Releasetermin: 09.06.2015
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: MMORPG
Entwickler: ZeniMax Online Studios
Herausgeber: Bethesda Softworks
Bereits vor über einem Jahr veröffentlichte Bethesda The Elder Scrolls Online auf dem PC. Der Titel hatte es schwer, denn er trat in die Fußstapfen des beliebten TES: Skyrim und kam mit so einigen Schwächen daher. Die Entwickler haben das Spiel überarbeitet, für vielen neuen Inhalt gesorgt und – das wohl Wichtigste für potentiell Interessierte – die monatlichen Gebühren entfernt. The Elder Scrolls Online erstrahlt mit dem Untertitel „Tamriel Unlimited“ im neuen Gewand und versucht, MMO-Fans und Liebhaber von Solo-RPGs gleichermaßen zu bedienen. Ob Bethesda eine gute Entscheidung getroffen hat, mit der PS4-Fassung auf die überarbeitete Version zu warten, klären wir in unserem Test.
Ein selbstersteller Charakter, drei Allianzen und ein Oberbösewicht
The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited bietet eine gigantische Spielwelt und unfassbar viel zu tun. Den Beginn des Abenteuers läutet ein umfangreicher Charaktereditor ein. Spieler können über Geschlecht, Klasse, Allianz und selbstverständlich Aussehen bestimmen. Wurde eine passende Figur angefertigt, geht es auch schon mit der Story los. Wie in jedem Elder Scrolls Titel spielt der Auftakt in einem Gefängnis, aus dem wir ausbrechen müssen. Dieses „Ritual“ der Entwickler erklärt, warum unser Charakter quasi ohne Hab und Gut startet. Der Ausbruch stellt einmal mehr eine Art Tutorial dar: Die Wesenszüge des Kampfsystems und der Fähigkeiten werden erklärt. Ebenso wird gezeigt, wie das Anlegen einer Rüstung funktioniert. Der weitere Verlauf der Handlung hängt von der Allianzwahl ab. Denn die vorhandenen Fraktionen fühlen sich jeweils in einem kleinen Areal der Welt von Tamriel zuhause, das zunächst das Reiseziel des selbsterstellten Charakters ist. Neben der konstanten Auseinandersetzungen zwischen den Allianzen bietet uns das Spiel mit dem Daedra-Prinzen Molag Bal einen übergreifenden Feind, den es zu stoppen gilt. Die Geschichte vom mächtigen Gegner, der die Welt in seine Fänge zu nehmen droht, ist hier und da zwar etwas austauschbar, hat mich jedoch bei der Stange gehalten.
Wie viel MMO steckt in TESO?
Schon früh wird der Spieler förmlich überschlagen von Quests und diversen Tätigkeiten. Es stehen viele Aufgaben zur Verfügung, um den ersten Meilenstein des Spiel zu erreichen – Level 10. Vollendete Quests werden mit Erfahrungspunkten belohnt, die den Rang der Figur in die Höhe treiben. In dieser Anfangsphase fühlt sich das Spiel noch eher wie ein traditionelles RPG in einer offenen Welt an, als das große MMO, als das es beworben wird. Auch wenn in der Umgebung so einige Online-Spieler zu sehen sind, fällt die Interaktion noch mau aus. Es ist zwar zu diesem Zeitpunkt bereits möglich, mit Freunden zusammen die Umgebung zu erkunden. Erst ab Level 10 aber stehen wichtige Funktionen zur Verfügung, die den MMO-Charakter richtig zur Geltung bringen. Ab dieser Stufe stehen Gruppen-Aktivitäten bereit, die das Zusammenspiel fördern und belohnen. Weiterhin eröffnet sich in Cyrodiil die Möglichkeit, den PvP-Modus zu starten. Diese beiden Aspekte des Spiels heben TESO beispielsweise von Skyrim ab. Ja, ich habe auch Spaß an den Quests, wenn ich alleine unterwegs bin. Die Aufgaben sind weitestgehend abwechslungsreich und clever gestaltet, obwohl sie nicht an den Tiefgang der Missionen von Skyrim heranreichen. So richtig überzeugt hat mich der Online-Ableger der beliebten Serie aber erst durch die angesprochenen MMO-Elemente. Allen voran die PvP-Variante präsentiert sich als epischer Garant für Langzeitspaß. Hier treten die drei Allianzen gegeneinander