Street Fighter V im Test

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Releasetermin: 16.02.2016

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Beat’m Up
Entwickler: Capcom
Herausgeber: Capcom

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Die Street Fighter-Reihe gehört zu den beliebtesten Serien im ganzen Videospielbereich. Auch wenn das Beat’m Up-Genre viel zu bieten hat, sticht die Capcom-Reihe wohl am meisten hervor. Kaum zu glauben, dass mit Street Fighter IV der letzte Ableger bereits sieben Jahre her ist. Zahlreiche Neuveröffentlichungen fügten neuen Inhalt und diverse Verbesserungen hinzu, doch die Fans verlangten nun seit langer Zeit schon einen Nachfolger. Diesen hätte es fast nicht gegeben, denn Capcom wollte das Budget zur Entwicklung von Street Fighter V nur ungern freigeben. Mit der (finanziellen) Hilfe von Sony hat es der Titel doch auf die Beine geschafft und ist nun für PS4 und PC erhältlich. Doch hat sich das lange Warten gelohnt? Auf was dürfen sich Genre- und Serien-Fans freuen? Wir haben es herausgefunden.

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Fehlt da nicht etwas?

Street Fighter V bietet zu Release insgesamt 16 Charaktere und diverse Modi an. Fangen wir mit den Spielvarianten an, und so viel vorweg: Der Inhalt ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich geschrumpft. Zunächst ist mir der Story-Modus ins Auge gesprungen. Hier präsentiert sich ein simples Konzept. Jede der 16 spielbaren Figuren wartet mit einer Art Mini-Handlung auf, die mit einer handvoll Kämpfen und betitelten Standbildern erzählt wird. Auf jeden Kampf folgt solch eine kurze Comic-Story-Sequenz, und nach 2-4 Auseinandersetzungen, nach rund 5-10 Minuten, ist schon Schluss. Um dem Prinzip ein wenig mehr Brisanz zu verleihen, überschneiden sich die Handlungen mancher Figuren. Eine gewisse Motivation besteht also durchaus, sich mit möglichst vielen Charakteren durch die Story-Abschnitte zu kämpfen. Sonderlich spannend und umfangreich sind diese allerdings schlicht und einfach nicht, was sich für mich als verschwendetes Potential entpuppt. Der Grat zwischen gelungenem Story-Modus und kläglichem Versuch ist insbesondere in diesem Genre schmal, was Street Fighter V bestens beweist.

Auch wenn die Kämpfe im Story-Modus nicht sonderlich schwer zu bestehen sind, helfen die Matches, die verschiedenen Figuren kennen zu lernen. Das Aufgebot variiert hinsichtlich Zugänglichkeit stark, wodurch Neueinsteiger sich zumindest darauf freuen können, im Story-Modus grob die Charaktere auszuprobieren. Um das Können auszuweiten, darf natürlich auch eine Trainings-Spielvariante nicht fehlen. Das Training fällt recht trocken aus und so können wir uns an einem scheinbar leblosen Ziel austoben. Hier steht allen voran auf dem Plan, sich in Ruhe die Moveliste der einzelnen Figuren anzuschauen und die kniffligen Manöver auszuprobieren und einzustudieren. Der etablierte Herausforderungsmodus, der als interaktive Lernhilfe nach und nach schwierigere Kombinationen zur Aufgabe stellt, fehlt stattdessen völlig.

Der Modus Survival gefällt mir von allen Solo-Spielvarianten am besten. Hier müssen Spieler Runde für Runde ihre Gegner besiegen – doch das eigene Leben füllt sich zwischen den Pausen nicht magischerweise auf. Wir werden mit Punkten für unser bisheriges Bestehen belohnt, und diese Punkte können nach jeder Runde für ein wenig Leben, für zusätzlichen Schutz oder zum Auffüllen von anderen hilfreichen Leisten genutzt werden. In jeder Pause lässt sich lediglich eine Hilfe erwerben, zudem endet dieser Modus mit einer Rangliste. Spieler müssen also überlegen, wann sie welche Hilfe in Anspruch nehmen und ob sie überhaupt Punkte ausgeben, schließlich winkt mit größerer Punkteanzahl eine höhere Platzierung auf den Leaderboards.

