Nobunaga’s Ambition: Sphere of Influence im Test

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Releasetermin: 04.09.2015

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Strategie
Entwickler: Koei Tecmo
Herausgeber: Koei Tecmo

 

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Vor wenigen Wochen noch war mir „Nobunaga’s Ambition“ noch völlig fremd. Umso mehr hat es mich erstaunt, dass sich dahinter eine Serie verbirgt, deren erster Titel bereits im Jahr 1983 veröffentlicht wurde. Mit Nobunaga’s Ambition: Sphere of Influence wurde vor zwei Jahren das 30-jährige Bestehen der Reihe gefeiert und nun ist das Spiel verspätet auch hierzulande für die PS4 in den Handel gekommen. Habe ich zurecht noch nie von der Serie gehört oder ist mir da bislang eine Strategie-Perle entgangen? Ich habe es in folgendem Test herausgefunden.

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Zwei Stunden Tutorial und immer noch verwirrt

Dass Nobunaga’s Ambition: Sphere of Influence spielerisch so Einiges zu bieten hat, macht ein extrem umfangreiches Tutorial deutlich. In einer ein- bis zweistündigen Spielsequenz werden uns die Grundlagen und Eigenheiten des Strategiespiels erklärt. Den einen oder anderen Spieler wird solch ein zeitintensiver Einstieg vielleicht abschrecken, doch macht die ausführliche Erklärung durchaus Sinn: Sphere of Influence ist komplex und bietet einen beeindruckenden Tiefgang im Strategie-Geschehen. Der Titel versucht wirklich sein bestes, Spieler Schritt für Schritt in die Spielwelt zu leiten. Nach der Einführungsphase tauchen auch nach vielen Stunden in der Kampagne noch immer Informationskästen auf, die neue Aspekte und Mechaniken erklären. Nobunaga’s Ambition ist ein Titel, bei dem man selbst nach dreistelliger Spielstundenzeit noch neue Taktiken und Möglichkeiten entdeckt. Neulinge des Genres werden sich schlichtweg erschlagen fühlen. Die Informationsflut verdaut sich zudem nicht sofort, sodass Spieler auch aus ihren praktischen Erfahrungen lernen müssen. Dass diese zunächst hauptsächlich aus Niederlagen bestehen können, gestaltet den mühseligen Einstieg nicht gerade einfacher. Wer diese Trial-and-Error-Anfangsphase jedoch überwindet, nach und nach mehr Spielverständnis gewinnt und die Mechaniken zu verinnerlichen beginnt, blickt einer anspruchsvoll spaßigen Erfahrung mit jeder Menge Tiefgang entgegen.

In der Rolle eines Kriegsherren

Der Titel verrät bereits, dass Spieler hier mit der japanischen Geschichte konfrontiert werden. Der berühmte Feldherr Oda Nobunaga dient als Namensgeber, die Geschehnisse des Spiels starten mit der Geburt von Nobunaga. Wir haben die Wahl über verschiedene historische Figuren, die sich in der Sengoku-Zeit der japanischen Geschichte behaupten müssen. Jeder Charakter verfügt über andere Eigenschaften, die mitunter das Spielgeschehen prägen können. Egal ob wir einen hochrangigen Kriegsherren spielen, der ein großflächiges Land, eine mannstarke Armee und umfangreiche Ressourcen zur Verfügung hat, oder ob wir die Rolle eines kleinen Fischs im Kriegsgebilde einnehmen, der nur eine handvoll Anhänger aufweist – Sphere of Influence belohnt allen voran eine sorgfältige Planung und eine vorausschauende Spielweise. Zunächst besteht das Geschehen aus kleineren Zielen, die wir uns entweder selbst setzen oder von unseren Vorgesetzten erhalten. Ich werde kaum auflisten können, wie abwechslungsreich und vielfältig die Tätigkeiten sein können, denn es gibt schier dutzende. So kann es zum Beispiel darum gehen, die Landwirtschaft anzukurbeln oder den Handel in der eigenen Region zu fördern. Wir sehen stets eine große und detaillierte Karte von Japan, auf der wir unser eigenes Territorium überwachen. Nobunaga’s Ambition bietet unzählige Aufgaben, die im Grunde genommen alle darauf abzielen, mehr Macht zu erlangen und letzten Endes seine Widersacher zu erledigen.

