The Technomancer im Test

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Releasetermin: 28.06.2016

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure, RPG
Entwickler: Spiders
Herausgeber: Focus Home Entertainment

 

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Die Spiele von Spiders haben durchaus ihren Charme, doch war beim Aufgebot der französischen Entwickler bisher noch kein richtiger Kracher dabei. Titel wie Mars: War Logs und Bound by Flame haben ihre Fans, doch sind diese in der Minderheit. Auch ich hatte meinen Spaß mit Bound by Flame. Doch wurden schnell einige Schwächen deutlich, die mir langfristig dann doch die Freude am Spielen genommen haben. “The Technomancer” lautet das neuste Werk von Spiders und ich frage mich aufs Neue: Kann mich das Spiel überzeugen? Oder gibt es erneut einige Mechaniken und Elemente, die meinen Eindruck so stark trüben, dass ich den Titel letzten Endes fallen lasse? Finden wir es heraus!

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Das Spiel beginnt mit einem überschaubaren Charaktereditor. Hier werden grundsätzliche Details des Aussehens festgelegt, auch wenn die Optionen nicht sonderlich zahlreich sind. Trotzdem freue ich mich immer wieder über die Möglichkeit, meine Spielfigur zumindest teilweise optisch personalisieren zu können. Einzige deutliche Schwäche: Im Vergleich zum Charaktereditor von Bound by Flame sind hier keine weiblichen Helden möglich. Der Spielcharakter “Zachariah” liegt lediglich männlich vor.

Nettes Setting und gelungene Story, die zu langsam in Fahrt kommt

The Technomancer präsentiert sich als direkter Nachfolger von Mars: War Logs, das 2013 veröffentlicht wurde und recht unauffällig in Spielerkreisen blieb. Im neusten Titel begleiten wir einen “Technomancer” bei seinen Anfangsschritten – Zachariah vereint die Macht der Magie mit futuristischer Technologie. Wie auch War Logs spielt The Technomancer auf dem Mars, auf dem im post-apokalyptischen Zustand ein Krieg um Wasser ausgebrochen ist. Die Geschichte ist dabei rund 200 Jahre, nachdem die Menschheit erstmals den Mars besiedelt hat, angesetzt. Wir begleiten Zachariah zunächst dabei, wie er die letzten Schritte seiner Technomancer-Ausbildung vollendet. Denn nachdem er seine Begabung entdeckt hatte, entschloss er sich, sich der Technomancer-Bruderschaft anzuschließen.

Auf dem Mars herrschen harte soziale Bedingungen und so werden Mutanten und niedere Bürger wie Abschaum behandelt. Die Technomancer sind zwar ebenfalls nicht allseits beliebt, doch wird ihre Stellung in der Gesellschaft geduldet. Nachdem Zachariah während seiner Ausbildung in ein Geheimnis eingeweiht wird, dass die Technomancer bei Bekanntwerden mit sämtlichen Abschaum gleichsetzen würde, gibt es für ihn kein Zurück mehr. Er schwört, das Geheimnis fortan mit seinem Leben zu hüten und dem Technomancer-Großmeister mit seiner Begabung zu dienen. Zachariah stellt einen interessanten Protagonisten einer Story dar, die sich erst nach mehreren Stunden öffnet. Ich werde nicht zu viel verraten, doch stellt ein Ereignis die Situation auf den Kopf, wonach der begabte Technomancer auf sich alleine gestellt ist und Kontakt mit der Erde aufnehmen muss.

Die ersten Stunden der Erzählung ziehen sich etwas und es dauert leider, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt. Ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder andere Spieler dem Erzählten keine Beachtung mehr schenkt, wenn es denn endlich zur Sache geht. Mit soliden Figuren und einem gelungenen Setting hat die Geschichte durchaus nette Aspekte zu bieten, die mich gut unterhalten haben. Lediglich seltsame Kameraperspektiven während Zwischensequenzen haben mich hin und wieder völlig herausgerissen. Da wird eine sprechende Figur plötzlich nicht im Bild zentriert, sondern an die linke oder rechte Bildkante gestellt, während das restliche Bild langweilige Hintergründe zeigt. Das ändert aber nichts daran, dass sich die Story in The Technomancer als solide Unterhaltung präsentiert.

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Zachariah wird dazu gedrängt, viele Orte des Mars zu bereisen. Auf seiner Reise ergibt sich dem Spieler ein klassisches Action-Rollenspiel, das von einer starken Charakterentwicklung, einem folgereichen Dialogsystem und schnellem Kampfgeschehen lebt. Fangen wir mit den Kämpfen an.

