Releasetermin: 27.08.2020
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Sport, Arcade
Entwickler: Tamsoft
Herausgeber: Bandai Namco Entertainment
Fußball hat im Gamingbereich seit Jahren eine immer größere Rolle eingenommen. Mit FIFA und PES kommen jährlich neue Ableger, die über Monate hinaus riesige Verkaufszahlen erzielen. Der Erfolg bleibt also wahrlich nicht aus. Neben solch realistischeren Fußballsimulationen gibt es aber auch Spiele, die etwas mehr in die Arcade Richtung gehen. Nintendo Fans sollten sich beispielsweise an Super Mario Strikers erinnern können. Ein ähnliches Spiel steht nun für PS4, Nintendo Switch und den PC parat. Captain Tsubasa: Rise of New Champions soll genau da ansetzen, wo moderne Arcade Fußballspiele hinmöchten: Flotte Dribbling-Tricks, rasantes Teamspiel und spektakuläre Schüsse sollen für jede Menge Spielspaß sorgen. Auch werden zwei unterschiedliche Storylines geboten, die Fans als auch neue Spieler in ihren Bann ziehen sollen. Ob der Titel seine Techniken überzeugend umsetzt und dessen Versprechungen halten kann, erfahrt ihr im Test.
Grundlagen, die man kennt
Wer Captain Tsubasa: Rise of New Champions erstmals spielt wird schnell mit den Grundlagen vertraut gemacht. Wer dabei vorher schon einmal ein FIFA gespielt hat, dem dürfte der Einstieg zunächst gar nicht mal so schwer fallen, denn zu Beginn fühlt sich alles wie ein normales Fußball-Videospiel an: Ihr dribbelt, passt, flankt und schießt aufs Tor genauso wie in einem der großen bekannten Vorbilder. Auch im Abwehrspiel verhält sich alles ähnlich wie in einem FIFA. Ihr rennt dem gegnerischen Spieler hinterher und versucht ihm durch Grätschen oder ähnlichem den Ball abzunehmen. In einem eigenen Trainingsmenüpunkt könnt ihr euch sogar mittels kompletten Leitfadens voller einzelnen Tutorials alle Besonderheiten übers Spiel Schritt für Schritt aneignen. Im Kern verbirgt sich hinter Captain Tsubasa aber wesentlich mehr als ein einfaches Fußballspiel.

Trickst was das Zeug hält
Nachdem ihr den Tutorials gefolgt seid und euch etwas eingespielt habt, könnt ihr besondere & einzigartige Manöver ausüben, um euch das Spiel etwas ansehnlicher und einfacher zu gestalten. Jeder Spieler verfügt demnach über sein eigenes “Moveset”, für das er im Anime bekannt ist. Ihr könnt spezielle Dribbling-Tricks ausführen und so beispielsweise mit dem Ball per Salto euren Gegenspieler ausspielen. Ist euch dies gelungen, lässt ihr den Kontrahenten taumelnd hinter euch zurück. Tricks benötigen etwas von eurer Willensanzeige. Das ist eine Art Ausdauerleiste, die beim Sprinten, Tricksen, Schießen etc. konstant abnimmt, sich aber mit der Zeit wieder automatisch auflädt. Verfehlt ihr das richtige Timing geht euer Dribbling ins Leere und dementsprechend nimmt auch die Ausdauer des aktuell ausgewählten Spielers dadurch etwas ab. Gelingt jedoch so eine Trickserie, füllt sich die Ausdauerleiste wieder und ihr könnt zum Powerschuss ansetzen.

Der Strahl muss ins Eckige oder hindurch
Und genau diese eindrucksvollen Schuss-Sequenzen sind das Herz von Captain Tsubasa. Ist die Hälfte der Ausdaueranzeige gefüllt, kann ein besonderer Schuss ausgeführt werden. Währenddessen folgt eine kurze Animation, die den aktuell gespielten Charakter zeigt, wie er zu einem potenziellen Tor ansetzt und den Ball daraufhin in Hochgeschwindigkeit zum gegnerischen Kasten ballert. Auf der Gegenseite versucht der Torwart natürlich diesen aufzuhalten, was ihm eigentlich fast immer gelingt. Und hier kommt auch schon das erste Problem des Spiels. Obwohl die Schüsse teilweise so mächtig aussehen, dass sie unmöglich aufgehalten werden können, ist es für den Torwart zu Beginn des Spiels ein Leichtes den Ball zu halten, ganz egal wie nah oder weit ihr entfernt seid. Doch warum ist das so? Die Antwort ist ganz einfach – eigentlich liegt es am Spielsystem. Der Torwart verfügt nämlich selbst über eine Ausdauerleiste, die ihr ihm erstmal mit einigen Torschüssen runterschießen müsst. Erst wenn diese den roten Bereich betritt, wird ein Tor so langsam möglich. Auch mit einem, ich nenne es mal “Mega-Powershot”, also einer Stufe über den normalen Schüssen, ist ein Treffer bei voller Leiste des Torwarts nur schwer möglich. Wer sich etwas tiefer mit dem System beschäftigt, kann auch von den Vorteilen der einzelnen Spieler profitieren. Hyuga hat zum Beispiel die passive Fähigkeit auf einen stärkeren Torschuss bei aktivierter V-Zone, was auch bei gefüllter Ausdaueranzeige des Torhüters eine höhere Chance auf ein Tor ermöglicht. Es gibt also Mittel und Wege auch so ein Tor zu landen, ist aber leider nicht so ganz ersichtlich und nur schwer zu erreichen.