Online-Lobbies sind genauso wie die Möglichkeit zum lokalen Wettkampf gegeben – das ist wohl auch das Mindeste, was Fans in diesem Genre erwarten können. Auch wenn direkt nach Release aufgrund von großen Spielermassen Probleme mit den Servern berichtet wurden, hat sich der Netcode stabilisiert. Ich habe stets gute Verbindungen in meinen Online-Matches gehabt, was in einem solch kompetitiven Spiel natürlich umso wichtiger ist.

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Fragwürdige Releasepolitik überschattet Inhalt

In vielerlei Hinsicht aber zeigt sich, dass Street Fighter V noch nicht vollendet ist. Neben dem angedeuteten, aber schlicht noch nicht enthaltenen Herausforderungsmodus ist auch die lächerlich kurze Story-Spielvariante ein guter Beweis dafür. Capcom will eine überarbeitete Version der Story im Sommer veröffentlichen, doch das Gebotene ist jetzt, zu Release, zum Vollpreis (!), mager. Schließlich fehlt zudem der InGame-Store. Spieler werden in der Story mit InGame-Währung belohnt, die zum Freischalten neuer Kostüme bereit steht. Blöd nur, dass der entsprechende Store noch nicht implementiert ist und so kein Kauf stattfinden kann. Nicht einmal der klassische Arcade-Modus, der in diesem Genre selbstverständlich ist, hat es ins Spiel geschafft. Und auch Online ist der gebotene Inhalt anzukreiden. Online-Lobbies gehen nicht über zwei Spieler hinaus und auch der in Beat’m Ups berühmte Spectator-Modus lässt auf sich warten. Capcom verspricht die meisten fehlenden Funktionen und Modi im Laufe des März nachzuliefern, doch unterm Strich wurde ein offensichtlich unfertiges Spiel ausgeliefert. Denkt man zudem an den öden Story-Modus, der erst im Juni in geplanter Fassung zur Verfügung stehen soll, kann ich bereits zu diesem Punkt des Reviews sagen, dass sich der Kauf von Street Fighter V erst im Sommer lohnt, wenn denn hoffentlich alle Versprechungen eingehalten wurden.

Hinsichtlich der gebotenen Figuren ist die Lage zum Glück nicht so schlimm. Ein Figurencast von 16 Kämpfern ist zwar keine Offenbarung, aber durchaus solide. Die Charaktere sind wie eingangs erwähnt unterschiedlich schwer zu bändigen und warten mit vielen Tricks und Kniffen auf die Spieler. Ist die Community heute noch von einer Figur abgeneigt, ist sie in einigen Wochen vielleicht bereits der meistgespielte Charakter. Mit einer steilen Lernkurve rät das Spiel, möglichst viel Zeit mit einem Kämpfer zu verbringen, bevor man über die Spielweise urteilt. Ein Aufgebot von 16 spielbaren Figuren ist zum Launch also durchaus akzeptabel. Neben Serien-Bekannten wie Ryu, Ken, Cammy und Vega haben auch neue Figuren ihr Debüt, wie beispielsweise der beliebte Necalli. Einige Fan-Lieblinge wie unter anderem Guille mussten den Neulingen indes weichen, auch wenn diese früher oder später per DLC nachgereicht werden. Zur Freischaltung der DLC-Figuren können sowohl online-erspieltes „Fight Money“ als auch mit Echtgeld gekaufte „Zenny“ genutzt werden. Ich finde die Idee gelungen, DLC-Charaktere auch lediglich durch investierte Spielzeit kaufen zu können. In Kombination mit dem mauen Inhalt hat die früh angekündigte DLC-Microtransaction-Politik bei vielen allerdings zum faden Beigeschmack beigetragen. Da schon Street Fighter IV aber etliche Figuren per DLC nachgereicht bekommen hat, dürfte ein ähnliches Konzept im Nachfolger niemanden wundern.