Verschiedene Kampfstile, knackige Herausforderungen

Als Technomancer verfügt der Protagonist über drei verschiedene Kampfhaltungen, die jeweils unterschiedliche Spielweisen möglich machen. Als “Angreifer” benutzt er einen flinken Stab, mit denen er Feinde weitestgehend auf Abstand halten kann. Der “Wächter” nutzt einen Streitkolben und einen Schild, was ihn zu größerer Nähe zwingt, aber auch defensive Aktionen möglich macht. Der “Gauner” ist mit einem Dolch und einer Pistole ausgestattet, was eine Mischung aus Schlägen im Nahkampf und Schüssen aus größerer Entfernung zum Resultat hat. Das große Plus am System rund um die Grundhaltungen? Diese lassen sich spontan jederzeit im Kampf ändern. Generell wird zwar wohl jeder seine Lieblingshaltlung finden und hauptsächlich benutzen, doch der schnelle Wechsel macht es möglich, sich jederzeit an die Kampfumstände anzupassen.

Erweitert wird dieses Prinzip durch Technomancer-Fähigkeiten, die unabhängig der genutzten Haltung eingesetzt werden können. So ist es Zachariah möglich, seine Waffe unter Strom zu setzen oder beispielsweise Elektroschocks zu verschießen. Während das Verstärken der Waffe durch Strom permanent über die Nutzungszeit eine “Flüssigkeitsladung” aufbraucht, sind restliche dieser Energieladungen zum Einsatz von Fähigkeiten zu gebrauchen. In Fall der Fähigkeiten regenerieren sich die Leisten, doch ist keineswegs eine durchgehende Nutzung der Elektro-Kräfte möglich. Wir sollen und können also nicht permanent Blitze verschießen, sondern sollten uns über die Nutzung der Technomancer-Fertigkeiten Gedanken machen. Die Benutzung von Items rundet das System ab, in dem wir jederzeit per Auswahlrad und Zeitlupeneffekt durch unsere Hilfsmittel wie “Gesundheitsinjektionen” und “Sprengfallen” stöbern können. Insgesamt ergibt sich dadurch ein spaßiges Kampfsystem, das verschiedene Spielweisen ermöglicht und mit den Technomancer-Skills punkten kann.

Ebenfalls Merkmal der Kämpfe ist die Betonung auf Ausweichmanöver. Jede Haltung etabliert die Möglichkeit zum Ausweichen, was auch bitter nötig ist. Denn sind die Feinde recht fordernd ausgefallen und fügen mit ihren Angriffen eine ordentliche Portion Schaden zu. Auch wenn uns das Spiel nur selten zu viele Gegner auf einmal auf den Hals setzt, kann man sich mit einer unüberlegten Spielweise selbst im 1-gegen-1 in Gefahr bringen. Die Funktion zum Ausweichen ist für den Technomancer ein überlebenswichtiger Aspekt, der zwar Schwung aus den Gefechten nimmt, aber den Spieler zur Vorsicht zwingt. Auf diese Weise spielt sich der Titel keineswegs wie ein rasantes Hack’n’Slash im God of War-Stil, sondern hat mich eher an die Kämpfe aus The Witcher 3 erinnert. Wer kein Fan der Betonung auf Ausweichmanöver ist, wird sich mit dem System schwer tun. Doch hat es mich im Gesamteindruck überzeugt und so schätzte ich die knifflige Art des Geschehens.

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Steuerungsfrust und Speicherhinweis

Die Steuerung tut dem Spiel allerdings keinen Gefallen und trägt unnötig zur Herausforderung der Kämpfe hinzu. Denn gelegentlich übt Zachariah nicht so flink das Manöver aus, das wir ihm per Knopfdruck befohlen haben. Oder weigert e sich ganz. Ein ungenaue Anvisiermechanik stellt sich dem Spieler ebenfalls in den Weg und lässt den Helden nicht selten auf den falschen Gegner einschlagen. Hin und wieder tragen gar Kameraprobleme zum Frust bei und zeigen das Geschehen aus einem völlig verzerrten Winkel, wenn wir beispielsweise von mehreren Feinden umzingelt sind und einer Wand zu nahe stehen. Diese Kameraaussetzer stehen zwar nicht regelmäßig auf dem Plan, doch tragen sie in Kombination mit der gewöhnungsbedürftigen Steuerung dazu bei, dass sich The Technomancer gelegentlich unnötig schwer spielt und von einer fairen Herausforderung manchmal nicht die Rede sein kann.

