Releasetermin: 14.09.2018

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure
Entwickler: Eidos Montréal, Crystal Dynamics
Herausgeber: Square Enix

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Schon seit den ersten Auftritten in den 90ern gilt Lara Croft als eine der wichtigsten Ikonen der Videospielgeschichte. Angefangen hat Tomb Raider auf der ersten Playstation-Konsole – seitdem hat sich das Franchise aber nicht nur auf zahlreiche weitere Gaming-Systeme, sondern sogar auf Filmleinwände und literarische Werke ausgeweitet. 2013 markierte schließlich einen Wendepunkt der Reihe: Mit einem Reboot, schlicht Tomb Raider getauft, wurde Laras Geschichte neu konzipiert. Zwei Jahre später folgte mit Rise of the Tomb Raider eine direkte Fortsetzung, Shadow of the Tomb Raider soll nun den krönenden Abschluss der Trilogie darstellen. Ob Lara Croft mich nach all den Jahren immer noch überzeugen konnte, erfahrt ihr im folgenden Test.

In gewohnter Manier

Dass dieses Mal nicht Crystal Dynamics, sondern die Deus-Ex-Entwickler von Eidos Montréal die Oberhand bei der Entwicklung hatten, fällt auf den ersten Blick nicht wirklich auf. Auch Shadow of the Tomb Raider bedient sich an dem erprobten Grundgerüst, das schon seine beiden Vorgänger in den letzten Jahren auf eine hohe Qualität gehoben hatten. Heißt im Klartext: Euch erwartet erneut ein gewohnt packendes Action-Adventure mit Shooter-, Rätsel- sowie Klettereinlagen und einer Suche nach alten Relikten, die euch selbstverständlich durch die Ruinen antiker Grabstätten führt. Das Gameplay des Spiels so oberflächlich herunterzubrechen wird ihm sicherlich nicht gerecht, zeigt aber, dass Shadow of the Tomb Raider das Rad nicht neu erfindet, sondern vor allem auf bekannten Pfaden wandelt.

Doch das Konzept geht auf: Bereits wenige Minuten nach dem Beginn hat mich Tomb Raider wieder in seinem Bann. Die spielerische Nähe zu Third-Person-Konkurrenten wie Uncharted ist nach wie vor mehr Fluch als Segen. Im Kampf gegen die Trinity-Organisation greift ihr erneut auf ein abwechslungsreiches Waffenarsenal zurück. Wuchtige Schrotflinten gehören genauso zu Laras Ausstattung wie Pistolen oder Sturmgewehre. Natürlich kehrt auch der Bogen als Allround-Ausrüstung zurück. Schon immer gefiel es mir in Tomb Raider, dass der Versuch des ruhigen Vorgehens dank der stillen Pfeile stets gefördert und belohnt wird. Statt Gegnermassen hektisch niederzuschießen, habe ich mich daher oft lieber für eine stille Exekution an Feinde angeschlichen oder ich eliminierte sie aus sicherer Distanz mit dem Bogen. Um ungesehen zu bleiben kann ich mich auch an bewucherten Felswänden verstecken oder Gegenstände werfen, um Gegner abzulenken beziehungsweise auf eine falsche Spur zu schicken. Das ist in vielen Fällen gar nicht so schwer, da sich die KI bei stillen Überwältigungen oft recht dumm anstellt.

Narrativer Höhepunkt der Trilogie

Den Konflikt mit Trinity kennen Fans schon aus den vorherigen Teilen, in Shadow of the Tomb Raider spitzt er sich aber noch zusätzlich zu. Als Lara eine antike Ausgrabungsstätte vor Dr. Dominguez, dem Trinity-Oberhaupt, erreicht, reißt sie sich einen alten Maya-Dolch schnell unter die Finger. Damit sorgt die Protagonistin offenbar für die Einleitung eines apokalyptischen Maya-Fluchs. Die einzige Hoffnung: Ein weiteres Artefakt, das sich nicht in Mexiko, sondern inmitten des peruanischen Dschungels befindet. Mit Jonah, ihrem Kumpel aus früheren Teilen, macht sich Lara auf den Weg um das Unheil abzuwenden – und kämpft sich dabei auch durch Unterwasserhöhlen, Gräber oder authentische Wald-Siedlungen. Die Prämisse der Story klingt simpel, entfaltet sich im Verlauf des Spiels aber zu einer düsteren Geschichte, die besonders durch die verschiedenen Charaktere punktet.

