Releasetermin: 08.05.2018

Medientyp: Download
Genre: Rennspiel
Entwickler: Supergonk
Herausgeber: Rising Star Games

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Würde ich hundert Leute unabhängig voneinander nach dem besten kompetitiven Shooter befragen, gingen die Meinungen vermutlich weit auseinander. Die einen würden auf Counterstrike beharren und andere diskutierten sicherlich darüber, ob Battlefield oder doch eher Call of Duty die Nase vorne hat. Würde ich hingegen nach dem besten Fun-Racer fragen, wär sich der Großteil einig: Mario Kart! Ob Sonic & SEGA All-Stars Racing, LittleBigPlanet Karting oder Modnation Racers: die Liste an Herausforderern ist lang! Am Ende blieb die Krone aber stets weiter bei Nintendos Dauerbrenner. Mit einer innovativen Spielidee und coolem Look versucht das britische Indie-Entwicklerstudio Supergonk jetzt, frischen Wind in das Genre zu bringen. Wird Trailblazers zum geheimen Mario-Kart-Konkurrent?

Wipeout trifft auf Splatoon

Auf den ersten Blick liegt Trailblazers ein sehr experimentelles Konzept zu Grunde. Die Hochgeschwindigkeits-Gleiter, mit denen ihr die Rundkurse bestreitet, erinnern zunächst sehr an ihr Pendant aus Sonys Zukunfts-Racer Wipeout. Statt sich während der Rennen gegenseitig mit Ziel-Raketen, Plasma und Erdbeben das Leben schwer zu machen, greift man in Trailblazers hingegen zum Pinsel. Ja, ihr habt richtig gelesen: ihr müsst euch nicht nur auf rasante Kurvenmanöver konzentrieren, sondern zeitgleich auch dafür sorgen, dass die Rennstrecke in der Farbe eures Teams angemalt wird. Was ein bisschen wie eine Rennspiel-Version von Splatoon klingt, ist tatsächlich eine grandiose Idee – besonders weil es nicht nur Gimmick, sondern zentrales Element des Teamplays wird.

Und das funktioniert so: während ihr eure Runden auf den intergalaktischen Kursen dreht, könnt ihr bei vollständig aufgeladener Anzeige eine Farbspur hinter euch herziehen. Wenn ihr in den Folgerunden über die gefärbten Streckenareale düst, erhaltet ihr einen Geschwindigkeits-Boost – je länger ihr über eine lückenlose Farbspur fahren könnt, desto höher wird auch euer Tempo. Absolviert ihr ein Teamrennen, so können auch eure Kollegen von Spuren in der gleichen Farbe profitieren. Wenn ein Streckenabschnitt eingefärbt ist, bedeutet das aber nicht, dass er bis zum Abschluss des Rennens so bleibt. Stattdessen können eure Gegenspieler eure Farbe übermalen und so euren Plänen wortwörtlich einen Strich durch die Rechnung machen.

Teamwork zahlt sich aus

Als Resultat ermöglicht das Spielprinzip dadurch ganz neuartige Taktikspielereien. Die Farbspur kann nicht nur nach hinten, sondern auch vor den eigenen Gleiter geschossen werden. Den gleichen Effekt erzielen auch die sogenannten Farbtore, die mehrfach auf den Strecken verteilt sind – manövriert ihr euer Vehikel durch eines dieser Tore, erscheint dahinter eine Spur in eurer Farbe. Wer möchte, kann eine aufgefüllte Spuren-Anzeige auch nutzen, um einen Angriff auf einen Fahrer des anderen Teams zu starten: feuert ihr die Farbspur im richtigen Moment nach vorne ab, könnt ihr einen Gegner stark ausbremsen. Da es kein großartiges Waffenarsenal wie in Mario Kart oder Wipeout gibt, kommt ihr über eine Nutzung der Farbenmechanik kaum herum.

