Releasetermin: 05.05.2017
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: First-Person-Shooter
Entwickler: Arkane rumudios
Herausgeber: Bethesda Softworks
Ich bin unglaublich froh, dass Prey nach einigen Turbulenzen in der Entwicklungsgeschichte doch noch erschienen ist. Bereits vor Release hagelte es von der Presse Vergleiche mit großartigen Spielen wie System Shock, Half-Life 2 und BioShock. Insbesondere als großer Fan von Ken Levines modernen Klassikern versprach ich mir daher Großes von der Neuausrichtung der Marke Prey. An Bord sind dazu auch noch die mehr als fähigen Entwickler der Arkane Studios, die mich zuletzt mit Dishonored 2 unglaublich gut unterhalten haben. Kann da überhaupt noch was schief gehen?
Eine unbekannte Gefahr
Der Anfang von Prey zeigt sich erst einmal sehr verwirrend. In der Rolle von Morgan Yu sind wir Testsubjekt von irgendwelchen täglichen Untersuchungen, welche aber am Tag des Spielbeginns urplötzlich unterbrochen werden. Aus einer Kaffeetasse entsteht aus heiterem Himmel ein merkwürdiges spinnenähnliches Etwas, das die untersuchenden Wissenschaftler aus dem Nichts attackiert. Der geschockte Morgan Yu wird ohnmächtig und wacht kurze Zeit später wieder in seinem Bett auf – laut einer Computerstimme sogar wieder am gleichen Tag. Was geht hier vor sich? Alles nur ein Traum? Nach und nach helfen wenige Informationsfetzen und Personen, die Kontakt zu uns aufnehmen, bei unserer Suche nach Erklärungen. Auf der Raumstation Talos 1 forscht die Firma TranStar im Jahre 2032 nicht nur an den mörderischen außerirdischen Kreaturen, die wir anfangs zu Gesicht bekommen haben, sondern vor allem auch an sogenannten Neuromods, welche die geistige und körperlichen Fähigkeiten eines Menschen verbessern sollen. Doch offensichtlich lief etwas schief und das gewaltige Forschungszentrum im All wurde von den Kreaturen überrannt – ob und wo es dort oben noch menschliche Überlebende gibt, ist unklar.
Nach dem merkwürdigen Beginn der Geschichte mangelt es euch ganz sicher nicht an Wissensdurst um mehr über die Forschungen und die Science-Fiction-Welt dieser Zukunft herauszufinden. Morgan Yu erinnert sich nicht an viel von dem, was er vor der Testreihe war und erfährt nur nach und nach über diverse Audio-Logs, Emails und Dokumente mehr über das, was auf der Talos 1 genau geschehen ist. Mir persönlich waren diese Informationsfetzen trotz ihrer sehr hohen Qualität und der interessanten spielerischen Einbindung leider gelegentlich zu trocken – auch wenn es zum Setting sehr gut passt, war mir das ständige Zusammensuchen der Erzählung teilweise ein bisschen zu zeitaufwendig. Doch die Geschichte, die Prey erzählt, ist trotz geringfügig blasser Charaktere unglaublich interessant und besticht insbesondere durch die ständige Ungewissheit, die fantastische Atmosphäre und den ständigen Verfolgungswahn, den man während des Spieldurchlaufs empfindet.
Großes Waffenarsenal und trotzdem unterlegen
Spielerisch zeigt sich Prey dabei als frischer und ziemlich anspruchsvoller Genre-Mix aus First-Person-Shooter und Rollenspiel. Zusätzlich zu normalen Fern- und Nahkampfwaffen gibt es diverse Gadgets, mit denen es sich gegen die fiesen Alienkreaturen zu wehren gilt. Besonders die Signature-Waffe namens Gloo-Gun ist sehr innovativ: schießt ihr mit dieser klebrige Masseklumpen auf eure Widersacher, verlangsamen und erhärten diese. Das gibt euch beispielsweise die Möglichkeit, mit anderen Waffen gezielte und ungestörte Angriffe auf die Monster zu starten. Genauso kann euch der Einsatz der Waffe aber auch Zeit verschaffen. So etwas wie falschen Stolz solltet ihr euch sofort abgewöhnen, können die Aliens in direkter Konfrontation nämlich teilweise so gefährlich sein, dass ein Weglaufen durchaus die beste Entscheidung sein kann. Doch die klebrige Masse der Gloo-Gun kann genauso an Punkte in der Umgebung geschossen werden um eine improvisierte Treppe oder Sprunghilfe zu erstellen. Gemeinsam mit den weiteren Waffen und Fähigkeiten entstehen damit unzählige Kombinationsmöglichkeiten um sich experimentell gegen die Gefahr zur Wehr zu setzen.
