Releasetermin: 20.04.2017

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Rollenspiel
Entwickler: Microïds
Herausgeber: Astragon

 

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Die Syberia-Reihe sehen viele als Klassiker des Grafik-Adventure-Genres an. Das erste Syberia schlug 2002 Wellen und auch der Nachfolger konnte Fans zwei Jahre später überzeugen. Auch wenn das zweite Spiel die Handlung um Kate Walker eigentlich abgeschlossen hat, freuten sich Fans über die Ankündigung eines dritten Teils. Das war im April 2009 – und es dauerte tatsächlich etwa 8 Jahre, bis Syberia 3 nun endlich veröffentlicht wurde. Dabei wurde nicht ununterbrochen am Titel gewerkelt. Vielmehr hatte das Projekt eine komplizierte Entwicklungsphase und wurde immer wieder abgebrochen, dann aber wieder neu aufgenommen. Solch eine Geschichte lässt oftmals auf nichts Gutes schließen, doch gibt es auch ausreichend Spiele, die trotz “Entwicklungshölle” ein tolles Werk geworden sind. Zu welcher Kategorie gehört Syberia 3? Finden wir es heraus!

Auf Straußenzug mit den Youkol

Syberia 3 knüpft da an, wo der zweite Teil vor unglaublichen 13 Jahren aufgehört hat. Die Suche nach dem sagenumwobenen Syberia war erfolgreich. Protagonistin Kate Walker befindet sich dennoch in einer misslichen Lage: Sie ist in der eisigen Wildnis fast am Erfrieren. Zu ihrem Glück wird sie vom Nomadenstamm der Youkol gefunden und vor der Kälte gerettet. Dankbar für diese Tat, bietet Kate den Youkol ihre Hilfe bei der Pilgerreise des Volks durch das verschneite Osteuropa an. Im Einklang mit der Natur lebend, wollen die Youkol ihre geliebten Schnee-Straußen zu ihrer Brutstätte begleiten. Kate lässt sich auf eine ereignisreiche Reise ein – denn ist das liebenswerte Volk der russischen Regierung ein Dorn im Auge, die den Straußenzug zu stoppen versucht…

Die Handlung entstammt wie die der ersten beiden Spiele aus der Feder von Benoît Sokal. Das Werk des Belgiers hat mich solide unterhalten. Als Quereinsteiger hätte ich mir anfangs zwar ein wenig mehr Informationen über das bereits Erlebte gewünscht. Die Ereignisse der ersten beiden Teile werden immer wieder angesprochen, aber unzureichend erläutert. Da so viele Jahre zwischen dem zweiten und dem dritten Spiel liegen, wäre eine kurze Zusammenfassung am Anfang sicherlich keine schlechte Idee gewesen. Das Abenteuer mit den Youkol ist allerdings in sich geschlossen und so spricht geschichtlich grundsätzlich auch nichts dagegen, mit Syberia 3 den Einstieg in die Serie zu erleben. Kenner der Reihe haben natürlich den Vorteil, dass sie das Syberia-Universum und allen voran Protagonistin Kate Walker schon ausführlicher kennen.

Während mir die Geschichte gefallen hat, verfügt Syberia 3 über klischeehafte Figuren, die den Eindruck herunterziehen. Auch die Konversationen zwischen den Charakteren konnten mich nur selten begeistern. Die Figuren reden in ellenlangen, komplizierten Sätzen, die sogar bei einfachen Small Talk zum Einsatz kommen. Dadurch wirken viele Personen unnötig steif. Die statischen Animationen und die deutschen Synchronsprecher helfen nicht gerade, den faden Beigeschmack zu vermindern. Viele unpassende und desinteressiert klingende Sprecher und quasi vollständig abwesende Lippensynchronität präsentieren diesen gescheiterten Versuch einer deutschen Synchronisation. Das ist sehr schade, denn bietet Syberia 3 auch durchaus interessante Charaktere, umfassende Hintergrundinformationen und spannende Ausflüge in übernatürliche Thematiken. Die Geschichte hat ihre Stärken, wird aber von einer schwachen Präsentation und klischeehaften Figuren zurückgehalten.

