Bound by Flame im Test

0

Releasetermin: 09.05.2014

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure, RPG
Entwickler: Spiders
Herausgeber: Focus Home Entertainment

 

Bestellen bei Amazon.de

 

 

Die Entwickler des französischen Studios Spiders bewiesen schon mit ihren Titeln Of Orcs and Men sowie Mars: War Logs, dass sie trotz geringer Entwicklungskosten durchaus spaßige Spiele auf die Beine stellen können. Der neuste Titel aus dem Hause Spiders – Bound by Flame – hat einmal mehr gute Ansätze, leidet aber deutlich am kleinen Budget des Teams. In welchen Punkten Bound by Flame durchaus Spaß macht und wo viel Potential verschenkt wurde, lest ihr in folgendem Review.

Bound By Flame_20140511233204

 

Fantasy-Setting mit Untoten und Eisfürsten

Spiele wie Skyrim sowie die TV-Serie Game of Thrones zeigen, dass das Fantasy-Genre eine riesige Zielgruppe hat. Bound by Flame will auch etwas vom Fantasy-Kuchen ab haben und präsentiert sich in einem fantasievollem Setting. Das Reich Vertiel ist in höchster Gefahr, da sieben geisterbeschwörende Magier, bekannt als die Eisfürsten, Vertiel mit ihrer dunklen Armee an Untoten erobern wollen. Auch wenn es nach einer schier unmöglichen Aufgabe klingt, die Armee, die seit über 10 Jahren keinen Verlust mehr eingebüßt hat, von ihrem Vorhaben abzuhalten, besteht noch Hoffnung. Wir nehmen die Rolle des Söldners Vulcan ein, dessen Aufgabe es ist, die roten Weisen zu beschützen. Dieser Orden besteht aus gutherzigen Magiern, die als letzten Ausweg gegen die Armee einen mächtigen Geist beschwören wollen. Wie es sich für ein Fantasy-Abenteuer gehört, geht das Vorhaben gehörig schief und der beschworene Dämon stürzt sich auf Vulcan. Dieser ist fortan von besagtem Dämon besessen und entwickelt besondere Feuer-Kräfte, verliert selten aber auch die Kontrolle über seinen Körper und lässt den Geist in sich handeln. Trotzdem ist Vulcan nun die einzige Hoffnung im Kampf gegen die Eisfürsten, die ganz Vertiel noch bleibt. Die Handlung ist grundsätzlich solide geschrieben, wird aber schwach präsentiert. Sowohl die Gesichtszüge der Charaktere beim Reden als auch die Stimmen an sich bekleckern sich nicht mit Ruhm. Die lust- und emotionslos klingenden Figuren schwächen die Ereignisse der Story deutlich ab. Auch fiel es mir schwer, den Protagonisten glaubhaft oder gar menschlich zu finden. Hier kommen die schlechten Gesichtsanimationen ins Spiel: Die Charaktere wirken beim Sprechen wie Roboter. Wirklich schade, denn das Storykonzept bringt zwar nichts grundlegend Neues mit sich, ist aber dennoch interessant gestaltet. Während die Präsentation der Handlung schadet, wird diese durch verschiedene Handlungszweige gestärkt. In einigen Situationen werden uns unterschiedliche Entscheidungen im Stil von Mass Effect aufgedrückt. Auch wenn es dadurch nicht mehrere Enden gibt, resultieren manche Entscheidungen in unerwarteten Ereignissen. Es ist bei den Auswahlmöglichkeiten nicht immer zu erkennen, was eine böse und was eine gute Sache zur Folge hätte. So kommt es durchaus vor, dass eine vermeintlich gutartig getroffene Entscheidung im plötzlichen Tod eines Nebencharakters endet. Dadurch bleibt stets Spannung erhalten, allerdings konnten mich Schicksale der Figuren nur bedingt packen, was wiederum auf die schwache Figurenpräsentation zurückzuführen ist.

