Thumper (inkl. PSVR-Support) im Test

0

Releasetermin: 13.10.2016

Medientyp: Download
Genre: „Rhythmus-Gewalt“
Entwickler: Drool
Herausgeber: Drool

 

Im Playstation Store kaufen

 

Zwei ehemalige Harmonix-Entwickler gründeten das Studio Drool, das mit Thumper nun seinen ersten Titel veröffentlicht. Das Musikspiel wird von den Schöpfern als “Rhythmus-Gewalt-Titel” umschrieben. Auch wenn ich mir zunächst unter dieser Beschreibung nichts vorstellen konnte, passt der Titel wie die Faust aufs Auge. Was das Spiel so besonders macht, erzähle ich euch in meinem Test.

Thumper_20161022154339

Thumper lässt sich nicht als gewöhnlicher Titel des Rhythmus-Genres beschreiben. Das Eigenartige fängt schon bei der Spielfigur an. Wir steuern einen silbernen Käfer auf linearen Spuren, die sich zum Beat von hetzenden Klängen verformen. Wir müssen scharfe Kurven beachten, Hindernissen ausweichen und mit gutem Timing Töne treffen und zum Angriff ausnutzen. Doch ist das Geschehen im Grunde genommen extrem simpel. Wir benötigen lediglich den X-Knopf, den wir an signalisierten Stellen drücken, und den wahlweise linken oder rechten Stick, der unsere Position auf der vorgegebenen Strecke beeinflusst. Ist das Tutorial abgeschlossen, werden nach und nach neue Mechaniken eingeführt. Diese sind praktischerweise aber ebenfalls durch Kombinationen von X und Stick-Bewegung gelöst. So können wir beispielsweise die Spur wechseln, aber auch mit kurzen Flügen etwa einem Meter über der Strecke Ringe zerstören und Stacheln überspringen.

Mit steigendem Fortschritt werden die Level und die dazugehörige Musik schneller, auf die zu reagierenden Punkte häufen sich. Auch wenn die Steuerung wahnsinnig simpel gehalten ist, wird Thumper durch fies aneinander geknüpfte Elemente zur Herausforderung. Denn ist das Geschehen schwerer, als ich es anfangs erwartet habe. Zwar hat das Spiel eine gute Lernkurve und heißt Spieler mit zunächst einfachem Vorgehen willkommen. Bald aber steigt die Schwierigkeit gehörig an, was in teils bockschweren Levels resultiert. Das Spiel fordert dazu auf, Areale wieder und wieder zu spielen, besser zu werden. Zwar sind viele Speicherpunkte innerhalb der Songs verteilt, doch sorgen bereits zwei Treffer durch Hindernisse dafür, dass der Käfer ins virtuelle Gras beißt. Da es keinerlei wählbare Schwierigkeitsgrade gibt, bleibt uns nichts anderes übrig, als mit der Zeit dazu zu lernen. Immerhin können wir uns mit erfolgreicher Spielweise Teile der Panzerung zurückholen und erneut weitere Treffer aushalten.

Obwohl Thumper also gnadenlos sein kann und sich deshalb manche Spieler nach weniger Zeit frustriert abwenden könnten, machte die Herausforderung für mich einen Vorteil aus. Denn war ich motiviert, mein Timing immer weiter zu verfeinern, auch wenn ich teils repetitiv ein und das selbe Level spielen musste. Die Rechnung des Konzeptes geht auf.

Auf die neun Stages des Spiels sind Boss-Begegnungen verstreut. Hier zeigt sich der Schwierigkeitsgrad ebenfalls gerne. Wir spielen auf mehrere Abschnitte verteilt in einem längeren Vorgang. Es gilt, verschiedene Beats aneinander zu reihen, um schlussendlich mit einem mächtigen Angriff den riesigen Vektor-Gestalten Schaden zuzufügen. Doch verpassen wir eine Note, müssen wir unseren „Angriff“ erneut von vorne beginnen. Auch wenn dieses Konzept gelegentlich frustrierend sein kann, fühlt es sich toll an, einen Boss schließlich zu erledigen.