Die V-Zone lässt sich nämlich nur 1- bis 2-mal pro Spiel (bei Standard-Spielzeit) ausführen und ist ein Zustand, bei dem euer Team noch einmal einen Motivationsschub erhält. Dabei nimmt die Ausdaueranzeige der Spieler nur sehr langsam ab, das Team wird also für eine kurze Zeit allgemein schneller und wendiger. Auch so manche Effekte wie der von Hyuga werden dann aktiv. Das ist eine gute Möglichkeit das Spiel in letzter Minute nochmal rumzureißen oder einen unhaltbaren Schuss zu halten. Ihr könnt die V-Zone nämlich auch opfern und eine spezielle Torwart-Sequenz triggern, um einen gegnerischen Torschuss garantiert zu halten, selbst wenn die Ausdauerleiste eures Torhüters im roten Bereich ist. Der Modus bringt also nochmal ein wenig Taktik mit ins Spiel.
Teamplay ist alles
Natürlich sind die Power Schüsse schon etwas Besonderes. Noch mehr Klasse erreichen aber die Kombinationen im Team. Manche Spieler können nämlich zusammen agieren und einen Kombo Schuss oder ein koordiniertes Passspiel ausführen. Dazu müsst ihr nur darauf achten, dass ihr beide Spieler beim Schießen oder Passen in einem gewissen Radius habt und schon wird die Sequenz ausgelöst.
Etwas vereinfachen könnt ihr euch das Ganze durch die Team Zusammenstellung. Das Spiel setzt euch hier keine Grenzen, sodass ihr jederzeit die Position der Spieler beliebig auswechseln könnt. Dabei ist es auch egal, für welche Position der gewünschte Charakter eingeteilt ist. Ihr könnt also einen Stürmer auch in der Verteidigung spielen lassen. Mit gewissen Taktiken könnt ihr während des Spiels auch die allgemeine Positionierung der Spieler anpassen. Je nach Situation ist es demnach möglich das eigene Team mehr in den Angriff oder die Verteidigung zu rücken. Andere Taktiken sorgen auch dafür, dass sich zwei ausgewählte Spieler stets in der Nähe aufhalten, wodurch die Teammanöver einfacher auszuführen sind. Somit kann auch bei Bedarf ein etwas strategischerer Weg gegangen werden.

Power Flanken und spannende Verteidigungsmanöver lassen sich ebenfalls je nach Situation aktivieren.
Gute Mechaniken mit Problemen
All diese angesprochenen Mechaniken sorgen zwar für ordentlich Abwechslung im Spiel, bringen aber leider noch ein paar Probleme mit sich. Die Sache mit der Ausdaueranzeige des Torwartes habe ich ja bereits angesprochen. Dazu kommt noch ein seltsames KI-Verhalten. Auf dem normalen bis schweren Schwierigkeitsgrad ist es nahezu unmöglich die Gegner auszudribbeln, da diese durchweg vorhersehen, wie ihr den Gegner austricksen möchtet. Im Gegenzug spielt ein einziges gegnerisches Teammitglied fast das ganze Team im Alleingang aus. Hier kommt schnell Frust auf. Auf dem einfachen Schwierigkeitsgrad hingegen ist es viel zu einfach den Gegnern den Ball abzunehmen oder an diesen vorbei zu kommen. Hier mangelt es noch etwas an der Balance zwischen den Schweregraden.
Darüber hinaus scheint es keine Foul-Regeln zu geben. Egal wie hart ihr den feindlichen Spieler tackelt, eine gelbe oder rote Karte gibt es nicht. Zwar muss man sich dann keine Gedanken machen, wie rabiat man vorgehen möchte, trotzdem fühlt es sich so an als würde hier etwas fehlen. Erst recht, wenn es andere Regeln wie Abseits, Eckspiel, Einwurf oder Abstoß es trotzdem ins Spiel geschafft haben.

