XCOM 2 im Test

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Releasetermin: 30.09.2016

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Strategie
Entwickler: Firaxis Games
Herausgeber: 2K Games

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Firaxis und 2K Games sorgten im Oktober 2012 für einen Überraschungshit. XCOM: Enemy Unknown konnte nicht nur Strategie-Fans begeistern und zeigte eindrucksvoll, dass das Genre auch auf Konsolen funktioniert. Anfang des Jahres wurde der Nachfolger veröffentlicht, doch landete dieser zunächst nicht auf PS4 und Xbox One. Die Entwickler von Firaxis veröffentlichten erst die PC-Version, behebten anschließend Bugs uns hörten auf Fan-Feedback, um uns nun die Konsolen-Fassung präsentieren zu können. Diese wurde nun fast schon heimlich und still auf den Markt gebracht. Denn gab es keine große Marketing-Aktion und daraus folgend hält sich das Interesse am Spiel in Grenzen. Schade eigentlich! Denn das Spiel ist gelungen und gibt wie der Vorgänger auch am Controller eine gute Figur ab.

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Altbekannte Serie in neuer Stärke

XCOM stellt für Strategiefans keine Neuheit dar. Denn schon im Jahr 1994 wurde die Sci-Fi-Serie in Form von “X-COM: UFO Defense” gestartet und vor vier Jahren überraschend nach 11 jähriger Pause auf moderne Weise neu interpretiert. Die Reihe zeichnet sich durch rundenbasiertes Taktikgeschehen aus. Spieler steuern eine Elite-Einheit der Militär, die gegen eine außerirdische Bedrohung vorgehen soll. Doch die Action auf dem Schlachtfeld ist nicht alles. XCOM ist durch und durch Strategietitel und betreut uns beispielsweise auch mit Verhandlungen mit anderen Ländern, um sich gegen die Aliens zusammen zu schließen. Ebenso unsere Aufgabe ist es, unsere Streitkräfte mit immer stärker werdender Ausrüstung auszustatten.

Weiterhin Markenzeichen der Serie: Die brutale Schwierigkeit. XCOM kann wahrlich herausfordernd sein und bringt Fans des Genres ins Schwitzen. Dabei ist der Titel nie unfair, sondern nutzt lediglich knallhart die Fehler der Spieler aus. Mit diesem Konzept ist XCOM 2 sicherlich nur für Hardcore-Spieler etwas, doch hat das knackig schwere Erlebnis eine große Fangemeinde. Gehen wir genauer darauf ein, was das Spiel seinen Generälen vorsetzt.

Umfangreiche Strategie-Ebene

Das Geschehen ist auf zwei Bereiche aufgeteilt. In einer Art Weltkarte wählen wir Missionen aus. Zudem können hier Ressourcen erlangt und zur Aufstufung von Waffen und Ausrüstung genutzt werden. Ebenso wird hier eine strategische Komponente präsentiert. Wir können Kontakt zu Widerstandszellen aufnehmen, unsere Basis mit Einrichtungen ausbauen, Forschungsprojekte starten. Funkrelais errichten, den Schwarzmarkt aufsuchen. XCOM 2 bietet jede Menge taktischer Elemente, die allesamt überlegt eingesetzt werden müssen. Denn kommen viele Aspekte mit Limitierungen daher oder erfordern wertvolle Ressourcen zum Bauen. Wer hier also wahllos agiert, wird im Nachhinein schnell seine Entscheidungen bereuen. Wer sich hingegen Gedanken über sein Handeln macht, freut sich im Endeffekt über ein regelmäßíges Vorratseinkommen und über hilfreiche Forschungsergebnisse.

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Rundenbasierte Unterhaltung

Die eigentliche Action findet folglich in den Schlachtfeldern statt, die auf der angesprochenen Weltkarte ausgewählt werden. Mit einem vier- bis sechsköpfigem Trupp gilt es, rundenbasierte Gefechte zu gewinnen und vorgegebene Ziele zu erreichen. Dabei spielen die Bewegung und Positionierung der Figuren sowie ein Deckungssystem wichtige Rollen. Die Söldner haben eine limitierte Fortbewegungsmöglichkeit pro Runde und treffen natürlich genauer, wenn sie einem Feind möglichst nahe kommen. Der zweite Teil der modernen Firaxis-Umsetzung setzt hierbei verstärkt auf Stealth-Manöver. Wir werden dazu ermutigt, die verschiedenen Routen auf den Gebieten zu erforschen, um durch einen Überraschungsangriff die Oberhand zu erlangen. Es gilt, den gesamten Trupp schnell in eine gute Position zu verfrachten und die zwei Rundenaktionen pro Soldat stets mit Bedacht einzusetzen.