Besonders hat mir hierbei gefallen, dass Laras Persönlichkeit einmal mehr im Zentrum der Handlung steht. Die verletzliche Protagonistin aus dem ersten Teil soll sie zwar nicht mehr sein, zu einem unantastbaren Action-Held wurde sie aber auch nicht. Stattdessen gibt Eidos Montréal der Figur Raum zur Entfaltung, etwa durch Dialoge mit Tiefgang oder überraschenden Rückblenden. Hinzu kommt, dass Maria Koschny – unter anderem als deutsche Stimme von Jennifer Lawrence bekannt – sehr gute Arbeit für die hiesige Synchronisation geleistet hat. Ein noch viel größeres Plus stellt die enorm starke Soundkulisse von Shadow of the Tomb Raider dar. Schon die stimmungsvollen Musikstücke sind eine Erwähnung wert, viel beeindruckender sind aber die detailreichen Hintergrundgeräusche: Leises Wassertröpfeln, knackendes Feuer und quietschende Mäuse sorgen beispielsweise in einer dunklen Höhle für eine dichte und beklemmende Atmosphäre. Leider kommt es im Spiel gelegentlich zu kleineren Tonproblemen, wodurch zum Beispiel manchmal die Lautstärke der Stimmen zu gering abgemischt ist.

Natur als Freund und Feind

Survival und Crafting spielen in Shadow of the Tomb Raider erneut eine wichtige Rolle. Indem ihr Kisten leert oder Heilkräuter pflückt könnt ihr Kräutermischungen für Heilung oder verbesserte Wahrnehmung und natürlich auch verschiedene Pfeilarten oder Upgrades herstellen. Auch die Jagd nach Tieren belohnt euch mit wichtigen Ressourcen und Erfahrungspunkten. Letztere bekommt ihr aber so ziemlich für jede Aktion im Spiel, darunter auch für das Studieren antiker Inschriften oder kleinere Spielfortschritte. Die Areale sind weitläufig genug um meinen Entdeckerdrang zu wecken, aber nicht zu riesig um unnötig unübersichtlich zu werden. Dank der Karte und der Möglichkeit, auf Knopfdruck wichtige Orte in der Umgebung anzuzeigen, behaltet ihr als Spieler stets den Überblick. Wer erkundet, der findet: Neben (teilweise zu vielen) Sammelgegenständen bietet das Spiel auch optionale Gräber und einige Nebenquests.

Eine der größten Belohnungen sind aber die starken Panoramen und beeindruckenden Kulissen, mit denen auch Laras neustes Abenteuer wieder zu einer absoluten Augenweide wird. Die Höhlenanlagen sind dank alter Statuen und Fallen authentisch gestaltet, während mich bei der Reise durch den Dschungel besonders die vielen Details in den Siedlungen sowie Flora und Fauna beeindruckt haben. Die Tierwelt dient in Tomb Raider aber nicht nur der lebendigen Spielumgebung, sondern stellt auch wieder einige Gefahren des Spiels. Während sich kleinere Tiere recht einfach für Erfahrungspunkte und Ressourcen jagen lassen, solltet ihr euch zum Beispiel vor den Jaguaren in Acht nehmen, da sie für ganz andere Herausforderungen als die bewaffneten Trinity-Soldaten sorgen. Mit steigender Spielzeit wird Lara aber immer stärker: Nicht nur die Waffen erhalten Upgrades, auch ihr eigenen Fähigkeiten werden erneut durch einen Fähigkeitenbaum verbessert. Aufgeteilt in die Sektionen Krieger, Sucher und Sammler könnt ihr die Protagonistin recht frei mit nützlichen Skills für Kampf, Jagd oder das Crafting ausstatten.

Abwechslung als große Stärke

Shadow of the Tomb Raider hat dem Spieler allein in der Hauptstory über eine Zeit von knapp 13 Stunden einiges zu bieten. Eine große Stärke: Trotz der recht linearen Story gelingt es den Entwicklern, das Gameplay sehr vielfältig zu gestalten. Auch die Rätsel sind erneut vorbildlich in die Handlung des Spiels eingebunden und sorgen dafür, dass eure grauen Zellen angenehm gefordert werden. Gelegentlich muss Lara sich zum Beispiel an hydraulischer Mechanik aus alten Zeiten zu schaffen machen, um an einem Hindernis vorbei zu kommen. Ein anderes Mal nutzt ihr euren Bogen, um Seile zwischen Schluchten zu spannen, damit ihr sie sicher überqueren könnt. Kombiniert mit Timing-Spielereien und toll in Szene gesetzten Kletter-Sequenzen sorgt Shadow of the Tomb Raider für willkommene Abwechslung zum Schleichen und Schießen.

Wertung im Einzelnen
Gameplay
8
Story
8.5
Grafik & Sound
8.5
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