Erkundung mit schönen Momenten – Steuerung und Rätsel als Schwachpunkte

Da ich die ersten beiden Teile nicht gespielt habe, kann ich das Spielgeschehen leider nicht mit den alten Spielen vergleichen. Es hat mich in den ersten Minuten stark an die Telltale-Spiele erinnert, die in den letzten Jahren so beliebt wurden. Mit dem linken Stick steuern Spieler Kate durch überschaubar große Räume und Hallen, aber auch durch größere Areale. In der Umgebung sind Objekte zur Interaktion markiert. Ebenso können wir Figuren in der Nähe in Gespräche verwickeln. Dieses Konzept des 3D-Point-&-Click-Adventures in Third-Person-Sicht hat Telltale keineswegs erfunden – doch hat es mich das Gameplay im ersten Moment am meisten an die letzten Spiele des Studios erinnert. Es gibt viele Umgebungen, die auf diese Weise erkundet werden wollen. Dabei punktet das Spiel mit interessanten Schauplätzen wie einem heruntergekommenen Freizeitpark, einem Schiff oder auch einem antiken Tempel.

Problematisch wird es aber, wenn das Gebiet zu groß ausfällt. Manche Areale fallen großflächig aus, wobei zum Fortschritt oftmals die Untersuchung eines bestimmten Objektes benötigt wird. Die Suche nach genau diesem interaktiven Objekt kann sich als unnötig langwierig herausstellen. Auch die Rätsel haben mich nicht überzeugen können. Sie fallen sehr simpel aus, erfordern zumeist die Kombination mehrerer Objekte zur Inbetriebnahme diverser Maschinen. Wer Probleme beim Lösen der rudimentären Rätsel hat, kann sich Hinweise einholen – doch werden wohl die wenigsten Spieler diese benötigen. Die Erkundung und die Interaktion mit verschiedenen Figuren hat durchaus ihren Reiz. Allen voran die unterschiedlichen Gesprächsausgänge sind immer wieder interessant. Abseits dieser Lichtblicke aber leidet das Spielgeschehen unter den zu simplen Rätseln, teilweise zu großen Arealen mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen und der behäbigen Steuerung bei der Navigation.

Gelegentlich hübsch anzusehen – doch oftmals mit hässlicher Inszenierung

Auch in Sachen Grafik gibt es sowohl positive als auch negative Aspekte zu berichten. Gerade in kleineren Räumen kann Syberia 3 mit einem hohem Detailgrad punkten. Viele Objekte schmücken die Tische und Schränke und sorgen für eine heimische Atmosphäre. In weitläufigen Außenansichten sieht es wieder ein wenig anders aus. Die Gebiete sind recht fade gestaltet und auch so einige Umgebungstexturen präsentieren sich unscharf. Das Spiel legt auf eine Art Comic-Stil, den man mögen kann – oder auch nicht. Ich war von der Gestaltung der Figuren nicht sonderlich angetan. Während das Figurenmodell von Protagonistin Kate Walker noch halbwegs hübsch gestaltet ist, sehen viele Nebenfiguren unfreiwillig ulkig aus. Dieser Eindruck wird durch statische Animationen und nicht vorhandene Lippensynchronität verstärkt.

Schlechter Eindruck durch technische Probleme bekräftigt

Am meisten gestört haben mich allerdings technische Probleme. Obwohl Syberia 3 oftmals nicht aussieht wie ein PS4-Spiel, hat es dennoch mit starken Rucklern zu kämpfen. Regelmäßige Framerate-Einbrüche sind sogar auf der PS4 Pro zu beobachten. Ich habe Soundaussetzer erlebt. Außerdem blieb ich mit Kate nicht nur einmal in der Umgebung stecken. Zum Glück konnte ich dieses Problem mit einem Neustart lösen – wurde aber einmal mehr von den extrem langen Ladezeiten enttäuscht. Auf technischer Ebene ist Syberia 3 auf der PS4 ein Reinfall. Ich kann mich jedenfalls an kein Spiel der letzten Monate erinnern, das auf der Konsole mit so vielen technischen Problemen zu kämpfen hatte.

Wertung im Einzelnen
Story
7
Gameplay
5.5
Inhalt und Umfang
6
Grafik & Sound
5
Technische Umsetzung
3
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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)