in Schlachten mit bis zu 300 Spielern an,100 pro Fraktion. Die Bewältigung diverser Missionen kann den Fraktionen einen Vorteil verschaffen und so richtig spannend wird es, wenn es zur direkten Konfrontation der Fraktionen kommt – mit uns als Spieler mitten drin. An dieser Stelle sei allerdings zu erwähnen, dass man sich als frisch gestarteter Level-10-Charakter nicht unbedingt sofort in die Massenschlachten werfen sollte. Auf der niedrigen Stufe haben neue Spieler zumeist keine Chance gegen Feinde mit deutlich besserer Ausrüstung und Fähigkeiten. Da bietet es sich mehr an, zunächst das ein oder andere „Gruppenverlies“ in Angriff zu nehmen. Hier ist es ratsam, eine vielseitige Besetzung zu wählen. Der Vier-Mann-Trupp hat bereits durch die richtige Wahl an Teilnehmern eine gute Voraussetzung erfolgreich zu sein. Die richtige Zusammensetzung aus Heilern, „Tanks“ und Co. ist ebenso wichtig wie die Absprache während dem Spielen. Das selbe gilt für Raid-artige Ereignisse, die größere Gruppen zulassen. Sowohl Solo- als auch Mehrspieler haben dank gut verteiltem Loot stets eine Motivation, immer kniffligere Gegner anzugehen und immer düstere Zonen zu betreten. In einer befriedigenden Frequenz lassen sich Schätze finden und von Feinden hinterlassene Objekte durchsuchen, die regelmäßig gute Funde abwerfen. Es macht Spaß, sich stets nach einer besseren Ausrüstung und Bewaffnung umzusehen. Auch das Fortschrittssystem ist darauf ausgelegt, langfristig für Spaß zu sorgen. Mit Fertigkeitspunkten kann der Werdegang des eigenen Charakters geformt werden. Ebenfalls sind typische Elemente wie ein Handel- und Schmiedsystem vorhanden. Bethesda hat es verstanden, Spieler langfristig zu binden und über einen langen Zeitraum für Spielspaß zu sorgen. Auch gelingt der Spagat des Angebots zwischen Spieler, die lieber alleine unterwegs sind und diejenigen, die sich auf das Gruppengeschehen einlassen, erstaunlich gut. Obwohl mich persönlich die typischen MMORPG-Aspekte am meisten gereizt haben, bietet der Titel auch ausreichend Tätigkeiten für Solo-Spieler, die qualitativ durchaus solide sind.
Von Maus und Tastatur auf den Controller
Da die Gefechte einen wichtigen Bestandteil des Spielgeschehens darstellen, hat es mich gefreut, dass das Kampfsystem gut von der Hand geht und spaßig ist. Die Steuerung ist gelungen auf den Controller verfrachtet worden. Während die R2-Taste Angriffe der getragenen Waffe auslöst, wird per L2 die Möglichkeit zum Blocken bedient. Die vorderen Schultertasten sowie Viereck, Kreis und Dreieck werden mit Fähigkeiten nach Wahl belegt. Es ist demnach sehr einfach, im Eifer des Gefechts schnell einen Heilzauber, einen Offensiv- oder einen Defensivzauber zu wirken. Mit X kann gesprungen und interagiert werden, das Steuerkreuz bietet die Möglichkeit zu einem Item-Quickslot, zum Waffenwechsel, zur Änderung der aktiven Quest und zum Umschalten der Ansicht. Denn The Elder Scrolls Online kann sowohl in der First-Person- als auch aus Third-Person-Sicht gespielt werden, ganz nach Belieben. Während die grundlegende Kontrolle über den Charakter gut von der PC-Vorlage transferiert wurde, ist an anderen Stellen der Ursprung deutlich sichtbarer. Durch das Inventar oder das Tagebuch zu navigieren fällt mit steigendem Umfang nervig aus. Hat man viele Items ausgerüstet und viele Quests angenommen, dauert es ewig, durch die Einträge zu stöbern. Hier merkt man deutlich, dass dieses Konzept auf die Steuerung per Maus ausgelegt ist und kaum überarbeitet wurde. Es fällt schwer, einen Überblick über sein Inventar zu behalten und so kann man schnell einmal aus den Augen verlieren, welche Objekte man zu verkaufen plant und welche wichtig für den Spieldurchgang sind.