Spieler sollten deshalb keineswegs vergessen, regelmäßig zu speichern. Denn wer stirbt, muss seinen letzten Speicherstand neu laden, der viele Minuten oder gar Stunden zurückliegen kann. Bei wichtigen Ereignissen ist zwar ein Auto-Speichern aktiv, doch wird in vielen Fällen eben auch nicht automatisch abgespeichert. Das Sichern funktioniert jederzeit über das Menü, sodass Spieler diesen wichtigen Punkt einfach nicht vergessen sollten, um Frust zu vermeiden. Denn wie bereits erwähnt – The Technomancer kann in seinen Gefechten recht gnadenlos sein. So macht es sich bezahlt, möglichst häufig manuell zu sichern. Nach erstem Feedback schwächt Entwickler Spiders gar die Schwierigkeitsstufe “Einfach” ab. Das Geschehen wurde per Patch auf dem PC bereits zugänglicher gemacht, für die PS4 soll das Update ebenfalls in Kürze folgen. Auf den anderen Stufen “Normal” und “Schwer” bekommen wir aber weiterhin eine gute Herausforderung geboten.

Was ich zunächst trotz Hinweis des Spiels gar nicht nachvollzogen habe, ist die Tatsache, dass der Titel eine Art Erschöpfungsprinzip etabliert hat. Geht Zachariah nicht ins virtuelle Land der Träume, steuert er sich im Kampf zunehmend träger und teilt zudem weniger Schaden aus. Er verdient als Resultat gar weniger Erfahrung und so dauert es länger, im Level aufzusteigen. Spieler müssen also daran denken, regelmäßig das Sanduhren-Symbol auf der Karte aufzusuchen und zu schlafen. Dieses System mag zwar nach einiger Zeit etwas lästig wirken, doch finde ich es erstaunlich erfrischend. Es macht jedenfalls Sinn, dass Zachariah durch die kniffligen Kämpfe ermüdet und hin und wieder ein virtuelles Bett aufsucht.

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Tiefgehende Charakterentwicklung des Technomancers

Verknüpft wird das Kampfsystem mit tiefgehenden RPG-Mechaniken. Sämtliche Spielstile lassen sich durch verschiedene Skillbäume weiter bekräftigen. Mit jedem Levelaufstieg erhält Zachariah einen Fähigkeitspunkt, mit dem wir einen Eintrag in einem großen Skillbaum mit vier Richtungen freischalten können. Die Kategorien “Gauner”, “Wächter”, “Angreifer” und “Technomancer” – sprich die einzelnen Kampfstile – können mit passiven und aktiven Fähigkeiten verbessert werden. Alle drei Levelaufstiege gibt es zudem einen Attributpunkt zu verteilen. Die Kategorien “Stärke”, “Ausdauer”, “Gewandtheit” und “Kraft” können aufgestuft werden, was sich direkt auf das Können im Kampf auswirkt. Zu guterletzt stellt das Spiel alle vier Levelaufstiege einen Talentpunkt zum Verteilen bereit. “Charisma”, “Wissenschaft”, “Herstellen”, “Tarnung”, “Fallen/Schlösser” und “Erkundung” warten hier auf statistische Verbesserungen. Dieses ausführliche Aufstufungssystem trägt stark zur Personalisierung der Figur bei und erlaubt, Zachariah nach eigenem Belieben zu formen.

Je nachdem, was uns bei unserem Abenteuer auf dem Mars am wichtigsten ist, können Entscheidungen in der Entwicklung getroffen werden. Dass diese nicht nur für den Kampf entscheidend sind, sondern auch Aspekte wie Erkundung der Umgebung und Überlegenheit im Dialog umfassen, macht das System zum motivierenden Faktor, der mich über jeden Levelaufstieg freuen ließ.