Gelungene Neuerungen in spielerischer Hinsicht

Als Gelegenheitsspieler der Reihe ist meine Meinung zum Gameplay wohl schwer als Vergleich zu den Vorgängern heranzuziehen. Ich bin allerdings der Meinung, dass Capcom zumindest im Spielgeschehen alles richtig gemacht hat. Im Kern bleibt Street Fighter V der Serie natürlich treu, doch kleine Änderungen setzen den Titel von seinem Vorgänger ab. Das zeigt sich vor allem im neuen „V-Gauge“-System, das sich zu der altbekannten Ex-Leiste gesellt. Darunter verbirgt sich eine Spezialattacken-Leiste, die beim Austeilen und Einstecken von Schaden steigt. „V-Trigger“-Manöver verbrauchen eine ganze gefüllte Leiste und enden in verheerenden Angriffen oder in einem temporär verstärkten Zustand. „V-Reversals“ hingegen verbrauchen nur einen Teil der Leiste und können in der Defensive einen Angriff des Gegners effektiv rückgängig machen, um zum Konter anzusetzen. Zudem kommen Charaktere mit passiven „V-Skills“ daher, die allerdings keinerlei Anteil der Leiste benötigen. Das V-Gauge-System ist recht simpel zu verstehen und dafür auch für Anfänger schnell ein nützliches Spielelement. Natürlich ist ein wenig Übung dennoch gefragt, doch ist das System grundsätzlich leichter zu verstehen als noch die Fokus-Manöver in Street Fighter IV. Die Lernkurve in SFV ist dennoch so steil wie eh und je und rät dem Spieler einmal mehr, das Timing zu verinnerlichen. Richtiges Timing ist das A und O neben den richtigen Angriffsbefehlen, doch es erfordert eine Menge Zeit, um Herr des Konzepts zu werden. Eine lagfreie Eingabe trägt dazu bei, dass sich die Manöver direkt in die Tat umsetzen lassen und dass dem Lernen des Timings nichts mehr im Weg steht. Es ist ein fantastisches Gefühl, nach langem Training gegen einen hochrangigen Online-Spieler zu gewinnen!

Wie ein Gemälde

Wie zu erwarten führt Street Fighter V den einzigartigen Grafikstil seines Vorgängers fort und schickt die Kämpfer mit deutlich mehr Details in den Ring. Allen voran die Effekte während der Auseinandersetzungen sehen in Bewegung atemberaubend aus! Die Manöver sind absolut cool inszeniert, was für eine sehenswerte Optik sorgt. In nativer Full HD-Auflösung schafft der Titel es weitestgehend, das Bild in 60 FPS wiederzugeben. Kleine Framedrops sind hier und da unvermeidbar, doch insgesamt ergibt sich eine beeindruckende Leistung.

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Fazit

Street Fighter V wird eines Tages ein fantastisches Spiel sein – doch bin ich davon überzeugt, dass der Titel trotz hervorragendem Gameplay derzeit kein Pflichtkauf ist. Mehrere Modi und Funktionen wurden angedeutet, sind bisher aber noch nicht implementiert. Der kurze Story-Modus fällt rudimentär aus, soll überarbeitet werden und erst im Sommer in ursprünglich geplanter Version bereit stehen. Auf mich wirkt es so, als habe sich Capcom aufgrund der bevorstehenden Fighting-Turniere a la EVO und Co. dazu gedrängt gefühlt, das Spiel im jetzigen Zustand auszuliefern – schließlich müssen die Spieler ausreichend Zeit mit dem Titel verbringen können, bevor Street Fighter V Dreh- und Angelpunkt diverser Turniere wird. Mit tollen Änderungen im Spielgeschehen, einem soliden Figurenaufgebot und toller Grafik wurde zumindest eine gute Basis geschaffen. Wer großen Wert auf Inhalt und Umfang legt, sollte vor einem Kauf lieber zunächst verfolgen, wie Capcom den Titel in den nächsten Wochen erweitern und verbessern wird.

 

Positiv-Icon V-Gauge-System als sinnvolle Neuerung

Positiv-Icon Survival-Modus nett für Solo-Spieler

Positiv-Icon Solides Figurenaufgebot mit viel Abwechslung

Positiv-Icon Tolle Grafik, die den Stil voll zur Geltung bringt

Negativ-Icon Story-Modus in jetziger Form überflüssig

Negativ-Icon Viele Modi und Funktionen angedeutet, aber noch nicht enthalten – fragwürdige Releasepolitik

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)