Auch mit dem Fahrsystem kann Trailblazers überwiegend punkten. Besonders das intensive Geschwindigkeitsgefühl belohnt den Spieler hervorragend für fehlerloses Rasen über geschickt gesetzte Farbspuren. Die simple Steuerung funktioniert auch auf hohen Geschwindigkeiten zuverlässig und ist eingängig – Casual-Spieler müssen sich jedoch daran gewöhnen, in Kurven auch mal vom Gas zu gehen. Besonders wenn man durch engere Streckenabschnitte fährt, kann ein Crash gegen die Wand sehr entscheidende Auswirkungen auf den Ausgang des Rennens haben. Auch die KI heizt euch teilweise stark ein und zeigt sich mitunter sehr angriffslustig – das kann ab und zu für etwas Frust sorgen.

Witzige Kampagne, fehlende Inhalte im Multiplayer

In der Kampagne versucht Supergonk den menschlichen, außerirdischen und mechanischen Spielfiguren auch ein wenig Charakter zu verschaffen. Zwischen den einzelnen Rennen führen die Charaktere humorvolle Dialoge, streiten sich oder verbünden sich für zukünftige Veranstaltungen – nichts Weltbewegendes, aber eine kurzweilige Rahmenhandlung für die Weltraum-Rennen. Der Story-Modus macht außerdem durch die große Missions-Variation eine Menge Spaß. Ihr bekommt pro Rennen immer drei Aufgaben gestellt, von denen ihr mindestens eine absolvieren müsst. In einigen Fällen ist euer Ziel es zum Beispiel in die Top 3 schaffen oder zwei Angriffe auf einen gegnerischen Fahrer ausführen. Bei anderen Rennen müsst ihr genügend Punkte durch das Platzieren von Farbspuren sammeln oder eine bestimmte Anzahl von Farbtoren aktivieren.

Leider wurde Trailblazers in den anderen Spielmodi sehr rudimentär gehalten. Dass ein lokaler Splitscreen für bis zu vier Spieler geboten wird ist löblich, Turniere, umfangreiche Streckeneinstellungen oder ein Fahrzeug-Editor bleiben aber aus. Auch die Werte der Fahrer sind mehr Schein als Sein – deutlich spürbare Unterschiede haben die Figuren durch verschiedene Punktzahlen in Malen, Boosten und Handling leider nicht. Auch der Online-Modus ist durchwachsen: zwar können auch hier mehrere lokale Spieler zusammen antreten, viel Abwechslung wird aber nicht geboten. Außerdem waren die Server während meines Tests mitunter sehr leer gefegt. Immerhin: plattformübergreifende Online-Matches sind möglich!

Stylishe Optik mit Schwächen im Detail

Mit seinem Comic-Cel-Shading-Look hat Trailblazers einen ansprechenden Grafikstil verpasst bekommen, der besonders in Verbindung mit der Farb-Mechanik perfekt passt. Davon profitieren auch die Strecken, bei deren Erstellung die Entwickler gute Arbeit geleistet haben. Während der Buschwaldstrand von wuchernder Vegetation durchzogen ist, erinnert der Goliath-Friedhof mit seinem Ödland-Schauplatz etwas an die Borderlands-Reihe. Der Turmpark entspricht hingegen einer futuristischen Metropole voller Wolkenkratzer. Diese drei Grundthemen ziehen sich auch durch die restlichen sieben Strecken – ein bisschen mehr Abwechslung wäre sicherlich nicht verkehrt gewesen, grundlegend ist das Design aber gelungen. Besonders mit vielen Parallelwegen und Abschnitten, an denen man an der Wand fährt, überzeugen die Streckenverläufe. Leider sind die Umgebungen manchmal etwas detailarm und nicht selten bekommt man es während der Rennen auch mit kleineren Rucklern zu tun. Schade!

Wertung im Einzelnen
Gameplay
8
Grafik
7
Umfang
6
Einzelspieler
7
Mehrspieler
8
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