Ich habe dennoch einen Kritikpunkt in dieser Hinsicht auszusprechen. In einem Durchgang ist es nicht möglich, sämtliche Fähigkeiten, Attribute und Talente freizuschalten. Weil es auch keine Möglichkeit zum Zurücksetzen der bereits verteilten Punkte gibt, können es sich Spieler unnötig schwer machen. Man kann sich durchaus “verskillen” und beispielsweise beim Versuch, ein Allround-Talent zu formen, mit seinem Vorhaben durch zu wenige Punkte auf der Strecke bleiben und einen Charakter als Resultat haben, der in allen Elementen nur halbherzig verbessert wurde. In Kombination mit dem teils gnadenlosen Kampfsystem müssen Spieler ihre Charakterentwicklung gut überdenken, um nicht letzten Endes frustriert über ihre Figur zu sein. Die Möglichkeit zum Zurücksetzen der Punkte wird schmerzlich vermisst und so würde ich mir wünschen, dass sie der Experimentierfreudigkeit beim Aufstufen halber per Patch nachgereicht wird. Doch bezweifle ich, dass es dazu kommt…

Viel zu tun, doch Repetition durch Backtracking

Der Planet ist recht belebt und präsentiert uns sowohl viele Banditen, Mutanten und Monster, die uns an den Kragen wollen, als auch friedlichere Leute, die uns zwar nicht unbedingt mögen, aber dennoch um Hilfe bitten. Manche Wesen sind uns gar so freundlich gesinnt, dass sie sich unserer Reise anschließen und als Begleiter bereit stehen. Diese helfen nicht nur bei Missionen aus, sondern bringen auch Storynebenstränge mit sich. Je nachdem, was wir mit einem Begleiter erleben, variiert seine Haltung uns gegenüber. Das beeinflusst die Ausgänge der Nebenhandlungen. Und obwohl so einige Erzählungen hier recht vorhersehbar ablaufen, habe ich mich des Öfteren gefragt, wie die Ereignisse abgelaufen wären, wenn der Begleiter sich ein anderes Bild vom Technomancer gemacht hätte. Zu einem erneuten Durchgang hat es mich zwar nicht angeregt, um das herauszufinden. Für eine interessante Komponente sorgt das Begleitersystem aber allemal – und hilfreich ist es im Kampf gegen die Gegnerscharen ebenfalls.

Dennoch ist die KI der Gefährten keineswegs perfekt und lässt sie nicht selten inmitten der Gegnergruppe und damit in den rasanten Tod laufen. Zachariah stehen Befehle für das Verhalten der maximal zweiköpfigen Begleitung zur Verfügung, doch machen die Figuren oftmals trotzdem, was sie wollen. Ein Moralsystem liegt vor, das unseren Ruf stark beeinflusst. So lassen sich besiegte Feinde “ausbluten”, um die wertvolle Währung “Serum” zu erhalten. Wer dies bei jedem Gegner macht, spürt nach einigen Stunden Auswirkungen des Karmasystems. Alternativ verzichten die Spieler darauf, die besiegten Feinde final hinzurichten. Denn Loot bieten die niedergestreckten, aber noch lebendigen Körper auch ohne “Ausblutung”, und gelegentlich können wir auch auf diese Weise an Serum gelangen. Apropos Loot: Ebenfalls ein wichtiger Bestandteil eines RPGs, der hier ebenso präsent ist. Neben Feinden verbergen auch diverse Kisten auf Abzweigungen und in versteckten Arealen verschiedene Funde.

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Looten und Leveln

So lassen sich neue Waffen finden, die selten besser als die bisher ausgerüstete Variante ist. Weiterhin sind Kleidungsteile zu finden, die Zachariah mit einigen Attributen verstärken. Ressourcen sind auf dem Mars ebenfalls häufig gegeben und werden wiederum zur Aufstufung der Waffen und Ausrüstung benötigt. Per Talentpunkt-Vergabe lassen sich die Kategorien Erkundung (Wertigkeit des Loots steigt an) und Herstellen (Aufstufungen bzw. eigene Kreationen bringen effektiver Verbesserungen) in diesem Aspekt voll und ganz ausspielen. Die RPG-Mechaniken von The Technomancer sind für Fans des Genres toll umgesetzt und so gibt es mehrere Komponenten in der Ausrüstung, die man über seinen Spieldurchgang verteilt ständig verbessern oder durch bessere Exemplare ersetzen möchte. Wer hingegen kein Crafting-Fan ist, sucht einen Händler auf und kauft sich hin und wieder neue Ausrüstung – das Spiel gewährt recht große Freiheiten in puncto Spielweise.

