, die auch aus den Sims-Spielen stammen könnte. Und auch in Showdown können wir erneut in die Rolle des sympathischen Jungen Maxwell schlüpfen. Dieser verfügt dank eines magischen Notizbuches seit jeher über die Fähigkeit, jeden seiner Gedanken aufzuschreiben und so zur Realität werden zu lassen. Ob ein gelber Elefant, ein winziger Kronleuchter, eine Feuerwache oder der Teufel höchstpersönlich – der Spieler kann seiner Fantasie freien Lauf lassen und erschaffen, was er möchte. Na gut, ganz grenzenlos ist eure Auswahl dann doch nicht. Markennamen, reale Personen und Kategorien wie Pornografie wurden zum Beispiel aus gutem Grund ausgelassen. Außerdem muss es sich um etwas Greifbares handeln – „Gedanken“ oder „Weisheit“ könnte das Spiel schließlich nur schlecht abbilden. Immerhin beinhaltet das Wörterbuch des Spiels laut den Entwicklern inzwischen mehr als 30.000 Begriffe, was dazu führt, dass erdachte Begriffe auch fast immer tatsächlich umsetzbar sind.

Doch im Mittelpunkt von Scribblenauts: Showdown steht dieses Mal nicht das kopfzerbrechende Rätsellösen durch kreative Kombinationen von Wörtern und passenden Adjektiven. Stattdessen handelt es sich im Kern um eine überschaubare Minispiel-Sammlung, die auf maximal vier lokale Spieler ausgelegt ist. Im Duell-Modus könnt ihr euch zu zweit zufällig oder gezielt durch insgesamt 27 Minispiele durchprobieren und nach einer ausgewählten Anzahl Siegen als Gewinner vom Feld gehen. „Mini“ ist dabei auch das Stichwort: die Entwickler haben sich für wirklich kleine Wettkämpfe entschieden, die in wenigen Sekunden erklärt und auch nach der ungefähr gleichen Zeit wieder vorbei sind. Das trifft primär auf die Spiele der „Rasant“-Kategorie zu, bei denen oftmals nicht mehr als schnelles oder zeitlich abgepasstes Button-Mashing genügen, um den Sieg zu ergattern.

Wechselnde Fassade, ähnlicher Kern

Das Drumherum tauscht Scribblenauts: Showdown aber recht gelungen aus: in einem Spiel werden im Wald zügig Bäume gefällt, ein anderes Mal müsst ihr möglichst schnell eine Limonade schütteln und im dritten Duell füllt ihr einen Ballon durch hektisches Drücken einer Taste mit Luft. Zwar kann ich mich durchaus an der typischen Scribblenauts-Präsentation erfreuen, doch auch die niedlichen Figuren und Animationen lassen mich nur schwer darüber hinwegsehen, dass man es größtenteils mit absolut belanglosen Minispielen zu tun bekommt, die sich aufgrund der geringen Anzahl auch viel zu schnell wiederholen. Schon besser gefallen mir die Spielereien, bei denen auch das Worteingabe-Feature zum Einsatz kommt. In diesen gibt das Spiel stets eine Einschränkung vor. In der einen Runde sind nur Wörter erlaubt, die mit „L“ beginnen, ein anderes Mal sind jene Begriffe vorteilhaft, die mit verrückten Kategorien wie „Halloween“ oder „Dinge, die am Strand zu finden sind“ zu tun haben.

Zwar sind die Auswirkungen oft geringer als erhofft, teilweise kann die richtige Auswahl aber einen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Spiels haben. Wenn man im Minispiel „Balanceakt“ herunterfallende Objekte stapeln muss, ist es nützlich, nicht unbedingt einen unförmigen Gegenstand gewählt zu haben. Hier übersteigen die Auseinandersetzungen dann auch die 30-Sekunden-Marke, wirklich unterhaltsam sind die Minispiele aber leider trotzdem nur wenige Male. Ob Rhythmus-Spiel oder rudimentäre Kämpfe im Mittelalter-Setting – die Minispiele sind zwar auf den ersten Blick interessant, bieten aber einfach zu wenig Tiefgang um langfristig zu begeistern. Auch die bekannte Scribblenauts-Steuerung, die nicht für punktgenaue Bewegungen bekannt ist, passt eher schlecht zum Konzept einer Minispiel-Sammlung.