Kein wirklicher Hingucker
Grafisch präsentiert sich Tamriel Unlimited auf der PS4 recht durchwachsen. Auf der einen Seite sorgen die vielfältig gestalteten Areale oftmals für einen schönen Anblick. Hatte man in Skyrim weitestgehend nur verschneite Oberfläche im Blick, ist die Spielwelt in TESO deutlich abwechslungsreicher, was daran liegt, das viel mehr Areale vorliegen. Die Weitsicht macht gelegentlich wirklich etwas her. Auf der anderen Seite macht das Spiel optisch einen angestaubten Eindruck. Die Texturen könnten knackiger sein, Figuren und auch Umgebung wirken nicht sonderlich detailliert. Aspekte wie Beleuchtung, Animationen und grafische Effekte haben wir allesamt in den letzten Monaten ebenfalls deutlich besser in anderen Spielen kennengelernt. Zumindest hält der Titel selbst bei vielen Spielern in Sicht zumeist eine stabile Framerate. Gelegentlich ploppen Texturen in der Ferne auf, doch im Großen und Ganzen ist das Spiel technisch solide. Insgesamt ist Tamriel zwar kaum ein Hingucker, doch angesichts des riesigen Ausmaßes der Spielwelt und Spielerschaft verzeiht man dies gerne. In puncto Sound sieht die Sache schon wieder anders aus. Mir hat die deutsche Sprachausgabe erstaunlich gut gefallen. Man merkt, dass sich Bethesda bei der Umsetzung der hiesigen Version Mühe gegeben hat. Die Sprecher passen zumeist sehr gut und liefern eine tolle Performance ab. Der Soundtrack ist TES-typisch ebenso eine Stärke des Spiels und so tragen stimmige Songs dezent im Hintergrund zur Atmosphäre bei.
Fazit
The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited enthält dermaßen viel Inhalt, weil es merklich für die Spielzeit über Wochen und Monate ausgelegt ist – ja sogar Jahre, schließlich liefern Bethesda und ZeniMax Online weiteren Inhalt nach. Das Spiel eignet sich nicht nur für MMORPG-Fans, denn die meisten Tätigkeiten lassen sich auch als Einzelgänger erleben. Wer Skyrim als Vergleich heranzieht, muss seine Erwartungen aber zügeln. Der Tiefgang für Solo-Spieler fällt geringer aus. Tamriel Unlimited stützt sich allen voran auf den epischen PvP-Modus und die spaßigen Gruppen-Aktivitäten. RPG-Fans, die dem MMO-Aspekt nicht grundsätzlich abgeneigt sind, sollten der Welt von Tamriel also definitiv einen Besuch abstatten. Durch den Wegfall der monatlichen Gebühren gibt es für Genre-Fans kaum Gründe, den Titel nicht zumindest einmal anzuspielen.
Gewaltige Spielwelt mit unzähligen Tätigkeiten
Actionreiche Gefechte spielen sich auf dem Controller toll PvP-Modus und Gruppen-Aktivitäten stechen positiv heraus Soundtrack und Synchronisation sind gelungen |
Kontrolle über Inventar und Tagebuch nicht optimal umgesetzt
Grafik wirkt teilweise etwas angestaubt |
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