Sonderlich kreativ ist The Technomancer bei seinen Mechaniken jedoch nicht. Denn auch das bereits angesprochene Dialogsystem haben wir in diversen Titeln schon zuvor gesehen. Ich freute mich dennoch zu entdecken, dass die Umsetzung hier recht gelungen ist. Die Konversationen sind solide geschrieben und bieten dem Protagonisten hin und wieder Entscheidungen an. Jeder Entschluss hat dabei seine Auswirkung, die von unwichtig bis zu storyrelevant reicht. Manch eine Dialogwahl erscheint nebensächlich, doch macht sie sich im Laufe der Handlung mit deutlichen Konsequenzen bemerkbar. Das geht sogar so weit, dass wir den Hass nicht einer, sondern sämtlicher Fraktionen auf uns ziehen können. Im Spieldurchgang kommen wir mit verschiedenen Gruppierungen in Kontakt, doch können wir keineswegs alle Gesprächspartner zufriedenstellen. Denn stehen manche Fraktionen im Konflikt miteinander, sodass Zachariah sich nicht zu beiden bekennen kann.

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Folgenreiche Dialoge und Romanzen

Das Dialogsystem ist ein netter Zusatz und bringt einmal mehr ein Talent zum Vorschein, wenn der Spieler denn seine Talentpunkte in diese Richtung verteilt. So lassen sich Mitmenschen in gewissen Graden beeinflussen, was durch das Talent “Charisma” begünstigt wird. Auch von Nutzen ist dieser Vorzug in den Romanzen. Denn ähnlich wie Mass Effect macht The Technomancer es möglich, mit Begleitern eine Beziehung einzugehen, die über Freundschaft hinausgeht. Hier hat es mich allerdings gestört, dass das Vorgehen zu simpel ist. Werfen wir Komplimente um uns und sind generell freundlich zur Figur der Begierde, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. In der Dragon Age- oder Mass Effect-Serie wird dieser Aspekt mit größerer Komplexität angegangen und bietet spielerisch daher auch mehr an, als es in The Technomancer der Fall ist.

The Technomancer bietet abseits der Story viele Aufgaben in der offenen Welt an, die in Form von ansprechbaren NPCs präsentiert werden. Während viele Fraktionstätigkeiten interessant sind und mit Hintergrundinformationen zur Situation auf dem Mars punkten, sind so einige Quests auch weniger spannend gestaltet. Dies trifft sowohl auf die Geschichte hinter der Aufgabe zu als auch auf die eigentliche Tätigkeit. Denn gelegentlich spielen sich die Nebenaufgaben zu eintönig. Gestört hat mich zudem, wie stark das typische “Backtracking” zum Zuge kommt. Abermals oft laufen wir durch Areale hin und zurück, was zur Repetition beiträgt. Eine fehlende Schnellreisefunktion unterstreicht dieses Problem.

Mir hat allerdings gut gefallen, dass viele Aufgaben nicht nur ein striktes Ende bieten, sondern dem Spieler den Ausgang überlassen. Mehrere Quests bieten verschiedene Enden, die direkten Einfluss auf unsere Stellung zu den Fraktionen haben. Obwohl so manche Mission in Kombination mit dem Backtracking so wirkt, als sei sie nur zur Zeitstreckung da, bietet ein Großteil der Quests ein unterhaltsames Erlebnis. Das liegt auch an der gelungenen Gegnervielfalt, die die fehlende Abwechslung in den Aufgaben ein wenig wett macht. Zachariah bekämpft Aufständische, Banditen, feindliche Einheiten, diverse Monsterarten und gar rivalisierte Technomancer. Die verschiedenen Gegnertypen machen sich nicht nur durch unterschiedliche Vorgangsweise bemerkbar. Während Monster beispielsweise unberechenbar vor uns herschwirren, sind menschliche Feinde zumeist vorsichtiger und warten meist den richtigen Moment ab. Doch haben die variierenden Feindesgruppen auch unterschiedliche Schwächen, die einen Haltungs- und Waffenwechsel ermutigen und die Kämpfe stets abwechslungsreich gestalten.

Mars mit hübschen und hässlichen Momenten, aber einem tollen Soundtrack

Low Budget-Titel mit einer ambitionierten offenen Welt haben es zumeist schwer, eine überzeugende Grafik abzuliefern. Daran tun sich regelmäßig selbst die teuersten AAA-Produktionen schwer, sodass ich von der Optik in The Technomancer wirklich positiv überrascht wurde. Der Mars als Sci-Fi-Setting macht einige wirklich hübschen Anblicke möglich und so sind viele Umgebungen durchaus hübsch gestaltet. Zwar zeigen sich die meisten Areale in einem düsteren und langweiligen Farbton, was den Eindruck erweckt, dass die Bereiche sich hauptsächlich optisch ähneln. Doch ist die Architektur vieler Gebiete gelungen ausgefallen. Einige Elektro-Effekte im Kampf sind ansehnlich und auch die meisten Gegner-Designs inklusive mehrerer Bossfeinde lässt sich sehen.