Erfolgsgefühl durch Machtgewinn

Auch wenn der Beginn etwas zäh ausfällt, ist das Pacing grundsätzlich eine Stärke des Titels. Haben wir erst einmal ein ordentliches Stück Land in unserem Besitz, kann es schnell Schlag auf Schlag kommen. Wir befehligen in unserer Rolle als General eine beachtliche Armee und spüren, dass Entscheidungen Konsequenzen mit sich ziehen und sowohl für unsere Seite als auch die der Feinde von enormer Bedeutung sind. Spieler legen monatlich fest, welche Handlungen anstehen. Wir können den Zeitblock beispielsweise nutzen, um neue Soldaten zu rekrutieren oder eine Allianz mit einem benachbartem Klan einzuleiten. Ist der Monat beendet und die Aktivität vollendet, wird erneut auf monatlicher Basis über eine neue Tätigkeit bestimmt. Das mag zwar monoton und geradlinig klingen, doch natürlich ist auch mit feindlicher Aktivität zu rechnen. Während wir nichtsahnend unsere Landwirtschaft im Blick haben, marschiert eine feindlich gesinnte Einheit auf einen unserer Posten zu. Unsere Pläne für den nächsten Monat müssen wir über Bord werfen, denn der bevorstehende Angriff erfordert Handlungsbedarf. Es stehen in jeder Situation erstaunlich viele Möglichkeiten zur Handlung bereit. So können wir beispielsweise die begabtesten Krieger eines Feindes zu Misstrauen führen, sodass es gar nicht erst zum Gefecht kommt, da die Armee ihre Befehle verweigert. Auch können wir bei entsprechend mächtiger Lage den Gegner zur Aufgabe zwingen, anstatt einen einseitigen, langweiligen Kampf zu erleben. Jederzeit können sich die Auswirkungen unserer Entscheidungen bemerkbar machen. Erschien eine Allianz mit einer kleinen Fraktion erst sinnlos, kann genau diese Gruppierung in einer hitzigen Schlacht überraschend einschreiten und für den Unterschied sorgen. Ebenso kann es bei Aktivierung einer entsprechenden Funktion im Spielverlauf zu historischen Ereignissen kommen, die die politische Landschaft auf den Kopf stellen. Dadurch spielt sich Nobunaga’s Ambition wirklich dynamisch und es fühlt sich tatsächlich so an, als manövrieren wir uns durch einen lebendigen, sich drehenden und wendenden Krieg, an den Spieler sich ständig neu anpassen müssen.