Apropos Fähigkeiten: der Talentbaum aus Prey ist der Wahnsinn! Könnt ihr euch anfangs „nur“ mit Neuromods in Kategorien wie Wissenschaftler oder Sicherheit verbessern, kommen später auch noch die aufregenden Alien-Fähigkeiten dazu. Während Erstere euch beispielsweise das Hacken von Maschinen, diverse Wertesteigerungen oder auch das Reparieren von automatischen Geschützen ermöglichen, könnt ihr euch später selbst mit den Fähigkeiten der außerirdischen Kreaturen ausstatten. Sobald ihr die verschiedenen Kreaturen nämlich im Spielverlauf mittels eines bestimmten Gerätes gescannt habt, könnt ihr euch selbst in herumliegende Gegenstände verwandeln oder kraftvolle Alienangriffe ausführen. Das hilft euch sehr gegen die unberechenbaren Außerirdischen. Es bleibt nämlich längst nicht bei den noch relativ harmlosen, wenn auch nervigen Mimics, die wir in den ersten Minuten zu sehen bekommen haben. Sieht oder hört man beispielsweise eines der gefährlichen Phantome durch die Gänge der Anlagen streifen, läuft einem sofort ein kalter Schauer über den Rücken – die Big Daddys aus BioShock lassen grüßen!
Herausforderungen hinter jeder Ecke
Es macht Spaß, alternative Wege zu suchen, sich über Nebenaufgaben in der freibegehbaren Talos 1 zusätzliche Hilfsmittel zu ergattern und versteckte Geheimnisse zu lüften. Es ist ein ständiges Abwägen: gerade wegen des doch sehr fordernden Schwierigkeitsgrades überlegt man stets zweimal, eine Konfrontation mit den Kreaturen einzugehen. Schließlich ist die Munition begrenzt, die Lebens- und Rüstungsleiste oft niedrig und die Gefahr teilweise auch nur schwer einzuschätzen. Als stumpfes Trial-and-Error würde ich Prey trotzdem nicht bezeichnen – hat man sich einmal mit dem nicht ganz frustfreien Spielprinzip angefreundet, geht man von vornherein bedachter in die einzelnen Situationen. Ein wenig macht diese Spielweise auch die Faszination des Spiels aus: Prey ist ein spannender Survival-Trip, in dem ihr nicht zu sehr an die Hand genommen werdet und euch Informationen, Waffen sowie Munition selbst zusammensuchen bzw. -bauen müsst. Prey schreckt auch nicht davor zurück, euch plötzlich mal mit einer unerwarteten Situation oder einem gelungen platzierten Horror-Element zu überraschen. Trotzdem ist es bei diesem Spiel tatsächlich keine Schande, den Schwierigkeitsgrad auf „leicht“ zu stellen – gerade vorschnelle Shooter-Spieler werden wegen fehlender Schleichansätze und zu wenig taktischer Planung gnadenlos abgestraft.
Die starke Atmosphäre von Prey wird auch maßgeblich vom starken Level-, Art- und Sounddesign der Entwickler beeinflusst. Gerade beim grafischen Stil hatte ich schon im Vorfeld Großes erwartet. Die Arkane Studios haben zuletzt bei Dishonored 2 einen hervorragenden, leicht comic-inspirierten Look auf die Beine gestellt, der in Zusammenarbeit mit der immensen Detailarbeit der Entwickler für ein ausgesprochen authentisches Universum gesorgt hat. Auch in Prey sprechen sich die Franzosen ganz klar gegen fotorealistische Optik aus und versuchen ein ganz ähnliches Unterfangen, was erneut hervorragend gelingt. Der Architektur und den zahlreichen technischen Geräten nimmt man das komplexe Zukunftsszenario komplett ab, dazu wechselt das Abenteuer nicht nur zwischen diversen verschiedenen Schauplätzen auf der Talos 1, sondern vermittelt auch ganz unterschiedliche Stimmungsbilder. Ähnlich verhält es sich mit der Musik von Prey: auch wenn nicht so viele Stücke in Erinnerung bleiben und der Soundtrack teilweise nur sehr bedacht eingesetzt wird, schaffen die Entwickler es besonders auch dank der Soundkulisse ihren atmosphärischen Momenten noch mehr Ausdruck zu verleihen. Die Entwickler sind sich dem Effekt von Krach, Stille, Licht und Dunkelheit bewusst und erzeugen dadurch über weite Strecken eine sehr pointierte Stimmung.