Starke Ansätze

Hinsichtlich des Spielgeschehens hat Bound by Flame leider deutlich mehr Schwächen als Stärken vorzuweisen. Das resultierte darin, dass ich das Spiel in einem Moment noch liebte und gleich im nächsten schon wieder verfluchte. Fangen wir mit den positiven Elementen an. Der Titel bietet ein Crafting- & Upgrade-System. Das ist recht simpel gehalten und von Beginn des Spiels an verfügbar. Über ein Menü lässt sich alles gefundene und erbeutete Material einsehen, das zu verschiedenen Objekten verarbeitet werden kann. Die Umgebung gibt so einige Funde her und es lohnt sich, alle Wege und Ecken eines Schauplatzes abzugrasen. Es gibt unter anderem Lebenstränke, Manatränke, Boden-Minen oder auch Armbrustbolzen zu fertigen. Diese Objekte bestehen meist aus einer Kombination von bestimmten Materialien, die auch in bestimmten Mengen vorliegen müssen. Auch können mehrere Exemplare eines schwachen Materials zu einem hochwertigen verarbeitet werden, ebenso lassen sich vorhandene Waffen durch den Einsatz von Materialien durch einige Teile erweitern. So erhöht beispielsweise ein neuer, besserer Griff eines Schwertes die Wahrscheinlichkeit auf einen kritischen Treffer. Dieses Crafting- und Update-System ist zwar denkbar simpel, trägt aber toll zur Spielerfahrung bei. Besonders die Fallen, die wir craften und platzieren können, sind eine spaßige Gelegenheit, um Gegnergruppen gezielt zu schwächen. Auch eine Stärke des Spiels ist das Levelsystem, das bei einem RPG natürlich nicht fehlen darf. Es gibt drei Angriffsbereiche: Der schwere Angriff durch ein Schwert oder eine Axt, der leichte Angriff mit Stealth-Einheit durch Dolche sowie die Benutzung von verschiedenen Feuerfähigkeiten, die der Dämon unserem Protagonisten gewährt. Es gibt für jeden dieser Bereiche einen eigenen Fertigkeitsbaum, innerhalb dem wir bei Levelanstieg drei Punkte verteilen können. Der entsprechende Angriffstyp lässt sich in puncto Stärke und kritischem Schaden verbessern, ebenso können die für den Bereich typischen Fähigkeiten aufgewertet werden. Während es für die drei Skilltrees pro Levelaufstieg drei zu verteilende Punkte gibt, sind zusätzlich noch weitere übergreifende Fertigkeiten freizuschalten. Hier gibt es die Möglichkeit, allgemeine Verbesserung zum Beispiel bei der Gesundheitsleiste vorzunehmen. Da es hier weniger Möglichkeiten wie bei den Skilltrees gibt, wird bei jedem neuen Level nur ein Punkt frei zum vergeben. Dieses Aufwertungssystem ist motivierend und gibt den Spielern den Reiz, über die Schwächen hinwegzusehen, die der Titel mit sich bringt. Leider gibt es hier eine Menge an Punkten zu nennen.

Schwache Ausführungen

Allen voran die KI der Begleiter ist grauenvoll. Es gibt insgesamt vier Charaktere, von denen man eine Figur wählen kann, die uns in unserem Abenteuer stets folgt. Die Figuren bringen verschiedene Fähigkeiten mit sich und lassen sich grob einteilen in Heilerin, Nahkampfkrieger, Dunkler Magier und Waldläufer. In der Theorie lässt sich der Gefährte kommandieren und so können wir entweder defensives oder offensives Verhalten fordern. In der Praxis sind die KI-Begleiter nichts mehr als Kanonenfutter für die Feinde. Wirklich hilfreich sind sie selten, am ehesten dienen sie noch dazu, größere Gegnergruppen für eine kurze Zeit zwischen Spieler und Gefährte aufzuteilen. Die KI ist schrecklich und egal welche Kommandos man gibt, egal welchen Begleiter man mit auf die Reise nimmt – nach wenigen Sekunden ist man im Kampf auf sich allein gestellt und muss die Gegnerscharen allein besiegen, bis der jeweilige Gefährte wieder von den Toten aufersteht. Da hätte man sie auch gleich weglassen können. Auch die Gegnervielfalt lässt zu wünschen übrig. Während in den ersten wenigen Stunden noch stets neue Gegnertypen eingeführt werden, kommt man zu einem Punkt, ab dem die bis dato gezeigten Gegner sich wiederholen. Noch ein Kritikpunkt sehe ich in dem schier unfairen Schwierigkeitsgrad. Es ist durch die Souls-Spiele natürlich in Mode, die Spieler vor schwierige Aufgaben zu stellen. Dass sich Bound by Flame an diesem Konzept probiert, schwingt allerdings zum Negativen über. Wir werden meist mit mindestens 5-6 Gegnern gleichzeitig in den Ring geschickt. Selbst die einfachsten Feinde halten recht viel an Schaden aus und teilen auch erheblich aus. Das zieht sich durch alle Schwierigkeitsgrade und führt spätestens im schwersten zu Frust. Stehen wir maximal zwei Feinden gegenüber, ist es eine Frage von Geschick, sich zu behaupten. Werden aber größere Gruppen auf uns angesetzt, helfen selbst Fallen, Lebenstränke und Feuerzauber nur sporadisch. Eine wirklich durchdachte Freundes-KI würde hier perfekt ihren Einsatz finden, doch wie bereits erwähnt kämpft man meistens sowieso auf sich allein gestellt. Das Kampfsystem ist zwar kein Totalausfall, wird in Zusammenarbeit mit den unfairen Gegnergruppen zum wirklichen Problem. Bound by Flame konzentriert sich im Kampf auf leichte Actionkost in Form von Buttonmashing. Es gibt zwei Angriffsgruppen, die verschiedene Spielmöglichkeiten zulassen. Entweder ist man mit einer schweren Waffe unterwegs und kann die feindlichen Angriffe mit gutem Timing abblocken, oder man schleicht sich von hinten an, greift mit flinken Dolchen an und kann ausweichen. Der Stealth-Aspekt ist durchaus hilfreich, da man mit den Dolchen einen großen Schaden anrichten kann, wenn der erste Angriff aus unentdeckter Position erfolgt. Allerdings lässt sich diese Attacke immer nur beim ersten Gegner jedes Areals anwenden, da nach dem Stealth-Angriff scheinbar jeder Gegner in Reichweite von uns weiß. Das Kämpfen beschränkt sich also meist auf wildes Herumrennen, die Lebensanzeige langsam wieder füllen lassen und gelegentlich zuschlagen. Die Ausweich- und Blockmechaniken sind die heimlichen Stars im Kampfsystem, machen aber nur bei Gegnerduos oder im 1 gegen 1 Sinn. Sind wir von vier Feinden in die Ecke getrieben, die alle durcheinander angreifen, bringt auch eine erfolgreiche Abwehr kaum etwas, da man nie zum Gegenschlag kommt. Die Gefechte wären unterhaltsamer, wenn wir es immer nur mit kleineren Grüppchen aus maximal 3 Feinden zu tun hätten. Da die Realität im Spiel leider anders aussieht, ärgern wir uns bei jeder feindlichen Begegnung aufs Neue über die Unfähigkeit unseres Begleiters und rennen beim Kämpfen viel mehr in der Gegend herum, als es das Kampfsystem eigentlich vorgesehen hat. Schade, dass die Kämpfe nicht besser auf die entsprechenden Mechaniken ausgelegt sind, schließlich beschäftigen wir uns eine große Zeit beim Spielen mit dem Kämpfen. Umso ärgerlicher, dass Bound by Flame einige wirklich spaßige Story- und Nebenmissionen zu bieten hat, die sich leider nie wirklich entfalten. Immerhin stimmt der Umfang: Rund 10 Stunden kann man für die Story einplanen, mit optionalen Nebenaufgaben verbringt man in etwa weitere 8-10 Stunden.