Spannende Kämpfe, unspektakuläre Grafik

Nun habe ich die Kämpfe bereits des Öfteren erwähnt, sodass es Zeit wird, näher auf diese einzugehen. Die Gefechte finden in Echtzeit statt und bieten Spielern einmal mehr viele Handlungsmöglichkeiten. Im Grunde genommen ist es sogar möglich, selbst kaum am Geschehen teilzunehmen und vielmehr den verschiedenen Einheiten Befehle zu erteilen. Vertraute Offiziere können unsere Einheit auch mit nur geringer Beteiligung unsererseits zum Sieg (oder mit Pech zur Niederlage) führen. Die Positionierung der Einheiten stellt beim Kampfgeschehen den wichtigsten Aspekt dar. Bei wichtigen Gefechten ist das Einschreiten des gespielten Kriegsherren besonders wichtig. Denn jeder Kriegsherr, der zu Beginn der Kampagne zur Verfügung steht, hat eine Art Spezialtaktiken auf Lager. Wird solch eine im richtigen Moment auf sinnvolle Weise eingesetzt, kann sich die Situation auf dem Schlachtfeld im Handumdrehen wenden. Gelegentlich kann die gegnerische KI allerdings extrem gnadenlos sein. Wer Probleme mit der Schwierigkeit hat, kann entsprechende Optionen regeln und sich das Geschehen vereinfachen. Beim Start einer neuen Karriere lässt sich bestimmen, wie schnell angeschlagene Einheiten sich erholen, wie viel Schaden wir austeilen oder wie viel der Gegner einstecken kann. Auch wenn die komplexe Art und der zähe Einstieg so manche Spieler vergraulen mag, ist zumindest die knackige Schwierigkeit dank der Anpassungsmöglichkeit kaum ein Problem. Ich empfehle dennoch, für fordernde Schlachten zu sorgen. Ein knappes Gefecht fühlt sich bei einem Sieg natürlich umso befriedigender an. Ein abschreckendes Element bleibt dennoch bestehen: Die Benutzeroberfläche ist absolut nicht optimiert, ist klar auf die PC-Fassung ausgelegt. Bei der Erkundung der Japan-Karte muss der Cursor per Analog-Stick stets an die äußerste Ecke geführt werden, um weitere Areale zu enthüllen. Auch der Scrollbalken in den Menüs lässt darauf schließen, dass die Navigation per Mausrad besser funktionieren würde als mit Controller. Zudem sind Schriftboxen und Texte sehr klein gestaltet. Es gibt eine Option, um Schrift und Icons zu vergrößern, doch mir ist nicht verständlich, warum dies nicht von Werk ab optisch passend implementiert ist. Eine bessere Optimierung der PS4-Version hätte der Zugänglichkeit gut getan. Zumindest technisch gibt Sphere of Influence auf der PS4 eine solide Figur ab. Besonders die gezeichneten Charaktermodelle gefallen mir im Stil sehr gut. Die Schauplätze auf der Japankarte sind zwar nicht sonderlich detailliert gestaltet, das ist angesichts des riesigen Ausmaßes aber schnell verziehen. Das Spiel überzeugt wahrlich nicht mit spektakulärer Grafik, doch ist das Gebotene gelungen genug, um den Spielspaß in keinster Weise negativ zu beeinflussen. Den Soundtrack hingegen möchte ich als Stimmungskanone hervorheben. Die Klänge unterstreichen sowohl in den Menüs als auch im Gefecht das Geschehen hervorragend und tragen zur Atmosphäre bei. Die Stimmen der Figuren können wahlweise auf Japanisch oder Englisch gestellt werden, wobei nur wenige Sätze überhaupt vertont sind. Vielmehr stützt sich Nobunaga’s Ambition auf eine Wand an Text, die in Englisch präsentiert wird. Spieler müssen also nicht nur Freude am Lesen haben, sondern auch des Englischen mächtig sein, um den Titel wirklich verstehen und genießen zu können.

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Fazit

Das Strategie-Genre scheint am Aussterben zu sein – zumindest auf der Konsole kommen immer weniger Spiele für Strategen auf den Markt. Wer auf einen komplexen und tiefgehenden Genre-Vertreter gewartet hat, wird nun allerdings in Nobunaga’s Ambition: Sphere of Influence fündig. Der Einstieg mag zwar etwas zäh ausfallen und spielerisch macht der Titel kaum etwas neu, dafür aber eben sehr viel richtig. Durch schier etliche Handlungsmöglichkeiten und ein tolles Fortschrittsgefühl können Strategie-Fans einen zeitintensiven Ausflug in die japanische Geschichte einplanen. Obwohl die Optimierung für den Controller nicht ideal ausfällt, fühlt sich Nobunaga auf der PS4 wohl und beweist, dass gute Strategie-Spiele auch heutzutage noch für Konsolen erscheinen sollten.

Positiv-Icon Umfangreiches Tutorial…

Positiv-Icon Bietet genug Inhalt, um hunderte Stunden zu unterhalten

Positiv-Icon Tiefgehende Spielmechaniken, die Geduld und Intelligenz belohnen

Positiv-Icon Soundtrack trägt toll zum Geschehen bei

Negativ-Icon… das jedoch den zähen und teils frustrierenden Einstieg nicht verhindern kann – die Lernkurve ist unglaublich steil

Negativ-Icon Nicht alle Aspekte sind gut für den Dualshock 4 optimiert

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)