Weniger überzeugt hingegen haben mich die Figurenmodelle der zahlreichen NPCs, die recht lieblos dreinschauen. Auch hinterlassen so einige Umgebungstexturen in niedriger Auflösung einen schlechten Eindruck beim genaueren Hinsehen. Ebenfalls ist die genutzte Anti-Aliasing-Methode nicht fehlerfrei und trägt dazu bei, dass die Bildqualität nicht sonderlich überzeugt. Da der Titel allerdings in 1080p mit konstanten 30 FPS läuft und nun einmal kein allzu großes Budget zur Verfügung hatte, bin ich mit der Optik des Open World-Spiels mehr als zufrieden.

Ähnlich verhält es sich beim Soundtrack, der aufwendig produziert scheint. Wirken die elektronischen Klänge in manchen Situationen unpassend, haben sie in den meisten Momenten allerdings einen atmosphärischen Effekt zum Resultat und eignen sich gut für das Cyberpunk-Abenteuer. Die englische Sprachausgabe ist ebenfalls solide und so habe ich mich nicht daran gestört, dass einige Sprecher nicht optimal gewählt wurden und auch die Lippensynchronität nicht immer stimmte. Deutsche Untertitel sorgen indes für Verständnis aller Leute, die des Englischen nicht mächtig sind. Angesichts des Budgets ist The Technomancer technisch wirklich gelungen!

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Fazit

The Technomancer präsentiert sich nicht sonderlich kreativ und baut zudem auf eine mittelmäßige Spieleausbeute vom Entwicklerstudio Spiders auf. Diese Tatsachen sind wohl schon genug, um einige Spieler zu vergraulen – was absolut schade ist! Bei mir hat Bound by Flame keinen guten Eindruck hinterlassen und doch freue ich mich, dem neuen Titel des Studios eine Chance gegeben zu haben. Denn hat mich The Technomancer positiv überrascht!

Die Geschichte ist solide und punktet mit zahlreichen Hintergrundinformationen und Storysträngen um verschiedene Fraktionen auf dem Mars. Das Kampfsystem ist knifflig und teils gar unnötig schwer, doch sorgt es mit unterhaltsamen Mechaniken und drei verschiedenen Kampfrichtungen für spaßige Gefechte. Ein wirklich tiefgehendes RPG-System mit etlichen Komponenten hat alles, was Fans des Genres in einem Spiel suchen. Insbesondere hat mir gefallen, wie viel Freiheit dem Spieler im Kampf, in den Dialogen und in der Charakterentwicklung gewährt wird. Mit einer großen, offenen Welt bietet der Titel jede Menge zu tun, auch wenn gelegentlich die Abwechslung auf der Strecke bleibt. Und selbst die Grafik hat mir gefallen, die zwar auch mal fade Landschaften zeigt, doch mit toller Architektur, netten Effekten und guter Performance auch positive Punkte zu bieten hat.

Natürlich geht nicht jeder Aspekt des Spiels auf und wurde so manche Mechanik in anderen Titeln schon besser abgeliefert. Doch ist The Technomancer letzten Endes ein grundsolides Action-Rollenspiel, das ich trotz seiner Fehler an Sci-Fi-Fans und RPG-Liebhaber empfehlen kann.

 

Positiv-Icon Story etabliert nette Wendungen und ist eng verknüpft mit dem Spielgeschehen

Positiv-Icon Gelungenes Kampfsystem mit drei Haltungen und gehöriger Herausforderung

Positiv-Icon Mehrere Aufstufungssysteme sorgen für Motivation

Positiv-Icon Viel Freiheit in der Erkundung, im Kampf und in der Charakterentwicklung

Positiv-Icon Entscheidungssystem (Dialoge + Karma) hat Folgen zum Resultat

Positiv-Icon Gute Performance und gelegentlich nette Anblicke

Positiv-Icon Toller Soundtrack, der zumeist zur Atmosphäre beiträgt

 

Negativ-Icon Geschichte nimmt sich zu lange Zeit, um Fahrt aufzunehmen

Negativ-Icon Repetition durch nerviges „Backtracking“

Negativ-Icon Herausforderung im Kampf wird durch Kamera- und Steuerungsprobleme unnötig angehoben

Negativ-Icon KI der Begleiter ist hin und wieder grauenvoll

Negativ-Icon Eintönige, dunkle Farbpalette und teils hässliche Texturen

 

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)