Das Geschehen ist eng verwoben mit der rauen, bassbetonten Musik, die von „Lightning Bolt“-Bassist Brian Gibson stammt. Wir fühlen nicht nur die Vibration des Controllers, sondern auch die Drums und den Bass, wenn wir zum richtigen Zeitpunkt mit dem Maikäfer die geforderte Aktion ausüben. Je mehr ich mich auf die Musik einließ und viel mehr auf das Gehörte als auf das Gesehene Acht gegeben habe, desto besser schnitt ich im Rhythmus-Gameplay ab. Ich muss zwar bemängeln, dass viele Songs ähnliche Klänge benutzen und sich dadurch oftmals ähneln. Dennoch ist die Integration der Geräuschkulisse ins Spielgeschehen fantastisch gelungen. Dazu kommen verrückte Ansichten, die aus bunten und verzerrten Vektoren bestehen. Ähnlich wie das kürzlich erschienene Rez Infinite bietet Thumper ein außerordentliches audiovisuelles Erlebnis, was für ein Rhythmus-Spiel meiner Meinung nach einmalig ist.

Thumper_20161022153604

Thumper bietet eine düstere, fast schon bedrückende Stimmung, die zur Faszination des Titels beiträgt. Ich kann nicht genau mit dem Finger auf die Ursache der Atmosphäre deuten, denn resultiert sie aus dem Gesamtergebnis. Getroffene Noten werden mit einer derartigen Wucht verkörpert, dass ich die Umschreibung “Rhythmus-Gewalt” tatsächlich zu verstehen glaube. Der Titel bringt sein Geschehen schlicht unglaublich stark zur Geltung und holt das Beste aus vermeintlich simplen Tätigkeiten heraus.

Mit optionalem VR-Support macht es Thumper zudem möglich, die schwermütige Stimmung noch intensiver zu erleben. Wir sehen unseren Maikäfer in Third-Person-Sicht in fester Stelle vor uns und sehen die linearen Spuren auf uns zukommen. Das Geschwindigkeitsgefühl ist in VR definitiv besser zu spüren, da wir eine bessere räumliche Vorstellung bekommen. Da das Spiel mit PSVR auf dem Kopf einen Großteil unserer Sicht einnimmt, haben die grellen Farben und die druckvollen Effekte bei erfolgreichem Spielen einen größere Wirkung auf uns. Ich habe den Titel in Virtual Reality noch um einiges lieber gespielt, denn trumpfen hier sämtliche Elemente noch einmal so richtig auf. Doch auch Spieler ohne Playstation VR werden ihren Spaß mit dem Titel haben. Die Optik ist in 1080p knackscharf und bringt die grafischen Effekte klar herüber.

Alle eingebetteten Bilder sind Screenshots der PSVR-Fassung, denn sieht das Geschehen auch über die Brille fantastisch aus!

Thumper_20161022155843

Fazit

Ich wusste vor dem Spielen nicht viel von Thumper, konnte mir unter “Rhythmus-Gewalt” nichts vorstellen. Umso überraschter war ich daher, als mich das Spiel so richtig in den Bann gezogen hat. Im Kern werden typische Mechaniken des Rhythmus-Genres dargelegt, doch sind diese nicht wirklich im Fokus. Denn stehen alle Aspekte von Thumper im Einklang und sorgen gemeinsam für ein besonderes Erlebnis. Die Stimmung ist seltsam, aber zugleich wahnsinnig spannend. Wir erhalten beim Spielen zufriedenstellende Reaktionen, die sich durch wuchtige Grafik-Effekte und gekonnt eingebundene Klänge äußern. Der hohe Schwierigkeitsgrad spielt der rauen Atmosphäre in die Karten, sorgt aber auch dafür, dass Thumper sicherlich nicht für Jedermann gestaltet ist. Wer kreative Konzepte und knackige Herausforderungen schätzt sowie dem Rhythmus-Genre grundsätzlich nicht abgeneigt ist, wird mit Thumper eine faszinierende Erfahrung machen.

Obwohl das Spiel um den silbernen Maikäfer auch auf einem gewöhnlichen Monitor gelungen ist, fühlt sich das Konzept sehr passend für VR an. Denn werden sämtliche Eindrücke deutlich intensiviert, wenn wir Sonys Virtual Reality-Headset aufhaben. PSVR-Besitzer haben also einen Grund mehr, dem Spiel einen Blick zu widmen.

Teilen
Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)