Mir hat besonders gut gefallen, wie die strategische Ebene außerhalb der Gefechte mit der Action auf dem Schlachtfeld verwoben wird. Denn können wir beispielsweise gefundene Gegnerwaffen und Alien-Leichen in der Basis erforschen, um bessere Waffentechnik entwickeln und Schwachpunkte der außerirdischen Rassen ermitteln zu können. Ebenso nimmt die Aufstufung von Soldaten eine wichtige Rolle ein. Im Kampf verdienen wir uns Erfahrung, mit der sich die tapferen Söldner anschließend aufwerten lassen. Es gibt viele verschiedene Klassen, die sich in diverse Richtungen formen lassen. Hier ist Experimentierfreudigkeit erwünscht, was die Vergabe von neuen Fähigkeiten und dem anschließenden Profitieren in der Schlacht zum großen Spaß macht. Ebenfalls überzeugt haben mich die Anpassungsmöglichkeiten. Denn lässt sich nicht nur das Aussehen der Figuren bearbeiten, sondern sind auch die Stimmen und gar das Waffendesign austauschbar. Wer ein Fan von guten Charaktereditoren ist, wird sich hier gehörig austoben können.

Das Dark Souls des Taktik-Genres?

Doch dürfen wir nicht vergessen, was ich eingangs bereits erwähnt habe: XCOM 2 kann knallhart zu seinen Spielern sein. So erfahren wir regelmäßig von “düsteren Ereignissen”, die die Aliens planen. Die Auswirkungen dieser Aktionen können fatal sein, sodass wir stets äußerst unangenehmen Situationen gegenüberstehen. Ebenso ist durchgehend das übergeordnete Ziel der Alien-Feinde präsent. Mit dem “Avatar-Projekt” versuchen die außerirdischen Rassen nämlich, das XCOM-Aufgebot ein für allemal auszulöschen. Eine rote Leiste am oberen Bildschirmrand präsentiert dabei den Fortschritt der Aliens. Ist die Leiste voll, haben wir das Spiel verloren.

Üben diese Gefahren nicht schon genug Druck auf die Spieler aus, können zudem auch Soldaten verloren werden. Keine Figur ist vor dem Tod sicher und so kann eine gescheiterte Mission nicht nur einen Söldner, sondern gar den gesamten Trupp in den Tod reißen und uns insgesamt stark schwächen. XCOM 2 gab mir permanent das Gefühl, dass meine Entscheidungen von Bedeutung sind. Das kann einerseits von Nachteil sein, denn mag eine kleine Fehlentscheidung für Frust sorgen. Gleichzeitig fühlt sich ein Sieg in XCOM unglaublich gut an, denn müssen wir uns jeden Erfolg hart verdienen.

Da viele Missionen zudem mit einem Zeitlimit daherkommen, ist XCOM 2 aber wohl kein Spiel für Leute, die ein stressiges Geschehen nicht abhaben können. Zugegebenermaßen ist das Spiel selbst auf dem Standard-Schwierigkeitsgrad “Normal” gnadenlos, so dass ich Einsteigern die Stufe “Einfach” empfehle. Hier stehen wir weiterhin vor einer Herausforderung, haben aber die Möglichkeit, die verschiedenen Elemente des Spiels besser kennenzulernen. Eine steile Lernkurve sorgt dafür, dass wir nicht immer die selben Strategien auf dem Schlachtfeld nutzen, sondern unser Vorgehen an das Gegneraufgebot anpassen.

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Verkorkster Online-Multiplayer

Abseits der Kampagne bietet XCOM 2 einen Online-Multiplayer an, der sein Potential aber ganz und gar nicht ausschöpft. Hier treten zwei Spieler in einer von vier verschiedenen Aufgabenstypen gegeneinander an, während die Einzelspieler-Missionen mit weitaus mehreren Zielvorgaben für größere Vielfalt sorgen. Auch liegt die Charakter- und Truppbearbeitung nicht im selben Umfang wie in der Kampagne vor. Eine begrenzte Map-Anzahl trägt weiterhin dazu bei, dass der Multiplayer maximal für wenige Stunden zur spaßigen Spielvariante wird. In meinem Testlauf fiel es mir schwer, andere Spieler für eine Online-Partie zu finden. Ich scheine also nicht der einzige zu sein, der vom Online-Aufgebot nicht überzeugt ist.