Party-Dauerbrenner dank Showdown-Modus?

Damit ihr euch nicht nur einfach durch die Minispiele klicken müsst, hat Scribblenauts auch den namensgegebenen Showdown-Modus mit an Bord. Maximal vier Spieler können in einer Mischung aus virtuellem Brett- und Kartenspiel gegeneinander antreten. In jedem Zug erhält der Spieler eine neue Spielkarte, mit der man zum Beispiel automatisch Felder vorankommen kann oder die Spielbedingungen für das nächste Minispiel festlegen kann. So wird bestimmt, welche Minispiele im Anschluss gespielt werden und wie viele Felder der Gewinner voranschreiten darf. Wo in einem Mario Party aber die detailreiche Präsentation und zahlreiche Nebenereignisse zwischen den Minispielen unterhalten, versucht Scribblenauts: Showdown lediglich, die Abfolge der Minispiele in einen minimalistischen Rahmen zu zwängen und sie mit einer Prise Mario-Party-Glücksspiel zu würzen. Wenn man zum Beispiel die eigene Position mit der eines Kontrahenten, der kurz vor dem Ziel steht, tauscht, führt das zum typischen Frust-Freude-Gelächter, das an einem Videospielabend mit Freunden nicht fehlen darf. Schade daher, dass die Minispiele weiterhin nur Duelle zulassen. Schön ist jedoch, dass sich im Showdown-Modus auswählen lässt, wie lange die Session ungefähr dauern soll.

Hinter dem Sandbox-Modus verbirgt sich eine Art Light-Variante des ursprünglichen Spielprinzips. Weltenretter Maxwell macht eine kurze Abenteuerreise mit Zwischenstopps durch einen Zoo, einen Flughafen oder einen Spukpark und löst dabei jeweils zehn kleinere Rätsel. In jedem der Mini-Level gibt es nämlich diverse Personen und Tiere, denen ihr mit eurem magischen Notizbuch aushelfen könnt. Der Spieler hilft zum Beispiel einer Band bei der Beschaffung von Instrumenten, befreit ein Kreuzfahrtschiff von einem Rattenproblem oder wehrt einen gefährlichen Luftangriff ab. Hier kommt wieder der Charme und die Kreativität zum Vorschein, die Scribblenauts seit Jahren zu einem spannenden Franchise macht. Leider reicht jedoch meist die recht offensichtliche Erzeugung von ein oder zwei Objekten für viele der Aufgaben – mit einer vollwertigen Scribblenauts-Kampagne ist das also nicht gleichzusetzen.

Im Herzen wunderbar verspielt

Doch dank der Vielfalt an Wörtern und den witzigen Wechselwirkungen macht Scribblenauts: Showdown gerade im freien Spiel weiterhin vieles richtig. Katzen und Hunde sind auch hier natürliche Feinde, Wasser löscht Flammen und nahezu sämtliche Tiere lassen sich bereiten. Wie viel Spaß das macht, hängt also ganz vom Spieler selbst ab – während fantasievolle Köpfe auch nach zahlreichen Spielstunden noch ausprobieren, ob ein Mammut im Kampf gegen eine Polizisten-Garde gewinnen würde, kann für andere Spieler nach der recht überschaubaren Anzahl an Aufträgen sehr schnell Schluss sein. Auch die Eingabe der Wörter ist auf der Playstation 4 nicht ganz so angenehm wie in den Vorgängern. Während die Versionen auf (3)DS, Wii U und PC noch von Touch- bzw. Maus- & Tastatursteuerung profitierten, müssen die einzelnen Buchstaben auf Sonys Konsole sehr gewöhnungsbedürftig über ein kleines Buchstabenrad eingegeben werden. Dafür motivieren in Scribblenauts: Showdown die unzähligen freischaltbaren Spielfiguren und Möglichkeiten für den Charakter-Editor.

Wertung im Einzelnen
Grafik & Sound
8
Umfang
5
Singleplayer
4
Multiplayer
5.5
Teilen