Eigentlich bin ich ein Schisser, und doch fühle ich mich immer wieder zu Horror-Spielen hingezogen. Da mir die Dead Space-Spiele den letzten Nerv geraubt, aber auch viel Spaß bereitet haben, war ich von der Ankündigung von The Callisto Protocol sehr angetan. Der Titel sah bei der ersten Vorstellung sehr gut aus und wird bei Striking Distance von Leuten entwickelt, welche zu den Veteranen des Horror-Genres gehören. Daher freute ich mich darauf, mir den Titel auf der Gamescom anzuschauen. Ich durfte eine erweiterte Fassung des Spielgeschehens sehen, welches bereits im Rahmen der Gamescom Opening Night Live Show gezeigt wurde.

Anbei der ca. 3 1/2-minütige Clip mit Gameplay zum Spiel. Ich habe auf der Gamescom eine ca. 15-minütige Version anschauen dürfen.

Gruselfaktor durch bombastische Grafik und Momente der Stille

Der ONL-Trailer ließ mich noch mit gemischten Gefühlen zurück. Das Geschehen in langer Fassung konnte mich jedoch mehr beeindrucken. Im Trailer lag der Fokus auf der Action. Diese war in der erweiterten Version zwar auch enthalten, jedoch gab es auch mehr Momente, in denen nicht geschossen wurde. Dadurch kam die gruselige Stimmung besser zur Geltung. Die ruhigen Momente empfand ich als die spannendsten. Der Gruselfaktor setzt ein, wenn man in der Ferne widerliche Schreie von außerirdischen Wesen hört – aber auf dem Bildschirm quasi nichts passiert. In The Callisto Protocol sind einige sehr clevere Kameraperspektiven implementiert. Dies ist mir zum Beispiel beim Klettern aufgefallen. Die Kamera ist genau so ausgerichtet, dass der Spieler zu jedem Moment damit rechnet, erschreckt zu werden. Das hat einen positiven Effekt, selbst wenn der tatsächliche Schockmoment ausbleibt. 

Der Horror und die Schreckmomente kommen oftmals mehr über den akustischen Teil zur Geltung, als durch das Visuelle. Ich erschrak mich böse, als plötzlich ein Feind aus dem Nichts auftaucht – und dieser Moment von einem lauten, ohrenbetäubenden Knall eingeläutet wird. Doch nicht nur der Sound kann überzeugen. Grafisch macht The Callisto Protocol richtig was her. Auch hier ließ mich der ONL-Trailer während der Liveshow etwas enttäuscht zurück. Das lag wohl allerdings ausschließlich an der schlechten Bitrate des gestreamten Videos. Auf einem großen TV in nativer Auflösung sah das Spiel auf der Gamescom nämlich absolut fantastisch aus. Texturen wirken knackig scharf, das Gefängnis auf dem fremden Planeten sah sehr detailliert gestaltet aus. Die Beleuchtung ist sehr gut inszeniert, spärlich beleuchtete Momente schaffen die Basis für eine gruselige Stimmung. Die Gewaltdarstellung ist sehr realistisch angesetzt und sorgt dafür, dass zartbesaitete Spieler häufig vom Bildschirm weggucken werden müssen. Das Blut spritzt, Körperteile werden abgetrennt und fliegen umher. Die aus dem Trailer bekannte Todesszene der gespielten Figur empfand ich hingegen nicht ganz so gelungen. Die gezeigten “Gore”-Effekte wirkten hier etwas billig. Ansonsten lassen die Animationen und die Grafik das Spiel ganz oben mitspielen.

Spannende Action, doch auf die Balance kommt es an

Hinsichtlich der Action und Gefechte mit außerirdischen Wesen bekam ich das Gleiche zu sehen, was auch schon der ONL-Trailer gezeigt hat. Die Feinde können zufällig tentakelartige Stellen entwickeln, welche Spieler schnellstens zerstören sollten. Geschieht dies nämlich nicht rechtzeitig, mutiert das Wesen zu einem noch stärkeren und schnelleren Monster. Im Trailer wurde zudem eine Fähigkeit gezeigt, mit deren Hilfe der Protagonist Feinde zu sich ziehen und werfen kann. In Kombination mit einer tödlichen, stacheligen Walze ergibt sich dadurch das Potenzial für ein großes Blutbad. Beim Schauen des Trailers dachte ich mir, dass diese Fähigkeit zu stark ist und das Geschehen zu leicht macht. Auf der Gamescom versicherte man mir, dass die Fähigkeit nicht unbegrenzt genutzt werden kann und man für ein gutes Balancing sorgen möchte. Ich bekam einen Einblick in die Möglichkeit, Waffen und Fähigkeiten aufzurüsten. Durch diese Komponente dürfte sich das Spiel hoffentlich auch nach mehreren Stunden abwechslungsreich spielen. Ich hatte beim gezeigten Material das Gefühl, dass der Protagonist in der Bewegung sehr behäbig wirkt und somit eine eingeschränkte Fortbewegung erzielt wird. Es muss sich zeigen, ob diese Umsetzung der Stimmung und dem Grusel gut tut oder langfristig nervig ist.

Vorläufiges Fazit

Das auf der Gamescom gezeigte Material, welches den Trailer von der Opening Night Live Show um mehrere Minuten erweiterte, stimmt mich grundsätzlich optimistisch. The Callisto Protocol sieht bombastisch gut aus und versteht es, mit ruhigen Momenten und einer schaurigen Geräuschkulisse gehörig Spannung aufzubauen. Auch die Action sieht spaßig aus, durch Waffen- und Fähigkeitenupgrades erhoffe ich mir eine zufriedenstellende Abwechslung. Doch auch die Herausforderung an den Begegnungen mit den gruseligen Feinden muss stimmen; zu einfach darf sich The Callisto Protocol nicht spielen. Aus meiner Sicht besteht die größte Herausforderung darin, die Mischung aus Action und ruhigen, atmosphärischen Momenten gut abzustimmen. Ich finde, dass der Titel großes Potenzial im Horror-Genre hat, sofern alle Komponenten gut ausbalanciert sind und auch eine interessante Geschichte erzählt wird. 

The Callisto Protocol soll noch in diesem Jahr, am 02. Dezember 2022, für PC, PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series S | X erscheinen. Eine Vorbestellung ist auf der offiziellen Website des Spiels möglich.

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