Guter Port: Gelungene Steuerung und Grafik

Der Port vom PC auf Konsolen ist absolut gelungen. Das zeigt sich unter anderem an der tollen Controller-Einbindung. Während XCOM 2 auf dem PC bis heute keinen offiziellen Controller-Support hat, zeigt das Spiel auf der PS4, dass es sich auch per Pad super steuern lässt. Echtzeit-Strategietitel sind sicherlich ein Hindernis auf einem Controller, doch ist die hier gebotene Action auf Rundenbasis auf dem Dualshock 4 toll umgesetzt. Ich habe XCOM 2 auch auf dem PC gespielt und würde persönlich wohl gar immer zum Controller statt zu Maus und Tastatur greifen – es funktioniert schlichtweg gut.

Ebenfalls gelungen ist die grafische Umsetzung. Firaxis und 2K mussten nicht viele Kompromisse eingehen, um den Titel auf die Konsolen zu bringen. Manche Charaktermodelltexturen sind im direkten Vergleich zwar nicht so scharf und auch einige Umgebungsdetails mussten zurückgeschraubt werden. Insgesamt ergibt sich uns aber ein stimmiges Bild. Durch die prozedural zufällig generierten Areale ist stets für visuelle Abwechslung gesorgt und auch die Gegnervielfalt sammelt Punkte ein.

Technische Probleme, dafür tolle Sound-Umsetzung

Doch kommt die schöne Grafik auch mit einigen Nachteilen daher. Sowohl Framerate-Einbrüche als auch Screen-Tearing sind hin und wieder ein Problem, auch wenn es durch die rundenbasierte Art nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Dennoch sorgen die Ruckler insbesondere bei effektreichen Darstellungen wie beispielsweise Regen für einen unsauberen Eindruck. Weiter geht es mit diversen Bugs und Glitches, mit denen auch schon die PC-Fassung zu kämpfen hatte. Plötzlich aufploppende Objekte oder seltsam schimmernde Texturen sind keine Seltenheit. Dazu kommt, dass XCOM 2 mit langen Ladezeiten zu kämpfen hat. Halten sich diese zunächst noch in Grenzen, wird die Wartezeit mit steigendem Fortschritt immer länger. Das selbe Problem bestand bereits auf dem PC und resultiert in Ladezeiten von über 2-3 Minuten. Gegen Ende der Story kann es sogar über 5 Minuten dauern, in die Basis zurückzukehren, was nun wirklich ein No-Go ist!

Mit einer passablen deutschen Vertonung bestätigt sich aber einmal mehr der gute Eindruck des Spiels. Manch eine Figur ist zwar nicht so gut getroffen, doch haben die meisten Soldaten eine passende Stimme erwischt. Dazu gesellt sich ein stimmungsvoller Soundtrack, der mit epischen Klängen die spannende Handlung zu unterstützen weiß.

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Fazit

XCOM 2 war auf dem PC schon ein fantastisches Spiel und setzt diesen Erfolg auch auf der PS4 fort. Das Geschehen ist gnadenlos, doch sorgen die strategischen Komponenten für ein tolles Erlebnis für Fans des Genres. Die verschiedenen Mechaniken ergänzen sich gegenseitig wunderbar und machen das Spiel sowohl auf dem Schlachtfeld mit rundenbasierten Kämpfen als auch außerdem der Gefechte mit dutzenden Entfaltungsmöglichkeiten zum Strategie-Hit. Die Controller-Umsetzung ist gelungen und auch optisch ist der Sprung vom PC nur mit wenigen Kompromissen geglückt. Lange Ladezeiten und technische Probleme ziehen hin und wieder den Eindruck herunter, doch schaden diese dem herausfordernden Erlebnis unterm Strich letztlich kaum. Strategie-Fans mit Stressresistenz haben hier wohl ihr Spiel des Jahres auf der PS4 erhalten!

 

Positiv-Icon Vielschichtiges Strategie-Geschehen, dessen Ebenen toll ineinander greifen

Positiv-Icon Betonung auf Stealth macht rundenbasierte Gefechte zum großen Spaß

Positiv-Icon Herausfordernd und gnadenlos, aber nie unfair

Positiv-Icon Klasse Umfang mit hohem Wiederspielwert

Positiv-Icon Interessante Geschichte um den Kampf zwischen Menschheit und Aliens

Positiv-Icon Port grundsätzlich gelungen: Gutes Controller-Layout und hübsche Grafik

Positiv-Icon Solide deutsche Synchronisation und stimmiger Soundtrack

Negativ-Icon Online-Multiplayer in derzeitiger Form schnell repetitiv

Negativ-Icon Extrem lange Ladezeiten mit steigendem Fortschritt

Negativ-Icon Nicht von Framedrops, Tearing und Bugs verschont

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)