Der neue Champion
Nachdem ich mich umfassend mit dem Spielsystem beschäftigt habe, möchte ich noch ein paar Worte über die Spielmodi verlieren.
Hauptfokus wurde hier auf die Story gelegt, die in zwei verschiedenen Varianten daherkommt. In einer Story schlüpft ihr in die Rolle von Tsubasa und steuert sein Team Nankatsu gegen eine Reihe von herausfordernden japanischen Teams, um am Ende das große Turnier zu gewinnen. Hier wird 1:1 die Geschichte aus der Serie nacherzählt und das so genau, dass man sogar mit rasanten Zwischensequenzen während des Spiels unterbrochen wird. So kommt immer etwas zusätzliche Spannung ins Spiel, da je nach eigener Spielweise eine Videosequenz getriggert werden kann.
Leider kann dies aber auch ordentlich zurückschlagen, da man manchmal automatisch ein Gegentor kassiert, gegen das man nichts unternehmen konnte. Man möchte hier sicherlich den Schwierigkeitsgrad etwas anheben, was manchmal dann aber auch echt unfair enden kann. Ich meine – wer spielt gerne ein Unentschieden, obwohl man ohne das Gegentor eigentlich gewonnen hätte? Wer dann nicht im Elfmeterschießen übersteht, kann wieder von vorne anfangen.

Apropos Elfmeterschießen: Dies ist ebenfalls enthalten, läuft aber leider komplett zufällig ab. Ihr entscheidet mit dem Analogstick in welche Richtung ihr schießt und der Zufall entscheidet, ob ihr trefft oder ob der Torwart hält. Das gilt sowohl für euch als Schütze als auch in der Rolle des Torwarts. Wirklich wuchtig fühlen sich die Schüsse dabei leider auch nicht an.
Wer lieber etwas an den eigenen Fähigkeiten feilt, nutzt den Trainingsmodus, der im Übrigen äußerst gelungen ist. Hier könnt ihr das Gegnerverhalten auf eure Stärken und Schwächen anpassen, um so in Ruhe noch besser zu werden.
Bau mir meinen Spieler
Glänzen tut das Spiel aber in dem zweiten Storymodus. Hier stellt ihr euren eigenen Spieler zusammen und sucht euch einen von drei Vereinen aus, dem ihr beitreten möchtet. Nach einer gewissen Spieldauer geht es dann an die internationalen Teams, die ihr dann nach dem Bezwingen auch für die freien Spiele freischaltet. Die Story selbst wird durch Novel-Style Dialoge erzählt, man kann sich aber manchmal auch über kleinere Animationen freuen, die die Spieler in Einsatz zeigt. Auch das Pacing fühlt sich richtig an. Man schaut zwar gelegentlich anderen Teams zu, dies wird aber aus nächster Nähe gezeigt und nicht mit zusätzlichen Dialogen gestreckt.
Zwischen den Spielen habt ihr die Möglichkeit euren eigenen Charakter zu verbessern. Durch Freundschaftspunkte zu anderen Spielern baut ihr eine Beziehung auf und könnt deren Taktiken lernen. Dazu gehören nicht nur neue Torschüsse, Dribbling-Tricks oder Tacklings, sondern auch passive Fertigkeiten, die eure Werte steigern. Neben neuen Fähigkeiten kann man sich auch über kleinere Dialoge mit eigenen Antwortmöglichkeiten freuen. Hier schlägt das Fan-Herz höher.
Mittels Loot Boxen, die ihr euch durch Ingame-Währung verdienen könnt, schaltet ihr neue Freundschaftskarten frei. Mit den darauf enthaltenen Charakteren könnt ihr Freundschaften schließen und deren Fähigkeiten erlenen. Diese Währung erhalt man aber nur durch Herausforderungen im Story Modus, die man lediglich gegen bestimmte Teams bestreiten kann und gar nicht so einfach sind. Oftmals kommen hier mehrere Bedingungen zum Tragen, die nur in einer bestimmten Aufstellung, mit definierten Charakteren unter bestimmten Voraussetzungen erfüllt werden können. Das Freischalten diverser Fähigkeiten erfordert also noch jede Menge Fleiß.
Dreamteam Zusammenstellung
Es lässt sich jedoch nicht nur euer Traumspieler erstellen, sondern gleich auch eine gesamte Mannschaft. Hier könnt ihr eure Fantasie komplett ausleben, denn jeder Spieler aus allen freigespielten Teams können in eure Mannschaft aufgenommen werden. So könnt ihr jegliche Kombinationen in einem Team ausleben. Auch das Logo, den Namen oder die Trikots können frei gestaltet werden. Freiheiten werden also genug geboten. Wer möchte kann die Mannschaft auch in Online Matches nutzen und gegen Spieler aus aller Welt antreten.