Bound By Flame_20140512221009

Grafik spiegelt geringes Budget wieder

Auch optisch sind tolle Ansätze zu vermerken, die allerdings an ebenso auffälligen Schwächen zu leiden haben. Durch die verwendete Silk-Engine hat das Spiel ein passables Beleuchtungssytem. Ebenso gibt es ein interessantes Art-Design zu sehen und einige Figuren sowie Feinde, insbesondere die Bossgegner, überzeugen mit einer tollen Gestaltung. Die Animationen dieser Figuren wirken jedoch altbacken und einige matschige Texturen hinterlassen einen furchtbaren Beigeschmack. Hier macht sich leider erneut bemerkbar, dass das Team hinter Bound by Flame bei der Entwicklung auf kein allzu großes Budget zugreifen konnte. Die bereits beschriebenen lust- und emotionslosen Stimmen unterstreichen das natürlich nur, ebenso ist kaum ein Satz lippensynchron vertont. Die musikalische Untermalung macht aber einiges wett und kann sowohl mit ruhigen, gar gruseligen Klängen zur Stimmung beitragen als auch mit schlagzeuglastigen Liedern die Anspannung im Kampf vorantreiben.

 

Fazit

Auf jede Sache, die Bound by Flame gut macht, folgt mindestens ein ebenso wichtiger Kritikpunkt. Das Setting ist auf der PS4 zumindest noch unverbraucht, die Fantasy-Handlung sogar noch ganz passabel. Das Spiel bedient sich an vielen Genre-Erfolgen und bringt interessante eigene Aspekte ein, die im Gesamtpaket allerdings nicht so aufgehen, wie man es sich sicherlich gewünscht hat. Das Kampfsystem an sich ist solide, spielt durch die unfaire Anzahl an Gegnern aber nur selten seine Stärken aus. Wofür gibt es Begleiter, wenn diese nicht einmal eine halbe Minute im Kampf aushalten? Das größte Problem wird für viele sein, über die unnötig frustrierenden Kampfmechaniken hinwegzusehen. Wer mit geringen Hoffnungen an den Titel geht, mag Bound by Flame eventuell auch etwas Positives abgewinnen. Schließlich ist nicht alles schlecht und so gibt es Lichtblicke im Crafting- und Level-System sowie im Soundtrack. Es bleibt aber durchgehend beim faden Beigeschmack, da Spiders leider – sei es durch geringes Budget oder durch andere Gründe – unheimlich viel Potential verschenkt hat.

 

Positiv-Icon Grundsätzlich solides Kampfsystem…

Positiv-Icon Crafting- & Upgrade-System motiviert

Positiv-Icon Nette Beleuchtung und Gegnerdesigns

Positiv-Icon Passabler Soundtrack

Positiv-Icon Entscheidungssystem bringt Überraschungen mit sich

Negativ-Icon …das aufgrund der Gegnerhorden nie überzeugen kann

Negativ-Icon Begleiter-KI unglaublich dumm

Negativ-Icon Schwierigkeitsgrad durch Gegnermassen unnötig hoch

Negativ-Icon Einige unheimlich hässliche Texturen

Negativ-Icon Schwache Gesichtsanimationen und Stimmen stören Präsentation

 

Teilen
Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)